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der klarste träger musikalischer ideen, der je geschaffen ... - OPUS

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IV Das Streichquartett in Frankreich 422<br />

6.3 ASPEKTE DER SOZIALGESCHICHTE<br />

Dass ein Komponist wie Hyacinthe Jadin eine beträchtliche Anzahl<br />

kammer<strong>musikalischer</strong> Werke komponierte – neben den insgesamt zwischen 1795 und<br />

1798 in vier Zyklen von <strong>je</strong>weils drei Werken erschienenen zwölf Streichquartetten auch<br />

noch sechs Streichtrios 1 – ist angesichts seines frühen Tods nach nur gerade 24<br />

Lebensjahren und in Anbetracht seiner ausgewiesenen Affinität für<br />

Klavierkompositionen 2 beachtlich. Dieser Umstand ist aber beson<strong>der</strong>s deshalb<br />

erstaunlich, weil die weitaus meisten kammermusikalischen Kompositionen Jadins im<br />

sogenannten Revolutionsjahrzehnt (1789-1800) entstanden, dessen Zeitgeist eigentlich<br />

mit beson<strong>der</strong>er Emphase eine repräsentative »Revolutionsmusik« for<strong>der</strong>te, mit welcher<br />

sich die breite öffentliche Masse <strong>der</strong> Citoyens identifizieren konnte und zu welcher auch<br />

Jadin mit einigen Kompositionen einen massgeblichen Beitrag leistete, darunter die<br />

Chanson pour la fête de l’agriculture, die Hymne du 10 germinal, die Marche du siège<br />

de Lille und die Hymne du 21 janvier ein.<br />

Die Vorstellung vom letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts als dem Zeitalter <strong>der</strong><br />

»öffentlichen Revolutionsmusik« ist aber einseitig und bedarf <strong>der</strong> Relativierung. Sie<br />

steht in paradoxem Wi<strong>der</strong>spruch zum Umstand, dass in dieser Zeit ganz offensichtlich<br />

das Bedürfnis nach Kammermusik weiterbestand, also nach einer primär privaten<br />

Musikform mit einem einst durch die aristokratischen Musikkreise geprägten elitären<br />

Sozialcharakter. Bedenkt man in diesem Zusammenhang noch, dass in Paris kurz vor<br />

1800 eine halböffentliche bzw. öffentliche bürgerliche Konzertstruktur für<br />

Kammermusik nicht einmal in Ansätzen entwickelt war, 3 lässt sich tatsächlich mit<br />

Befremden fragen, »pourquoi et pour qui Jadin, pianiste brillant, a composé une série de<br />

quatuors à cordes si riche«? 4 – Und tatsächlich hat nicht nur Jadin Streichquartette<br />

komponiert, wie die folgende auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Arbeiten von Cari Johansson, Anik<br />

Devriès/Francçois Lesure, Rita Benton, Dieter Lutz Trimpert und Michelle Garnier-<br />

1 Trois trios pour 2 violons et violoncelle (André, Offenbach 1796), Trois trios pour violon, alto et<br />

basse (Imprimerie du conservatoire, Paris 1797).<br />

2 Dazu Castinel, Hyacinthe Jadin (1991), 47-91.<br />

3 Dazu Mongrédien, La Musique en France (1986), 285-290.<br />

4 Oboussier, Les Quatuors de Hyacinthe Jadin (1991), 223 (2. Sp.).

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