EXTRA 5 - Der Sonntag

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10 <strong>EXTRA</strong> Neues Projekt: „Erst jetzt? Warum nicht!“ Eine Chance für Frauen auf der Suche nach einem geistlichen Leben bei den Franziskus-Schwestern, Jungfernweg 1, 47799 Krefeld www.franziskus-krefeld.de Tel. 0 21 51 - 9 12 70 Unter einem offenen Himmel den Menschen begegnen… www.wilhelm-kempf-haus.de Wilhelm-Kempf-Haus 1 65207 Wiesbaden-Naurod Telefon 06127 77-0 Telefax 06127 77-257 Das neue Programmheft ist da! Halbjahresthema Kultur Jetzt bestellen! HAUS AM DOM Katholische Akademie Rabanus Maurus per Post: Haus am Dom Katholische Akademie Rabanus Maurus Domplatz 3 60311 Frankfurt a.M. per eMail: hausamdom@bistum- limburg.de Oder als Download-pdf! www.hausamdom-frankfurt.de KULTUR Die Liebe Christi drängt uns. (2 Kor 5,14) August-Dezember 2 012 Halbjahresthema HAUS AM DOM Katholische Akademie Rabanus Maurus Seine Mutter starb an Aids. Doch er fand neuen Lebensmut. www.missio-hilft.de Mutmacher: Wir bilden sie aus. Kloster Arnstein Konvent – Pfarrkirche – Wallfahrtsort Klosterladen – Jugendbegegnungsstätte www.arnsteiner-patres.de Kultur
on Albanisch über Dari bis Twi ntegrationsassistenten sind aber nicht nur Dolmetscher, sondern Kulturvermittler Von Bernhard Perrefort „Ich war auf mich allein gestellt.“ Als Ljence Nikolovski vor fünf Jahren als Au-Pair nach Deutschland kam, musste sie „alles selbst stemmen“. Behördengänge, Formulare und vieles mehr. „Aber ich habe alles geschafft“, berichtet die Mazedonierin mit Stolz. „Aber wenn damals jemand da gewesen wäre, wäre sicherlich vieles leichter gewesen“, sinniert die Integrationsassistentin. Denn das ist sie inzwischen. Die 29-Jährige studiert im sechsten Semester Soziale Arbeit, hat sich während eines Praktikums beim Migrationsdienst auch mit der Thematik befasst. Weiter erzählt sie im nahezu akzentfreien Deutsch und mit leuchtenden Augen von ihrem „1a-Mann“ und der kleinen Tochter. Sie bringt alles unter einen Hut: Familie, Studium und ehrenamtliches Engagement als Integrationsassistentin in Wiesbaden. Ljence Nikolovski spricht von „Humanität“. Sie möchte „für andere Menschen in einem fremden Land“ etwas tun. Dazu hat sie reichlich Gelegenheit im Team der Integrationsassistenten, das der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau- Taunus vor zwei Jahren ins Leben rief und von der Stadt Wiesbaden und dem Land Hessen gefördert wird. MigraMundi, ein Verein von Migrantinnen aus vielen Ländern, kooperiert mit dem Projekt. In dessen Räumen an der Friedrichstraße treffen sich auch die Integrationsassistenten regelmäßig zum Austausch. Neutral und unparteiisch 35 sind es bereits. Sie kommen aus 21 Ländern und decken 31 Sprachen ab: von Albanisch und Dari über Türkisch, Englisch bis zu Paschtu, Arabisch oder Twi. Dabei steht nicht das reine Übersetzen von einer anderen Sprache ins Deutsche oder umgekehrt im Vordergrund. „Sondern das kultursensible Dolmetschen mit Emotionen.“ So fasst die Koordinatorin des Projekts, Tatyana Vilgelmi, die Hauptaufgabe ihrer Integrationsassistenten zusammen. Sie sind dabei, wenn Fragen zu klären sind zwischen Einrichtungen oder Behörden in der Landeshauptstadt wie Bezirkssozialamt, Migrations- oder Erziehungsberatungsstellen, Jugendhilfe oder Frauenhäuser, und Migranten. „Sie müssen absolut neutral und unparteiisch sein“, betont Vilgelmi. Wichtig sei, dass sie den sozialen und kulturellen Kontext beider Seiten kennen, erläutert die aus Russland stammende Caritas- Mitarbeiterin, die vor zehn Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen ist. Ihr eigenes Psychologiestudium wurde hier nicht anerkannt. Deutsch hat sie sich weitgehend selbst beigebracht, hat sich ehrenamtlich in Frankfurt und Wiesbaden engagiert und zwei Kinder geboren. Mit einer halben Stelle arbeitet sie seit 2010 in diesem Projekt. „Es gibt Migranten, die einfach Unterstützung brauchen, aber über keine Deutschkenntnisse verfügen. Und auch die Fachdienste oder Behörden kamen wegen kultureller Missverständnisse in ihrer Arbeit nicht weiter“, erinnert sich Vilgelmi an die damalige Ausgangslage. Heute freut sie sich, dass sich auf der einen Seite die Integration von Migranten deutlich verbessert habe, auf der anderen Seite sich Dienststellen für ihre kulturellen Hintergründe geöffnet haben. „Wir sind Vermittler“, bestätigt auch die Studentin Nikolovski. Aus ihrer einjährigen Erfahrung als Integrationsassistentin hat sie durch ihr Engagement die Lebenssituationen von etwa zehn Familien kennengelernt. In letzter Zeit kommen Migranten mit großer Erwartung an eine bessere Zukunft vermehrt aus Bulgarien und Rumänien. Meist hat es Ljence Nikolovski Problemen bei Arbeitserlaubnis, Alphabetisierung und dergleichen zu tun. Ein „Fall“ des Jugendamts zog sich über sechs Monate hin. Dabei ging es um eine 21-jährige Bulgarin, ihren gewalttägigen Freund, einen Suizidversuch der Analphabetin und die Misshandlung ihres Babys, das bleibende Schäden davontrug und jetzt in einer Pflegefamilie lebt. Klar, dass sie so etwas nicht so einfach vergessen kann und es vielleicht schwierig ist, eine notwendige Distanz zum Klienten zu wahren. Und: „Integrationsassistenten können an Supervision teilnehmen“, macht Tatyana Vilgelmi auf ein Begleitangebot aufmerksam, denn „sie sollen glücklich sein.“ Zur Klientel zählt Vilgelmi Lehrer und Juristen ebenso wie 400-Euro- Jobber. Meist sind es Frauen, mit denen es Nikolovski und die anderen Assistenten zu tun haben. Hinter der weiblichen Überzahl vermutet Koordinatorin Vilgelmi eine „Machokultur“, die Migranten noch oft pflegen. Bei allen Beteiligten positive Erfahrungen Wie auch immer: Trotz aller Probleme, ziehen die beiden Frauen ein überaus positives Fazit des Projekts: „Die Stadt kann sagen, dass es immer mehr Migranten gibt, die es ,geschafft‘ haben. Und für die Migranten ist die Erfahrung wichtig, dass sie verstanden werden und die Stadt etwas für sie tut. Das schafft Vertrauen.“ Ratgeber <strong>EXTRA</strong> 11 Überzeugt vom Einsatz für die Integration von Migrantinnen und Migranten in Wiesbaden: Ljence Nikolovski (links) und Tatyana Vilgelmi. Foto: Bernhard Perrefort Ljence Nikolovski gewinnt ihrer Tätigkeit, für die sie intensiv vorbereitet wurde, ebenfalls Positives ab. Sie erfährt „Anerkennung und Bestätigung“. Gerne erinnert sie sich noch an den Tag, an dem ihr die Visitenkarte als Integrationsassistentin ausgehändigt wurde. Da habe sie gewusst: „Ich habe etwas geschafft.“ Und thematisch wird sie ihre Erkenntnisse aus ihrem Engagement sogar in ihrer Bachelor-Arbeit einbringen. Denn darin möchte sie sich mit der Integration von jungen Menschen in Deutschland befassen. www.cvwiesbaden.caritas. de/80831.html E-Mail: integrationsassistenten@ caritas-wirt.de Telefon: 0176/37606758 Zur Sache Gut 600 Einsätze Von August 2010 bis April 2012 Behörden, soziale Einrichtungen oder auch die Polizei in Wiesbaden Integrationsassistenten in Wiesbaden 627 Mal um Unterstützung gebeten. Nahezu in jedem Monat stieg die Zahl solcher Fälle an. 142 Einsätze befassten sich mit Menschen türkischer Herkunft, gefolgt von Russen (55). Auch bei drei Twi sprechenden Menschen aus Ghana wurde vermittelt. (bp)
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