VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...
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30 Helm Speidel<br />
sischen Erdtruppen zu üben, vor allem Artillerie einzuschießen. Dabei wurden neue<br />
Einschießverfahren <strong>für</strong> Artillerieflieger ausgearbeitet und praktisch erprobt. Ein<br />
weiterer Gewinn lag in der Tatsache, daß der Flugbetrieb unter den primitivsten<br />
feldmäßigen Verhältnissen durchgeführt werden mußte, so daß die Offiziere an<br />
erschwerte Arbeitsbedingungen, wie sie im Ernstfall wahrscheinlich sind, gewöhnt<br />
wurden. "<br />
Gerade auch in Woronesch war der einzelne Flug nie Selbstzweck der Ausbildung,<br />
sondern stets Mittel zum Zweck der Schaffung theoretischer und praktischer Grundlagen<br />
<strong>für</strong> Einsatz und Einsatzvorschriften.<br />
Das zahlenmäßige Gesamtergebnis der Beobachterausbildung in Lipezk war von<br />
1928 bis 1930 die Bereitstellung von rd. 100 Offizier-Flugzeug-Beobachtern <strong>für</strong> Aufklärungsverbände<br />
.<br />
3. Die technische Erprobung in Lipezk.<br />
Die „Erprobungsgruppe" wechselte jährlich in Stärke und Zusammensetzung je<br />
nach der Schwerpunktbildung in der Aufgabenstellung der einzelnen Rüstungsphasen.<br />
Sie umfaßte unter Leitung von Offizieren des Heereswaffenamtes technische<br />
Spezialisten aller Sparten, die teils aus den fliegertechnischen Abteilungen dieses<br />
Amtes und dessen Erprobungsstelle Rechlin, teils aus verschiedenen zivilen Produktionsfirmen<br />
stammten. Das Personal kam in kleinen Gruppen auf dem Landweg<br />
über Moskau, die Rüstungsflugzeuge wurden aus Deutschland überflogen, das<br />
übrige Material kam auf dem Seeweg über Leningrad.<br />
Zu diesem Material gehörten — neben den Flugzeugen selbst — alle die Geräte<br />
und Einrichtungen, die zur militärsichen Ausrüstung der Kriegsflugzeuge gehörten.<br />
Auch diese Geräte waren in Deutschland so weit erprobt, als es ohne Gefährdung<br />
der Tarnung möglich gewesen war. Als Beispiel: Bildgerät konnte in der Heimat<br />
voll erprobt werden, da seine Herstellung erlaubt und ziviler Bedarf <strong>für</strong> Luftbildunternehmen<br />
und <strong>für</strong> Exportzwecke gegeben war. Dagegen konnten u. a. Bomben,<br />
Bordwaffen, optisches Gerät, wie Bombenzielgeräte oder Spiegelreflexvisiere <strong>für</strong><br />
Jagdflugzeuge, nur im taktischen Einsatz aus und in der Luft in Rußland erprobt<br />
werden.<br />
Bei dieser in Lipezk stattfindenden „Fronterprobung" handelte es sich im wesentlichen<br />
um diejenigen Flugzeugmuster mit ihrer militärischen Ausrüstung, die nach<br />
entsprechender Prüfung als reif <strong>für</strong> die Serienfertigung durch die Industrie erklärt<br />
werden konnten. Diese selbst wurde jedoch nicht durchgeführt, zumal sie zur Ansammlung<br />
rasch veraltenden fliegerischen Geräts geführt haben würde. Es wurden<br />
nur alle technischen Grundlagen <strong>für</strong> die Serienfertigung ausgearbeitet und bereitgelegt.<br />
Die Richtigkeit dieses Prinzips bestätigte sich, als man nach der Erprobungsperiode<br />
1931 sich entschloß, trotz der unaufhaltsam fortschreitenden Entwicklung<br />
von Taktik und Technik das in diesem Jahr bewährte Material, d. h. die Flugzeugmuster<br />
mit ihren Einbauten als Standardtypen der Luftrüstung anzunehmen. So<br />
kam es, daß je 2 Typen von Fernaufklärern (zugleich als leichte Bomber verwend-