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András Sütő Mutter verspricht guten Schlaf - Adatbank

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Rückblick<br />

Die Siedlungsform des Dorfes hat sich unter der Unbeholfenheit<br />

und Mühsal leibeigener Lebensform herausgebildet. Die<br />

auf geometrische Genauigkeit bedachten trockenen Sachsen<br />

denken beim Anblick unseres Streudorfs an den Anfang oder an<br />

das Ende der Welt. Und keineswegs an etwas Beständiges. Obwohl<br />

wir hinsichtlich unserer Alteingesessenheit keinen Grund<br />

zur Klage haben. Der Streit um die Pusta-Kamarascher Güter<br />

begann im 18. Jahrhundert. Die Szekler, welche schon von Natur<br />

zum Beschwerdeführen neigen und diesen sympathischen Zug<br />

sogar zu ihrer Lebensform erhoben haben, hatten bereits 1571<br />

bei den siebenbürgischen Ständen wegen dem kostspieligen<br />

Bau des Kamarascher Edelhofs Klage erhoben. Der auch heute<br />

noch Kastell genannte Sitz des Staatsgutes zählt keineswegs<br />

zu den Meisterwerken unserer Baukunst. Selbst besser situierte<br />

Schafwollhändler haben schon in Ähnlichem gewohnt. Der<br />

szeklerischen Klage wurde auch in diesem Falle nicht stattgegeben.<br />

Seinerzeit hatte der Arm des Matthias Corvinus bis hierher<br />

gereicht. Ein gewisser János Ungar hatte 1467 von ihm daselbst<br />

ein Gut erhalten. Wir gingen von Hand zu Hand und gehörten<br />

nacheinander der Familie Lackfi, dem Großwardeiner Bistum,<br />

Boldizsar Kemény und auch Anna und Zsigmond Kemény.<br />

(Er ist der einzige, von dem man nicht etwas wegnehmen,<br />

sondern etwas übernehmen mußte. Mit seinem lästigen<br />

Wesen auch sein gärendes Erbe. Zwar hat hier niemand<br />

seine Bücher gelesen, doch die Legende von seinem in<br />

Wahnsinn ausartenden Leiden, von seiner Besorgnis um<br />

die Nation flackert auch heute noch in der Umgebung<br />

seiner Grabstatt immer wieder auf. Und sein störrischer<br />

Grabstein gemahnt auch noch umgestürzt an das Gleichnis<br />

von der Fackel, die anderen leuchtet und sich selbst<br />

verzehrt. Mit Kemény hat, wie übrigens mit jedem Dichter,<br />

ein Fünkchen vorbildlicher Menschlichkeit Einzug gehalten<br />

in die Welt. Der Blickwinkel seiner Beurteilung hier<br />

am Ort ist freilich ein typisch leibeigener: er habe aus<br />

seiner Kalesche Gold unters Volk gestreut, erzählt man<br />

sich, was schwer zu glauben ist, da er selber mit Groschensorgen<br />

zu ringen hatte. Dennoch darf man die ihm zugeschriebene<br />

Geste nicht gänzlich in Frage stellen.<br />

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