András Sütő Mutter verspricht guten Schlaf - Adatbank
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schütteren Schnurrbart an. „Seid ihr zu Hause alle<br />
taub?“<br />
„Reformiert“, entgegnete ich donnernd, wovon er,<br />
wie mir schien, leicht zu wanken begann.<br />
„Wie viele seid ihr?“<br />
„Für einen mageren Kirchgang reicht’s.“<br />
„Und die anderen? Die den Kirchgang kräftigen könnten?“<br />
„In allen Windrichtungen.“<br />
„Und mit dieser Missionarstimme willst du sie zusammentrommeln<br />
?“<br />
„Wenn’s möglich wär“, lockerte ich meine stramme<br />
Haltung.<br />
„Wenn du etwa Bischof werden willst, so nimm zur<br />
Kenntnis, daß es achthunderttausend Reformierte gibt<br />
und eine Million Katholiken, Unitarier und andere.“<br />
Ich blinzelte verlegen. Von einer so großen Gemeinde<br />
hatte ich bisher keine Kenntnis gehabt.)<br />
In den Monaten nach der Befreiung begannen die Ausreißer<br />
allmählich wieder einzutrudeln. Darunter etliche, die nur<br />
eben ein paar Wiedersehenstränen vergossen und auch schon<br />
weiterzogen, nach Klausenburg, Neumarkt, als Arbeiter, Mägde<br />
oder Betriebspförtner. Die übrigen wurden von der herannahenden<br />
Bodenreform festgenagelt. Einige die Veränderung unserer<br />
Existenzgrundlage betreffende Ziffern: Bei der partiellen Bodenreform<br />
nach dem ersten Weltkrieg wurden den Baronen Kemény<br />
von dem 4135 Joch umfassenden Gut 2114 Joch enteignet.<br />
(Bis zu diesem Zeitpunkt befanden sich bloß 106 Joch Ackerboden<br />
im Besitz der Bauern.) Im Laufe von zwei Jahrzehnten schrumpfte<br />
das restliche Herrschaftsgut auf die Hälfte. Auch so entfielen<br />
bei der Landverteilung auf jeden von uns noch ein, zwei Joch<br />
Ackerboden. Wir bekamen etwas unter die Füße, in das wir<br />
unsere Fersen hineinrammen konnten. So wuchs die Seelenzahl<br />
bis 1962 auf 420. Davon setzten sich im Verlauf einiger Jahre<br />
wieder 120 Personen ab. Ein Teil wurde von der großzügigen<br />
Industrialisierung aufgesogen — Stadtleben, staatlicher Wohnkomfort<br />
bei niedrigem Hauszins. Die Daheimgebliebenen schikken<br />
32 Kinder in die ungarische Vierklassenschule, 20—25 in<br />
die Oberstufe der rumänischen Schule, damit sie hier im Ort<br />
weiterlernen. Von den Mittelschulgängern ist ein einziger hier-<br />
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