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der klarste träger musikalischer ideen, der je geschaffen ... - OPUS

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I Das Problem <strong>der</strong> musikalischen Gattung 48<br />

son<strong>der</strong>n auch gegen ästhetisch und dogmatisch motivierte Entscheidungen anfällig sind.<br />

So räumte <strong>der</strong> Lutheraner Mattheson <strong>der</strong> Messe, die er prinzipiell als Musik <strong>der</strong><br />

katholischen Liturgie einstufte, lediglich den Status einer <strong>der</strong> Motette untergeordneten<br />

Sub-Gattung ein, und die Sinfonia (o<strong>der</strong> Symphonie) wurde gemessen an <strong>der</strong> zu<br />

Matthesons Zeiten populären Instrumentalgattung des Concerto grosso als eine<br />

»mässige Gattung« eingeschätzt, folglich als eine Gattung min<strong>der</strong>en ästhetischen<br />

Rangs. 1<br />

Auch Forkels Gattungstheorie blieb eng mit <strong>der</strong> Stiltheorie verbunden, war aber<br />

durch die Verbindung systematischer und historischer Reflexionen bestimmt. 2 Seine<br />

Absicht, »die Natur <strong>der</strong> Kunst nach ihrem ganzen Umfange« und die »innere<br />

Beschaffenheit <strong>der</strong> Musik« und ihre »festen, unverän<strong>der</strong>lichen Grundgesetze« in ihrer<br />

historischen Entfaltung darzustellen, 3 erweist sich allerdings im Zusammenhang mit den<br />

Erörterungen zu den musikalischen Gattungen als problematisch. Weil für Forkel<br />

musikalische Gattungen sowohl durch die »verschiedene Anwendung <strong>der</strong> musikalischen<br />

Schreibarten« bestimmt sind, als auch »theils ihrer Form, theils ihrem inneren Wesen,<br />

und ihrer Bestimmung nach zu gewissen Absichten, sehr voneinan<strong>der</strong> abgehen«, 4<br />

1 Dazu Mattheson, Capellmeister (1739), 2. Teil, 234 = §140 des Dreizehnten Haupt-Stücks.<br />

2 Eine detailliertere Darstellung <strong>der</strong> hier nur zusammenfassend zur Sprache gebrachten relevanten<br />

Aspekte für das Gattungsverständnis bei Forkel bieten etwa Kneif, Forkel (1963), Kümmel,<br />

Geschichte und Musikgeschichte (1967), 93-102, sowie Arlt, Aspekte des Gattungsbegriffs (1971),<br />

16-25, und Arlt, Natur und Geschichte <strong>der</strong> Musik (1976).<br />

3 Die zentrale Aussage lautet: »Um dies alles lebhaft und überzeugend zu fühlen, muß man die Natur<br />

<strong>der</strong> Kunst nach ihrem ganzen Umfange kennen. Man muß wissen, wie sie sich eben allmälig<br />

entwickelt, wie sich aus dem ersten Quell <strong>der</strong>selben zuerst verschiedene kleine Bäche, nach und<br />

nach aber immer größere Ströme bilden, bis endlich alle in einem unübersehbaren Ocean<br />

zusammenfließen. In <strong>der</strong> Einleitung, die ich, ohne unbescheiden zu seyn, wenigstens als Versuch<br />

einer Metaphysik <strong>der</strong> Tonkunst ansehen kann, habe ich ihre Beschaffenheit an <strong>der</strong> Quelle, ihre<br />

allmälige Entwicklung zu Bächen und Strömen, und den Zusammenhang, worin sie in <strong>je</strong><strong>der</strong> Gestalt<br />

mit dem Grad von Cultur irgend eines Volkes steht, und demselben angemessen ist, zu zeigen<br />

gesucht. Wer mir darin mit Aufmerksamkeit folgt, wird sich dadurch zur richtigen Beurteilung alles<br />

dessen, was in den folgenden Kapiteln über die innere Beschaffenheit <strong>der</strong> Musik bey den Egyptiern,<br />

Hebräern, Griechen und Römern gesagt ist, am besten vorbereiten, und mein billigster Richter<br />

werden können.« (Forkel, Geschichte <strong>der</strong> Musik, Vorrede, XV).<br />

4 Forkel, Geschichte <strong>der</strong> Musik, Einleitung, §87 [S. 45].

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