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der klarste träger musikalischer ideen, der je geschaffen ... - OPUS

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III Das Streichquartett in den deutschsprachigen Musikzentren 195<br />

Seite einer nach aussen gerichteten sozialen Absicherung, so dass das Bürgertum sich<br />

überhaupt erst im Wechselspiel zwischen individuellen Entwicklungsprozessen und<br />

Prozessen <strong>der</strong> Vergesellschaftung als gesellschaftliche Kraft konstituieren konnte.<br />

»Denn Geselligkeit ist«, wie Friedrich Schlegel im zweiten Teil seiner Athenaeums-<br />

Fragmente meinte, »das wahre Element <strong>der</strong> Bildung, die den ganzen Menschen zum<br />

Ziel hat.« 1 Die reflexive Formung des Selbst suchte sich im öffentlichen Wirkungsfeld<br />

einzubinden und zu manifestieren, damit das Individuum sich seiner sozialen Situierung<br />

vergewissern konnte. Der Musik, worauf schon Hanslick im oben angeführten Zitate<br />

hinwies, fiel in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion zu, und zwar als das<br />

eigentliche<br />

»belebende Princip des socialen Lebens, denn fast ausschließlich vertritt sie das geistige<br />

Element geselliger Zusammenkünfte, sei es in abgeschlossenen Kreisen, wie an<br />

öffentlichen Orten; […] Der glänzendste Beweis für die hohe Bedeutung, welche die Musik<br />

in <strong>der</strong> Gegenwart gewonnen, ist aber unstreitig nicht blos das höhere Regen des<br />

musikalischen Elements im Volke, son<strong>der</strong>n auch dessen, ich möchte sagen, allgemeine<br />

musikalische Durchbildung […] Und wäre die allgemeine Anerkennung, welche die<br />

größten Tondichter aller Zeiten und aller Völker durch ihre Meisterwerke <strong>je</strong>tzt finden, wohl<br />

möglich ohne Befähigung zum klaren Verständnisse <strong>der</strong>selben?« 2<br />

Dieser für das Bürgertum charakteristische enge Konnex zwischen individueller<br />

Selbstfindung und sozialer Absicherung dringt selbst bei Musikbesprechungen durch,<br />

wovon das folgende Beispiel einer Rezension des zweiten und dritten Streichquartetts<br />

von Joseph von Blumenthal im Wiener Allgemeinen musikalischen Anzeiger von 1836<br />

einen aufschlussreichen Eindruck vermittelt:<br />

»Die Einsamkeit ist eine schöne Sache […] ja <strong>der</strong> Grund, in und auf welchem die schönsten<br />

Blüthen <strong>der</strong> Geselligkeit gesäet werden, sprießen, wachsen und gedeihen […] So muß <strong>der</strong><br />

Musiker durch einsamen Fleiß, durch Nachdenken und Übung die nöthige Fertigkeit<br />

erwerben und nur dem Emsigen winkt von fern die Palme <strong>der</strong> Kunst. In einem Punkte aber<br />

1 Schlegel, Athenaeum, Bd. 2 (1799), 1. Stück, 26; dazu auch Gaus, Geselligkeit und Gesellige (1998).<br />

2 Becker, Bedeutung <strong>der</strong> Musik (1842), 169 (2. Sp.) und 170, (1. Sp.).

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