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der klarste träger musikalischer ideen, der je geschaffen ... - OPUS

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IV Das Streichquartett in Frankreich 403<br />

erwähnte Quartett von Pössinger über Rossini-Melodien ebenso wie etwa die Trois Airs<br />

russes variés op. 20 (1810) von Pierre Baillot (1771-1842), die Variations sur la<br />

romance Partant pour la Syrie op. 15 (1816) von Joseph Mayse<strong>der</strong> (1789-1863) und die<br />

Variations sur des autres thèmes op. 21 (1821) von Leopold Jansa (1795-1875) ein<br />

Beispiel geben. Zudem referiert das Quatuos d’airs connus auf die für die Ästhetik das<br />

Quatuor concertant wichtige vokale Dimension. Auch wenn die Integration vokaler<br />

Elemente in den Streichersatz bei vielen Quatuors d’airs connus zugegebenermassen<br />

auf reichlich naive Weise geschieht, indem die populäre Melodie schlicht transkribiert<br />

wird und letztlich zu einer Auflösung <strong>der</strong> für das Quatuor concertant bedeutungsvollen<br />

Verbindung zwischen konzertanter Satzstruktur und dialogisieren<strong>der</strong> Musizierhaltung<br />

führt, wird damit eine Möglichkeit in den Kompositionsdiskurs eingebracht, welche die<br />

Integration vokaler Elemente und liedhafter Melodik wie etwa in Beethovens<br />

Streichquartett op. 132 und den Streichquartetten von Mendelssohn neu beleuchtet.<br />

Diese knappen Vorbemerkungen zum Quatuor brillant haben gezeigt, wie<br />

schwierig es im Kontext einer angemessenen Gattungsgeschichtsschreibung oft ist, die<br />

einzelnen Phänome – sei es auch nur aus pragmatischen o<strong>der</strong> heuristischen Gründen –<br />

auseinan<strong>der</strong> zu halten. Dabei handelt es sich aber um Schwierigkeiten, die in <strong>der</strong> Natur<br />

<strong>der</strong> Sache liegen, wie sie auch schon latent bei den Erörterungen zu den<br />

Wechselbeziehungen zwischen dem Quatuor concertant, dem zeitgenössischen<br />

Operndiskurs und den instrumentalmusikalischen Einflüssen unterschiedlicher<br />

Provenienz aufschienen. Denn es wäre reichlich einseitig, in die Entwicklung des<br />

Quatuor brillant nicht auch die diskursiven Konstellationen zwischen Quatuor<br />

concertant, Quatuor d’airs connus, Wiener Quartetttypus und Violinkonzert<br />

einzubeziehen.<br />

Vor diesem Hintergrund erstaunt es dann auch kaum, dass gerade <strong>je</strong>ner<br />

Werkzyklus, <strong>der</strong> wohl am nachhaltigsten auf die Entwicklung des Quatuor brillant<br />

gewirkt hatte, unter dem bezeichnenden Titel Sei concerti publiziert worden ist. Dabei<br />

handelt es sich um die Quartette op. 9 für Violinsolo, zwei Violinen und Violoncello<br />

des Violinvirtuosen Giuseppe Demachi (1732 – nach 1791), welche erstmals in Lyon<br />

(vermutlich 1775) und dann ca. 1778 in Paris gedruckt wurden. Vollends entfaltet hat<br />

sich das Quatuor brillant mit den Kompositionen des Violinvirtuosen Giovanni Battista<br />

Viotti (1755-1824), <strong>der</strong> von 1782 bis 1794 und von 1819 bis 1824 in Paris lebte und

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