András Sütő Mutter verspricht guten Schlaf - Adatbank
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sie ihren Gesichtsausdruck für die Zukunft zurechtgerückt haben<br />
—, trotz alledem hartnäckig Aug in Auge mit der scharfblickenden<br />
Linse: und der Gewißheit, daß wir als vergrößertes<br />
Bild an der Wand hängend unser Gespräch fortsetzen und das<br />
Schicksal des Herrn Maier teilen werden.<br />
<strong>Mutter</strong> bläst die Lampe aus.<br />
Noch lange höre ich im Dunkel den klagenden Gesang der<br />
Grillen.<br />
Regen und Stiefelsorgen<br />
An einem Morgen im Oktober wache ich davon auf, daß der<br />
Regen gekommen ist. Nicht jenes himmelzerreißende, unerwartet<br />
herabbrechende, sodann wie eine Schar Stare vorbeihuschende<br />
Gewitter aus der Kindheit, über dessen Spielarten man in den<br />
erbaulichen Erinnerungsbildern von Gyula Illyés nachlesen und<br />
gemeinsam mit dem Verfasser wohltuend patschnaß werden<br />
kann, um sich dann — zum wievielten Male schon? — ins<br />
Unmögliche zurückzusehnen: seinen Kopf unter die Brause<br />
eines längst entschwundenen Platzregens zu halten.<br />
Dieser ist anders, dieses saueren Moder hervorrufende, entengrützige<br />
Gerinn vom Faßboden, dieses bereits schleimige Geriesel,<br />
das auch den Hund einstinkt, dem Menschen die Unterwäsche<br />
durchfeuchtet und die Fußlappen glitschig werden läßt auf den<br />
leichenkalten Zehen. Im Gegensatz zu jenem kirschgroßblasigen<br />
Hundstag-Platzregen, der den Hosenmatz und die Gänseschar<br />
lustvoll aufkreischen und den mit zauberhafter Plötzlichkeit<br />
angeschwollenen Bach gurgelnd in die Welt ausbrechen ließ,<br />
im Gegensatz zu jenem Regen versumpft dieser heutige Blasenkatarrh<br />
des Himmels alles um uns herum. Auch in uns, wenn<br />
wir uns dem Grübeln hingeben. Und selbst wenn wir uns ihm<br />
nicht hingeben: unsere Haut spürt, daß man uns ein nasses Leintuch<br />
übergezogen hat. Auf dem halsbrecherischen Boden müssen<br />
wir unsere Beine wieder an Gábor Bethlens Kunst des Balancierens<br />
gewöhnen. Der gelbe Staub, den wir noch gestern<br />
durch leichtes Zusammenschlagen der Fersen abgeschüttelt<br />
haben, klebt teigig und opankenhoch an unseren Sohlen. Auch<br />
im eigentlichen Sinne des Wortes sind wir Sklaven des Bodens<br />
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