VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...
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24 Helm Speidel<br />
Die tatsächliche Kaufkraft des Rubels als Binnenwährung im Lande selbst war<br />
jedoch wiederholten Schwankungen unterworfen. Das führte zwangsläufig immer<br />
wieder zu Änderungen in den haushaltsmäßig vorgesehenen Vorhaben.<br />
Hier begann nun die ausgleichende Tätigkeit der beiden Zentralstellen in Berlin<br />
und Moskau. Der im Reichswehrministerium („T 3") zusammengefaßte Rußlandhaushalt<br />
wurde an die „Zentrale Moskau" transferiert, hier verwaltet und je<br />
nach Anforderung den drei Stützpunkten zur Verfügung gestellt. Dazu rief „Z.Mo."<br />
die Rubelbeträge bei der sowjetischen Regierung in dem Maße ab, wie sie den zwischenstaatlichen<br />
Abmachungen entsprachen und im Rahmen der in Berlin festgelegten<br />
Haushaltmittel blieben. ,,Z. Mo" war selbst nur so weit in die direkte Ausgabe<br />
von Haushaltmitteln eingeschaltet, als es sich um zentrale Beschaffung des materiellen<br />
Bedarfs aller drei Stützpunkte im Lande handelte, sofern sie eine bestimmte<br />
Werthöhe überschritten und bewirtschaftete Materialien umfaßte. Im<br />
Bereich der staatlichen Planwirtschaft war dies weitgehend der Fall.<br />
Verringerte sich die innere Kaufkraft des Rubels, so blieb nur übrig, den Umfang<br />
des im Lande zu beschaffenden Materials wie die Aufwendungen <strong>für</strong> Arbeitslöhne herabzusetzen.<br />
Die in Sowjetrußland staatlich gesteuerten Lohnerhöhungen als Folge<br />
der damals zunehmenden Teuerung machten immer wieder jede Gelddisposition<br />
auf dem personellen Aufgabengebiet illusorisch. Denn die Entlohnung der vielen<br />
Hunderte von russischen Arbeitern in den Betrieben der deutschen Stützpunkte<br />
beanspruchte einen wesentlichen Teil des Mitteleinsatzes.<br />
In solchen Fällen versuchte „Z. Mo." durch entsprechende Schwerpunktbildung<br />
in den Ausgaben einen Ausgleich zu schaffen. Er gelang nicht immer. Dann blieb<br />
nur Verzicht auf die Durchführung einzelner Vorhaben. Eine begrenzte Möglichkeit<br />
des Ausgleichs lag schließlich auch darin, daß „Z. Mo." Vergünstigungen tariflicher<br />
Art bei den sowjetischen Behörden erreichte, wie z. B. Zubilligung der ermäßigten<br />
Wehrmachttarife auf den Staatsbahnen <strong>für</strong> Transporte der Reichswehr,<br />
oder Anrechnung der niedrigen Gestehungskosten <strong>für</strong> Betriebsstoff u. a.<br />
Die Finanzierung der Unternehmen auf russischem Boden erforderte von deutscher<br />
Seite stets große Beweglichkeit und rasches Disponieren. In keinem Fall ist<br />
jedoch durch Schwierigkeiten solcher Art eine ernsthafte Einschränkung oder<br />
Schädigung der Gesamtvorhaben eingetreten.<br />
V. DIE FLIEGERORGANISATION DER REICHSWEHR IN RUSSLAND.<br />
1. Das Flugzentrum Lipezk.<br />
Rund 400 Kilometer südsüdostwärts von Moskau liegt an dem Fluß Woronesch,<br />
unweit von dessen Einmündung in den Don, der sowjetische Kur- und Badeort<br />
Lipezk. Auf einer Hochfläche über dem typisch russischen Provinzstädtchen war<br />
seit 1924 der weiträumige, aber primitive Flugplatz der Roten Luftflotte von der<br />
Reichswehr ausgebaut worden. Um zwei Rollfelder entstand ein umfangreicher<br />
Komplex von Flugzeughallen, Werftanlagen, Fabrikations- und Reparaturbetrieben<br />
einschließlich eines modernen Motorenprüfstands. Es entstanden Verwaltungs- und<br />
Wohngebäude, ein Lazarett, das auf das Modernste mit allen klinischen Einrich-