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der klarste träger musikalischer ideen, der je geschaffen ... - OPUS

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I Das Problem <strong>der</strong> musikalischen Gattung 34<br />

Musikpraxis als auch <strong>der</strong> Musikforschung und <strong>der</strong> Musikrezeption verankert sind und<br />

sich ganz beson<strong>der</strong>s in einer impliziten, vor allem für die Musikkritik charakteristischen<br />

Gattungsästhetik ausprägen. Die Präsenz von Gattungsbegriffen in <strong>der</strong> Umgangssprache<br />

ist zumindest ein Zeichen dafür, dass ein, wenn auch von kulturellen, gesellschaftlichen<br />

und historischen Voraussetzungen und Bedingungen abhängiges Gattungsbewusstsein<br />

vorhanden zu sein scheint.<br />

Alle ernsthaften Versuche, das Wesen einer musikalischen Gattung zu bestimmen,<br />

führten aber von Johannes de Grocheos Traktat De arte musicae (um 1300) 1 bis zu<br />

Guido Adlers Schrift Der Stil in <strong>der</strong> Musik (1911) 2 und ihrer Applikation in Methode<br />

<strong>der</strong> Musikgeschichte (1919) 3 in labyrinthische o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprüchliche Verwicklungen.<br />

Dass in einer <strong>der</strong> jüngsten Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit dem Phänomen <strong>der</strong> musikalischen<br />

Gattung im deutschsprachigen Musikwissenschaftskontext, dem Artikel »Gattung« von<br />

Hermann Danuser in <strong>der</strong> Neuauflage <strong>der</strong> Enzyklopädie Musik in Geschichte und<br />

Gegenwart, ein genereller Ansatz zur Gattungsdefinition durch den Versuch ersetzt<br />

wird, die Stationen <strong>der</strong> Gattungstheoriebildung und Gattungsgeschichtsschreibung zu<br />

skizzieren, ist we<strong>der</strong> als Verlegenheit noch als Kapitulation zu deuten. 4 Vielmehr wird<br />

damit und an sämtlichen Gattungstheorien implizit deutlich, dass musikalische<br />

Gattungen sich nicht als Tatsachen, son<strong>der</strong>n lediglich als Probleme untersuchen lassen.<br />

Vor diesem Hintergrund erscheint die eingangs formulierte Frage, was eine<br />

musikalische Gattung sei, nicht mehr als <strong>der</strong> entscheidende Ausgangspunkt. Vielmehr<br />

muss es um die Klärung dessen gehen, was bestimmte Erkenntnisse über den<br />

Gegenstand »Gattung« aussagen.<br />

Musikalische Gattungen sind, wie bereits Schrade und Arlt herausgearbeitet haben,<br />

nur »idiographisch« angemessen beschreibbar, 5 das heisst als <strong>je</strong>weils geschichtliche<br />

Grössen, die historisch verän<strong>der</strong>lich und durch wie<strong>der</strong>um historisch variable<br />

Zusammenhänge zwischen den Zwecken, ästhetischen Ideen und<br />

1 Dazu Grocheo, De arte musicae.<br />

2 Dazu Adler, Stil (1911)<br />

3 Dazu Adler, Methode (1914).<br />

4 Dazu Danuser, Gattung (1995).<br />

5 Dazu Schrade, Musik im Kulturleben des Westen (1961) und Arlt, Aspekte des Gattungsbegriffs<br />

(1971).

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