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András Sütő Mutter verspricht guten Schlaf - Adatbank

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werden gebaut, viel mehr als je zuvor, und wollen eingeweiht<br />

werden; zählen wir dazu noch die Taufen, Totenmahle, die gesetzlichen<br />

und kirchlichen Feiertage, Jahrestage, Namenstage,<br />

Hochzeiten: an letzteren beteiligt sich gewöhnlich das ganze<br />

Dorf. Allen voran mein jüngster Bruder Jóska. Seit zwanzig<br />

Jahren hat er keine einzige Hochzeit verpaßt. Obwohl er den<br />

Alkohol gar nicht mag.<br />

Lachend zählen wir zu den festlichen Gelegenheiten auch die<br />

Tatsache, daß ich gerade zu Hause bin. Hochwürden möchte<br />

mich vor leichtfertigen Verallgemeinerungen bewahren. Er<br />

beschreibt den stillen Ernst und den Fleiß seiner Gläubigen.<br />

Die Schwüre sind daher Ausnahmen, die diesmal die Regel<br />

nicht bestätigen.<br />

Nach reiflichem Überlegen frage ich zu Hause meine <strong>Mutter</strong>:<br />

„In den Generalversammlungen, wird da kritisiert?“<br />

„Was für Generalversammlungen?“<br />

„Na, sagen wir in der Kollektivwirtschaft.“<br />

Dorthin geht nur ganz selten mein Vater.<br />

„Wen sollten sie auch kritisieren?“<br />

„Den Vorsitzenden zum Beispiel.“<br />

„Aber freilich, der kriegt was ab. Dem waschen sie manchmal<br />

den Kopf, aber nur wegen dienstlichen Angelegenheiten. Was<br />

außerdem passiert, das schreibt sich bloß der liebe Gott auf.“<br />

Ich frage, woran sie denke.<br />

„Daran, daß der gegenwärtige Vorsitzende der fünfte oder<br />

sechste ist und obendrein ein versoffener Kerl. Unlängst hat er<br />

wieder seine Frau verprügelt. Eine offizielle Schlägerei war’s<br />

aber nicht, geweint haben nur die, die’s betroffen hat. Das arme<br />

Weib und die Kinder.“<br />

„Dafür müßte man ihm in der Generalversammlung die Leviten<br />

lesen“, sage ich. „Ist das nicht üblich?“<br />

„Wie denn nicht!“ hebt meine <strong>Mutter</strong> die Stimme. „Deinem<br />

Freund haben sie unlängst das halbe Ohr gestutzt. Miklós Gyomai<br />

haben sie neulich die Nase abschneiden wollen, der ist aber nicht<br />

auf den Kopf gefallen und hat sich beizeiten vor der Übermacht<br />

verdrückt.“<br />

„Hat es eine Rauferei gegeben?“<br />

„So ähnlich.“<br />

„Was war der Anlaß?“<br />

„Schnaps. Der größte Volksaufwiegler.“<br />

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