Kinder- theater Abo 1 | 4 â 6 Jahre - Elternzeitung Luftballon
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22 <strong>Elternzeitung</strong> <strong>Luftballon</strong> Wissen und Bildung<br />
Mai 2009<br />
Fellbach und Waiblingen<br />
Stuttgarter Musikschule<br />
Rotebühlplatz 28<br />
70173 Stuttgart<br />
Bildung oder Faktenwissen<br />
Welches Bildungsideal wollen wir?<br />
„Gute Bildung stellt den<br />
Menschen in den Mittelpunkt<br />
und hilft uns, das zu entwickeln,<br />
was jedem einzelnen<br />
von uns gegeben ist.“ Ein<br />
großes Anliegen von Bundesprä<br />
sident Horst Köhler,<br />
ange sichts der aktuellen Schulde<br />
batte. Geht es dabei heute<br />
wirklich um den Menschen<br />
oder geht es um ganz andere<br />
Inter essen?<br />
„Bildung muss unabhängig von<br />
wirtschaftlichen Interessen gedeihen<br />
können.“ Als Wilhelm<br />
von Humboldt vor 200 <strong>Jahre</strong>n<br />
dieses Bildungsideal schuf, war<br />
er preußischer Kultusminister<br />
und dabei, das Land aus seiner<br />
Rückständigkeit zu führen.<br />
Humboldt ging es dabei in erster<br />
Linie um die Ausbildung<br />
aller persönlicher Kräfte eines<br />
Menschen zu einem harmonischen<br />
Ganzen. Das Ideal:<br />
Menschen, die ein freies Urteil<br />
erlangen können. Wenn heute<br />
über die Bildung unserer <strong>Kinder</strong><br />
gesprochen wird, meint man damit<br />
nicht selten: Faktenwissen<br />
vermitteln, und das so effi zient<br />
wie nur möglich. Also in immer<br />
kürzerer Zeit immer mehr<br />
Wissen in die Köpfe stopfen?<br />
Lebensweltbezug statt<br />
abstrakter Inhalte<br />
Schulzeit prägt Menschen wie<br />
IHR Kind ist UNS wichtig!<br />
Auf spielerische Weise Musik entdecken...<br />
Ab dem frühesten Alter...<br />
Dabei motorische, sowie kognitive,<br />
als auch soziale Fähigkeiten entwickeln...<br />
...im Rahmen der<br />
Elementaren Musikpädagogik<br />
an der Stuttgarter Musikschule<br />
zum Neuen Schuljahr bieten wir an:<br />
Eltern-Baby-Kurse (ab 3 Monate), Eltern-Kind-<br />
Rhythmik (ab 2 <strong>Jahre</strong>), Rhythmik (3 <strong>Jahre</strong>),<br />
Musikalische Früherziehung (ab 4 oder<br />
ab 5 <strong>Jahre</strong>), Musikalische Grundausbildung<br />
(nach Einschulung), <strong>Kinder</strong>tanz<br />
Telefon: 0711/216-1734<br />
E-Mail: stuttgarter.musikschule@stuttgart.de<br />
Internet: www.stuttgarter-musikschule.de<br />
Wilhelm v. Humboldt prägt bis heute den Bildungsbegriff.<br />
kaum eine andere Lebens phase.<br />
Dort werden Bil dungs grundlagen<br />
gelegt. Wa rum nimmt<br />
der kindliche Wis sens durst im<br />
Laufe der Schulzeit ab? Weil<br />
Schulzeit oft genug Pauken von<br />
Wis sensstoff und Lernen leerer<br />
Inhalte bedeutet ohne jeglichen<br />
Bezug zum Leben der<br />
<strong>Kinder</strong>. Beispiele kennt jeder<br />
Schüler, jede Mutter, jeder<br />
Vater. Dabei soll Lernen Lust<br />
sein, keine Mühsal. Wie wohltuend<br />
sind hier die Ansätze einiger<br />
Querdenker! Man muss<br />
nicht Reformpädagoge sein,<br />
um den Ideen Positives abzuge-<br />
© Humboldt Unversität/Heike Zappe<br />
winnen. Erfolgreiches Beispiel<br />
ist die Grundschullehrerin Fee<br />
Czisch, die Schule, so wie sie<br />
sich traditionell darstellt, nicht<br />
mehr wollte und ihre eigene persönliche<br />
Bildungsreform durchführte.<br />
Ihre Erfahrungen hat sie<br />
in einem äußerst lesenswerten<br />
Buch niedergeschrieben.<br />
Wertschätzung<br />
statt Egoismus<br />
Czisch, und vielen ihrer Kollegen<br />
und Kollegin nen, geht es<br />
um Entfaltung und Entwicklung<br />
ihrer Schüler und Schülerinnen.<br />
Darum, <strong>Kinder</strong> in die Lage<br />
zu ver setzen, Verantwortung<br />
zu über nehmen für sich selbst<br />
und an dere. An den Schulen<br />
sol len nicht alleine fachliche<br />
Leis tungen gefördert werden.<br />
Schule soll <strong>Kinder</strong>n in erster<br />
Li nie helfen, gute Erfahrungen<br />
zu machen, ein tragfähiges<br />
Fun da ment für sie zu schaffen,<br />
beschreibt Czisch ihren Bil dungsauftrag.<br />
„Zu selbstbewuss ten<br />
Erwachsenen werden Kin der<br />
durch Erfolgserlebnisse, sichere<br />
Beziehungen, friedliches Zu sammenleben,<br />
Anerkennung, Achtung<br />
und Wertschätzung.“ Das<br />
kann nur funktionieren, wenn<br />
jedes einzelne Kind in seiner<br />
Per sön lichkeit und seinem indi viduellen<br />
Umfeld wahr- und ernstge<br />
nommen wird, betont sie.<br />
Erfahrung statt<br />
Belehrung<br />
„Wir sind eine Wissensgesellschaft<br />
und zugleich sind wir arm<br />
an gelebtem Wissen, an erfahrenen<br />
Gefühlen“, fasst die Leiterin<br />
des Instituts für Ganzheitliches<br />
Lernen, Dr. Charmaine Liebertz,<br />
den Lernprozess an vielen Einrichtungen<br />
heute zusammen.<br />
Dabei sind <strong>Kinder</strong> gierig darauf,<br />
Neues zu erfassen - im<br />
wahrhaften Sinne des Wortes.<br />
Sie beobachten genau, was passiert,<br />
wenn man in den Lauf<br />
der Dinge eingreift. Sie wollen<br />
Dingen auf den Grund kommen,<br />
wenn man natürliche Lern prozesse<br />
zulässt. Das baut das<br />
Verständnis der Wirklichkeit<br />
auf - die Grundlage für Bildung.<br />
Auch Herzensbildung ist eine<br />
Form von Bildung: Fröhlichkeit,<br />
Lebens freude, Achtsamkeit, Toleranz,<br />
Respekt, Liebe. Brücken<br />
bauen zwischen Starken und<br />
Schwachen, Verständnis für die<br />
Ängste und Sorgen anderer statt<br />
Einzel kämpfertum.<br />
Welche Gesellschaft<br />
wollen wir?<br />
„Eine Kindheit gerät nicht aus<br />
eigenem Verschulden in Schieflage,<br />
sie ist immer auch ein<br />
Spiegelbild der Er wachse nenwelt“,<br />
sagt Charmaine Liebertz.<br />
Dass Bildung wichtig ist, wird<br />
von Politikern oft genug betont.<br />
Die Bemühungen dorthin<br />
scheinen gelegentlich halbherzig.<br />
Die Bildungsausgaben in<br />
Deutschland sind im internationalen<br />
Vergleich bisher beschämend<br />
gering. Laut OECD-Studie<br />
„Bildung auf einen Blick 2008“<br />
rangiert Deutschland lediglich<br />
auf Platz 21 von 28. Auch<br />
soziale Ungleichheit monierten<br />
die Experten: Ein Kind<br />
aus einer Arbeiterfamilie hat<br />
im Vergleich zu dem Kind einer<br />
Akademikerfamilie nur<br />
ein Viertel der Chancen, aufs<br />
Gymnasium zu kommen. Ob<br />
und, wenn ja, welche Wirkungen<br />
die vor wenigen Wochen verabschiedeten<br />
Konjunkturpakete<br />
auf unsere <strong>Kinder</strong> haben, muss<br />
abgewartet werden. Inzwischen<br />
können wir ja mal anfangen, unsere<br />
eigene Sicht der Dinge zu<br />
überdenken. Dazu braucht es<br />
kein Geld!<br />
Christina Stefanou<br />
INFO<br />
<strong>Kinder</strong> können mehr, Anders<br />
lernen in der Grundschule, Fee<br />
Czisch, Kunstmann 2004, ISBN<br />
3-88897-387-2<br />
Das Schatzbuch der Herzensbildung,<br />
Charmaine Liebertz, 3.<br />
Aufl age 2007, Don Bosco,<br />
EAN 9783769814460<br />
www.oecd.org/de/<br />
bildungaufeinenblick