23.10.2012 Aufrufe

Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

444 George H. Stein /H. Peter Krosby<br />

Es kann hier keine Geschichte der finnischen Freiwilligen während des Rußland-<br />

Feldzuges geschrieben werden. Es genügt festzustellen, daß die erste Gruppe der<br />

Finnen tapfer kämpfte. Sie waren in den Worten ihres Divisionschefs „eisenharte<br />

Soldaten, kameradschaftlich und freimütig, die bereit waren, selbst den Teufel aus<br />

der Hölle zu holen" 123 .<br />

Während sich das erste finnische Kontingent im Kampf auszeichnete, wurden<br />

später kommende Finnen in das SS-Freiwilligen-Bataillon „Nordost" in der SS-<br />

Kaserne Wien geschickt 124 . Obwohl das Bataillon am 19. Juni auf Befehl des Reichsführers-SS<br />

als Einheit <strong>für</strong> ausschließlich finnische Freiwillige aufgestellt worden<br />

war, wurde es von deutschen Offizieren befehligt 125 . Das war eine direkte Verletzung<br />

der Vereinbarungen und führte zusammen mit anderen Mißständen fast zum Zusammenbruch<br />

der gesamten finnischen Freiwilligenbewegung.<br />

Am 2. Dezember meldete Blücher aus Helsinki, daß Witting ihn auf einige<br />

Mängel in der Behandlung finnischer Freiwilliger hingewiesen habe, unter anderem<br />

das Versäumnis der Waffen-SS, genügend finnischen Offizieren und Unteroffizieren<br />

führende Kommandos im finnischen Freiwilligen-Bataillon zu geben. Die<br />

finnischen Behörden seien auch über die Tatsache besorgt, daß die Freiwilligen in<br />

der SS-Division „Wiking" — die laut ursprünglicher Vereinbarungen mit ihren<br />

Landsleuten zusammengelegt werden sollten, sobald sie Gefechtserfahrung gesammelt<br />

hätten - nach mehr als fünfmonatigem Kampf, in dem 40 von ihnen gefallen<br />

und 100 verwundet worden seien, immer noch an der Front seien. Blücher<br />

übermittelte dem Auswärtigen Amt (und damit indirekt auch dem SS-Hauptamt)<br />

den Wunsch des finnischen Außenministers, „daß Einsatz Freiwilliger nicht Unzufriedenheit<br />

unter Mitgliedern schaffe, sondern ähnlich günstige Wirkung hervorrufe<br />

wie während des Weltkrieges Jägerbewegung". Er fügte eine eigene Bemerkung<br />

hinzu, die zur Vorsicht mahnte: „Ich möchte dazu bemerken, daß alle<br />

Vorgänge in Freiwilligenverband Stimmung hierzulande beeinflussen. Es besteht<br />

politisches Interesse daran, Quelle von Unzufriedenheit, wenn berechtigt, rechtzeitig<br />

zu verstopfen." 126<br />

Berger erhielt eine Abschrift des Blücherschen Telegramms. Es verstärkte seine<br />

Besorgnis über die Art und Weise, in der die Finnen - wie alle ausländischen Freiwilligen<br />

in der Waffen-SS - behandelt wurden. Berger wußte nur zu gut, daß den<br />

123<br />

Ebenda, S. 70. Während der ersten drei Kampfmonate verloren die Finnen 27 Gefallene<br />

und 84 Verwundete und errangen 44 E.K.. II, 103 Sturmabzeichen und 5 Beförderungen wegen<br />

Tapferkeit vor dem Feind. Siehe SS-Division „Wiking", „Aufstellung über Verluste und Auszeichnungen<br />

der germanischen Freiwilligen", 19. 9. 1941, RFSS/T-175, 107/2630532.<br />

124<br />

Die Einheit wurde später in Groß-Born ausgebildet. Das Ersatz-Bataillon war in Graz<br />

stationiert.<br />

125<br />

Der Bataillonskommandeur war SS-Hauptsturmführer Collani. Aufschluß über die Struktur<br />

des Bataillons und eine vollständige Liste seiner deutschen Offiziere finden sich in SSHA-<br />

Befehl vom 19. 6. 1941, „Betr.: Aufstellung des SS-Freiwilligen-Btl. ,Nordost'", Geheim,<br />

RFSS/T-175, 110/2634722f.<br />

126<br />

Abschrift eines Telegramms Blüchers aus Helsinki an das AA vom 2. 12. 41, Geheim,<br />

RFSS/T-175, 109/2633665.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!