András Sütő Mutter verspricht guten Schlaf - Adatbank
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der Fahnenflüchtigen. Maria Theresia, unser berockter Gespan,<br />
hatte offensichtlich selbst hier die Fangleine nach uns ausgeworfen.<br />
Und auch Josef II., und zwar schonungslos. Im Verlauf<br />
weniger Generationen verschwinden ganze Sippschaften — die<br />
Csánis, die Bóniaks, die Hodoroks, die Bálints, die Tolnais —<br />
als hätte der Erdboden sie verschluckt. In der Tat kann man die<br />
Erde auf frischer Tat ertappen, die hölzernen Grabmäler bestätigen<br />
es. Doch ein Großteil der in der Matrikel verzeichneten<br />
siebenundzwanzig Mátés ist in anderen Richtungen versickert.<br />
Hinter einigen Namen steht: fugitivus. Wer waren die Kósa,<br />
Kacsó, Ujlaki, Toldi? Sie sind verweht wie Spreu im Wind.<br />
Von der Frau mit dem Namen du Prix Adela nehme ich an,<br />
daß sie ihrem geistlichen Gatten folgen mußte. Pfarrer sind Wandervögel.<br />
Was hingegen hat den Zinsbauern Ferenc Székely<br />
veranlaßt, mit seiner Wagenladung von sieben Kindern, den<br />
Hund hinten festgebunden, bis Ludusch durchzufahren? Ziehkraft<br />
und Fliehkraft waren und sind veränderlich. Jetzt ist auch<br />
gar nicht der Zeitpunkt, sie zu erforschen. Ich kann lediglich<br />
eine Kostprobe von der fragmentarischen demographischen<br />
Arbeit des Herrn Sándor Istók vorsetzen. Daraus geht hervor,<br />
daß der jahrhundertelange Abbröckelungsprozeß sich mit dem<br />
Ende des ersten Weltkriegs beschwichtigte. Zwischen 1918 und<br />
1938 verringerte sich die Seelenzahl von 329 auf 300. Alles in<br />
allem! In dieser Zeitspanne wurden 238 Geburten und 130<br />
Todesfälle registriert, hingegen schieden durch Konvertieren<br />
zu einem anderen Glauben mit einem Schlag 24 aus der Gemeinde<br />
und gleichzeitig aus der Sprachgemeinschaft aus. Bei letzteren<br />
handelt es sich vorwiegend um Frauen. Was nicht weiter verwunderlich<br />
ist. Das Abendmahl ist eine symbolische Nahrung, der<br />
ersehnte Mann hingegen handgreifliche Wirklichkeit. Beim<br />
Durchblättern der alten kirchlichen Aufzeichnungen merke ich<br />
trotz alledem, daß die Hauptursache der Abnahme die hohe Kindersterblichkeit<br />
war. 1921 zum Beispiel betrug die Geburtenzahl<br />
zehn, gestorben sind ebensoviele. 1927, als auch ich zur<br />
Welt kam, wurden wir zu zehnt geboren, am Leben geblieben<br />
sind vier von uns. Sechzig Prozent meiner Altersgenossen sind<br />
ohne die üblichen Umwege des Lebens von der <strong>Mutter</strong>brust<br />
direkt ins Grab gekullert.<br />
Meine <strong>Mutter</strong> glaubte, auch ich würde mich ihnen anschließen,<br />
wenn schon aus keinem anderen Grund, so<br />
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