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András Sütő Mutter verspricht guten Schlaf - Adatbank

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gegangen. Ein Kilo Honig kostet vierzig Lei, dazu ist das Schleudern<br />

an Herbstabenden die allerschönste Beschäftigung. Die<br />

vollen, goldenen Einweckgläser stehen in Reih und Glied auf<br />

dem Wandbrett in der Kammer, und vielleicht wird einmal sogar<br />

das erträumte Bienenhaus erbaut werden. Vorzeiten hatten wir<br />

es im Garten des hochwürdigen Herrn Sándor Istók gesehen,<br />

mit einer Bettstatt darin und Zeitungen auf dem Wandbrett.<br />

Durch einen Spalt im Zaun hatten wir die paradiesische Behausung<br />

mit den Blicken verschlungen: welch himmlische Ruhe!<br />

Jetzt können wir weiterrennen, samt Eimer den Berg hinauf.<br />

Der Bienenschwarm hatte sich in einen Schatten verwandelt,<br />

ein kleiner Rauchknäuel in der Ferne. Auf der Anhöhe, wo die<br />

Grafen beigesetzt sind und ewig der Wind bläst, holten wir sie<br />

zwischen Tannen und Nußbäumen noch einmal ein. Mit dem<br />

einzigen Ergebnis, daß nach dem Hund ein versprengter Krieger<br />

nun auch mich hinters Ohr stach. Meine Backe ging auf wie<br />

Hefeteig und ich pfiff mit schiefem Mund.<br />

„Tauschen wir mal“, schlug Vater eine neue Kriegslist vor.<br />

„Du spritzt und ich pfeife.“<br />

Schließlich flaute unser Eifer ab und löste sich in Abschiedswinken<br />

auf. Den Rest des Wassers schütteten wir aus, warfen<br />

das Duftbündel weg und schlenderten heim.<br />

Lehre und eine neue Idee<br />

Wie die Überlebenden nach einer Schlacht sitzen wir jetzt<br />

in der bretternen Sommerküche unter dem Lampenschirm.<br />

<strong>Mutter</strong> reibt mir die Stelle hinter dem Ohr mit Petersilienlaub<br />

ein, Vater kühlt sich die geschwollene Nase selbst. Der Hund<br />

hat sich verkrümelt, und es wird eine Weile dauern, bis er sich<br />

zurückwagt. In aller Ruhe überschlagen wir die Tagesereignisse.<br />

„Trabst für einen alten Kracher noch immer recht flink hinter<br />

hoffnungslosen Sachen her“, stichelt <strong>Mutter</strong>, offenbar in<br />

der Absicht, ihn zu trösten.<br />

Meinem Vater will die Lektion nicht in den Kopf gehn.<br />

„Was für Hoffnungslosigkeit meinst du?“<br />

„Hast du wenigstens eine einzige erwischt?“<br />

„Hab ich im Siebenunddreißiger nicht gleich zwei erwischt?“<br />

„Oho, wann war das!“<br />

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