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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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Das finnische Freiwilligen-Bataillon der Waffen-SS 447<br />

Standartenführer v. Scholz) kämpften die Finnen in den bitteren Schlachten der<br />

Jahre 1942-43 135 . Falls noch Unzufriedenheit unter ihnen herrschte, scheint sie<br />

im Kampf gegen den gemeinsamen Feind verschwunden zu sein. Die jungen Finnen<br />

dienten in der Waffen-SS so treu und tüchtig wie ihre Landsleute daheim in der<br />

finnischen Wehrmacht. Hinter der Front jedoch regierte die Politik.<br />

Schon gegen Ende 1941, als klar wurde, daß Hitlers Blitzkrieg den Sowjetstaat<br />

nicht zerstören konnte, regten sich Zweifel in finnischen Militärkreisen, ob Deutschland<br />

den Krieg gewinnen könnte. Diese Zweifel zeigten sich bald in der Haltung<br />

der finnischen Regierung, die immer vorsichtiger und zurückhaltender in ihren<br />

Beziehungen zu Deutschland wurde. Die neue Haltung drückte sich in der zunehmenden<br />

Neigung in militärischen und politischen Kreisen aus, Finnlands möglicherweise<br />

unbequeme Bindung an die Nazi-SS zu lösen 136 .<br />

Berger und seine finnischen Helfer waren sich dieser Tendenz wohl bewußt. Sie<br />

gründeten deshalb im Frühjahr 1942 ein neues finnisches SS-Komitee, dessen Aufgabe<br />

es war, die Stellung der SS in Finnland zu stärken und jeden Versuch, das<br />

finnische Freiwilligen-Bataillon vorzeitig zurückzurufen, zu vereiteln. Im Hinblick<br />

auf die heikle politische Lage beschloß man, „eine neutrale finnischsprechende<br />

Persönlichkeit" als Vorsitzenden des Komitees zu berufen 137 . Die Wahl fiel auf<br />

den Rektor der Universität Helsinki, Professor Rolf Nevanlinna, einen hervorragenden<br />

Mathematiker und Mitglied der Finnischen Akademie. Er war nach Berger<br />

„stellvertretender Vorsitzender der finnisch-deutschen Gesellschaft, anerkannt<br />

deutsch-freundlich, gleichzeitig aber parteipolitisch nicht abgestempelt" 138 . Die<br />

Berufung Nevanlinnas scheint jedoch den Einfluß Bankdirektor Norrméns nicht<br />

gemindert zu haben. Dieser blieb <strong>für</strong> den Augenblick der rührigste Verfechter der<br />

SS-Ziele in Finnland und war, zumindest im Frühjahr 1942, der Sprecher der SS<br />

in den Verhandlungen mit Außenminister Witting.<br />

Wie Berger Himmler seinen Plan beschrieb, sollte das neue SS-Komitee aus 15<br />

prominenten Finnen bestehen, unter ihnen Riekki (dessen offizieller Regierungsauftrag<br />

mit der Beendigung der Werbung abgelaufen war und der nun ausschließlich<br />

„als Privatmann ohne offizielle Beauftragung" teilnahm), Oberst Lindh (Führer<br />

des finnischen Frontkämpferverbandes), Oberst Leander (Kriegsministerium,<br />

Leiter der Propagandaabteilung der „Waffenbruder "-Organisation), Veterinäroberst<br />

Talvitie (Vorstandsmitglied der Vereinigung der ehem. 27er Jäger), Rautala (IKL),<br />

Oberstleutnant Levälahti (ehem. finn. Verbindungsoffizier in Groß-Born), Baronin<br />

Munck (Lotta-Organisation) und Oberst Vihma (Hauptstab des Schutzkorps). Berger<br />

hoffte, auch andere „maßgebliche Persönlichkeiten" aus militärischen, politischen<br />

und Wirtschaftskreisen zu gewinnen 139 . Ob all diese Persönlichkeiten wirklich<br />

135 Steiner, ebenda.<br />

136 Siehe Schreiben von SS-Gruppenführer Berger an RFSS vom 28. 4. 1942, „Betr.:<br />

Finnland", Geheim, B.FSS/T-175, 125/2650322ff.<br />

137 Ebenda, 2650522.<br />

138 Ebenda.<br />

139 Ebenda, 2650325.

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