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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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Das finnische Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS 435<br />

Aus Bergers Bericht muß man folgern, daß die Werbungsaktion schließlich durch<br />

sein eigenes Eingreifen ins Rollen kam — daß der „Diplomatie" der SS gelungen<br />

war, was die Diplomatie des Auswärtigen Amtes nicht erreicht hatte. Die Dokumente<br />

enthalten jedoch keine Beweise <strong>für</strong> Bergers Version. Doch gibt es auf der<br />

anderen Seite eine Fülle dokumentarischen Beweismaterials in den diplomatischen<br />

Archiven, das erkennen läßt, wie die Rekrutierung in Wirklichkeit anlief, unter<br />

welchen Bedingungen sie durchgeführt wurde, und unter wessen Führung sie stand.<br />

Diese Dokumente weisen deutlich darauf hin, daß sich nichts rührte, ehe das<br />

deutsche Auswärtige Amt und das finnische Außenministerium, vertreten durch<br />

Riekkis SS-Komitee, sich geeinigt hatten. Am 29. März hatte Blücher alle finnischen<br />

Bedingungen an das Auswärtige Amt weitergegeben. Er hatte seinen Vorgesetzten<br />

in Berlin mitgeteilt, daß er und Dahm die „Durchführung Werbungsaktion durch<br />

privates Komitee <strong>für</strong> zweckmäßigste Lösung" hielten, und er hatte seine persönliche<br />

Billigung der Mitglieder des Komitees angezeigt 86 .<br />

Am 2. April antwortete das Auswärtige Amt auf Riekkis ursprüngliche dreizehn<br />

Punkte mit einem Telegramm. „Wir sind mit dem Gedanken Riekkis über finnische<br />

Freiwilligenfrage . . . grundsätzlich einverstanden", teilte Staatssekretär<br />

Weizsäcker in diesem Telegramm mit und bemerkte, daß Himmler ebenfalls<br />

„sein Einverständnis erklärt" hätte. Nur im Blick auf die Punkte 5 und 9 verlangte<br />

man wichtige Änderungen 87 :<br />

Zu Punkt 5: Finnischer Wunsch nach Selbständigkeit und Separiertheit kann insoweit<br />

Rechnung getragen werden, daß eigenes finnisches Bataillon eventuell mit<br />

Sonderbewaffnung 2 cm M.G.-Flak, direkt der deutschen Führung der SS-Division<br />

unterstellt wird. . . .<br />

Zu Punkt 9: Finnisches Komitee müßte jedoch unter Leitung deutschen SS-Führers,<br />

z. B. Standartenführer Dahm, stehen, der an Weisungen Gesandtschaft gebunden.<br />

Blücher setzte sich unverzüglich mit Riekki zusammen, und die beiden sprachen<br />

Weizsäckers Telegramm Punkt <strong>für</strong> Punkt durch. 88 Riekki erklärte, daß er während<br />

seiner Konferenz mit den SS-Leuten in Berlin den Einschluß der finnischen Einheit<br />

in die Division „Wiking" — oder selbst in das Regiment „Nordland" — nicht kategorisch<br />

abgelehnt hätte. Nachdem er jedoch die Angelegenheit mit etwa 20 Vertrauensleuten<br />

besprochen habe, „müsse er hervorheben, daß, wenn man an einer<br />

Verbindung Nordland und Wiking festhielte, man keine guten Menschen bekäme<br />

. . .". Wenn die Finnen hörten, sie würden mit Holländern und Norwegern<br />

zusammengespannt, „dann würden überall Hemmungen eintreten". Auch Witting<br />

man ursprünglich vorgehabt, nur die finnischen Freiwilligen schwedischer Abstammung anzunehmen.<br />

Wie sich jedoch später herausstellte, waren 90% der Freiwilligen Finnen und<br />

nicht Finnländer, und alle dienten in der Schutzstaffel. Vgl. Bericht über die Untersuchung<br />

bis zum 20. Mai von SS-Standartenführer Dahm, S. 441 f.<br />

86 Telegramm Blüchers Nr. 204 (s. Anm. 68).<br />

87 Tel. Nr. 260 vom 2. 4. 1941 von Weizsäcker an Blücher, Dtsch. Ges.schaft Helsinki,<br />

„Erlasse", Bd. 1/1, a. a. O., 6434/H 059267-68.<br />

88 Aufzeichnung von Blücher, „Unterhaltung mit Herrn Riekki am 3. April 1941", Dtsch.<br />

Ges.schaft Helsinki, „Freiwilligenfrage", Bd. 11/5, a. a. O., 6509/H 072141-43.

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