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VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...

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28 Helm Speidel<br />

Aus solchen psychologischen Bedingungen heraus entwickelte sich in Lipezk aus<br />

einem Schulbetrieb eine „Forschungsstätte", in der das Nebeneinander von Lehrer<br />

und Schüler durch ein Miteinander gemeinsamer Arbeit und Zielstrebigkeit ersetzt<br />

wurde: durch die des Suchens und des Erprobens neuer Ideen und ihrer Verwirklichung.<br />

Es ergaben sich so Möglichkeiten einer ursprünglich-schöpferischen Tätigkeit,<br />

wie sie Soldaten selten und nur dann vergönnt ist, wenn überkommene<br />

Grundlagen fraglich geworden sind oder ein völlig neuer Anfang gefunden werden<br />

muß.<br />

Aus solcher geistigen Umwelt heraus wurden in Lipezk Ausbildung, Taktik, Organisation<br />

und Technik gestaltet. Es ging nicht nur um Einzelprobleme, sondern um<br />

eine alles umfassende Neuordnung. In dieser Tatsache liegt vielleicht das wichtigste<br />

Ergebnis der Ausbildung in Rußland begründet. Es wurden die geistigen Grundlagen<br />

einer zukünftigen Luftwaffe in der fliegerischen Praxis erarbeitet.<br />

b) Die Ausbildung der Jagdflieger.<br />

Das Personal der Jagdfliegerausbildung setzte sich aus verschiedenen Kategorien<br />

zusammen. Da war zunächst eine Gruppe von Offiziersjagdfliegern aus dem Weltkrieg,<br />

dann das zivile Stammpersonal, schließlich junge Offiziere der Reichswehr,<br />

und endlich als Kern die „Jungmärker". — Aus der Reihenfolge der Aufzählung,<br />

die sich mit der zeitlichen Reihenfolge der Ausbildung der einzelnen Kategorien<br />

deckt, wird ersichtlich, daß eine fortschreitende Verjüngung der Jagdflieger durchgeführt<br />

wurde. Es hatte sich erneut bestätigt, daß die Flugfrische gerade der Jagdflieger<br />

infolge der starken psychischen und physischen Beanspruchungen stärker<br />

an das Lebensalter gebunden ist als bei jeder andern Kategorie von Flugzeugführern.<br />

Es kam die weitere Überlegung hinzu, daß ein Jagdflieger auch deshalb in möglichst<br />

jungen Jahren ausgebildet werden mußte, damit er möglichst lange als Jagdflieger<br />

in der personellen Fliegerausrüstung eingesetzt werden konnte. Das Erfahrungsergebnis<br />

war, daß seit 1928 nur noch die gerade schulentlassenen „Jungmärker"<br />

ausgebildet worden sind. Sie haben sich vorzüglich bewährt.<br />

Während die aktiven und zukünftigen Angehörigen der Reichswehr nur in den<br />

Sommerlehrgängen ausgebildet wurden, flog das zivile Stammpersonal ganzjährig.<br />

Aus ihm war bereits 1925 eine sogenannte „Jagdlehrstaffel" gebildet worden, welche<br />

nach Abschluß der eigenen Ausbildung im Lauf der folgenden Jahre durch Erprobung<br />

der taktischen Einsatzmethoden und Kampfformen die Grundlagen <strong>für</strong> eine<br />

Ausbildung der Jagdflieger erarbeitete. Diese Erprobung fand vorwiegend im<br />

Winterhalbjahr statt (bei Schnee wurden die Flugzeuge auf Kufen gesetzt), während<br />

die Staffelangehörigen im Sommer als Jagdfluglehrer eingesetzt wurden.<br />

Die Ausbildung der Jagdlehrgänge erfolgte nach den üblichen Leitsätzen einer<br />

organischen Steigerung des taktischen Fliegens vom Einzelflug über die Kette bis<br />

zum Staffelverband. Der Staffelverband (9 Flugzeuge) war die größte geschlossene<br />

Einheit, in der in Lipezk geflogen wurde; bei Luftkampfübungen konnten 2 Staffeln<br />

gegeneinander arbeiten.<br />

Die Flugzeuglage war zahlenmäßig noch relativ günstig. Jedoch veralteten und

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