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Ausgabe 7 – Dezember 2010<br />
Schwerpunkt<br />
Dreharbeiten<br />
in NRW<br />
Transatlantischer Dialog<br />
NRW in<br />
New York<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Kinoprogrammpreis<br />
Prämien für<br />
Filmtheater<br />
Auf dem Sprung<br />
Anna Wahle<br />
im Porträt<br />
1
Auf der Location-Seite des Newsletter finden Sie in jedem Heft einen bebilderten Gruß aus einer Stadt der Region<br />
oder, wie im aktuellen Heft, Impressionen zu<br />
einer bestimmten Epoche.<br />
Ausgewählt werden die Motive<br />
von Location-Scouts aus NRW.<br />
Alle Bilder und viele mehr finden Sie auch in der Motivdatenbank www.locationnrw.de.<br />
2<br />
Udo Wüllenweber,<br />
Tel. (0211) 1577074;<br />
udo.wuellenweber@t-online.de<br />
Abi D. Roos<br />
Tel. (0172) 2904161<br />
info@locomotiv.de<br />
Mario Karl<br />
House of Extras<br />
Tel. (0163) 6610000<br />
houseofextras@aol.com<br />
Grüße aus den 50ern<br />
moods - location<br />
scouting pia esten,<br />
Tel. (0178) 5417906;<br />
p.esten@moodslocationscouting.com<br />
tobdesign /<br />
setdesign & location,<br />
Tobias Roelin<br />
Tel. (0201) 6491071;<br />
Tel. (0172) 5324331;<br />
post@roelin.eu<br />
ZeitRaumRechercheLocation<br />
Stefan Möller,<br />
Tel. (0177) 8223742;<br />
zeitraumrecherchelocation@web.de<br />
newsletter 7/2010 – Location<br />
ZimmerService, Markus Zimmer<br />
Tel. (0177) 340 66 92;<br />
locationsuche@gmx.de
Schwerpunkt: NRW dreht auf<br />
Und Action!<br />
enn andere Kollegen die Chance haben,<br />
Whier zu drehen, dann sollten sie sie nutzen.“<br />
Mit besten Empfehlungen für das Filmland NRW<br />
verließ Helen Mirren im November Köln Richtung<br />
Budapest, nachdem in den MMC Studios die<br />
NRW-Aufnahmen für Istvan Szabos neuen Film<br />
„Hinter der Tür“ abgeschlossen waren. Die<br />
deutsch-ungarische Koproduktion war nur eine<br />
von zahlreichen Filmproduktionen, die in diesem<br />
Herbst in NRW in Szene gesetzt wurden und von<br />
denen wir Ihnen einige in unserem Schwerpunkt<br />
vorstellen wollen. Insgesamt hieß es 2010 an<br />
über 1.000 Drehtagen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>:<br />
„Ruhe bitte, wir drehen!“ Und das nicht nur in<br />
Köln und Düsseldorf, sondern auch in Marl, Geilenkirchen,<br />
Bad Berleburg und Stadtlohn. Zur besseren<br />
Übersicht haben wir auf Seite 17 eine Karte<br />
vorbereitet, in der die meisten der Drehorte<br />
2010 eingetragen sind.<br />
Zu den beliebtesten Locations zählten in diesem<br />
Jahr die Kölner MMC Studios, die mit zehn<br />
realisierten Produktionen einen neuen Hausrekord<br />
aufstellten. Im Interview berichten Friedhelm<br />
Bixschlag und Bastie Griese stolz, dass sie<br />
für ihre Studios in diesem Jahr Vollauslastung<br />
melden können.<br />
Der Herbst hatte in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
aber noch mehr zu bieten. Oktober und November<br />
sind in NRW regelmäßig auch Festivalzeit.<br />
Wir berichten von der Filmwoche Duisburg,<br />
dem Kinofest Lünen, Film+ und Soundtrack Cologne.<br />
Außerdem blicken wir zurück auf die Cologne<br />
Conference und liefern einen bilderreichen<br />
Bericht von der Verleihung der Kinoprogrammpreise,<br />
zu der im November nicht nur die<br />
prämierten Filmbetreiber sondern auch zahlreiche<br />
Filmpromis in das Kölner Theater im Tanzbrunnen<br />
kamen. Aus New York erreichten uns<br />
gleich zwei Beiträge: Claudia Steffen erzählt im<br />
Interview von ihren Erfahrungen beim Internationalen<br />
Koproduktionstreffen No Borders während<br />
der Independent Filmweek, und Andreas<br />
Kloos berichtet von dem Transatlantischen Dialog,<br />
den eine NRW-Delegation rund um die<br />
„Drei“ (Kinostart: 23. Dezember)<br />
Foto: X Verleih<br />
Verleihung der Internationalen Emmys im Big<br />
Apple pflegte.<br />
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die<br />
bewährten Informationen aus der und über die<br />
Branche in NRW mit Meldungen, einem Interview<br />
mit Joachim Kühn, der mit seinem Verleih<br />
RealFiction den Deutschen Verleiherpreis gewann,<br />
den Seiten für den Nachwuchs mit einem<br />
Porträt der Filmemacherin Anna Wahle sowie<br />
einem Gespräch mit KHM-Rektor Klaus<br />
Jung anlässlich des 20. Geburtstages der Kölner<br />
Hochschule für Medien. Es war viel los im<br />
Herbst, und 2011 wird auch nicht viel ruhiger.<br />
Die ersten heißen Berlinale-Kandidaten werden<br />
bereits gehandelt, und ein wichtiges Jubiläum<br />
steht im kommenden Jahr auch bevor: Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW feiert 2011 ihren 20. Geburtstag.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen sowie ein frohes<br />
Fest und ein gesundes, erfolgreiches Jahr<br />
wünscht im Namen der gesamten Redaktion<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen<br />
Branche, Kinos, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />
4 Aufbruch in die dritte Phase<br />
Interview Frauke Gerlach<br />
4 Transatlantischer Dialog<br />
NRW-Delegation wirbt in New York für den Standort<br />
6 Große Neugierde<br />
Kölner Produzenten bei No Borders<br />
9 Treue zur Idee<br />
Interview David Lynch, Preisträger Filmpreis Köln<br />
10 Im Schatten der Wehrmacht<br />
Michael André über die Bundeswehr im Film<br />
12 „Kino – der wichtigste Ort“<br />
Kinoprogrammpreise 2010<br />
14 Auf dem Sprung<br />
Die Seite für den Filmnachwuchs mit einem Interview<br />
mit Rektor Klaus Jung zu 20 Jahren KHM<br />
und einem Porträt von Anna Wahle<br />
Schwerpunkt:<br />
NRW dreht auf<br />
16 Mirren schwärmt für Köln<br />
Setbericht: „Hinter der Tür“<br />
17 Drehkreuz NRW<br />
Karte der Drehorte 2010<br />
18 Dreharbeiten<br />
20 Wohlfühlstudio<br />
Interview Bastie Griese und Friedhelm Bixschlag, MMC<br />
21 Tante Polly liest Keith Richards<br />
Setbericht: „Tom Sawyer“<br />
22 Schwein gehabt<br />
Setbericht: „When Pigs have Wings“<br />
26 MEDIA<br />
Thema: How to Apply<br />
27 NRW-Herbstfestiv<strong>als</strong><br />
Filmwoche Duisburg, Kinofest Lünen,<br />
Soundtrack Cologne, Film+ u.a<br />
30 Mit besten Empfehlungen<br />
Neue Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
24 Impressum<br />
Schwerpunkt Februar<br />
20 Jahre <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />
2011 wird die <strong>Filmstiftung</strong> NRW 20 Jahre alt. Der Newsletter,<br />
der zur Berlinale erscheinen wird, widmet sich in<br />
seinem Schwerpunkt dem Jubiläum und berichtet außerdem<br />
ausführlich über den NRW-Auftritt bei den Berliner<br />
Filmfestspielen. Ab dem 4. Februar ist das neue Heft online<br />
unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
Interview Frauke Gerlach<br />
Aufbruch in die<br />
dritte Phase<br />
Frauke Gerlach ist die neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />
übernimmt damit die Nachfolge von Dieter<br />
Gorny. Das beschloss der Aufsichtsrat der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW in seiner Sitzung am 8. Dezember.<br />
Für den Newsletter sprachen wir mit ihr<br />
über die Entwicklung des Medienlandes und<br />
die Rolle der <strong>Filmstiftung</strong> NRW dabei.<br />
Seit der Gründung der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW vor 20 Jahren hat sich<br />
das Filmland NRW rasant entwickelt.<br />
Was waren für Sie die wichtigsten<br />
Stationen?<br />
Insgesamt kann man aus meiner Sicht<br />
drei Phasen unterscheiden. Die erste begann<br />
1991 mit der Gründung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />
Die Medienpolitik war zu dieser Zeit ein sehr<br />
ambitioniertes Politikfeld und in der Folge be-<br />
Europäische Filmpreise in Tallinn<br />
„Lebanon“ und<br />
„Lourdes“ geehrt<br />
Die französische Schauspielerin Sylvie Testud<br />
erhielt für ihre Rolle der skeptischen Pilgerin<br />
Christine in Jessica Hausners „Lourdes“ am<br />
4. Dezember im estnischen Tallinn den Europäischen<br />
Filmpreis <strong>als</strong> Beste Darstellerin. Der<br />
Kinofilm, der <strong>als</strong> internationale Koproduktion der<br />
Kölner Thermidor Filmproduktion entstand,<br />
wurde von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
ebenso gefördert wie Samuel Maoz’ bedrückendes<br />
Werk „Lebanon“, das fast ausschließlich<br />
im Inneren eines israelischen Panzers spielt<br />
und den European Discovery 2010/FI-<br />
Als erster ARD-Sender hat der WDR auf Initiative<br />
des film & fernseh produzentenverband<br />
nrw e.v. einer alternativenBürgschaftsform<br />
zugestimmt, so der Verband. Ab dem 1.<br />
Dezember akzeptiert der Kölner Sender bei seinen<br />
Auftragsproduktionen nicht nur eine Bankbürgschaft<br />
des Produzenten, sondern auch die<br />
mit der HDI-Gerling Industrie AG entwickelte<br />
Bürgschaftsversicherung TV-Produktion.<br />
„Die neue Bürgschaftsversicherung TV-Produktion<br />
entlastet gegenüber den Bankbürg-<br />
4<br />
gann der Aufbau des Film- und Fernsehlandes<br />
NRW. Die zweite Phase startete etwa 2000 und<br />
ist eng verbunden mit der Gründung der ifs, der<br />
internationalen filmschule Köln und der Etablierung<br />
einer lebendigen, mittelständischen Produzentenlandschaft.<br />
In diese Phase fällt auch eine<br />
starke Internationalisierung des Filmlandes,<br />
die NRW zu einem der erfolgreichstenMedienstandorte<br />
Europas gemacht<br />
hat. Nun treten wir in die<br />
dritte Phase ein.<br />
Frauke<br />
Gerlach,<br />
Foto: LfM<br />
Welchen Anteil<br />
hatte die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW an dieser Entwikklung?<br />
Zunächst war ihre<br />
Gründung ein starker<br />
Standortimpuls – natürlich auch durch ihren hohen<br />
Etat, der heute bei 32 Millionen Euro liegt.<br />
Über die Jahre hat sich die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
durch ihre kontinuierlichen Förderaktivitäten <strong>als</strong><br />
verlässliche Partnerin bewährt. Bei der Filmstif-<br />
PRESCI-Preis für das beste Debüt erhielt.<br />
„Lebanon“-Kameramann Giora Bejach wurde<br />
für seine beklemmenden Bilder außerdem<br />
mit dem europäischen Carlo di Palma-Preis<br />
für die Beste Kamera ausgezeichnet. Produziert<br />
wurde der bereits vielfach ausgezeichnete Kinofilm<br />
von der Kölner Ariel Films.<br />
„Das Engagement <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>s für<br />
das europäische Kino wird einmal mehr belohnt<br />
– dies zeigen die nominierten und nun ausgezeichneten<br />
Produktionen. Völlig verdient haben<br />
diese künstlerisch herausragenden und bereits<br />
mehrfach prämierten Werke Preise in Tallinn erhalten”,<br />
freute sich Petra Müller, Geschäftsführerin<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, über die Erfolge<br />
der geförderten Filme.<br />
Dominiert wurde der Abend von Roman<br />
Polanskis „The Ghostwriter”, den die Mitglieder<br />
der Europäischen Filmakademie mit<br />
insgesamt sechs Preisen auszeichneten. Den<br />
Preis für sein Lebenswerk überreichte Akademie-<br />
Präsident Wim Wenders an Bruno Ganz,<br />
der ab dem 13. Januar in dem geförderten Kinofilm<br />
„Satte Farben vor Schwarz” in den deutschen<br />
Filmtheatern zu sehen ist.<br />
Alle Preisträger unter www.europeanfilmacademy.org.<br />
Debütpreis mit knapp 50 Jahren:<br />
Samuel Maoz erhielt in Tallinn den Discovery Award.<br />
Foto: European Filmacademy<br />
Bürgschaftsversicherung<br />
WDR akzeptiert Versicherungsbürgschaft<br />
schaften die Finanzierungsstruktur der TV-Produzenten<br />
erheblich und führt trotz eines nahezu<br />
identischen Antragsverfahrens zu einer geringeren<br />
Kostenbelastung“, erklärt Rafaela Wilde,<br />
geschäftsführende Justiziarin des Verbandes,<br />
der damit rechnet, dass sich auch weitere öffentlich-rechtliche<br />
TV-Sender dem Beispiel des<br />
WDR anschließen.<br />
film & fernseh produzentenverband<br />
nrw e.v., Tel. (0221) 1391194;<br />
presse@film-nrw.de<br />
tung NRW – und das höre ich oft aus der Branche<br />
– geht es aber nicht nur um Geld, sondern<br />
auch um Beratung. Das ist vor allem für den<br />
Nachwuchs wichtig, der die ersten Filme produzieren<br />
will und das erste Mal mit der Förderung<br />
zu tun hat. Fest steht außerdem: In den<br />
letzten 20 Jahren war die <strong>Filmstiftung</strong> NRW ein<br />
strahlender Repräsentant für das Land NRW.<br />
Wo sehen Sie die zukünftigen<br />
Herausforderungen für den Standort?<br />
Die Medienwelt hat sich in den letzten<br />
zehn Jahren extrem verändert, die Stichworte<br />
hierzu sind: Digitalisierung, Konvergenz und Globalisierung.<br />
Wir haben eine Verschiebung der<br />
Kräfte erlebt, und der Einfluss der Internet- und<br />
Telekommunikationsbranche ist stark gestiegen.<br />
Hinzu kommt, dass sich die Segmentierung der<br />
Inhalte auflöst, es gibt zahlreiche hybride Formen,<br />
wir sehen dies im Bereich der Werbung<br />
und können noch einiges bei den Games erwarten.<br />
Die Folge ist: Es gibt heute nicht mehr nur<br />
reinrassige Produkte, aber dafür viele neue Ak-<br />
Transatlantischer Dialog<br />
Präsenz in<br />
den Staaten<br />
Iris Berben und Sebastian Koch dürfen<br />
sich zu den besten Fernsehschauspielern<br />
der Welt zählen,<br />
denn sie beide waren für einen<br />
International Emmy Award nominiert.<br />
Die TV-Stars waren zur Preisverleihung<br />
am 22. November nach<br />
New York gereist, begleitet von einer<br />
Delegation aus <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong>. Vertreter von <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, Staatskanzlei, Landesanstalt<br />
für Medien und Produzenten<br />
aus NRW drückten kräftig die<br />
Daumen: Iris Berben war für ihre Hauptrolle in<br />
„Krupp – Eine deutsche Familie“ für einen International<br />
Emmy nominiert, Sebastian Koch hatte<br />
für seine schauspielerische Leistung in „Der<br />
Seewolf“ gute Aussichten auf die höchste Auszeichnung,<br />
die es im internationalen TV-Geschäft<br />
zu vergeben gibt. Nominiert war außerdem der<br />
Fernsehfilm „Marcel Reich-Ranicki – mein Leben“,<br />
der ebenso wie „Krupp“ von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
gefördert und in NRW gedreht wurde.<br />
Die Gäste erlebten bei der Verleihung einen<br />
glanzvollen Gala-Abend im Hilton Hotel mit prominenten<br />
Laudatoren wie Alec Baldwin, „Mad<br />
Men“-Star Elisabeth Moss und News Corp.-Chef<br />
Rupert Murdoch, und schließlich doch noch einen<br />
Emmy für NRW: Die Animationsserie<br />
„Shaun das Schaf“, eine WDR-Koproduktion,<br />
holte sich in der Kategorie Kinder- und Jugendprogramm<br />
die begehrte Trophäe.<br />
Über 1.000 Gäste kommen jedes Jahr zu<br />
den Emmy Awards nach New York: ein echtes<br />
Highlight im internationalen TV-Biz inklusive eines<br />
ausgesuchten Fernsehfestiv<strong>als</strong>. Besonders<br />
beliebt aber ist der zweistündige Cocktail vor<br />
der Preisverleihung. Ein idealer Event, um neue<br />
Kontakte zu knüpfen und bestehende aufzufrischen,<br />
schließlich tummelt sich hier das Who is<br />
Who der internationalen TV-Branche. Seit nunmehr<br />
drei Jahren nutzt der Medienstandort<br />
newsletter 7/2010 – Meldungen<br />
teure. Die Aufgabe des Standortes ist es, die<br />
klassischen Akteure dabei zu unterstützen, auf<br />
diese Entwicklungen zu reagieren und neue<br />
Akteure für NRW zu gewinnen.<br />
Welche Rolle spielt die <strong>Filmstiftung</strong><br />
dabei?<br />
Zu ihrem Kerngeschäft gehört, dass sie ihren<br />
klassischen Förderbereich reflektiert und geänderten<br />
Bedingungen anpasst. Aber das wird<br />
nicht ausreichen, wenn wir nun in die bereits<br />
skizzierte dritte Phase eintreten. Hier muss die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam mit ihren Gesellschaftern<br />
– aber auch mit den alten und neuen<br />
Akteuren der Branche – eine neue, angepasste<br />
Strategie entwickeln, mit der sie auch<br />
in den nächsten zehn Jahren erfolgreich agieren<br />
kann. Im Sinne einer lernenden Einheit geht<br />
es darum, die wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Kräfte des Landes zu vernetzen und Anschlüsse<br />
zwischen den unterschiedlichen Branchen<br />
herzustellen. Ich habe großes Vertrauen, dass<br />
Petra Müller diese neue dritte Phase der <strong>Filmstiftung</strong><br />
erfolgreich mitgestalten wird.<br />
Bernd Schlötterer (Tele München), Petra Müller<br />
und Peter Widlok (LfM)<br />
Die Emmy-Nominierten Sebastian Koch<br />
und Iris Berben mit Produzent Leopold Hoesch<br />
(Broadview TV), Fotos: Emmy International<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> die Internationalen Emmys<br />
zu einen transatlantischen Dialog, bei dem intensive<br />
Gespräche mit US-amerikanischen Fernsehschaffenden<br />
im Vordergrund stehen. Dazu
NRW.BANK<br />
Broschüre für<br />
kreative Köpfe<br />
Bei der NRW.BANK ist ab sofort eine neue<br />
Broschüre erhältlich, die umfassend über Fördermöglichkeiten<br />
der Kreativwirtschaft in der<br />
EU informiert. Gegliedert ist das Heft in drei Kategorien:<br />
• Darstellung der EU-Förderung in den Bereichen<br />
Kunst und Kultur, Film und Fernsehen,<br />
Wissenschaft und Technik sowie Bildung<br />
und Gesellschaft<br />
• Nationale und regionale Förderprogramme<br />
in den Niederlanden, Belgien, Frankreich,<br />
Italien und Großbritannien<br />
• Europäische Netzwerke der Medien-, Kultur-<br />
und Kreativwirtschaft<br />
Zielgruppe der kostenlosen Publikation sind die<br />
rund 212.000 Menschen in NRW, die in der Medien-,<br />
Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten. Bestellt<br />
werden kann die Broschüre per Mail an<br />
beratungscenter_ausland@nrwbank.de<br />
Glanzvoller Gala-Abend in New York<br />
traf man sich am Tag nach der Emmy-Gala im<br />
44. Stock des spektakulären Hearst Tower, zwei<br />
Straßen vom Central Park entfernt. Teilnehmer<br />
des exklusiven NRW-Lunch waren u.a. WDR-Intendantin<br />
Monika Piel und Programmdirektorin<br />
Verena Kulenkampff, die Produzten Oliver<br />
Berben (moovie), Michael und Ica Souvignier<br />
(Zeitsprung), Leopold Hoesch (Broadview TV),<br />
Friedhelm Bixschlag (MMC), Michael Smeaton<br />
(FFP New Media), <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin<br />
Petra Müller und Christiane Bertels-Heering<br />
(Aufsichtsratsvorsitzende LfM Nova). Auf<br />
amerikanischer Seite waren MGM-World Wide<br />
Networks Präsident Bruce Tuchman, Kervin<br />
Beggs (Lionsgate), die Präsidentin von PBS Paula<br />
Kerger, Simon Sutton (HBO International &<br />
Distribution) sowie Emmy Academy Präsident<br />
und CEO Bruce Paisner dabei.<br />
„Nach dem guten Feedback der Teilnehmer<br />
planen wir eine Wiederholung. Wahrscheinlich<br />
schon im Juni in Köln. Dann geht es ganz konkret<br />
um die Entwicklung gemeinsamer Projekte.<br />
Als führender Fernsehstandort Deutschlands<br />
mit starken Sendern und erfolgreichen Produzenten<br />
in Entertainment, Fiktion und Non-Fiktion<br />
ist NRW für amerikanische TV-Verantwortliche<br />
ein sehr interessanter Partner“, resümierte<br />
Petra Müller, Geschäftsführerin der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW.<br />
Auch Produzent Michael Smeaton freute<br />
sich über neu geknüpfte Kontakte: „Für mich<br />
<strong>als</strong> ein in Deutschland angesiedelter Produzent<br />
ist es hochinteressant, Entscheidungsträger aus<br />
den USA zu treffen, die man nicht jederzeit<br />
überall treffen kann. Ich hatte beispielsweise die<br />
Gelegenheit, mit Kervin Beggs von Lionsgate zu<br />
sprechen, und wir haben spontan vereinbart,<br />
dass wir uns sehr schnell wieder treffen und<br />
überlegen, was wir gemeinsam herstellen können.“<br />
Und Leopold Hoesch, Geschäftsführer der<br />
Kölner Broadview.TV ergänzt: „Der transatlantische<br />
Dialog bietet deutschen Unternehmern<br />
die Möglichkeit, sich in einer ungezwungenen<br />
Atmosphäre US-amerikanischen Firmen zu präsentieren.“<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW:<br />
Die Zahlen 2010<br />
122 Kino- und Fernsehprojekte hat die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW 2010 mit rund 33 Millionen Euro<br />
gefördert. Damit ermöglichte sie ein Produktionsvolumen<br />
von insgesamt 300.000 Millionen<br />
Euro – Rekord in der knapp 20 jährigen Geschichte<br />
der Düsseldorfer Filmförderung.<br />
Der NRW-Effekt, der von jedem Produzent verlangt,<br />
für jeden Euro Förderung mindestens 1,50<br />
Euro in NRW auszugeben, betrug in diesem Jahr<br />
bei der Produktion1 226 Prozent (69,3 Millionen<br />
Euro) und war damit wie schon in den Vorjahren<br />
deutlich übererfüllt. Durch die erfolgreiche<br />
Auswertung von Filmen flossen 2010 rund<br />
zwei Millionen Euro zurück in die Kassen der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> und stehen <strong>als</strong> Referenzmittel zur<br />
Verfügung.<br />
Die Zahl der Drehtage geförderter Produktionen<br />
in NRW lag 2010 bei 1.026 Tagen, an denen<br />
auch internationale Film- und Regiestars wie<br />
Helen Mirren, Keira Knightley, Juliette<br />
Binoche, Viggo Mortensen, Michael<br />
Fassbender, David Cronenberg, Wim<br />
Wenders oder auch Istvan Szabo an Rhein<br />
und Ruhr zu Gast waren. In Szene gesetzt wurden<br />
dabei große internationale Kinoproduktionen<br />
mit Starbesetzung ebenso wie hochwertige<br />
Fernsehfilme, europäische und deutsche Independentproduktionen,<br />
packende <strong>Dokument</strong>arfilme,<br />
Kinderfilme und Debüts viel versprechender<br />
Regietalente.<br />
Damit diese Filme auch in Zukunft in einer<br />
vielfältigen und modernen Kinolandschaft zu sehen<br />
sind, unterstützte die <strong>Filmstiftung</strong> 2010<br />
NRW-Filmtheater bei der Umstellung auf die Digitalisierung.<br />
Insgesamt vergab sie dafür erstm<strong>als</strong><br />
500.000 Euro <strong>als</strong> Investitionskostenzuschüsse an<br />
18 Kinos.<br />
Mehr Zahlen und Infos über das Filmjahr<br />
2010 unter www.filmstiftung.de.<br />
Über 1,2 Millionen Besucher sahen Heinrich<br />
Breloers „Buddenbrooks“ in den deutschen<br />
Kinos. Wer die Verfilmung von Thomas<br />
Manns Familensaga dort verpasst hat, kann<br />
sich auf das Fernsehprogramm zu Weihnachten<br />
freuen. Das Erste zeigt die „Buddenbrooks“,<br />
für die das Haus der Familie mehrgeschossig in<br />
den Kölner MMC-Studios nachgebaut worden<br />
war, am 27. und 28. Dezember jeweils um<br />
20.15 Uhr. Auf Arte sind die beiden Teile bereits<br />
am 22. und 23. Dezember zu sehen. „Ein<br />
ruhigerer Einstieg in die Geschichte, eine gründ-<br />
Games-Preise in der Lichtburg<br />
Gut entwickelt<br />
Rollenwechsel in der Essener Lichtburg: Bei der<br />
Vergabe des Deutschen Entwicklerpreises<br />
am 1. Dezember im schönsten Filmtheater der<br />
Republik standen nicht Filme, sondern Computerspiele<br />
im Mittelpunkt des Interesses und dabei<br />
vor allem die Düsseldorfer BlueByte<br />
GmbH. Die Spieleentwickler nahmen sieben der<br />
begehrten Trophäen entgegen, unter anderem<br />
<strong>als</strong> Bestes Studio sowie in der Kategorie Bestes<br />
Spiel für ihre Aufbausimulation „Die Siedler 7“<br />
(Publisher: Ubisoft,Düsseldorf) die auch <strong>als</strong> Bestes<br />
Strategiespiel, Bestes Social Game und Bestes<br />
Community Management ausgezeichnet<br />
wurde. Der Preis für das Beste Spiel wurde von<br />
Petra Müller, Geschäftsführerin der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, an BlueByte Senior Producer Benedikt<br />
Grindel übergeben.<br />
„Die Auszeichnungen zeigen, dass sich in in<br />
den letzten Jahren in NRW bereits eine kreative<br />
Entwicklerszene gebildet hat. Diese Szene<br />
wollen wir in Zukunft weiter stärken und ausbauen“,<br />
so Petra Müller.<br />
TV-Highlights im Winter: „Buddenbrooks“ und „Hindenburg“, Foto: ARD/Arte und RTL<br />
lichere Vorstellung der Personen. Der Zuschauer<br />
kann sich leichter über die jeweilige Rolle der<br />
verschiedenen Familienmitglieder orientieren“,<br />
erklärt Breloer die Unterschiede zwischen der<br />
längeren Fernsehfassung zum Kinofilm. Produziert<br />
wurden die „Buddenbrooks“ von der Bavaria,<br />
Pirol Film Production, Colonia<br />
Media, WDR, NDR, SWR, BR, ARD, Degeto,<br />
Arte und ORF. Am 6. und 7. Februar<br />
präsentiert RTL mit „Hindenburg“ seine bisher<br />
größte Eigenproduktion. Gedreht wurde der<br />
Zweiteiler, der von teamWorx mit einem Bud-<br />
Feierliche Verleihung des Deutschen Entwicklerpreises<br />
in der Essener Lichtburg, Foto: Aruba Events<br />
Auch die Mülheimer Entwickler der Crenetic<br />
Studios konnten sich in der Lichtburg über<br />
eine Trophäe freuen: Sie siegten mit ihrem Spiel<br />
„Trapped Dead“ (Publisher: Headup Games,<br />
Düren) in der Kategorie Bestes Action Game. Der<br />
Gamesload Newcomer Award ging an die Ratinger<br />
Entwickler von Sluggerfly, sechs Studenten<br />
der Düsseldorfer MediaDesign Hochschule<br />
die das Game „Night of Joeanne” entwickelt<br />
haben. Und für ihr Spiel „The Skillz“ wurde<br />
die Landes-Gewerbeförderungsstelle<br />
des nordrhein-westfälischen Handwerks<br />
e.V. mit dem Preis für das Beste Lernspiel<br />
geehrt.<br />
Ausgezeichnet wurden in der Essener Lichtburg<br />
neben Spielen auch Studios, Magazine,<br />
Händler und Persönlichkeiten in über 30 Kategorien.<br />
Über die Preisträger entschieden sowohl<br />
die 300 Mitglieder der Akademie des Deutschen<br />
Entwicklerpreises <strong>als</strong> auch eine Jury und das Publikum.<br />
Entscheidende Kriterien waren neue<br />
Spielideen, technische Innovationen und spielerische<br />
Qualitäten.<br />
TV-Tipp: Einschalten für „Buddenbrooks“ und „Hindenburg“<br />
get von über zehn Millionen Euro produziert<br />
wurde, auf Englisch, um so die internatioalen<br />
Verwertungschancen zu verbessern. Regisseur<br />
Philipp Kadelbach erzählt in seinem Film die<br />
Geschichte der größten und bis heute ungeklärten<br />
Luftfahrtkatastrophe seiner Zeit, der Explosion<br />
des Zeppelins „Hindenburg“ im Jahr 1937.<br />
Drehort für das TV-Event war u.a. auch hier das<br />
MMC-Studio, in dem Innenaufnahmen in der<br />
Gondel des Luftschiffes gedreht wurden.<br />
Beide Produktionen enstanden mit Unterstützung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />
Meldungen – newsletter 7/2010 5
Filmforum NRW: Intermediale Lektionen<br />
Noch bis zum 17. März steht der Film <strong>als</strong> „neuzeitlicher<br />
Traum vom Gesamtkunstwerk“ und die<br />
wechselseitige Beziehung von Film, Theater und<br />
digitalen Spielen im Mittelpunkt einer Film- und<br />
Diskussionsreihe des Kölner Filmforum NRW.<br />
Auf die Suche nach Antworten begeben sich dabei<br />
die Theater- und Filmemacher Wim Vandekeybus<br />
und Katie Mitchell quer durch<br />
Geschichte und Gegenwart des kreativen künst-<br />
Geschenktipp:<br />
Hollywoods<br />
goldene Ära<br />
Der preisgekrönte Illustrator Robert Nippoldt<br />
hat sich mit dem Kölner Filmkritiker Daniel Kothenschulte<br />
zusammen getan und jüngst<br />
beim Gerstenberg Verlag einen nostalgischen<br />
und üppigen Schmuckband über das klassische<br />
Hollywood der 30er Jahre publiziert. Auf<br />
160 großformatigen Seiten hochwertigen Papiers<br />
werden elegant erzählte Porträts, Anekdoten<br />
und Miniaturen begleitet von edlen grafischen<br />
und mühevoll kolorierten Illustrationen.<br />
Der in goldenes Leinen gefasste Band erinnert<br />
so auf sehr sinnliche Art und Weise an ein legendäres<br />
Jahrzehnt des amerikanischen Kinos,<br />
lerischen Austauschs. Partner ist hier das Schauspiel<br />
Köln. Medienwissenschaftler und Game-<br />
Designer sind in Zusammenarbeit mit dem Cologne<br />
Game Lab eingeladen, die praktischen<br />
und theoretischen Perspektiven der medienästhetischen<br />
Entwicklung des Gesamtkunstwerks<br />
Film von seinen Anfängen bis zu seiner Digitalisierung<br />
zu beleuchten. Zum Thema „Film &<br />
Theater“ werden die Literaturwissenschaftlerin<br />
Annette Simonis (16.12.)<br />
und die Theaterregisseurin Katie<br />
Mitchell (20.01.) vortragen<br />
und diskutieren. Dem Thema<br />
„Film & Spiele“ widmen sich<br />
Rolf Nohr, Professor für Medienästhetik<br />
und Medienkultur<br />
(27.01.) und der Spieleentwickler<br />
und Kommunikationswissenschaftler<br />
Ian Bogost (17.03.).<br />
Die Veranstaltungen beginnen<br />
jeweils um 19 Uhr. Das vollständige<br />
Programm finden Sie unter<br />
www.filmforum.de.<br />
IFFF will in Dortmund „Was tun”<br />
Als erstes größeres NRW-Filmfestival 2011 wird<br />
vom 12. bis 17. April die Dortmunder Ausgabe<br />
des Internationalen Frauenfilmfestiv<strong>als</strong><br />
Dortmund|Köln (IFFF) mit dem Fokus<br />
„Was tun – Filme zur Situation“ stattfinden. Filmemacherinnen<br />
können ihre Werke ab sofort<br />
einreichen: Bis zum 7. Januar 2011 können<br />
abendfüllende Filme für den Internationalen<br />
Spielfilmwettbewerb angemeldet werden, der<br />
mit 25.000 Euro dotiert ist.<br />
Bis zum 31. Januar 2011 läuft die Einreichfrist<br />
für den nationalen Wettbewerb für Bildgestalterinnen<br />
aus dem Nachwuchsbereich, der<br />
mit insgesamt 7.500 Euro dotiert ist. Reglements<br />
und Unterlagen finden sich unter www.frauenfilmfestival.eu.<br />
2011 wird der mit 25.000 Euro dotierte Regiepreis<br />
erstm<strong>als</strong> zwischen Regisseurin und dem<br />
deutschen Verleih des preisgekrönten Films aufgeteilt.<br />
„Wir hoffen, dass die Aussicht auf eine<br />
Anschubfinanzierung von 10.000 Euro für viele<br />
Verleihe die Entscheidung, einen Film in die<br />
6<br />
Der Kurzfilm „Motherland“ läuft<br />
am 27. Januar, wenn es bei den<br />
Lektionen um Film & Spiele geht.<br />
Foto: Filmforum im Museum Ludwig<br />
deutschen Kinos zu bringen, positiv beeinflusst.<br />
Unser Ziel ist es, über das Festival hinaus mehr<br />
Filme von weiblichen Filmschaffenden einem<br />
breiten Publikum zugänglich zu machen“, begründet<br />
Festivalleiterin Silke J. Räbiger ihre<br />
Entscheidung.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Filmmagazin<br />
Film-Dienst hat das IFFF kürzlich eine neue CD<br />
in der Reihe „Edition Filmmusik – Komponiert<br />
in Deutschland“ herausgegeben. Gewidmet ist<br />
sie den Filmkompositionen der Pianistin und<br />
Klangkünstlerin Ulrike Haage, die 2003 <strong>als</strong><br />
erste Frau den Deutschen Jazzpreis für ihr grenzüberschreitendes<br />
Lebenswerk erhalten hat. Die<br />
CD enthält in erster Linie Musiken aus dem <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Zwiebelfische. Jimmy Ernst,<br />
Glückstadt/New York“ von Christian Bau und<br />
Arthur Dieckhoff, für die Ulrike Haage Anfang<br />
November bei den Nordischen Filmtagen<br />
in Lübeck ausgezeichnet wurde.<br />
IFFF, Tel. (0231) 5025162;<br />
info@frauenfilmfestival.eu<br />
das von Charlie Chaplin bis Marlene Dietrich Ursprung<br />
ist für unsterbliche Mythen und für noch<br />
heute funktionierende Genres und Mechanismen<br />
der Filmindustrie. Das Buch „Hollywood in<br />
den 30er Jahren“ kostet 39,95 Euro.<br />
Greta Garbo darf im Schmuckband<br />
über das Hollywood der 30er Jahre<br />
nicht fehlen, Foto: Gerstenberg Verlag<br />
„Fünf Tage ohne Nora“ eröffnet am 11. Dezember<br />
das Jüdische Filmfestival in der Landeshauptstadt.<br />
Foto: Jüdische Welten<br />
Düsseldorf<br />
Jüdische Welten<br />
Vom 11. bis 16. Dezember findet in der Düsseldorfer<br />
Black Box das Filmfestival „Jüdische<br />
Welten“ statt, das von der Jüdischen Gemeinde<br />
Düsseldorf und dem American Jewish Joint<br />
Distribution Committee veranstaltet wird. „Wir<br />
möchten nach vorne schauen und daher eine<br />
breite Palette des modernen jüdischen Lebens<br />
zeigen, weit von den üblichen Klischees“, erklärt<br />
Kuratorin Erika Rubinstein das Programm des<br />
Festiv<strong>als</strong>, zu dem zahlreiche israelische Regisseure<br />
erwartet werden, die nach der Vorstellung mit<br />
Grimme: Internet<br />
kills the TV-Star<br />
Im Jahr 2015 werden TV-Inhalte vor allem <strong>als</strong><br />
Download-Angebote im Internet genutzt, so eines<br />
von vier Szenarien der neuen Studie „Programmstrategien<br />
2015“ des Marler Grimme-Instituts.<br />
Neben dem klaren Trend auf<br />
Kosten linearer Programme prognostiziert die<br />
Studie ein „Wegbrechen des Mittelsegments“,<br />
d.h. das TV-Angebot der Zukunft wird geprägt<br />
durch hochwertige Qualitätsformate und Billigproduktionen,<br />
die „<strong>als</strong> Marke ins Internet verlängert<br />
bzw. von vornherein für mehrere me-<br />
Alternative Filmfinanzierung für „Finale“:<br />
Auch Jeanette Hain arbeitet auf Rückstellungs -<br />
basis, Foto: Qool Pictures<br />
Crowdfunding<br />
für „Finale“<br />
Einen – noch – ungewöhnlichen Weg der Filmfinanzierung<br />
geht Regisseur Rouchdi Guedria<br />
mit seiner Kölner Produzentin Claudia Bach<br />
(Qool Pictures) bei dem Filmprojekt „Finale“.<br />
Das Filmteam setzt auf Crowdfunding und hat<br />
dazu die Website www.finale-movie.com<br />
eingerichtet, auf der ein Teaser einen ersten Eindruck<br />
von dem geplanten Film geben soll. Der<br />
Gedanke dahinter: Die Finanzierung erfolgt nicht<br />
durch wenige große Partner, sondern durch viele<br />
Kleine, die sich finanziell an dem Film über Liebe,<br />
Rache, Familie und Freundschaft beteiligen.<br />
Bei dem Film Noir Neo-Western arbeiten das<br />
Filmteam und die Darsteller auf Rückstellungsbasis.<br />
Um das Rest-Budget zusammen zu bringen,<br />
setzen die Kölner Filmemacher auf die<br />
Crowdfunding-Plattformen startnext und IndieGoGo.<br />
Die Filmfinanzierung der User erfolgt<br />
dabei via paypal oder Kreditkarte. Vor dem Start<br />
musste die Produzentin einen Betrag, der zur<br />
Umsetzung des Projektes absolut notwendig ist,<br />
festlegen. Nach Erreichen der monetären De-<br />
newsletter 7/2010 – Meldungen<br />
den Besuchern über ihre Filme diskutieren. Den<br />
Auftakt macht die mexikanische Tragikomödie<br />
„Fünf Tage ohne Nora“ von Mariana Chenillo.<br />
Das komplette Programm finden Sie unter<br />
www.j-fd.de.<br />
diale Verwertungsschienen konzipiert“ werden.<br />
Für die Branche sieht die Studie einen Rückgang<br />
der Produktionsunternehmen voraus, bei gleichzeitig<br />
steigender Nachfrage nach Autoren durch<br />
neue Abspielkanäle im Internet oder auch durch<br />
Games. Basis der Studie waren Leitfadeninterviews<br />
mit 76 Kreativen und 15 Programmverantwortlichen,<br />
die nach ihren Prognosen für das<br />
Fernsehen in fünf Jahren befragt wurden. Erstellt<br />
wurde die Studie vom Grimme-Institut in Kooperation<br />
mit dem MMB-Institut für Medienund<br />
Kompetenzforschung.<br />
Unter www.grimme-institut.de steht<br />
die Studie zum Download bereit.<br />
adline, wird das Geld ausgezahlt. „Wir planen<br />
die Dreharbeiten für den ersten Block im Frühjahr<br />
2011“, sagt Produzentin Claudia Bach, die<br />
im Cast u.a. mit Jeanette Hain und Ralf Richter<br />
plant.<br />
Crowdfunding war auch Thema des Symposiums<br />
„Die Farbe des Geldes“, das das Filmbüro<br />
NW am 3. Dezember in Köln veranstaltete.<br />
Auf dem Podium berichteten u.a. der Kölner<br />
Produzent Torsten Reglin („Eines Tages“)<br />
und der Hamburger Regisseur Jan Georg<br />
Schütte („Leg ihn um“) von ihren Erfahrungen<br />
mit alternativen Finanzierungsformen.<br />
www.filmbuero-nw.de<br />
Conradfilm: vom Treatment zum Roman<br />
Literaturverfilmung oder Buch zum Film? Im Sommer realisierte die Kölner Conradfilm für ARD/Degeto<br />
die Fernsehproduktion „Die Dienstagsfrauen“. Das Drehbuch stammt von Autorin Monika<br />
Peetz und erzählt komödiantisch von der Pilgerreise einer kleinen Gruppe Kölner Frauen. Das<br />
Treatment überzeugte nicht nur den Sender, sondern auch den Kölner Verlag Kiepenheuer und<br />
Witsch, der bei der Autorin gleich den Roman in Auftrag gab. Der erschien im November. Im Ersten<br />
werden die „Dienstagsfrauen“, gespielt von Ulrike Kriener, Nina Hoger, Saskia Vester<br />
und Inka Friedrich, am 14. Juni zu sehen sein.
Kölner Produzenten in New York<br />
bei Independent Filmweek<br />
Große Neugierde<br />
VON FRANK OLBERT<br />
Die Blumenhändler rund um die 28th Street<br />
konnten ihre Ware noch unbesorgt nach draußen<br />
auf die Straße stellen, unter einen makellos<br />
blauen Himmel, von dem die warme Sonne<br />
herab schien: New York räkelte sich geradezu<br />
im Indian Summer, so dass sich die Independent<br />
Filmweek keine bessere Jahreszeit hätte<br />
aussuchen können, um gut gelaunt und entspannt<br />
über die Bühne zu gehen. Beheimatet<br />
im Fashion Institute of Technology an der stilbewussten<br />
7th Avenue in Chelsea, ist die Filmweek<br />
ein Marktplatz, auf dem sich Produzenten,<br />
Autoren, Regisseure und Finanziers treffen,<br />
um über ihre nächsten Projekte zu reden, Geld<br />
aufzutreiben oder die richtigen Schauspieler zu<br />
finden. Auf dem internationalen Koproduktionsmarkt<br />
No Borders der Filmweek lässt sich die<br />
Kunst des Filmemachens sozusagen im Kindheitsstadium<br />
betrachten, denn bevor die Bilder<br />
heranreifen, bevor ein Team zusammengestellt<br />
und eine Besetzung gefunden ist, bevor vielleicht<br />
sogar Glamour und Roter Teppich Einzug halten,<br />
geht es ganz unglamourös um eines: Verbündete<br />
für den Film zu finden, der sich noch<br />
im Kopf befindet und zusammengefasst in ein<br />
paar Sätze auf einem Konzeptpapier.<br />
In diesem Jahr folgten die beiden Kölner Produzenten<br />
Claudia Steffen von Pandora und<br />
Steve Hudson von Gringo Films der Einladung<br />
nach New York. Claudia Steffen hat Pia<br />
Marais’ Film „Die Unerzogenen“ betreut und<br />
hatte die Regisseurin nun mit nach Chelsea gebracht,<br />
um ihr neues Projekt „Layla Fourie“<br />
auf dem Markt vorzustellen.<br />
Steve Hudson, Stipendiat des AV-Gründerzentrums<br />
NRW, ist nicht nur Produzent, sondern<br />
auch Regisseur („True North“). Gemeinsam<br />
LfM: digital voraus<br />
2011 startet die Landesanstalt für Medien<br />
NRW (LfM) ihre Initiative „NRW digital“, mit<br />
der sie die Chancen der neuen Medien für die<br />
Kommunikation fördern und gleichzeitig dem<br />
Medienland NRW einen „Schub verleihen“<br />
möchte. „Digitalisierung verändert unseren Medienalltag<br />
und stellt auch die LfM vor neue Herausforderungen.<br />
Wir werden künftig noch stärker<br />
<strong>als</strong> bisher <strong>als</strong> Vermittler auftreten zwischen<br />
mit Sonja Ewers hat er Samuel Maoz’<br />
Kriegsdrama „Lebanon“ produziert, das im vergangenen<br />
Jahr den Goldenen Löwen in Venedig<br />
gewann. In New York warb er für sein neues<br />
Projekt „Take the Blame“, einen Film über die<br />
Anfangsjahre von MTV und die Londoner Clubszene<br />
der 80er Jahre, an dem er gemeinsam mit<br />
MTV-Pionier Steve Blame arbeitet. Sowohl<br />
Claudia Steffens Film wie der von Steve Hudson<br />
werden von der <strong>Filmstiftung</strong> Nord rhein-<br />
<strong>Westfalen</strong> unterstützt, die auch Sponsor der Filmweek<br />
ist. Seit 2002 reisen junge kreative Filmemacher<br />
aus NRW nach New York, um von den<br />
internationalen Kontakten zu profitieren und sie<br />
gleichzeitig voranzutreiben: Bettina Brokemper<br />
war in Chelsea, Hejo Emons und Markus<br />
Halberschmidt, um nur einige aus der<br />
Riege junger NRW-Filmproduzenten zu nennen.<br />
Die Filmweek selbst besteht seit 1979, fand<br />
in diesem Jahr zum 32. Mal statt und hat nach<br />
eigenen Angaben bereits rund 7.000 Filme auf<br />
den Weg gebracht.<br />
Ihre Schaltzentrale ist ein großer Saal, in dem<br />
Vorhänge eine größere Anzahl von Tischen abtrennen,<br />
ein jeder Tisch mit einer Nummer markiert:<br />
Hier kommt es, ähnlich wie beim Literatur-<br />
Speed-Dating für Agenten und Lektoren, zum Tête-à-Tête<br />
der cineastischen Netzwerker. Regisseu-<br />
rin trifft auf Bankmanager, der ihr einen Kredit anbietet,<br />
den sie seiner hohen Zinsen wegen dann<br />
doch nicht brauchen kann. Produzent begegnet<br />
Schauspiel-Agenten, der sich anhört, um welchen<br />
Stoff es geht und welche Charaktere mitspielen<br />
sollen. Am Nebentisch schüttelt ein Produzent seinem<br />
neuen Koproduzenten die Hand – kein Gespräch<br />
dauert länger <strong>als</strong> eine halbe Stunde, manche<br />
Unterredung wird auf der abendlichen Party<br />
weitergeführt, und viele Dialoge enden im<br />
Nichts. So werden Filme gemacht.<br />
Für den Newsletter befragten wir Produzentin<br />
Claudia Steffen nach ihren Eindrücken von<br />
der Independent Filmweek.<br />
Was unterscheidet No Borders<br />
von anderen Koproduktionsmärkten?<br />
Die Independent Filmweek konzentriert<br />
sich auf den amerikanischen Markt und insbesondere<br />
auf die dortige unabhängige Filmszene.<br />
No Borders ist die internationale Sektion neben<br />
weiteren parallelen Veranstaltungen wie<br />
Amerikanische Drehbücher oder First-Looks auf<br />
Filme in Postproduktion. Die teilnehmenden fast<br />
ausschließlich amerikanischen Einkäufer, Verleiher<br />
und Finanzier reisen meist nicht extra zu ähnlichen<br />
Veranstaltungen in Europa. In New York<br />
kann man diese Firmen in professioneller Atmosphäre<br />
treffen.<br />
Was hat sie am meisten beeindruckt?<br />
Mich hat gefreut, dass unsere deutschen<br />
und europäischen Filme und die Arbeit unserer<br />
Firma mittlerweile auch in Amerika bekannt sind.<br />
Die Regisseurin Pia Marais und ich sind direkt von<br />
unserer Premiere beim Toronto Filmfestival nach<br />
New York gekommen, und viele unserer Gesprächspartner<br />
waren darüber und über unsere<br />
vorangegangenen Filme gut informiert. Es ist<br />
immer noch ein schwieriger Markt, aber die<br />
Neugier ist schon groß.<br />
Praktikum: Licht setzen mit Maier Bros. Thomas Heise in Wort und Bild<br />
Am Ende steht der Einsatz am Set, am Anfang<br />
eine Tour d’horizon vom Licht- und Kamera -<br />
bühnenlager bis zu den Werkstätten für Holz-,<br />
Metall- und Elektroarbeiten von Maier Bros.<br />
Das Kölner Full-Service-Unternehmen für Licht,<br />
Kamerabühne, Aggregate, Kommunikation<br />
(Funk) und Transport mit weiteren Standorten<br />
in Leipzig, München und Saara (Thüringen) bietet<br />
qualifizierte Jahrespraktika an, deren Absolventen<br />
bei Erfolg den Status des Beleuchtungs-<br />
Assistenten oder Lichtassistenten erwerben. Neben<br />
der Vermittlung handwerklicher und elektrischer<br />
Grundkenntnisse und dem Kennenlernen<br />
von Abläufen und Equipment stehen wö-<br />
Zwei Kölner Filmemacher in Big Apple: Claudia<br />
Steffen und Steve Hudson, Foto: privat<br />
Nutzern und Industrie“, erklärte LfM-Direktor<br />
Jürgen Brautmeier die neue Rolle seines<br />
Hauses. Die LfM soll sich <strong>als</strong> neutrale Einrichtung<br />
und Garant für Fairplay verstehen und etwa bei<br />
der Einführung von HD+ vermitteln, aber auch<br />
Risiken und Defizite ansprechen.<br />
Auf der Agenda stehen u.a. die Probleme<br />
im Umgang mit supranationalen Akteuren<br />
(Google, Apple, Facebook u.a.) sowie das<br />
Thema Persönlichkeitsrechte im Netz und Datensicherheit.<br />
Zu den konkreten Projekten zählt<br />
chentliche Unterrichtseinheiten. „Unsere Praktika<br />
bieten ein ausgewogenes Verhältnis von<br />
Theorie und Praxis und sind auch vom Bundesverband<br />
Beleuchtung Bühne anerkannt“, so Geschäftsführer<br />
Niels Maier.<br />
Es gibt ein gestaffeltes Praktikumsgehalt zwischen<br />
450 und 500 Euro monatlich, Seminarkosten<br />
fallen nicht an. Insgesamt stehen in Köln<br />
regelmäßig drei Stellen zur Verfügung. Technische<br />
Vorkenntnisse sind wünschenswert, ein<br />
LKW-Führerschein Klasse C sollte vorhanden<br />
sein.<br />
Maier Bros., Tel. (0221) 47478-0;<br />
niels@maierbros.de<br />
ein Beratungsangebot zur Abschaltung des analogen<br />
Satellitenfernsehens im April 2012. Die Initiative<br />
der LfM ist auf mehrere Jahre angelegt.<br />
Im kommenden Jahr sind rund 1,2 Millionen Euro<br />
dafür eingeplant – vorbehaltlich der Zustimmung<br />
der LfM-Medienkommission zu den jeweiligen<br />
Projekten.<br />
Zum digitalen Aufbruch passt auch die neue<br />
Studie „Medienkompetenz in der Schule“<br />
der LfM: Demnach nutzt über die Hälfte der<br />
rund 1.400 befragten Lehrkräfte mindestens ein-<br />
Bei Vorwerk 8 ist soeben der 13. Band der Reihe<br />
„Texte zum <strong>Dokument</strong>arfilm“ erschienen,<br />
herausgegeben von der dokumentarfilminitiative<br />
im Filmbüro NW (dfi). Unter dem<br />
Titel „Spuren. Eine Archäologie der realen Existenz“<br />
versammelt der Filmemacher Thomas<br />
Heise verbotene Features, Filmskripte, Fragmente<br />
und fotografische Geschichten, die in den<br />
Jahren seiner dokumentarischen Arbeit in der<br />
DDR entstanden, sowie ein ausführliches Interview,<br />
das Michael Girke mit ihm führte. Auf<br />
rund 500 Seiten entfalten sich so aufschlussreiche<br />
Einsichten in die Arbeitsweise des renommierten<br />
<strong>Dokument</strong>arfilmers.<br />
Wie wurde „Layla Fourie“ in<br />
New York aufgenommen?<br />
Wir hatten sehr anregende und aufschlussreiche<br />
Meetings. Konkret für unser Projekt waren<br />
vor allen Dingen die Gespräche mit amerikanischen<br />
Verleihern und Weltvertrieben interessant.<br />
Aber auch das inhaltliche Feedback zu<br />
unserem Drehbuch, das Treffen mit Agenturen<br />
und die Kontakte zu anderen Filmemachern sind<br />
für die Zukunft nützlich, selbst wenn es nicht zur<br />
konkreten Zusammenarbeit bei diesem Projekt<br />
kommt.<br />
Wie unterscheiden sich Independent<br />
Filmemacher in den USA<br />
von ihren Kollegen in Deutschland?<br />
Bei jedem Zusammentreffen wird man<br />
wieder daran erinnert, unter welchen guten beschützten<br />
Voraussetzungen wir in Europa Filme<br />
machen können. In den USA gibt es, außer Steuerrückzahlungsmodellen,<br />
keine Filmförderung,<br />
keine signifikanten Fernsehankäufe und keine<br />
staatliche Kulturunterstützung für unabhängige<br />
Produktionen. Neben den meist wesentlich<br />
kleineren Budgets ist die Finanzierung kleinteiliger<br />
und wird vom Markt bestimmt. Auf der anderen<br />
Seite entdecken vielleicht manche amerikanische<br />
Filmemacher schneller innovative Alternativen.<br />
Wem würden Sie eine Teilnahme<br />
an No Borders empfehlen?<br />
Am sinnvollsten ist die Teilnahme mit einem<br />
englischsprachigen Projekt, da ansonsten<br />
amerikanischen Koproduktionen in der Drehbuchphase<br />
noch schwieriger werden. Bei nichtenglischsprachigen<br />
Filmen wird eher bis zur Fertigstellung<br />
gewartet, um dann einen möglichen<br />
Ankauf bzw. eine Lizenzierung zu tätigen.<br />
Außerdem natürlich auch Projekte, die in Amerika<br />
gedreht werden, da es dann interessante<br />
lokale Steuererstattungsprogramme mit einem<br />
amerikanischen Partner gibt.<br />
mal im Monat digitale Medien im Unterricht zur<br />
Förderung der Medienkompetenz. 15 Prozent<br />
der Lehrkräfte setzen digitale Medien nach den<br />
Ergebnissen der Studie sogar mehrm<strong>als</strong> pro Woche<br />
ein.<br />
Radikale Medienverweigerer waren gerade<br />
mal fünf Prozent der Befragten. Im krassen<br />
Gegensatz zur hohen Akzeptanz stünden vielerorts<br />
allerdings die technischen Rahmenbedingungen,<br />
die „stark ausbaufähig“ seien.<br />
www.lfm.de<br />
Parallel dazu erschien in der Edition Filmmuseum<br />
eine Doppel-DVD mit dem Film „Material“<br />
und einigen Frühwerken von Thomas Heise,<br />
darunter der legendäre „Wozu denn über<br />
diese Leute einen Film?“ (DDR 1979/80). Sowohl<br />
das Buch <strong>als</strong> auch die DVD sind vom Land<br />
NRW und der Kulturstiftung des Bundes<br />
gefördert worden, die DVD zusätzlich von der<br />
Stiftung Kulturwerk der VG-Bild-Kunst.<br />
dfi, Tel. (0221) 17066508;<br />
dfi@filmbuero-nw.de<br />
Meldungen – newsletter 7/2010 7
Verleiherpreis für RealFiction<br />
Verdiente<br />
Würdigung<br />
In diesem Jahr erhielt RealFiction den BKM-<br />
Verleiherpreis. Kulturstaatsminister Bernd<br />
Neumann zeichnete den Kölner Verleih für<br />
sein herausragendes Programm 2009 aus. Joachim<br />
Kühn erzählt im Newsletter-Interview,<br />
was der Preis für seinen Verleih bedeutet.<br />
Herr Kühn, Gratulation zum<br />
BKM-Preis „für besondere Leistungen<br />
bei der Verbreitung künstlerisch<br />
herausragender Filme“. Angesichts<br />
der Dotation von 75.000 Euro ein<br />
Preis, der nicht nur wegen der Ehre<br />
Freude bereitet.<br />
Danke erstm<strong>als</strong>. Das Preisgeld schafft für<br />
RealFiction natürlich eine bessere finanzielle<br />
Grundlage, um im nächsten Jahr weiterhin in<br />
neue künstlerische Projekte investieren zu können.<br />
Aber auch die öffentliche Reaktion auf un-<br />
20 Jahre alt, die Technik auf dem neuesten Stand:<br />
Das NRW-Tonstudio SoundVision feierte Geburtstag.<br />
Foto: SoundVision<br />
20 Jahre<br />
SoundVision<br />
Auf 20 Jahre kann das SoundVision Filmund<br />
TV-Tonstudio Köln mittlerweile zurück<br />
blicken. Grund genug zum Erinnern und Feiern<br />
mit Kölsch und Fingerfood. Geschäftsführer und<br />
Tonmeister Lothar Segeler ließ die frühen Filme<br />
Revue passieren – von der ersten Produktion<br />
mit Calypso Film und dem leider 2004<br />
beim Tsunami verstorbenen Werner Possardt<br />
über die erste Kinoproduktion „Nico –<br />
Icon“ von Susanne Ofteringer bis zur Koproduktion<br />
„Xelio & Cengo“ des kurdischen Regisseurs<br />
Shiar Abdi, dem ersten komplett in<br />
der Türkei in kurdischer Sprache gedrehten Spielfilm.<br />
Weitere Produktionen sind zurzeit der japanische<br />
Pink Film „My Kappa“ der Rapid Eye<br />
Movies (Mischung: Tilo Busch) und „Über<br />
uns das All“ (Mischung: Alexander Weuffen)<br />
der Pandora Filmproduktion. Sound-<br />
Vision ist außerdem auch dieses Jahr wieder<br />
Sponsor der beiden Festiv<strong>als</strong> Film+ und<br />
SoundTrackCologne, getreu nach dem<br />
Motto des Biologen Humberta Maturata aus<br />
Peter Kriegs <strong>Dokument</strong>arfilm „Das Auge des<br />
Betrachters“: „Handle stets so, dass dem Anderen<br />
mehr Möglichkeiten entstehen.“<br />
www.soundvision-tonstudio.de<br />
8<br />
sere Auszeichnung hat uns gezeigt, dass man<br />
unsere Arbeit würdigt.<br />
Welche Ihrer Filme aus 2009<br />
waren besonders erfolgreich?<br />
Insbesondere zwei unserer Filme hatten sowohl<br />
an der Kinokasse <strong>als</strong> auch bei der Kritik eine<br />
überaus gute Resonanz. Das<br />
war einmal die Kölner Produktion<br />
„Fräulein Stinnes fährt um die<br />
Welt“, die im Kino über 20.000<br />
Zuschauer hatte. Zum zweiten haben<br />
„Die Anwälte“ für Furore ge-<br />
Joachim<br />
Kühn,<br />
Foto: Real-<br />
Fiction<br />
sorgt. Der Film um die drei ehemaligen<br />
RAF-Anwälte Schily, Ströbele<br />
und Mahler und ihre unterschiedlichen<br />
Lebenswege hat ei-<br />
ne Debatte auch außerhalb des Kinos angestoßen<br />
und uns vielleicht endgültig zum Preis verholfen.<br />
In der Begründung der Jury wurde aber<br />
auch unsere Arbeit im Nachwuchsbereich hervorgehoben.<br />
Wir haben viele Filme von Hochschulabsolventen<br />
etwa von der Kunsthochschule<br />
für Medien Köln (KHM) im Programm. Dane-<br />
Kinderhörspielpreis<br />
Ein Dschinn voller<br />
Überraschungen<br />
Für ihr Hörspiel „Der Dschinn aus dem Ring“ erhielt<br />
Cornelia Neudert den mit 5.000 Euro<br />
dotierten Deutschen Kinderhörspielpreis,<br />
den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />
die ARD gemeinsam mit der Stadt<br />
Wuppertal vergeben. Verliehen<br />
wurde die Auszeichnung am 13. November<br />
im Rahmen der ARD Hörspieltage<br />
im Zentrum für Kunst und<br />
Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe.<br />
Das preisgekrönte Stück, das vom<br />
Bayerischen Rundfunk produziert<br />
wurde, erzählt die Geschichte<br />
der jungen Luisa, die in ihrem Plastikring<br />
aus dem Kaugummi-Automaten<br />
einen echten Dschinn entdeckt.<br />
Normalerweise erfüllt dieser seinem<br />
Meister jede Menge Wünsche, aber<br />
Luisas neuer Diener hat es faustdick<br />
hinter den Ohren. „Mit großer Spielfreude<br />
und Sprachwitz entfaltet das<br />
Hörspiel die turbulente Beziehung<br />
zwischen dem Geist aus dem Automaten<br />
und seiner neuen Besitzerin.<br />
Cornelia Neudert gelingt es dabei, auf<br />
ebenfalls kindgemäße Weise, das<br />
Medium Radio selbst einzubeziehen<br />
und nicht zuletzt durch witzige Songs<br />
ein Original-Hörspiel von hohem<br />
Cornelia Neudert, Foto: Cornelia Neudert<br />
Kurzfilmtage Oberhausen 2011<br />
Jetzt einreichen!<br />
Nachdem die Herbstfestiv<strong>als</strong> in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
erfolgreich über die Bühne gegangen sind,<br />
wirft bereits ein nächstes großes Filmereignis seinen<br />
Schatten voraus: die 57. Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen. Deutsche<br />
Produktionen können noch bis zum 16. Febru-<br />
ben pflegen wir auch die regionale Filmszene<br />
hier in NRW.<br />
Historische Themen sind in, ein<br />
großer Teil Ihres Programms beschäftigt<br />
sich mit solchen Fragen.<br />
Das Interesse der Zuschauer lässt sich nicht<br />
wirklich vorhersehen. Der Erfolg von Filmen<br />
kommt oft überraschend, manchmal spricht ein<br />
Film ganz unterschiedliche Zielgruppen an wie<br />
„Fräulein Stinnes“. In diesem Fall fühlten sich die<br />
Liebhaber alter Automobile ebenso angesprochen<br />
wie Cineasten, die das historische Material<br />
gelobt haben, oder Frauen, die sich für die<br />
Hauptfigur begeisterten, die erste Frau, die um<br />
die Welt gefahren ist. So mischen sich ganz<br />
unterschiedliche Zuschauergruppen. Das passiert<br />
aber eben immer nur zu einem bestimmten Thema<br />
oder Film.<br />
Gibt es einen Ihrer Filme, dem<br />
Sie eine größere Resonanz gewünscht<br />
hätten?<br />
Nicht nur einen. Es gibt Filme, die mich <strong>als</strong><br />
Unterhaltungswert zu schaffen“, lobte die Jury,<br />
die sich für folgende Top 5 der besten Kinderhörspiele<br />
aus 29 eingereichten Produktionen<br />
entschied:<br />
1. „Der Dschinn aus dem Ring“ von<br />
Cornelia Neudert (BR)<br />
2. „Klaras Kiste“ von Rahel van Kooi,<br />
Bearbeitung: Andrea Czesienski (Dradio)<br />
ar eingereicht werden – bevorzugt auf der Plattform<br />
www.reelport.com. Gesucht werden<br />
„visuell außergewöhnliche kurze Arbeiten“ auf<br />
Film oder Video für den Internationalen, den<br />
Deutschen, den Kinder- und Jugendfilm- sowie<br />
den NRW-Wettbewerb. Die Filme dürfen maximal<br />
45 Minuten lang sein und müssen nach<br />
dem 1. Januar 2010 fertig gestellt worden sein.<br />
Die kommende Ausgabe der Kurzfilmtage<br />
newsletter 7/2010 – Meldungen<br />
Verleiher und <strong>als</strong> ganz normalen Kinogänger mit<br />
ihrer Qualität überzeugt haben, aber aufgrund ihrer<br />
speziellen Thematik für ein größeres Publikum<br />
nicht immer anschlussfähig waren. Das betrifft<br />
auch den Spielfilm. Da hat uns sehr geschmerzt,<br />
dass der wunderbare „35 RUM“ von Claire Denis<br />
nicht die erhofften Zahlen erreicht hat.<br />
Und Ihre Pläne für 2011?<br />
Noch im Dezember 2010 startet mit „Nostalgia<br />
de la Luz“ ein sehr schöner <strong>Dokument</strong>artfilm<br />
vom chilenischen Regisseur Patricio Guzmán,<br />
einem der Großen des Genres. Er hat in<br />
diesem Fall mit der Kölner Koproduzentin Meike<br />
Martens zusammengearbeitet. Dann geht es<br />
bei uns mit zwei Spielfilmen weiter. Da ist einmal<br />
„Im Alter von Ellen“ von Pia Marais, produziert<br />
von der Pandora Filmproduktion. Den ersten<br />
Film von Marais „Die Unerzogenen“ hatten<br />
wir auch im Verleih. Zum zweiten bringen<br />
wir die deutsch-französische Koproduktion „La<br />
Lisiere – Am Waldrand“ von Geraldine Bajard ins<br />
Kino.<br />
www.realfictionfilme.<br />
3. „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von<br />
Andreas Steinhövel, Bearbeitung:<br />
Judith Lorentz (WDR)<br />
4. „Tom Sawyer“ von Mark Twain, Bearbeitung:<br />
Alexander Schumacher<br />
(Dradio, SR, Der Hörverlag)<br />
5. „Jakob mit dem grünen Ohr“ von<br />
Lena Hach (MDR)<br />
(5.-10.5.2011) wechselt mit dem überwiegenden<br />
Teil ihres Service-Angebots in eine neue Location.<br />
So werden im Mai Festivalcafé, Festivalbar,<br />
Video Library und das Internetcafé in das<br />
frisch renovierte Jugend- und Kulturzentrum<br />
Druckluft ziehen.<br />
Int. Kurzfilmtage Oberhausen,<br />
Tel. (0208) 8252652;<br />
info@kurzfilmtage.de
Cologne Conference<br />
„Supermarkt der Gefühle”<br />
VON WILFRIED URBE<br />
uch dieses Jahr hatten die Kölner Recher-<br />
Acheure Sendungen, Filme, <strong>Dokument</strong>ationen,<br />
Shows – insgesamt rund 800 Produktionen<br />
– aus den wichtigsten Fernsehmärkten der<br />
Welt gesichtet. Die Perlen gab es in der Domstadt<br />
zu sehen, etwa mit der Mocumentary<br />
„Execution of Gary Glitter“ oder der <strong>Dokument</strong>ation<br />
„America’s Medicated Kids“, über die fast<br />
schon alltägliche Verabreichung von Psychopharmaka<br />
an Kinder.<br />
5.000 Besucher zählten die Veranstalter und<br />
Festivaldirektorin Martina Richter für die Vorführungen<br />
im September. Besonderes Interesse fanden<br />
dabei die Kinoreihe und die Show-Cases.<br />
Die gesteigerte Attraktivität erklären sich die Festivalorganisatoren<br />
auch mit dem stärkeren<br />
Event-Charakter der Cologne Conference:<br />
mit Stars und Machern wie<br />
beispielsweise David Lynch, Christoph<br />
Maria Herbst oder Christian Ulmen.<br />
Ein Höhepunkt war die Vorführung<br />
des ersten Teils der zweiten Staffel von<br />
„Mad Men“. Die US-Kultserie ist bereits<br />
vielfach ausgezeichnet, und auch<br />
in Köln konnten die beiden Hauptdarsteller<br />
Elisabeth Moss und John Hamm<br />
einen Preis, den Hollywood Reporter<br />
Award, entgegennehmen. In Deutschland<br />
ist die Serie im Oktober auf<br />
ZDFneo gestartet. Der Sender konnte<br />
dadurch für diesen Monat seinen<br />
Marktanteil von 0,3 auf 0,7 Prozent<br />
steigern.<br />
Parallel zum Festivalprogramm<br />
versammelte sich die Fachwelt auf den<br />
lectures. Hier gab unter anderem David<br />
Simon Einblicke in seine Arbeit. Der Produzent<br />
und Autor von „The Wire“ – eine Reihe<br />
über Drogenkriminalität in Baltimore, die von<br />
Kritikern <strong>als</strong> „beste Serie der Welt“ gelobt wurde<br />
– stellte auf der Cologne Conference seine<br />
neue Arbeit „Tremé“ vor. Die Serie schildert die<br />
Musikszene im gleichnamigen Stadtteil von New<br />
Orleans.<br />
Simon erklärte, dass ihn bei all seinen Arbeiten<br />
die Frage nach dem „Warum?“ interessiert.<br />
„Das ist eigentlich ein journalistischer Ansatz“,<br />
bekannte der ehemalige Polizeireporter,<br />
der das kommerzielle Fernsehen in die Kritik<br />
nahm: „Alle zwölf Minuten muss man die Leute<br />
zurückholen, und später wieder reinholen.<br />
Wie kann man eine Geschichte unter solchen<br />
Gesichtspunkten erzählen? Wie bleibt man in<br />
einer Geschichte, wenn man alle zwölf Minuten<br />
aufgerufen wird, etwas zu kaufen?“<br />
Das Thema Zuschauerbindung wurde dann<br />
auch im Rahmen einer Diskussionsrunde über<br />
langlaufende Serien im deutschen Fernsehen<br />
diskutiert. Dennis Eick, Autor und Gastprofessor<br />
an der HFF Potsdam, machte klar, wie wichtig<br />
eigenproduzierte Serien im deutschen Fernsehen<br />
sind: Bei der ARD kommen im aktuellen<br />
Jahr 21 Serien zum Einsatz, beim ZDF 27, bei<br />
RTL sieben, auf Sat.1 sechs Serien und bei Pro-<br />
Sieben nur eine, aber mit „Stromberg“ sehr erfolgreiche<br />
Serie.<br />
Der Gastprofessor wies darauf hin, dass Zuschauer<br />
Serien <strong>als</strong> „leichte Kost“ konsumieren<br />
möchten: unter anderem <strong>als</strong> Suggestion der<br />
Wirklichkeit, die Identifikationsmöglichkeiten<br />
bietet oder aber auch <strong>als</strong> Flucht aus dem Alltag:<br />
„Serien sind die mediale Triebbefriedigung<br />
durch den Supermarkt der Gefühle.“<br />
Gebhard Henke, der Leiter des Programmbereichs<br />
Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR,<br />
erinnerte sich in der anschließenden Diskussionsrunde<br />
an die Einführung der „Lindenstraße“ vor<br />
rund 25 Jahren: „Das war schon eine Revolution.<br />
Jede Woche eine Folge? Wie sollte das<br />
funktionieren? Die Lindenstraße kam aus der<br />
Tradition des Fernsehspiels, wurde aber zu Beginn<br />
<strong>als</strong> Untergang des Abendlandes dargestellt.“<br />
Den lang andauernden Erfolg führte Henke<br />
auf die Thematisierung aktueller gesellschaft-<br />
Interview mit David Lynch<br />
Treue zur Idee<br />
eim Film- und Fernsehfestival Cologne Con-<br />
Bference hat David Lynch den Filmpreis Köln<br />
erhalten, der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der<br />
Stadt Köln vergeben wird. Im Interview mit Wilfried<br />
Urbe spricht Lynch über die aktuelle Mediensituation<br />
und sein neues Projekt.<br />
Bei der ersten Cologne Conference<br />
1991 hatte ihre Serie „Twin<br />
Peaks“ in Deutschland Premiere.<br />
Was hat sich seitdem im Fernsehen<br />
verändert?<br />
Durch die Einführung des werbefreien<br />
Fernsehens in den USA ist der Freiraum für gute<br />
Geschichten gewachsen. Auch Serien mit<br />
einer durchgehenden Handlung, die ich besonders<br />
gerne mag, können nun besser erzählt<br />
werden. Vor einiger Zeit hatten die Studios<br />
noch Vorbehalte gegen solche Serien. Sie<br />
glaubten, es wäre für die Zuschauer zu kompliziert,<br />
jede Woche den Teil einer Geschichte<br />
mitzuverfolgen. Sie fürchteten, dass das Publikum,<br />
hätte es eine Folge verpasst, danach<br />
gar nicht mehr einschalten würde. Heute, mit<br />
dem Internet und allen anderen Möglichkeiten,<br />
gibt es diese Probleme nicht mehr.<br />
licher Entwicklungen zurück. Eine der besten<br />
Nachrichten für die Cologne Conference erhielten<br />
die Macher des Festiv<strong>als</strong> übrigens direkt zur<br />
Eröffnung der Veranstaltung: „Wir werden das<br />
Fernsehfestival auch in Zukunft fördern, weil wir<br />
Werden die neuen Medien<br />
und technischen Innovationen zukünftig<br />
nicht sowieso Seh- und<br />
Konsumverhalten des TV-Publikums<br />
verändern?<br />
Es ist immer eine Frage der Geschichte<br />
und wie die Geschichte erzählt wird. Das Medium<br />
spielt nicht wirklich eine Rolle – gleichgültig<br />
ob über Video, Internet oder mobile Anwendungen.<br />
Auch stereoskopisches 3D ist nur<br />
ein Trick, ein Element. Es wird die Geschichte<br />
nicht besser machen. Ich glaube 3D-Fernsehgeräte<br />
sind lediglich ein Vehikel für die Industrie,<br />
um mehr Geld zu verdienen.<br />
Was war für Sie das wichtigste<br />
Projekt in ihrer Karriere?<br />
Ich mag alles, was ich getan habe. Außer<br />
„Dune – Der Wüstenplanet“, da hatte ich<br />
nicht die Kontrolle über den Schnitt, und daher<br />
war es auch ein Misserfolg. Ein Regisseur<br />
braucht die Freiheit, das zu tun, was die Idee<br />
gebietet, dann sind die Voraussetzungen für<br />
einen Erfolg gegeben. Ich liebe alle meine Projekte,<br />
und ich liebte es, sie zu realisieren.<br />
Spielte es keine Rolle, ob Sie<br />
beispielsweise für das Fernsehen<br />
oder für das Kino gearbeitet haben?<br />
Nein. Als wir „Twin Peaks” machten, war<br />
es die gleiche Arbeit, <strong>als</strong> ob wir einen Kinofilm<br />
Das Ensemble der US-Kultserie „Mad Men“,<br />
Foto: www.amctv.com<br />
es brauchen – für die Branche und den Standort“,<br />
versprach NRW-Medienstaatssekretär Marc<br />
Jan Eumann.<br />
Großes Publikumsinteresse für den Altmeister<br />
David Lynch in der Domstadt, Foto: Cologne<br />
Conference / Martin Valentin Menke<br />
gemacht hätten. Allerdings sind die Werbepausen<br />
beim Fernsehen in gewisser Weise interessant.<br />
Alle acht bis zwölf Minuten gibt es eine<br />
Unterbrechung. Ein Kinofilm geht mindestens<br />
90 Minuten durch. Es ist sehr anspruchsvoll,<br />
den Zuschauer solange in seinen Bann zu<br />
ziehen. Je größer das Kino, je mehr Zuschauer<br />
– desto schwieriger wird es. Die Werbepausen<br />
im kommerziellen Fernsehen machen es<br />
wesentlich einfacher, das Publikum zu fesseln.<br />
Den Zuschauer zu fesseln ist<br />
<strong>als</strong>o aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung?<br />
Die grundsätzliche Herausforderung ist<br />
bei allen Projekten immer die, die eigenen<br />
Ideen zu übersetzen. Allein die Auswahl der<br />
Elemente dafür, der Umgang mit den vielen<br />
Menschen, die an der Umsetzung beteiligt<br />
sind, der finanzielle Druck der zusätzlich besteht<br />
– das ist regelmäßig die große Herausforderung.<br />
Aber am Ende dieses Prozesses,<br />
wenn alles geklappt hat, entsteht eine Euphorie<br />
wie bei einer Rockband, die nach einem gelungenen<br />
Auftritt die Bühne verlässt.<br />
Haben Sie eine Art Rezept, mit<br />
der sie es schaffen, Ihre Ideen gut<br />
zu übersetzen?<br />
Die Regel ist: Bleibe Deiner Idee treu!<br />
Was drehen Sie zurzeit?<br />
Ich arbeite zurzeit an einer <strong>Dokument</strong>ation<br />
über Maharishi Yogi, den Begründer der<br />
Transzendentalen Meditation. Ich bin kein <strong>Dokument</strong>arfilmer,<br />
aber ich werde das angehen.<br />
Es ist so abstrakt und schwierig, etwa das Manifest<br />
des Unmanifesten zu visualisieren. Die<br />
Quantenphysik beschäftigt sich im Grunde mit<br />
demselben Thema. Computeranimierte Grafiken<br />
könnten da helfen. Es ist für mich weniger<br />
eine wissenschaftliche Abhandlung, es<br />
ist mehr eine Angelegenheit des Gefühls. Aber<br />
es sollte schon auf einer großen Leinwand<br />
stattfinden.<br />
Meldungen – newsletter 7/2010 9
TV-Messe in Cannes: deutsches Fernsehen<br />
international erfolgreich, Foto: Tanja Güß<br />
o Uniformen und Rangabzeichen das<br />
WBild bevölkern, da fällt auf, dass die<br />
Bundeswehr in dieser Genealogie eine Leerstelle<br />
bildet. Der Film hat um die Erben von<br />
Reichswehr und Wehrmacht lange Zeit einen<br />
weiten Bogen geschlagen. Der vielzitierte<br />
„Bürger in Uniform“ war offenbar nicht interessant<br />
genug, um zum Helden, zum Schurken<br />
oder wenigstens zum Hauptdarsteller in<br />
einem Kino- oder Fernsehfilm zu taugen. Die<br />
Bundeswehr hielt eine halbe Million Menschen<br />
unter Waffen und hat viele kleine Skandale<br />
erlebt, aber sie blieb eine Angelegenheit,<br />
über die man am liebsten einen Mantel des<br />
Schweigens breitete. Die Nationale Volksarmee<br />
dagegen hatte zwar ein eigenes Armeefilmstudio<br />
mit über 1.500 erhaltenen Filmen,<br />
doch der propagandistisch-pädagogische Anspruch<br />
der Partei scheint bei Titeln wie „Auf<br />
Wacht an der Staatsgrenze“ überdeutlich<br />
durch.<br />
Die Bundeswehr blieb in Spielfilmen aber<br />
auch unsichtbar, weil sie im Schatten einer übermächtigen<br />
Konkurrenz stand. Der Zweite Weltkrieg<br />
dominierte die kollektive Erinnerung, die<br />
Verarbeitung wie Verdrängung von Vergangenheit.<br />
Dabei waren es weniger vereinzelte deutsche<br />
Produktionen wie „Das Boot“ (1981) von<br />
Wolfgang Petersen oder frühe, pflichtschuldige<br />
Filme über die uniformierten Widerstandskämpfer<br />
des 20. Juli 1944, die das Bild vom<br />
deutschen Soldaten und vom Krieg bestimmten.<br />
Viel typischer waren internationale Kriegsfilm-Produktionen<br />
wie Sam Peckinpahs „Steiner<br />
– das eiserne Kreuz“ (1977) oder Richard Attenboroughs<br />
„Die Brücke von Arnheim“ (1977).<br />
Während die Bundeswehr friedlich in ihren<br />
Kasernen saß und am Wochenende Heimurlaub<br />
hatte, waren ihre Nato-Verbündeten schon in<br />
neue postkoloniale Kriege verwickelt. Kriege, die<br />
sich in der medialen Bewusstseinsproduktion<br />
niederschlugen. Über Titel wie „M.A.S.H.“ (1970)<br />
oder „Apokalypse Now“ (1979) haben sich Krie-<br />
10<br />
Mipcom 2010<br />
USA <strong>als</strong><br />
Sahnehäubchen<br />
VON WILFRIED URBE<br />
V aus deutschen Landen ist international begehrt. Das hat auch<br />
Tdie größte Fernsehprogramm-Messe der Welt, die Mipcom in<br />
Cannes, gezeigt. An der Côte d’Azur stellten deutsche Produzenten<br />
„Laconia“ und „Hindenburg“ einem internationalen Publikum<br />
vor – in der Hoffnung, mit beiden „Event-Movies“ auch in den Vereinigten<br />
Staaten und Großbritannien einen Erfolg zu landen.<br />
„Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat es eine deutsch-englische<br />
Koproduktion gegeben“, freut sich Nico Hofmann. Als Produzent von<br />
„Laconia“ ist er mitverantwortlich für das 13 Millionen Euro teure Gemeinschaftsprojekt<br />
von ARD und BBC. Produziert wurde es hauptsächlich<br />
von der UFA-Tochter teamWorx. Geschäftsführer Hofmann<br />
glaubt: „Das ist ein Schritt in die englischsprachigen Länder.“ Die Geschichte<br />
um eine deutsche U-Boot-Besatzung, die Passagiere und<br />
Crew eines Schiffes retten, das sie selbst versenkt haben, ist zum ersten<br />
Mal direkt in englischer Sprache gedreht worden und bietet internationale<br />
Stars wie Ken Duken auf. Mit einem ähnlichen Rezept realisiert<br />
teamWorx auch den von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten<br />
Zweiteiler „Hindenburg“ über die Zeppelin-Katastrophe: in Englisch<br />
und mit internationalen Stars, darunter Stacy Keach.<br />
Im deutschen Film spielte die Bundeswehr noch bis vor wenigen<br />
Jahren kaum eine Rolle. Das hat sich geändert. Anlässlich der TV-<br />
Premiere von „Neue Vahr Süd“ Anfang Dezember im Ersten versucht<br />
WDR-Redakteur Michael André eine Erklärung.<br />
Die Bundeswehr im Film<br />
Im Schatten<br />
der Wehrmacht<br />
ge weitab von Deutschland unauslöschlich ins<br />
filmische Gedächtnis eingefräst.<br />
„Endlich filmreif“, um einen Feuilletonisten<br />
der „Welt“ zu zitieren, wurde die Bundeswehr<br />
spät. Lange nach der deutschen Wiedervereinigung<br />
und dem Zusammenbruch der alten politischen<br />
Blöcke. Die Bundeswehr wird ein Teil<br />
der großen Welt-Gendarmerie, die im Auftrag<br />
von Uno und/oder<br />
Nato an Krisen- und<br />
Kriegsherden (fast) in<br />
aller Welt operiert.<br />
Wo die Gefahren<br />
und die Risiken mit<br />
jedem Einsatz wachsen,<br />
da rücken deutsche<br />
Soldaten und<br />
ihre Familien in den<br />
Fokus der Wahrnehmung.<br />
Ganz sachte<br />
näherte sich der Film<br />
dem Krieg. Im WDR-<br />
Kammerspiel „Auch<br />
Engel können sterben“ (1993) wird der bevorstehende<br />
Somalia-Einsatz daheim in der Etappe<br />
in direkte Kontinuität mit dem NS-Weltmachtwahn<br />
gebracht. Verhalten spekuliert der Film mit<br />
einer gesellschaftlichen Erschütterung durch den<br />
ersten Todesfall eines deutschen Soldaten. Aber<br />
der erhoffte Aufschrei blieb aus, und das allgemeine<br />
Unbehagen verlagerte sich zum Einzel-<br />
newsletter 7/2010 – Meldungen<br />
Der Filmproduzent und Rechtehändler Jan Mojto, der mit seiner<br />
Firmengruppe an beiden Produktionen mitwirkt, setzt besonders<br />
auf solche Themen: „Bestimmte Ereignisse der deutschen Geschichte<br />
lassen sich für das Fernsehen hervorragend dramatisieren.“<br />
Einer, der <strong>als</strong> Deutscher häufig mit Amerikanern zusammenarbeitet,<br />
ist der <strong>Dokument</strong>arfilmer Daniel Petry von context tv: „Wir<br />
verkaufen unsere <strong>Dokument</strong>ationen eher in die USA an National<br />
Geographic oder Discovery – etwa über das Wrack des gesunkenen<br />
Schlachtschiffs Bismarck oder über russische Atom-U-Boote.“<br />
Seine Geschäftspartner trifft er meistens auf internationalen Messen<br />
wie der Mipcom.<br />
Dass deutsches Fernsehen international mithalten kann, ist mittlerweile<br />
selbstverständlich. Einige „Event-Movies“ wurden bereits<br />
in über 100 Länder verkauft. Der englische Privatsender ITV kaufte<br />
sogar die Lizenz für die Show „Schlag den Raab“ und ließ sie in<br />
Köln produzieren. Auch die Nominierungen deutscher Beiträge für<br />
den International Emmy, die in Cannes bekannt gegeben wurden,<br />
sind ein weiterer Beleg.<br />
Dennoch: Sender in den USA oder England, die deutsche Produktionen<br />
zeigen, sind die Ausnahme. Die Sprachbarriere, aber auch<br />
die hohen Produktionskosten, die anfallen, um jenseits des Atlantiks<br />
erfolgreich zu sein, sind für deutsche Fernsehmacher eine kaum<br />
überwindbare Hürde. UFA-Chef Wolf Bauer bleibt skeptisch: „Der<br />
US-Markt funktioniert ganz anders. Die Amerikaner haben ihren<br />
eigenen Markt, der groß genug ist. Und alles andere ist für sie ‚rest<br />
of the world’.“ In seiner Sicht ist das aber für die deutsche Branche<br />
nicht problematisch: „Es gibt 180 Märkte weltweit, da brauchen<br />
wir die Vereinigten Staaten nicht. Für uns sind die USA das<br />
Sahnhäubchen.“<br />
schicksal. Der Sympathie gewiss sein kann der<br />
idealistische Soldat, der in „Willkommen zu Hause“<br />
(2008) aus Afghanistan <strong>als</strong> Opfergestalt<br />
heimkehrt. Peter Keglevics „Kongo“ (2010)<br />
schließlich ist ein klassischer Kriegsfilm. Deutsche<br />
Soldaten werden in Schwarzafrika zum Mörder<br />
an einem Einheimischen. Deutsche <strong>als</strong> Täter oder<br />
Mitwisser, die wie in einem klassischen Ermittlerkrimi<br />
von einer unbestechlichen Militärpolizistin<br />
überführt werden. Die Steigerungsstufen<br />
an dramatischer, individuell schuldhafter Verstrickung<br />
über die Jahre hinweg sind unübersehbar.<br />
Aber die rasante Transformation der Bundeswehr<br />
zu einer Armee neuen Typs eröffnet auch<br />
die Chance, mit gebührendem Abstand einen<br />
Blick der Erkenntnis zu gewinnen. In „Neue Vahr<br />
Süd“ (2010), entstanden nach Sven Regeners<br />
gleichnamigen Erfolgsroman aus dem Jahr<br />
2003, bieten sich Einsichten in zwei geschlossene<br />
Welten der frühen 80er Jahre: Hier die Rekruten-Welt<br />
der Niedersachsen-Kaserne, dort die<br />
Welt der Wohngemeinschaften und der K-Gruppen.<br />
Die linksradikale Szene in Bremen und anderswo<br />
ist längst Geschichte, doch mit der „Aussetzung<br />
der Wehrpflicht“ wird auch die Bundeswehr<br />
in ihrer klassischen Rolle selbst historisch.<br />
So ist die Geschichte des Frank Lehmann auch<br />
ein Nachruf auf hehre Ideen wie die „innere Führung“,<br />
die sich beim Praxistest stets blamiert hat.<br />
Anders <strong>als</strong> Leander Haussmann in „NVA“<br />
(2005) kommt Hermine Huntgeburth in ihrem<br />
Film mit mildem Spott auf WG und Bundeswehr<br />
aus. Hier muss eine Komödie nicht auch noch<br />
herhalten, um – wie bei „NVA“ – ein abgewirtschaftetes<br />
und unglaubwürdiges System namens<br />
DDR mit einem pointierten Tritt ins Grab zu befördern.<br />
Selbst in der Abwicklung ihrer Armee-<br />
Geschichten offenbaren Ost und West noch auffällige<br />
Unterschiede.<br />
Frederick Lau <strong>als</strong> Frank Lehmann in „Neue Vahr Süd“:<br />
der ARD sicherte er am 2. Dezember eine Quote von<br />
11,2% bei den 14-49 Jährigen, Foto: WDR/Thomas Kost
VISION-Kino: USB-Stick zur Filmarbeit<br />
Kaum erschienen, war er schon vergriffen, der<br />
USB-Stick mit Materialien und freier Software<br />
für die theoretische und praktische Filmarbeit mit<br />
Schülerinnen und Schülern von VISION KINO<br />
und der Initiative Film + Schule NRW. Die<br />
gute Nachricht: Ab Anfang 2011 ist er wieder<br />
zu haben.<br />
Der Stick enthält zahlreiche Filmausschnitte,<br />
Fotos, Präsentationen und Broschüren, die<br />
Cinepost: iPad for free<br />
Wer bis zum 31. Dezember dieses Jahres die Bearbeitung<br />
seiner Kino- oder Fernsehproduktion<br />
bei der Kölner CinePostproduction in Auftrag<br />
gibt und dazu Internet-Muster im Wert von mindestens<br />
1.000 Euro bestellt, erhält ein iPad 3G<br />
16 GB for free, das neue COPRA App inklusive.<br />
Der Nutzeffekt: Man kann drehen, wo man<br />
Filmbüro NW: 30 Jahre jung<br />
In den Anfängen war alles ganz klar. „Es ist eigentlich<br />
leicht, einen NRW-Film zu erkennen“,<br />
notierte 1984 der Filmkritiker Ron Holloway.<br />
„Fast immer geht es um die Menschen in ihrer<br />
Umgebung, oft ist es das Ruhrgebiet.“ Zugleich<br />
lobte er die Arbeit des drei Jahre zuvor in Mülheim<br />
gegründeten Filmbüros NW, das die<br />
Filmszene des Landes mächtig beflügelt habe.<br />
Ehrengast Patrice Leconte (Mitte), Filmbüro-<br />
Vorstand Sibylle Stürmer und Übersetzer<br />
Stefan Barmann, Foto: Frank Brenner<br />
Heute sitzt das Filmbüro in Köln und vertritt rund<br />
200 Mitglieder. Aus der reinen Filmförderungsinstitution<br />
ist ein echtes Netzwerk der im Bereich<br />
der Filmkultur schaffenden Menschen geworden,<br />
sagt der Büro-Vorsitzende Stephan<br />
Brüggenthies. Die Förderaktivitäten seien na-<br />
Personalie: neu bei Lichtblick<br />
Die Kölner Lichtblick Film- und Fernsehproduktion<br />
GmbH hat mit Anne-Sophie<br />
Quancard seit November eine neue Herstellungsleiterin.<br />
Nach ihren Anfängen bei der<br />
Münchner Beta Film wechselte Quancard zu<br />
Splendid Film nach Köln und war zuletzt bei<br />
Palladio Film tätig. Derzeit arbeitet Lichtblick<br />
an verschiedenen Produktionen, wie etwa dem<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm „Der Letzte Fang“ von Gerd<br />
Ruge-Stipendiat Markus Schmidt über die<br />
letzten Thunfischbestände des Mittelmeers. Be-<br />
sich zur Schulung des filmischen Rezeptionsvermögens<br />
und zur Vorbereitung eines Kinobesuchs<br />
eignen. Er bietet Tipps und Technik für eigene<br />
Filmproduktionen von und mit Schulklassen,<br />
Hinweise zur Drehbuchenwicklung, dem<br />
Filmdreh ebenso wie dem Schnitt bis hin zur Verfremdung<br />
des Films durch Trickeffekte und Hilfen<br />
bei der Vertonung.<br />
www.visionkino.de<br />
will, die Muster sind immer und überall griffbereit.<br />
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass alle Metadaten<br />
aus der technischen Überprüfung der Aufnahmen<br />
für den Kunden verfügbar sind, so dass<br />
negative Überraschungen durch unentdeckte<br />
Bildfehler ausgeschlossen werden können.<br />
www.cinepostproduction.de<br />
türlich wichtig geblieben, vor allem, weil „der<br />
Förderbereich P2 in der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
mit unabhängigen Gremien durchgeführt wird.<br />
So kann auch Neues, Unerprobtes entstehen“.<br />
Das erklärte Ziel: „Die P2 muss eine echte Kulturförderung<br />
bleiben.“ Zum Jubiläum hat Brüggenthies<br />
auch noch einen Wunsch: „Es wäre<br />
schön, wenn die Stadt Köln und das Land<br />
NRW endlich einsehen<br />
würden, dass eine Institution<br />
wie das Filmbüro NW eigentlich<br />
einen hauptberuflichen<br />
Geschäftsführer benötigt!“<br />
Denn alle Aktivitäten<br />
werden bisher vor allem ehrenamtlich<br />
erledigt. Dabei ist<br />
das Programm stetig gewachsen<br />
und reicht von Veranstaltungen<br />
für Branchenprofis,<br />
wie am 3. Dezember<br />
das Symposium „Die Farbe<br />
des Geldes” über neue Formen<br />
der Filmfinanzierung,<br />
über Kinovorführungen für<br />
Filminteressierte bis hin zu Fortbildungen für Lehrer<br />
im Medienbereich.<br />
Als Ehrengast war der französische Regiesseur<br />
Patrice Leconte zum 30. Geburtstag des<br />
Filmbüros NW nach Köln gekommen und präsentierte<br />
vor rund 300 Zuschauer drei seiner Filme<br />
und stand in einem Werkstattgespräch Rede<br />
und Antwort.<br />
www.filmbuero-nw.de<br />
reits in der Postproduktion befindet sich Regine<br />
Duras „White Blood“. Die Geschichte über<br />
deutsche Kinder, die nach dem Krieg nach Südafrika<br />
geschickt wurden, um dort die weiße Minderheit<br />
aufzufrischen, entsteht in Koproduktion<br />
mit ZDF/Arte. Ebenfalls für ZDF/Arte entwickelt<br />
der britische Künstler Ben Lewis gemeinsam<br />
mit Lichtblick eine Doku-Serie über vier verschiedene<br />
jüdische Großfamilien.<br />
Lichtblick, Tel. (0221) 925752-0;<br />
info@Lichtblick-Film.de<br />
Preise für geförderte Filme<br />
Brüssel, Rom, Gent<br />
und anderswo<br />
Feo Aladags Debütfilm „Die Fremde“, der für<br />
Deutschland ins Rennen um die Auslands-<br />
Oscars geht, erhält in diesem Jahr den Lux-<br />
Preis des Europäischen Parlaments. Mit<br />
den 90.000 Euro Preisgeld sollen Untertitelungen<br />
in allen 23 Amtssprachen der EU angefertigt<br />
werden. Bereits im Oktober hatte „Die Fremde”<br />
auf dem Internationalen Filmfestival<br />
Gent die Auszeichnung Bester Film erhalten. Die<br />
Regisseurin wurde außerdem Mitte November<br />
von der DEFA-Stiftung mit dem Preis für den<br />
künstlerischen Nachwuchs geehrt.<br />
Im Wettbewerb der 5. Internationalen<br />
Filmfestspiele in Rom gewann das historische<br />
Drama „Poll“ (Kinostart: 3. Februar) Anfang<br />
November den Spezialpreis der Jury. Das<br />
bildgewaltige Kinowerk der Kordes & Kordes<br />
Film feierte auf dem Festival seine Europapremiere<br />
und erhielt zudem den Preis für die<br />
Beste Musik für Komponistin Annette Focks.<br />
Kurz darauf durfte Regisseur Chris Kraus bei<br />
den 32. Biberacher Filmfestspielen für seinen<br />
Film den Hauptpreis des Festiv<strong>als</strong> entgegennehmen.<br />
Als Bester <strong>Dokument</strong>arfilm wurde „David<br />
wants to fly“ von David Sieveking bei der Verleihung<br />
der Hessischen Filmpreise ausgezeichnet.<br />
„... muss man gesehen haben. Einfach,<br />
weil es schön ist zu sehen, wie ein Mensch näher<br />
zu sich findet, jenseits von Lug und Trug“, lobte<br />
die Jury die Produktion der Kölner Lichtblick.<br />
Petra Lüschows Kurzfilm „Der kleine<br />
Nazi“ reüssiert auf vielen Festiv<strong>als</strong>,<br />
Foto: Int. Kurzfilmfestival Berlin<br />
Einen Lauf hat derzeit Petra Lüschows<br />
Kurzfilm „Der kleine Nazi“. Die schwarze Komödie,<br />
die in Hof Premiere feierte, gewann auf dem<br />
Filmfest in Kiew den Don Quijote Preis und den<br />
Hauptpreis der Ökumenischen Jury. Auf dem<br />
Wiesbadener Exground Festival wurde der<br />
Film im November <strong>als</strong> Sieger des Deutschen<br />
Kurzfilm-Wettbewerbs ausgezeichnet. Der Publikumspreis<br />
in Wiesbaden ging an den Kurzfilm<br />
„Gisberta“, der ifs-Absolventin Lisa Violetta<br />
Gaß. Auf dem Kurzfilmfestival interfilm<br />
in Berlin siegte „Gisberta“ außerdem in der Kategorie<br />
Bester Deutscher Film. „Der kleine Nazi”<br />
gewann dort den ZDF Neo-Preis.<br />
In den USA feiert derweil der Kurzfilm „Not<br />
worth a Bullet“ Erfolge. Die Produktion der FH<br />
Dortmund von Regisseur Markus F. Adrian<br />
nach dem Buch von Kameramann Marco<br />
J. Riedl gewann den Best International Dramatic<br />
Short Award auf dem Illinois International<br />
Film Festival in Chicago, den zweiten<br />
Platz in der Kategorie International Student,<br />
Long Narrative auf dem Fort Lauderdale<br />
International Film Festival in Florida, den<br />
ersten Preis Best Cinematography auf dem Cincinnati<br />
Oxford International Film Festival<br />
in Ohio und siegte außerdem auf dem Los<br />
Angeles Reel Film Festival. Im griechischen<br />
Patras gewann der Essener Filmemacher Werner<br />
Biedermann für seinen Kurzfilm „Die Kinethik<br />
der Gefühle” den Award for the Best Video<br />
Art.<br />
„Poll“: preisgekrönter Auftritt in<br />
Biberach und Rom, Foto: Piffl<br />
Meldungen – newsletter 7/2010 11
Turbine Medien:<br />
Alles dreht sich<br />
Über 100 Titel umfasst mittlerweile der Katalog<br />
der Münsteraner Turbine Medien GmbH.<br />
Seit 2004 produziert und vertreibt die gemeinsame<br />
Firma von Phil Friederichs und Christian<br />
Becker DVDs – vorausgesetzt, die Silberscheiben<br />
bewegen sich auf hohem internationalem<br />
Niveau nicht amerikanischen Ursprungs.<br />
Bereits die erste DVD, „Kalkofes Mattscheibe<br />
Vol.1“, wurde zur meistverkauften Comedy-DVD<br />
2004, ein Jahr später wurde die<br />
Dieter Hallervorden Collection mit dem<br />
Branchenaward DVD-Champion ausgezeichnet.<br />
Es folgten viele erfolgreiche Comedy-Marken<br />
wie „Switch“ und „Switch reloaded“,<br />
„RTL Samstag Nacht“ oder „Hape Kerkelings<br />
Darüber lacht die Welt“und „Alles<br />
Atze“. Daneben entstanden DVDs von Musikern<br />
wie Udo Lindenberg und Heinz Rudolf<br />
Kunze und Regisseur-Editionen von<br />
Adolf Winkelmann und Sönke Wortmann<br />
und unter dem Label „Diamant Video“<br />
die „Wie alles begann“-Editionen<br />
der deutschen Dailys „Verbotene Liebe“ und<br />
„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Inzwischen<br />
haben auch Hollywood-Kultserien wie<br />
„Tammy – Das Mädchen vom Hausboot“ Chancen<br />
bei Turbine. Immerhin erscheinen in Münster<br />
alle 26 Folgen weltweit erstm<strong>als</strong> auf DVD.<br />
Um die erste GmbH herum ist inzwischen die<br />
Turbine Media Group gewachsen. Daniel<br />
Fahr, seit 2006 dabei, kümmert sich um die<br />
Turbine Classics GmbH, die Turbine Home<br />
Entertainment GmbH und die Turbine<br />
Home Video GmbH. Design und Realisation<br />
erledigen die bitarbyter. Seit 2007 besetzt<br />
Christian Bartsch, der ab 2004 <strong>als</strong> Cutter<br />
und Producer für das liebevoll gestaltete Turbine-Bonusmaterial<br />
zuständig war, einen eigenen<br />
Turbine-Sessel und kümmert sich um Produktionen<br />
und Lizenzakquise. Seit 2008 ist die<br />
Turbine auch Ausbildungsbetrieb.<br />
www.turbine.de<br />
Münster: Win-Win<br />
for music<br />
In Kooperation mit dem Rock´n Popmuseum<br />
Gronau produziert die Filmwerkstatt<br />
Münster Musikclips für fünf Nachwuchsbands.<br />
Jede Band wird von einem jungen<br />
Videokünstler gecoacht und entwickelt mit<br />
ihm zusammen das Drehbuch. Morris Vianden,<br />
einer der Filmemacher, sieht Vorteile für<br />
beide Seiten: „Eine Win-Win-Situation. Die<br />
Bands haben nachher tolle Musikclips für ihre<br />
Präsentation. Wir Videokünstler haben Filme,<br />
die unsere Arbeitsweise widerspiegeln.“ Vianden<br />
selbst betreut Phoneguy, fünf Musiker<br />
aus NRW. Seine Kollegen Moritz Schefers,<br />
Sven Stratmann, Jan-Malte Enning und<br />
Stefan Hollekamp kümmerten sich derweil<br />
um Play & Rewind und Craved, ebenfalls<br />
aus NRW, sowie Velvet Monk und Birth of<br />
Joy aus den Niederlanden. Die Gesamtleitung<br />
liegt bei Winfried Bettmer (Filmwerkstatt)<br />
und Anja Habel vom Museum. Zwei Workshops<br />
geben den strategischen Rahmen zum<br />
Umgang mit Videos <strong>als</strong> Marketing und imageprägendes<br />
Instrument. Am 10. März präsentieren<br />
die Musiker ihren Videoclip beim Abschlusskonzert<br />
im Metropool in Hengelo.<br />
www.filmwerkstatt.muenster.de<br />
12<br />
Beeindruckend: Christoph Hochhäusler<br />
und Nicolette Krebitz zeigten Bilder aus<br />
ihrem Film „Unter dir die Stadt"<br />
Matthias Brandt ehrt Margarete<br />
Papenhoff und Gabriele Rosslenbroich<br />
(Weltspiegel, Mettmann und Kino<br />
Ratingen), hinten Mitte: Raoul Hüster<br />
(Essener Filmkunsttheater)<br />
Christian Breuer (AG Kino) und<br />
Gastgeberin Petra Müller<br />
Erfolgspaar Bettina Brokemper<br />
und Johannes Rexin beim Empfang<br />
auf den Rheinterrassen<br />
Britta Lengowski (<strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, Kinoförderung) und Catherine<br />
Laakmann (Metropolis Köln)<br />
Katharina Blum (<strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, Organisation<br />
Kinoprogrammpreis) und<br />
Hannelore Elsner<br />
Rosemarie Schatter (Provision)<br />
und Produzent Joachim von<br />
Mengershausen<br />
Hannelore Elsner gratuliert<br />
dem Bielefelder Kinobetreiber<br />
Jürgen Hillmer<br />
Joachim Król und sein<br />
Kölner Stammkino-<br />
Betreiber Christian<br />
Schmalz (Off Broadway)<br />
Die Promi-Paten Wotan Wilke Möhring (l.),<br />
Christoph Hochhäusler (r.) und Nicolette<br />
Krebitz übernahmen die zweite Ehrung des<br />
Abends (mit Moderator Franz Dinda)<br />
Saßen in der Jury des Kinoprogrammpreises:<br />
Michael Vaupel (WAZ), Emma Klopf (Prokino)<br />
und Christian Simons (RTL)<br />
Ille Knorr (Kino Drehwerk 17/19 in<br />
Wachtberg), Patin Jeanette Hain, Bernd<br />
Schmitz (Capitol, Kerpen) und Jürgen<br />
Breuer (Babylon, Hagen)<br />
Jürgen Vogel verteilte<br />
Spitzenprämien<br />
an Andrea Gollnow<br />
und Anke Teuber<br />
(Kino Endstation in<br />
Bochum) und Ulrich<br />
Klinkertz (Kino in der<br />
Brotfabrik in Bonn)<br />
Holger Lüsch (l.) und<br />
Thomas Behm<br />
(Cinema Münster) mit<br />
Stefan Arndt (Mitte)<br />
Wotan Wilke Möhring<br />
freut sich mit Michael Meyer<br />
(Casablanca und Metropolis<br />
in Bochum, Schauburg<br />
in Gelsenkirchen) und<br />
Jürgen Hillmer (Lichtwerk<br />
und Kamera, Bielefeld)<br />
newsletter 7/2010 – Meldungen<br />
50 Filmtheater aus 29 Städten in NRW erhielten Prämien; hier<br />
die Kinobetreiber, die mit bis zu 10.000 Euro ausgezeichnet<br />
wurden.<br />
Über eine Prämie von bis zu 5.000 Euro freuten sich diese Kinobetreiber,<br />
Foto: Ina Küsters<br />
Bis zu 14.000 Euro nahmen diese engagierten<br />
Kinobetreiber mit nach Hause in ihre Filmtheater<br />
Spitzen-Prämie für Spitzen-Kinobetreiber: für ein<br />
herausragendes Programm gab es bis zu 20.000 Euro<br />
Die Paten Lavinia Wilson und Barnaby Metschurat mit Kinobetreibern,<br />
die eine Prämie von bis zu 14.000 Euro erhielten
Alte Bekannte: Schauspielerin<br />
Lavinia Wilson und Regisseur<br />
Thomas Durchschlag kennen<br />
sich vom Dreh zu „Allein“<br />
Boris Schönfelder,<br />
Jeanette Hain<br />
(„Poll”) und Benno<br />
Fürmann<br />
Franz Dinda mit<br />
Hannelore Elsner und<br />
Matthias Brandt:<br />
Die Schauspieler<br />
präsentierten Bilder<br />
aus ihrem Film „Das<br />
Blaue vom Himmel"<br />
Laudatorin Marion Döring, Strate-Preisträger<br />
Wim Wenders und <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin<br />
Petra Müller.<br />
Christina Bentlage (Förderchefin<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW) und Oliver Keymis,<br />
Vizepräsident des Landtags NRW<br />
Christoph Friedel, Philipp Hoffmann,<br />
und Michael Weber beim Empfang nach<br />
der Verleihung der Kinoprogrammpreise<br />
Kinoprogrammpreis NRW<br />
„Kino –<br />
der wichtigste Ort“<br />
ch danke dem Kino. Es ist der wichtigste Ort<br />
Iin meinem Leben!“ Wim Wenders, der bei<br />
der Verleihung der Kinoprogrammpreise am<br />
2. November in Köln mit dem Strate-Preis ausgezeichnet<br />
wurde, fand bewegende Worte<br />
und schloss in seinen Dank auch die anwesenden<br />
Kinobetreiber ein: „Danke, dass Sie das Kino<br />
<strong>als</strong> wichtigsten Ort aufrecht erhalten.“ Die<br />
Verleihung des mit 20.000 Euro dotierten Strate-Preises,<br />
den die <strong>Filmstiftung</strong> NRW gemeinsam<br />
mit dem HDF Kino e.V. vergibt, war Abschluss<br />
und Höhepunkt des Programms im Kölner<br />
Theater im Tanzbrunnen.<br />
Erstm<strong>als</strong> unter dem neuen Namen Kinoprogrammpreis<br />
NRW ehrte die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW an diesem Abend 50 Kinos mit Prämien<br />
in Höhe von 384.000 Euro für ihr ausgezeichnetes<br />
Programm im vergangenen Jahr. Über die<br />
höchsten Prämien konnten sich dabei die Betreiber<br />
des Cinema & Kurbelkiste in Münster,<br />
des Bonner Kinos in der Brotfabrik, des Kölner<br />
Off Broad ways und des Bochumer Kinos Endstation<br />
freuen (alle ausgezeichneten Kinos unter<br />
www.filmstiftung.de).<br />
„Seit Be ginn der Ki no för de rung sei tens der<br />
NRW-Medien-Staatssekretär Marc Jan<br />
Eumann, Produzentin Anita Elsani und<br />
Ulf Israel (Senator Köln)<br />
Film stif tung 1991 hat sich die Zahl der Film thea -<br />
ter, die ihrem Pu bli kum ein an spruchs vol les<br />
Film pro gramm prä sen tie ren kön nen, von 29<br />
auf jetzt 50 Häu ser fast ver dop pelt“, freute sich<br />
<strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin Petra Müller, die<br />
den Kinos weiterhin Unterstützung zusagte und<br />
dabei auch auf die Investitionskostenzuschüsse<br />
der Düsseldorfer Filmförderung bei der Digitalisierung<br />
hinwies. Bislang unterstützte die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW damit bereits 18 Filmtheater<br />
bei der technischen Umstellung auf die digitale<br />
Technik.<br />
Unterstützung versprach auch NRW-Staatssekretär<br />
Marc Jan Eumann, der noch für diese<br />
Legislaturperiode eine Aufstockung des Etats<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> ankündigte: „Im Drehbuch der<br />
Koalitionsparteien spielt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
eine große Rolle.“<br />
Traditionell waren auch in diesem Jahr viele<br />
deutsche Filmstars gekommen, um sich bei<br />
den Kinobetreibern für deren Engagement für<br />
ihre Filme zu bedanken. Im Laufe des von<br />
Schau spie ler Franz Dinda mo de rier ten Programms<br />
prä sen tier ten sie Aus schnit te kom -<br />
men der, von der Film stif tung NRW ge för der -<br />
Tom Spieß (Little Shark),<br />
<strong>Filmstiftung</strong>schefin<br />
Petra Müller und<br />
Stefan Arndt (X Filme)<br />
Neuer Name, neue Location: Der Kinoprogrammpreis wurde in diesem<br />
Jahr im Theater am Tanzbrunnen verliehen (Foto: Ina Küsters)<br />
ter Ki no pro duk tio nen. So brach ten Han ne lo -<br />
re Els ner und Matt hi as Brandt „Das Blaue vom<br />
Him mel“ mit, wäh rend X Fil me-Pro du zent Ste -<br />
fan Arndt den Trai ler von Tom Tykwers neuem<br />
Film „Drei“ vor stell te. Re gis seur Chris toph<br />
Hoch häus ler und Ni co let te Kre bitz schließ lich<br />
zeig ten Bil der von „Unter dir die Stadt“, und<br />
Chris Kraus sowie Jea net te Hain prä sen tier ten<br />
„Poll“. Wenders zeigte beeindruckende Making-Of-Bilder<br />
seines 3D-Projekts „Pina“ über<br />
das Wuppertaler Tanztheater. Wei te re Gäste<br />
auf der Bühne waren Feo Ala dag, Jo han na<br />
Gast dorf, Jür gen Vogel, La vi nia Wil son, Bar na -<br />
by Met schu rat, Wotan Wilke Möh ring und Joa -<br />
chim Król.<br />
Król nutzte die Gelegenheit, um auf die Kinosituation<br />
in Köln zu verweisen. Die Stadt verfügt<br />
über kein großes Premierenkino mehr, was<br />
auch ein Grund war, die Kinoprogrammpreise<br />
im Theater am Tanzbrunnen zu verleihen.<br />
„Auf dem Kölner Ring gibt es noch ein paar<br />
große Kinos, die leer stehen“, so Król, der vorschlug,<br />
sich am Beispiel der Lichtburg-Rettung<br />
in Essen zu orientieren, und die Gebäude <strong>als</strong><br />
große Filmtheater zu erhalten.<br />
Kinoprogrammpreis – newsletter 7/2010 13
Neues aus der ifs<br />
Eine gute Nachricht für Szenen- und Kostümbildner:<br />
Teilnehmer beider Weiterbildungsprogramme<br />
an der ifs internationale filmschule<br />
köln können dank einer entsprechenden<br />
Maßnahmenzulassung zukünftig von der<br />
Bundesagentur für Arbeit gefördert werden.<br />
Vor der nächsten Weiterbildung im Bereich<br />
Kostümbild steht allerdings zunächst am 11. und<br />
12. Dezember ein Seminar zum Thema „Berufsund<br />
Sozialrecht für Kostümbildschaffende“ auf<br />
dem Programm, das vom Medienanwalt Steffen<br />
Schmidt-Hug geleitet wird.<br />
An professionelle Schauspieler richtet sich<br />
der Workshop „Synchronisation – eins, zwei,<br />
drei, ACTION“, den Dozenten aus Schauspiel,<br />
Synchronregie und Vertonung vom 17. bis 19.<br />
Dezember an der ifs abhalten. Wer daran nicht<br />
teilnehmen kann, dem bietet die „ifs-Begegnung<br />
Film“ am 18. Dezember um 19 Uhr eine günstige<br />
Gelegenheit, sich trotzdem mit dem Thema<br />
Synchronisation beschäftigen zu können:<br />
Bernd Nigbur, Synchronregisseur und einer<br />
der Dozenten, stellt den u.a. von Steven So-<br />
20 Jahre KHM: Interview<br />
mit Rektor Klaus Jung<br />
Querköpfe tun gut<br />
m Oktober feierte die Kunsthochschule<br />
Ifür Medien Köln (KHM) mit einem großen<br />
Festakt ihren 20. Geburtstag. Der Newsletter<br />
gratuliert und blickt im Interview mit Rektor<br />
Klaus Jung nicht nur zurück, sondern auch<br />
ein Stück nach vorn.<br />
Wie unterschied sich die KHM<br />
von den bestehenden Hochschulen,<br />
<strong>als</strong> sie im Oktober 1990 ihren Betrieb<br />
aufnahm?<br />
Dam<strong>als</strong> gab es eigentlich keine Kunsthochschule,<br />
die sich so konkret um Medien gekümmert<br />
hat – überhaupt war die Idee der Medienkunst<br />
relativ neu. Zudem wurde zum ersten Mal<br />
Film/Fernsehen und Kunst in einer Schule zusammen<br />
gefasst, natürlich mit der Hoffnung, dass<br />
etwas Neues dabei entsteht. Es herrschte 1990<br />
bereits die Hoffnung, dass die Konzentration auf<br />
Medien einen wirtschaftlichen Vorteil für die Region<br />
bedeuten könnte, gerade Köln hatte begonnen,<br />
stark darauf zu setzen. So stand es im<br />
breiten Interesse, eine Institution höherer Bildung<br />
in dieser Ausrichtung nach Köln zu holen. Es war<br />
ein spannendes Wagnis, etwas zu schaffen, das<br />
keine traditionelle Kunstakademie, Designschule<br />
oder Filmhochschule war, sondern eben etwas<br />
Neues. Schaut man sich die letzten 20 Jahre<br />
mit allen Höhen und Tiefen an, hat das gewirkt.<br />
Es ist heute nicht mehr sonderlich unge-<br />
derbergh produzierten<br />
Film „Solitary Man“ von<br />
Brian Koppelman und<br />
David Levien vor. Weiterer<br />
Gast für das an die<br />
Vorführung anschließende<br />
Gespräch ist der<br />
Schauspieler Volker<br />
Brandt, der die von Michael<br />
Douglas gespielte<br />
Hauptfigur synchronisiert<br />
hat.<br />
Die weit greifende<br />
Thematik der Digitalisierung<br />
steht im Fokus der<br />
ifs-Ringvorlesung „Bild<br />
und Bit“, in der an sechs Abenden anhand einzelner<br />
Teilaspekte der mediale Umbruch behandelt<br />
wird. Moderiert von den ifs-Professoren Lisa<br />
Gotto und Gundolf S. Freyermuth wird<br />
der zweite Termin am 14. Dezember von Prof.<br />
Dr. Jörn Glasenapp der Universität Bamberg<br />
zum Thema „Stand-Bild: Fotographie“ bestreiten,<br />
ehe am 11. Januar Prof. Dr. Claus<br />
Pias (Leuphana-Universität Lüneburg)<br />
Deutscher Kurzfilmpreis nach Köln<br />
Über 30.000 Euro Preisgeld konnten sich die Filmemacher<br />
Christos Dassios, Uli Grohs und<br />
Robert Nacken freuen, die mit ihrem Film<br />
„Underground Odyssey“ Mitte November in<br />
Hamburg den Deutschen Kurzfilmpreis in<br />
Gold in der Kategorie „Spielfilm bis sieben Minuten“<br />
gewannen. Der Film, der von der Kölner<br />
Olymp Film realisiert wurde und in dem<br />
14<br />
Dassios und Nacken auch selber vor der Kamera<br />
stehen, spielt in einer Tiefgarage, in der ein<br />
Gangster seinem Kollegen eine kölsche Kurzfassung<br />
der Ilias und der Odyssee abliefert. „Perfektes<br />
Timing und eine visuelle Gestaltung, die<br />
gekonnt mit Fluchtpunkten spielt, erzeugen eine<br />
untergründige Sogwirkung“, lobte die Jury.<br />
Der Sieg in der Kategorie „Bester Dokumen-<br />
wöhnlich, dass Neue Medien an Akademien vertreten<br />
sind, und dass viele Filmhochschulen sich<br />
auch auf eine künstlerische Arbeit berufen. Ein<br />
bisschen Pionierarbeit hat unser erfolgreiches<br />
Modell diesbezüglich sicher geleistet.<br />
In wieweit steht denn im Film-<br />
Curriculum der Kunstaspekt im<br />
Vordergrund?<br />
Man darf nicht denken, dass wir eine Art<br />
Genre „Kunstfilm“ ausbilden, der schwierig ist<br />
und den keiner versteht – darum geht es nicht.<br />
Es geht vor allem darum, voneinander<br />
zu lernen. Ein Kollege<br />
hat mal den Begriff des<br />
„künstlerischen Durchhaltevermögens“<br />
geprägt, d.h. sich auf<br />
Klaus Jung,<br />
Foto: KHM<br />
Lünen-Gewinner „Eines Tages“: Das<br />
Drehbuch schrieb ifs-Absolventin<br />
Karin Kaçi, Foto: Pientka/LVR<br />
etwas zu konzentrieren, koste<br />
es was wolle, und sich nicht<br />
davon abbringen zu lassen. Ein<br />
Studierender hat mal sinngemäß gesagt: „An einer<br />
Filmhochschule wird mir gesagt, was ich lernen<br />
muss. Hier lerne ich, was ich lernen will!“<br />
Es geht um die eigene Entschlusskraft und nicht<br />
unbedingt darum, hineinzupassen in etwas. Wir<br />
bereiten nicht auf einen Beruf vor, sondern darauf,<br />
dass man Berufe verändern kann. Es braucht<br />
Leute, die den Mut haben, über das Bestehende<br />
hinaus zu sehen.<br />
Sie sagen „voneinander lernen“<br />
– meinen Sie damit „Medienkonvergenz“?<br />
Ich denke, man muss schon aufpassen,<br />
keine Tausendsassas auszubilden, die am Ende<br />
zu „Simulation: Wetter“ spricht. Drei<br />
weitere Termine folgen bis zum 22.<br />
Februar. Eine formlose Anmeldung<br />
per E-Mail ist erforderlich.<br />
Während zurzeit Studenten aus<br />
dem 5. Semester des Studiengangs<br />
Film in Albanien <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
in Zusammenarbeit mit der Academia<br />
Filmit & Multimedia MA-<br />
RUBI in Tirana realisieren, freuten<br />
sich ifs-Absolventen über Preise auf<br />
Festiv<strong>als</strong>. So gewann „Eines Tages…“,<br />
entstanden nach einem<br />
Drehbuch der ifs-Absolventin Karin<br />
Kaçi, auf dem Kinofest Lünen<br />
mit der LÜDIA den Hauptpreis, und<br />
Absolvent und Sounddesigner Peter Aufderhaar<br />
wurde in Hof mit dem Förderpreis Deutscher<br />
Film 2010 ausgezeichnet für seine Soundarbeit<br />
an „Sascha“ von Dennis Todorovic –<br />
genauso wie Produzentin Ewa Borowski<br />
ebenfalls Ehemaliger der ifs und Stipendiat des<br />
AV-Gründerzentrums NRW.<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />
info@filmschule.de<br />
tarfilm“ ging an Florian Riegel, Absolvent der<br />
Kölner Kunsthochschule für Medien.<br />
„Großes Kino in 27 Minuten“, beschied die Jury<br />
seinem Porträt einer Frau, die seit 20 Jahren<br />
querschnittsgelähmt ist und ihre Umwelt durch<br />
Überwachungskameras beobachtet. Der bereits<br />
mehrfach ausgezeichnete Film entstand mit<br />
Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong> NRW.<br />
www.deutscher-kuzfilmpreis.de<br />
von allem nur noch ein bisschen können. Früher<br />
gab es die Diskussion über Interdisziplinarität:<br />
Mir ist dieser Begriff immer sehr unangenehm<br />
gewesen, weil ich glaube, dass es gar<br />
nicht so interessant ist, was zwischen den Disziplinen<br />
liegt. Interessant wird es, wenn Disziplinen<br />
beginnen, miteinander zu reden, um an<br />
Problemen zu arbeiten, die jenseits der Disziplinen<br />
liegen. Nicht die Diskussion, ob etwas Film<br />
ist oder Kunst – die Geschichte ist wichtig und<br />
wie die Geschichte vermittelt wird. Was wir versuchen,<br />
ist das Spielerische dabei heraus zu kitzeln,<br />
die Lust zu wecken darauf, auch einfach<br />
mal etwas auszuprobieren.<br />
Was war in der Geschichte der<br />
KHM der Moment, in der Reihe der<br />
etablierten Filmschulen akzeptiert<br />
zu werden?<br />
Als klar wurde, dass die hier entstandenen<br />
Filme Aufmerksamkeit erzielen und Preise gewinnen.<br />
Wir haben das natürlich bewusst auch<br />
gefördert, diese positiven Ergebnisse an die Öffentlichkeit<br />
zu tragen.<br />
Spätestens mit Raymond Boys<br />
Studenten-Oscar 1997 für „Ein einfacher<br />
Auftrag“ hat das dann bestens<br />
geklappt…<br />
…und mit der Oscarnominierung für Reto<br />
Caffis „Auf der Strecke“. Auch das war ein<br />
deutlicher Wendepunkt in der Wahrnehmung.<br />
Ich bin auch wirklich stolz darauf, dass so viele<br />
gute Filme aus der Schule heraus entstehen –<br />
auch so viele wirklich spezielle. Das Problem ist<br />
newsletter 7/2010 – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs<br />
„L'Affranchie" von Pauline Flory gewann im Wettbewerb<br />
„kurzundschön“ die KHM-Wertung, Foto: KHM<br />
Neues aus der KHM<br />
Am Abend des 10. November wurden im Kölner<br />
Kino Cinenova die Preise von kurzundschön verliehen,<br />
dem Internationalen Nachwuchswettbewerb<br />
für Werbespots, Motion Design, Kurzfilm und<br />
Mobile Miniaturen, den die Kunsthochschule<br />
für Medien Köln sowie der WDR seit 13 Jahren<br />
gemeinsam veranstalten. In Anwesenheit des<br />
Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters wurden<br />
Preise in Höhe von 30.000 Euro vergeben. Der<br />
1. Preis in der Kategorie Mobile Miniaturen ging<br />
an die KHM-Studenten Daniel Brandt, Julian<br />
Schleef, Yvonka Groeger und Richard Brzozowski<br />
für „Doppelschall Video Clips On Vinyl“.<br />
ja oft bei Filmen, dass man beim ersten Bild schon<br />
weiß, welches <strong>als</strong> nächstes kommt, dass alles vorhersehbar<br />
wird. Das kann, eingeschlossen in die<br />
Geschichte, wunderbar funktionieren. Ist der Film<br />
aber vorbei, dann ist die Geschichte weg. Was ich<br />
an der KHM sehe ist weit weniger vorhersehbar.<br />
Das bewirkt eine ganz andere Form der Konzentration,<br />
die zum Effekt hat, dass man sich später<br />
dran erinnert.<br />
In wieweit spielt denn das oft genug<br />
dichotom scheinende Paar Kunst und<br />
Markt in der Ausbildung eine Rolle?<br />
Genau da gibt es etwa für Film und Kunst<br />
eine Menge voneinander zu lernen. Wenn ich einem<br />
guten Kunststudenten sagen würde: Schau<br />
dir den Markt an, was wird im Moment verkauft<br />
und mach dann das Entsprechende. Es ist garantiert,<br />
dass er damit keinen Erfolg auf dem Markt<br />
haben würde. Der Kunstmarkt nämlich will so etwas<br />
gar nicht. Film hingegen funktioniert ganz anders,<br />
auch mit einem ganz anderen Publikum.<br />
Während der Kunstmarkt für wenige Käufer gedacht<br />
ist, zielt der Film auf ein großes Publikum.<br />
Aber man kann daraus lernen, sich nicht so fürchterlich<br />
darauf zu konzentrieren, was denn tatsächlich<br />
jetzt möglicherweise viele Zuschauer bringen<br />
würde, weil Zuschauer nämlich gar nicht so unemanzipiert<br />
sind, wie man sich das vielleicht gemeinhin<br />
denkt. Es setzt sich immer wieder auch<br />
ein ungewöhnlicher Film durch. Den aber produzieren<br />
zu können, dafür muss man dann wieder<br />
über den Markt hinaus blicken können.
Den hausinternen choices-Preis für den<br />
gelungensten KHM-Film konnte Pauline<br />
Florys Animation „L’Affranchie“ für sich<br />
entscheiden. Beide Arbeiten sowie die anderen<br />
Preisträger sind <strong>als</strong> Stream unter<br />
www.kurzundschoen. khm.de online<br />
anzuschauen.<br />
Am 13. Dezember um 19 Uhr stellt in<br />
der Aula der KHM der Kameramann und<br />
Autor Piotre Rosolowski seinen preisgekrönten<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm „Mauerhase“<br />
vor. Darin thematisiert er auf originelle<br />
Weise die Geschichte der deutsch-deutschen<br />
Teilung aus der Perspektive der Kaninchen,<br />
die sich auf dem ehemaligen Todesstreifen<br />
angesiedelt haben. Margarete<br />
Wach wird das Gespräch mit dem<br />
ehemaligen Fellow-Studenten der KHM<br />
nach der Vorführung moderieren.<br />
Als weiteren Gast begrüßt die KHM<br />
am 27. Januar 2011 den <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />
Georg Stefan Troller, der das Seminar<br />
von Prof. Sabine Rollberg besucht. Um<br />
20 Uhr wird er zudem der öffentlichen Vorführung<br />
seines Films „Ron Kovic – Warum verschwindest<br />
du nicht?“ über den amerikanischen Vietnam-Veteranen<br />
und Friedensaktivisten Ron Kovic beiwohnen.<br />
Eine lange Tradition, Berufspraktiker <strong>als</strong> nebenberufliche<br />
Professoren an die Hochschule einzuladen,<br />
wird an der KHM weiter geführt: Die Schauspielerin<br />
Anke Engelke ist ab sofort <strong>als</strong> Vertretungsprofessorin<br />
an die KHM berufen worden, um<br />
Studierenden die Produktion einer Staffel „Ladykracher“<br />
von der Idee bis zur Ausstrahlung hautnah<br />
miterleben zu lassen.<br />
Kunsthochschule für Medien,<br />
Tel. (0221) 201890; presse@khm.de<br />
Das Geschenk zum 20. an die Studierenden<br />
ist der neue Kamerastudiengang,<br />
den Sie gemeinsam mit der ifs<br />
ausrichten. Wie aber wird sich die KHM<br />
sonst entwickeln in den kommenden<br />
Jahren, auf welche Strömungen gilt es<br />
zu reagieren?<br />
Ich glaube, das Wichtigste ist, nicht zu reagieren,<br />
sondern zu agieren. Es geht nicht um das<br />
Abschätzen des nächsten Trends, den wir dann zu<br />
füllen versuchen, sondern darum, den nächsten<br />
Trend zu machen. Die nächsten fünf Jahre wollen<br />
wir nutzen, um die Diskussion um Film und sein<br />
Verhältnis zur Kunst und zu anderen Medien wieder<br />
neu anzufachen, um wieder visionär denken<br />
zu lernen und das zu untermauern durch den<br />
Willen, auszuprobieren, zu experimentieren – auch<br />
wenn es mal schief geht. Durch diesen Diskurs<br />
möchten wir die wichtigen Spieler inner- und<br />
außerhalb der Szene aktivieren und auf uns ziehen.<br />
Was wäre medienpolitisch der<br />
Wunsch der KHM zum Jubiläum?<br />
Ich wünsche mir weiterhin politische Unterstützung<br />
für den Erhalt der Schule. Ich wünsche<br />
mir außerdem, dass wir noch mehr Interesse wecken<br />
können auch in der breiteren Öffentlichkeit,<br />
was uns zunehmend über Projekte auch gelingt.<br />
Es ist wichtig, dass man lernt, dass das Anderssein<br />
der Kunsthochschulen etwas ist, das eine Gesellschaft<br />
braucht. Es geht nicht darum, dass ein einzelner<br />
Student <strong>als</strong> Querkopf unterstützt wird, sondern<br />
weil es diese Querköpfe gibt, geht es uns besser.<br />
Dieses Verständnis wünsche ich mir, erwecken<br />
zu können.<br />
Anna Wahle erhielt in diesem Jahr den mit 7.500 Euro dotierten<br />
Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler in<br />
der Kategorie Film: Regie, Bühnenbild und Kameraführung.<br />
Porträt Anna Wahle<br />
Fasziniert von<br />
echten Menschen<br />
VON TATJANA KIMMEL<br />
Wahle-Doku „Die Anden des Ruhr -<br />
gebiets“: Beate Pracht kündigte ihren<br />
Job und eröffnete in Gelsenkirchen<br />
eine Lama-Farm. Foto: ifs<br />
Anna Wahle,<br />
Foto: privat<br />
ch bin stolz und glücklich, auf meinem mit-<br />
Iunter steinigen Weg <strong>als</strong> Filmemacherin nicht<br />
nur derart geehrt, sondern auch finanziell unterstützt<br />
zu werden“, freut sich die 29-Jährige über<br />
die Auszeichnung. Zurzeit beendet Anna Wahle<br />
die Produktion ihres dokumentarischen Langfilmdebüts<br />
mit dem Arbeitstitel „Frauenwunder“.<br />
Darin erzählt sie die Geschichten dreier<br />
Frauen in Gelsenkirchen, die aus Existenznot<br />
den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Damit<br />
setzt sie das Thema des <strong>Dokument</strong>arfilms<br />
„Die Anden des Ruhrgebiets“ <strong>als</strong> Teil des ZDF-<br />
Episodenfilms „Zeche is nich“ fort. In einer Statistik<br />
über Erwerbstätigkeit im Ruhrgebiet hatte<br />
Wahle gelesen, dass der Verlust der männlichen<br />
Industriejobs im Ruhrgebiet große Wirkung<br />
auf die Bergarbeiterfrauen habe. Immer<br />
mehr Frauen, die zuvor für Heim und Familie<br />
zuständig waren, machen sich selbstständig.<br />
Dieser Bruch mit dem Alten und der damit verbundene<br />
Aufbruch ins Neue interessiert die<br />
Filmautorin. Sie fand Frauen im Alter um die 45,<br />
die auf dem Arbeitsmarkt wenige Chancen auf<br />
einen gut bezahlten Job hatten. Ein Jahr lang<br />
begleitete sie die Protagonistinnen auf ihrem<br />
Weg zum eigenen Betrieb, dokumentierte<br />
Rück schläge ebenso wie Erfolge. Die neuen<br />
Unternehmerinnen haben den Film bereits gesehen.<br />
„Sie waren angetan und fühlten sich<br />
ernst genommen“, sagt Wahle nach der Vorführung.<br />
Wahle beobachtet, hält Distanz und schafft<br />
dennoch Nähe. In ihren Filmen zeigt sie „echte<br />
Menschen“, die in kein Schema passen. Bei<br />
„Alexander“ (2005), ihrem ersten <strong>Dokument</strong>arfilm,<br />
in dem sie die Geschichte eines russischen<br />
Jungen in einem deutschen Kindergarten erzählt,<br />
spürte sie, dass diese Arbeit sie weit mehr<br />
berührt <strong>als</strong> Spielfilmproduktionen: „Das kleine<br />
Team und die damit verbundene Flexibilität sind<br />
viel toller <strong>als</strong> der Dreh an einem großen Set.“<br />
Das wird Wahle nach ihrem Studium an der ifs<br />
internationale filmschule köln klar, wo sie von<br />
2002 bis 2005 im ersten Jahrgang Regie studierte.<br />
Um mehr über <strong>Dokument</strong>arfilm zu lernen,<br />
absolviert sie anschließend bis 2008 ein<br />
Masterstudium an der Zürcher Hochschule der<br />
Künste und an der École cantonale d’art de Lausanne.<br />
Den Abschlussfilm „Playgirl“ dreht die Kölnerin<br />
in ihrer Heimatstadt und heftet sich an die<br />
Fersen von Nazanin, einer jungen Migrantin.<br />
Auch hier zeigt Wahle Brüche: Die Schülerin<br />
spricht über ihre Sehnsucht nach Geborgenheit,<br />
schreit vulgärste Beschimpfungen in ihr Handy<br />
und droht einem Mann in der U-Bahn mit Prügel.<br />
Wahle führt selbst die Kamera. Sie ist ganz<br />
nah dran und hält dennoch Distanz. Es wirkt<br />
wahrhaftig und nicht vorgeführt, wenn Nazanin<br />
bekennt: „Ich war noch nie in meinem Leben<br />
glücklich.“<br />
Wahle stellt Menschen in den Mittelpunkt<br />
ihrer Filme, um gesellschaftliche Themen zu beleuchten.<br />
2006 erhielt sie im Kurzfilm-Wettbewerb<br />
zum Thema „Zukunft der Arbeit“ der Kulturstiftung<br />
des Bundes und der KFA Hamburg<br />
einen Förderpreis, mit dem sie die <strong>Dokument</strong>ation<br />
„Mit Pferden kann man nicht ins Kino gehen“<br />
realisierte. Wahle fragte die, die in der Zukunft<br />
arbeiten werden. Haupt-, Gesamt- und<br />
Gymnasi<strong>als</strong>chüler zwischen 12 und 20 erzählen,<br />
welcher Beruf sie glücklich machen würde,<br />
ob sie eine Familie gründen wollen, was ihnen<br />
Angst macht und was im Leben wichtig ist.<br />
„Der Dreh hat Spaß gemacht, weil die Kinder<br />
so unverblümt reden. Aber es hat mich auch erschreckt,<br />
dass sie immer wieder von Zukunftsangst<br />
sprachen“, erinnert sich Wahle.<br />
Einer der Dozenten an der École cantonale<br />
d’art de Lausanne war der Regisseur Lionel<br />
Baier, der in seinen Filmen immer wieder die<br />
Grenzen zwischen Fiktion und Autofiktion überschreitet.<br />
„Das war sehr inspirierend. Ich möchte<br />
einen eigenen Erzählstil finden, um <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
zu inszenieren“, sagt Wahle. In<br />
„Herr Rücker“ hat sie 2009 eine Möglichkeit<br />
umgesetzt. Im Beitrag zum Kinderdokumentarfilm-Wettbewerb<br />
DokYou erzählt der 15-jährige<br />
Außenseiter Nico Rücker von seinen Schwierigkeiten,<br />
Anerkennung und Freunde zu finden.<br />
Wahle lernte den Jungen am Rande eines Filmworkshops<br />
kennen, den sie an der Gesamtschule<br />
Solingen leitete. Auf der Grundlage von Nicos<br />
Berichten über seinen Alltag schrieb Wahle<br />
ein Drehbuch. Im Film spielen Nico, seine Mitschüler,<br />
der Hausmeister, der Schulleiter und seine<br />
Mutter sich selbst. Nico spricht die Off-Kommentare<br />
in Ich-Form. Ein Teil des Films ist klassische<br />
Reportage und ein Teil Inszenierung. So<br />
konnte Wahle Nicos Alltag begleiten, ohne auf<br />
die Mittel des Spielfilms zu verzichten. Die ruhige<br />
Beobachtungshaltung passt gut zum Protagonisten.<br />
Nico ist ein technikbegeisterter, ordnungsliebender<br />
Junge, der dem Hausmeister und<br />
dem Schulleiter hilft, wo er nur kann. So bekommt<br />
er wenigstens von den Erwachsenen die<br />
ersehnte Anerkennung. Nicos Klassenkameraden<br />
sahen den Film während der Duisburger Filmwoche<br />
in der Reihe doxs. „Der Film hat Nico an der<br />
Schule Respekt verschafft“, sagt Wahle.<br />
In den kommenden Wochen sucht Wahle<br />
Themen für ihren nächsten Film. „Im Hinterkopf<br />
rattert es schon“, sagt sie und freut sich auf diese<br />
freie, kreative Phase.<br />
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 7/2010 15
ie beiden Frauen verstehen sich gut. Das<br />
Dsieht man auf den ersten Blick, und das hört<br />
man auch, wenn sie voneinander reden. „Wir<br />
mögen einander sehr“, schwärmt Martina Gedeck<br />
von Hellen Mirren, mit der sie Ende Oktober<br />
für den Kinofilm „Hinter der Tür“ in den Kölner<br />
MMC-Studios vor der Kamera stand. Und auch<br />
die Britin betont: „Die Chemie stimmt.“ Erleichtert<br />
wird diese Freundschaft unter Schauspielerinnen<br />
durch das außergewöhnliche Drehbuch.<br />
„Es kommt nicht oft vor, in einem Film mitspielen<br />
zu dürfen, in dem es zwei gleichberechtigt<br />
starke weibliche Hauptrollen gibt“, erklärt Oscar-<br />
Preisträgerin Mirren.<br />
Die Besetzung war für Regisseur István Szabó,<br />
der 1982 für seinen Film „Mephisto“ einen<br />
Oscar gewann, extrem wichtig: „Es mussten Frauen<br />
sein, deren Gesichter und Charisma die gleiche<br />
Intensität besitzen wie die der Figuren im Roman.“<br />
Mit Mirren und Gedeck hat er zwei außergewöhnliche<br />
Schauspielerinnen gefunden. Mirren,<br />
die ein „Kalender Girl“ genauso überzeugend<br />
spielen kann wie die „Queen“, ist eine der wandlungsfähigsten<br />
Schauspielerinnen des Kinos. Dasselbe<br />
gilt für Martina Gedeck, die von der arbeitswütigen<br />
Köchin Martha („Bella Martha“) über Ulrike<br />
Meinhof („Der Baader Meinhof Komplex“)<br />
bis zu Clara Schumann („Geliebte Clara) ebenfalls<br />
über ein breites Rollenspektrum verfügt.<br />
Wenn die Zwei in einem filmischen Kammerspiel<br />
aufeinander treffen, darf man zu Recht Außergewöhnliches<br />
erwarten.<br />
Für das Drehbuch, das Szabo gemeinsam<br />
mit Andrea Vészits geschrieben hat, adaptierte<br />
der ungarische Regisseur den Roman „Hinter<br />
der Tür“ seiner Landsfrau Magda Szabo. In<br />
Deutschland ist das Buch, das 1987 erschien<br />
und in 36 Sprachen übersetzt wurde, nur noch<br />
antiquarisch erhältlich. Magda Szabo, die nicht<br />
mit dem 72-jährigen István verwandt ist, erzählt<br />
in ihrem Roman von der besonderen Beziehung<br />
einer allein lebenden Schriftstellerin zu ihrer<br />
Haushälterin. Eine Geschichte über zwei sehr<br />
unterschiedliche Charaktere, die tragisch endet.<br />
Martina Gedeck spielt in dem Film die Schriftstellerin,<br />
Hellen Mirren die Rolle der Haushälterin.<br />
In Halle 41 der Kölner MMC-Studios werden<br />
die Szenen im Wohnzimmer der Schriftstellerin<br />
aufgenommen. Der Film spielt im Budapest<br />
der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die<br />
Einrichtung am Set ist großbürgerlich: ein<br />
schwerer Teppich auf dem Boden, ein Sekretär,<br />
ein Kristallleuchter, Fenster mit Messinggriffen,<br />
16<br />
Stores und dicken Vorhängen davor, auf einem<br />
Schrank zwei Zinnkannen.<br />
Mirren zeigt sich beim Dreh tief beeindruckt<br />
von dem Niveau, mit dem in NRW gearbeitet<br />
wird: „Dieses Studio hier hat wirklich großartige<br />
Möglichkeiten. Wenn ich zurück nach England<br />
und Amerika gehe, dann werde ich allen<br />
sagen, wie schön dieses Studio hier ist. Wenn<br />
andere Kollegen die Chance haben, hier zu drehen,<br />
dann sollten sie sie nutzen.“<br />
Auf die 15 Tage mit Innenaufnahmen in Köln<br />
folgten Dreharbeiten in einer Kirche bei Weimar.<br />
Danach zog das Filmteam mit Kameramann Elemer<br />
Ragalyi weiter nach Budapest, wo die restlichen<br />
der insgesamt 57 Drehtage stattfinden.<br />
Produziert wird die deutsch-ungarische Koproduktion,<br />
die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit<br />
600.000 Euro gefördert wird, von der Berliner<br />
Intuit Pictures und der ungarischen FilmArt.<br />
„Die Intensität in diesem sehr komplexen<br />
Roman, zwischen den zwei völlig gegensätzliche<br />
Charaktere, die einander gefährlich nahe<br />
kommen, hat mich fasziniert.“ Szabo ist gelungen,<br />
die Essenz dieses sehr komplexen Romans<br />
durch seine Drehbuchadaption in ein Ensembledrama<br />
zu destillieren, das einen Schauspielerfilm<br />
auf höchstem Niveu verspricht. So eine<br />
Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen“,<br />
so Produzent Sándor Söth (Intuit Pictures).<br />
Trotzdem dauerte es mehr <strong>als</strong> zwei Jahre,<br />
um die Finanzierung der rund fünf Millionen Euro<br />
teuren Produktion zu stemmen.<br />
Solange brauchen die Kinobesucher nicht<br />
zu warten. Den deutschen Kinostart hat Piffl<br />
Medien für den Sommer 2011 geplant. Dann<br />
wird man sehen, ob die Chemie zwischen Mirren<br />
und Gedeck auch auf der Leinwand stimmt.<br />
Wer die beiden Schauspielerinnen beim Dreh<br />
in den MMC-Studios erlebt hat, zweifelt daran<br />
nicht.<br />
Presserummel am MMC-Set: (v.l.) Bastie Griese (MMC), Produzent Jenö Hábermann<br />
(FilmArt), Produzent Sandor Söth (Intuit Pictures), Martina Gedeck, István Szabó,<br />
Petra Müller (Geschäftsführerin der <strong>Filmstiftung</strong> NRW), Helen Mirren und Elemér<br />
Ragályi (Kamera). Fotos: In tuit Pic tu res<br />
Hinter der Tür<br />
Regie: István Szabó; Buch: István Szabó nach dem<br />
Roman von Magda Szabo; Darsteller: Helen Mirren<br />
und Martina Gedeck; Produktion: FilmArt und Inuit<br />
Pictures; Verleih: Piffl Medien<br />
Intuit Pictures, Tel. (030) 26367607;<br />
info@intuitpictures.com<br />
Helen Mirren und Martina Gedeck standen im Oktober für István Szabós neuen Film „Hinter de<br />
vor der Kamera. Die britische Schauspielerin und Oscarpreisträgerin zeigte sich von den Produk<br />
dass sie versprach, die Studios in England und den USA weiterzuempfehlen.<br />
Die Hauptdarstellerinnen<br />
Martina Gedeck und<br />
Helen Mirren: „zwei völlig<br />
gegensätzliche Charaktere,<br />
die einander gefährlich<br />
nahe kommen“<br />
Setbesuch: Hinter der Tür<br />
Mirren schwär<br />
newsletter 7/2010 – Schwerpunkt
Tür“ in den Kölner MMC-Studios<br />
tionsbedingungen so beeindruckt,<br />
mt von NRW<br />
Recklinghausen<br />
Duisburg<br />
Essen<br />
Marl<br />
Dortmund<br />
Bochum<br />
Mönchengladbach<br />
Mettmann<br />
Düsseldorf<br />
Hückelhoven Neuss Wuppertal<br />
Ostbevern<br />
Stadtlohn<br />
Geilenkirchen<br />
Leverkusen Lindlar<br />
Inden Jülich<br />
Köln Rösrath Engelskirchen<br />
Aachen<br />
Siegburg<br />
Overath<br />
Nideggen<br />
Bonn<br />
Bad<br />
Godesberg Windeck-<br />
Rosbach<br />
Mechernich<br />
Schleiden<br />
Aachen<br />
Bastard<br />
Die Wiesenretter<br />
Bad Berleburg<br />
Dschungelkind<br />
Bad Godesberg<br />
Der Mann mit dem Fagott<br />
Bad Laasphe<br />
Dschungelkind<br />
Bochum<br />
Vorstadtkrokodile 3<br />
Bonn<br />
Eine Insel namens Udo<br />
Der Mann mit dem Fagott<br />
Dortmund<br />
Vorstadtkrokodile 3<br />
Duisburg<br />
Schimanski<br />
Perry Rhodan<br />
Home for Christmas<br />
Takiye<br />
Bei Entlassung Mord<br />
Bermuda-Dreieck Nordsee<br />
Vom Glück nur ein Schatten<br />
Düsseldorf<br />
Brand<br />
Bermuda-Dreieck Nordsee<br />
Offroad<br />
Sponsoring<br />
Resturlaub<br />
Eine Insel namens Udo<br />
Engelskirchen<br />
Wunderkinder<br />
Töte mich<br />
Essen<br />
Tatort<br />
Geilenkirchen<br />
Offroad<br />
Hückelhoven<br />
Vorstadtkrokodile 3<br />
Inden (Kreis Düren)<br />
Die Vermissten<br />
Jülich<br />
Bastard<br />
Köln<br />
Der Rekordbeobachter<br />
Vermächtnis der Arche<br />
Sponsoring<br />
A Dangerous Method<br />
Neue Varth Süd<br />
Der Mann mit dem Fagott<br />
Resturlaub<br />
Tom Sawyer<br />
Hinter der Tür<br />
When Pigs have Wings<br />
Bastard<br />
Tatort<br />
Friedenau<br />
Ruhm<br />
Takiye<br />
Hotel Lux<br />
Wilsberg<br />
Papakind<br />
Bad Berleburg<br />
Bad Laasphe<br />
Köln<br />
Ihr mich auch<br />
Das Dschungelkind<br />
Fett weg<br />
Anduni<br />
Oshima<br />
Für kein Geld der Welt<br />
Bastard<br />
Über uns das All<br />
Largo Winch 2<br />
Kung Fu Mama<br />
Countdown<br />
Der Blender<br />
Vorstadkrokodile<br />
Romeos<br />
Mujjahir<br />
Ein Platz an der Sonne<br />
Freilaufende Männer<br />
Eine Insel namens Udo<br />
Joe Mc Carthy<br />
Kehrtwende<br />
Fast eine Million<br />
Küss mich Koch<br />
Bermuda-Dreieck Nordsee<br />
Implosion<br />
Arbeit, Arbeit<br />
Leverkusen<br />
Fast eine Million<br />
Lindlar<br />
Töte mich<br />
Takiye<br />
Marl<br />
Ein Tick anders (Johnny Kühlkissen)<br />
Mechernich<br />
Töte mich<br />
Neue Vahr Süd<br />
Mettmann<br />
Hotel Lux<br />
Mönchengladbach<br />
Home for Christmas<br />
Münster<br />
Tatort<br />
Cloudcluster<br />
Neuss<br />
Offroad<br />
Nideggen<br />
Töte mich<br />
Ostbevern<br />
Arschkalt<br />
Overath<br />
Töte mich<br />
Recklinghausen<br />
Vorstadtkrokodile 3<br />
Rösrath<br />
Das Mädchen auf dem Meeresgrund<br />
Schleiden<br />
Der Mann mit dem Fagott<br />
Siegburg<br />
Invasion<br />
Stadtlohn<br />
Die Frau des Polizisten<br />
Windeck-Rosbach<br />
Brand<br />
Wuppertal<br />
Pina<br />
Das Blaue vom Himmel<br />
Mujjahir
Hotel Lux<br />
Vom 18. November bis Mitte Dezember dreht<br />
Regisseur Leander Haußmann in <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> an einem „closed set“ „Hotel Lux“,<br />
die tragikomische Abenteuergeschichte eines<br />
naiven, respektlosen Helden im Herzen der Finsternis.<br />
Die Hauptrollen spielen Michael Bully<br />
Herbig, Jürgen Vogel und Thekla Reuten.<br />
Die Dreharbeiten begannen am 12. Oktober<br />
in Berlin. Regisseur Haußmann hat nach<br />
einer Idee von Helmut Dietl sowie Vorlagen<br />
von Uwe Timm und Volker Einrauch selbst<br />
das Drehbuch zu „Hotel Lux“ geschrieben. Die<br />
Kamera führt Hagen Bogdanski, für das Szenenbild<br />
ist Uli Hanisch verantwortlich.<br />
„Hotel Lux“ erzählt, wie der Komiker und<br />
Parodist Hans Zeisig (Bully Herbig) 1938 mit f<strong>als</strong>chen<br />
Papieren aus Nazi-Berlin fliehen muss. Eigentlich<br />
träumt er von Hollywood, doch dann<br />
landet er in Moskau und gerät in das berüchtigte<br />
Exilantenhotel Lux. Es ist der Zufluchtsort<br />
kommunistischer Funktionäre aus aller Welt und<br />
insbesondere aus Deutschland. Der sowjetische<br />
Maria-Victoria Dragus und Roeland Wiesnekker in „Töte mich“, Foto: WDR/Arte/Thekla Ehling<br />
Töte mich<br />
Nach dem Unfalltod ihres geliebten Bruders ist<br />
die fünfzehnjährige Adele vollkommen alleine<br />
der Lieb- und Leblosigkeit ihrer Eltern auf einem<br />
abgeschiedenen Bauernhof ausgesetzt. Als sie<br />
dem flüchtigen Häftling und Totschläger Timo<br />
begegnet, bietet sie ihm einen Deal an: Sie wird<br />
ihm bei der Flucht zu seinem Bruder in Marseille<br />
helfen, wenn er sie dafür vom Leid ihres irdischen<br />
Lebens befreit und tötet.<br />
Das ist die dramatische Grundkonstellation<br />
des Kinospielfilms „Töte Mich“, den die Regisseurin<br />
Emily Atef noch bis Ende November<br />
in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und in Marseille realisiert.<br />
Die Hauptrollen spielen Maria Victo-<br />
18<br />
Geheimdienst verwechselt Zeisig mit dem abtrünnigen<br />
Leibastrologen Adolf Hitlers. So gerät<br />
der unpolitische Entertainer zwischen die<br />
Fronten blutiger Intrigen in Stalins Machtapparat.<br />
Zu seiner Überraschung trifft Zeisig im Lux<br />
auch seinen früheren Bühnenpartner Siggi Meyer<br />
(Jürgen Vogel) und die niederländische Untergrundkämpferin<br />
Frida (Thekla Reuten) wieder,<br />
die beide fest an das Gute im Kommunismus<br />
glauben. Für die drei Freunde beginnt ein Abenteuer<br />
auf Leben und Tod.<br />
„Hotel Lux“ ist eine Produktion der Bavaria<br />
Pictures, produziert von Günter Rohrbach<br />
und Corinna Eich in Koproduktion mit<br />
Colonia Media Filmproduktions, herbX<br />
film- und fernsehproduktion, LI Produktions,<br />
Little Shark Entertainment und Pirol<br />
Film Produktion. Fernsehpartner sind<br />
WDR, ARD Degeto, ARTE und BR. Der Kinostart<br />
im Verleih der Constantin Film ist für<br />
Herbst 2011 geplant. Den Weltvertrieb übernimmt<br />
Bavaria Film International.<br />
Bavaria Film, Tel. (089) 6499-3900;<br />
presse@bavaria-film.de<br />
ria Dragus, Roeland Wiesnekker und<br />
Matthias Brandt. Zusammen mit Esther<br />
Bernstorff schrieb Emily Atef auch das Drehbuch.<br />
„Töte Mich“ ist eine Produktion der Wüste<br />
Film West (Hejo Emons, Stefan<br />
Schubert, Ralph Schwingel) in Koproduktion<br />
mit NikoFilm, Ciné-Sud Promotion,<br />
Hugofilm Productions, WDR (Redaktion:<br />
Götz Schmedes), ARTE France Cinéma<br />
(Grand Accord). Drehbeginn war der 5. Oktober,<br />
22 der 44 Drehtage arbeitete das Team<br />
in NRW. Der Film wird 2011 durch den farbfilm<br />
verleih ins deutsche Kino gebracht.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wuestefilm-west.de<br />
Dietmar Bär und Natalia Rudziewicz<br />
mit 28 Chor-Komparsen in „Kehrtwende“,<br />
Foto: WDR / Willi Weber<br />
Tatort Köln –<br />
Keine Polizei<br />
Der neue Tatort aus Köln trägt den Titel „Keine<br />
Polizei“, setzt aber trotzdem auf die bewährten<br />
Kommissare Max Ballauf (Klaus J.<br />
Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar<br />
Bär). Sie sind einem Entführungsfall auf der<br />
Spur, bei dem es zunächst weder eine Vermisstenanzeige<br />
noch eine Lösegeldforderung gibt.<br />
Das Drehbuch zu „Keine Polizei“ stammt von<br />
Norbert Ehry. Als Regisseur setzt Kaspar<br />
Heidelbach hier bereits seinen elften Fall mit<br />
dem Kölner Ermittlerduo in Szene. Er drehte<br />
vom 3. November bis zum 2. Dezember in Köln<br />
und Umgebung.<br />
Bereits zum zweiten Mal übernimmt Juliane<br />
Köhler beim Kölner Tatort die Rolle der<br />
Polizeipsychologin Lydia Rosenberg. In weiteren<br />
Gastrollen zu sehen sind Robert Gallinowski,<br />
Frank Kessler und Jürgen Rißmann.<br />
Außerdem wieder mit von der Partie<br />
sind Tessa Mittelstaedt <strong>als</strong> Assistentin Franziska,<br />
Joe Bausch in der Rolle des Pathologen<br />
Dr. Roth und Christian Tasche <strong>als</strong> Staatsanwalt<br />
von Prinz. Produziert wird der Tatort von<br />
Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)<br />
im Auftrag des WDR (Redaktion: Frank<br />
Tönsmann).<br />
Colonia Media,<br />
Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
newsletter 7/2010 – Schwerpunkt<br />
Kehrtwende<br />
Nach seinem TV-Erfolg „Mein Leben – Marcel<br />
Reich-Ranicki“ drehte Regisseur Dror Zahavi<br />
im Oktober den Fernsehfilm „Kehrtwende“<br />
(AT) mit Dietmar Bär und Inka Friedrich<br />
in den Hauptrollen. Erzählt wird die Geschichte ei-<br />
Der Mann<br />
mit dem<br />
Fagott<br />
Bis zum 7. Dezember wurde<br />
der NRW-Teil zur Verfilmung<br />
des autobiografischen Romans<br />
„Der Mann mit dem Fagott“<br />
von Udo Jürgens und<br />
Michaela Moritz an Locations<br />
gedreht, die Scout Frank<br />
Meter ausgekundschaftet<br />
hatte. Start zur großen historischen<br />
Verfilmung der Familiengeschichte<br />
war am 7. September<br />
in Wien. Zum Cast gehören<br />
Stars wie Christian Berkel,<br />
Ulrich Noethen und David<br />
Rott. Auch Udo Jürgens selbst<br />
steht vor der Kamera. Produziert<br />
wird der TV-Zweiteiler von<br />
Regina Ziegler (Ziegler<br />
Film) und Klaus Graf (Graf<br />
Film). Das Drehbuch stammt<br />
von Harald Göckeritz und<br />
Miguel Alexandre, der<br />
auch Regie führt. Die Redaktion<br />
bei den ausstrahlenden Sendern haben Hans<br />
Wolfgang Jurgan (ARD Degeto) und Klaus<br />
Lintschinger (ORF) übernommen.<br />
Die Ausstrahlung ist für den Herbst 2011 im
ner Familie, die an den gewalttätigen, zerstörerischen<br />
Wutausbrüchen des Vaters zerbricht. Das<br />
Drama wurde in Köln und Umgebung von der<br />
Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki)<br />
im Auftrag des WDR (Redaktion: Anke<br />
Krause, Götz Schmedes) für Das Erste produziert.<br />
Das Buch schrieb Johannes Rotter, der<br />
Ersten und im ORF geplant.<br />
Ziegler Film,<br />
Tel. (030) 3209050;<br />
info@ziegler-film.de<br />
Tatort Münster –<br />
Herrenabend<br />
In Münster ermitteln Kommissar Frank Thiel<br />
(Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-<br />
Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) seit dem<br />
16. November bei einem „Herrenabend“. Der<br />
Mord an dem Geschäftsmann Arno Berger gibt<br />
Thiel Rätsel auf. Denn die am Tatort sichergestellten<br />
Fingerabdrücke stammen von dem Spitzenpolitiker<br />
Rüdiger Klarbach, obwohl das eigentlich<br />
gar nicht sein kann: Der ehemalige<br />
Staatssekretär im Wirtschaftsministerium war<br />
vor eineinhalb Jahren bei einem Hausbrand in<br />
Südafrika ums Leben gekommen. Prof. Boerne<br />
persönlich hatte dam<strong>als</strong> den Totenschein ausgestellt.<br />
Das Drehbuch zu „Herrenabend“<br />
stammt von Magnus Vattrodt. Regie führt<br />
Matthias Tiefenbacher.<br />
Wieder mit dabei ist Christine Urspruch<br />
<strong>als</strong> Prof. Boernes Assistentin Silke Haller, Mechthild<br />
Großmann <strong>als</strong> Staatsanwältin Wilhelmine<br />
Klemm, Friederike Kempter <strong>als</strong> Thiels<br />
Assistentin Nadeshda Krusenstern und Claus<br />
D. Clausnitzer <strong>als</strong> Vater Thiel. Die Dreharbeiten<br />
laufen bis zum 17. Dezember 2010. Produziert<br />
wird der „Tatort Münster – Herrenabend“<br />
von Filmpool (Produzentin: Iris Kiefer, Producerin:<br />
Katrin Kuhn) im Auftrag des WDR<br />
(Redaktion: Gebhard Henke).<br />
filmpool, Tel. (02233) 46080;<br />
info@filmpool.de<br />
auch in dem Film mitspielt. Die weiteren Rollen<br />
sind mit Nina Petri, Cornelia Schmaus,<br />
Götz Schubert, Natalia Rudziwicz und Justus<br />
Kammerer besetzt. Der Sendetermin steht<br />
noch nicht fest.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
David Rott und Udo Jürgens.<br />
Foto: Toni Muhr/ Ziegler Film, Graf Film<br />
Am Set von Ruhm:<br />
Tom Spieß, Stefan Kurt,<br />
Christina Bentlage,<br />
Heino Ferch, Julia<br />
Koschitz, Isabel<br />
Kleefeld, Justus von<br />
Dohnányi, Axel Ranisch<br />
und Christoph Friedel<br />
Foto: Martin Menke<br />
Ruhm<br />
Seit dem 21. Oktober<br />
inszeniert Isabel<br />
Kleefeld die Tragikomödie „Ruhm“. In Köln,<br />
Frechen, Zürich, Buenos Aires, Kiew, auf der<br />
Krim sowie in der Nähe von Cancun setzt die<br />
Grimme-Preis-Trägerin ihr eigenes Drehbuch um,<br />
das sie nach Vorlage des gleichnamigen Bestsellers<br />
von Daniel Kehlmann zusammen mit<br />
dem Autor verfasst hat. „Ruhm“ bündelt sechs<br />
aberwitzige und berührende Geschichten zu einem<br />
mitreißenden Ensemblefilm. In den Hauptrollen<br />
sind Stefan Kurt, Julia Koschitz,<br />
Senta Berger, Justus von Dohnányi, Heino<br />
Ferch und Gabriela Maria Schmeide<br />
zu sehen.<br />
Produziert wird der Film von Tom Spieß<br />
und Sönke Wortmann von Little Shark<br />
Entertainment sowie Christoph Friedel<br />
Meldungen – newsletter 7/2010<br />
ANZEIGE<br />
und Claudia Steffen von der Terz Filmproduktion<br />
in Koproduktion mit der österreichischen<br />
DOR Film Produktionsgesellschaft und<br />
der Schweizer Hugofilm Productions. Auf Senderseite<br />
ist der WDR (Redaktion Dr. Barbara<br />
Buhl) federführend neben ARD Degeto<br />
(Jörn Klamroth), Arte (Andreas Schreitmüller),<br />
dem ORF und dem Schweizer<br />
Fernsehen/SRG SSR idée suisse (Lilian<br />
Räber, Peter Studhalter). Die Dreharbeiten<br />
in NRW sind mittlerweile abgeschlossen, werden<br />
aber weltweit bis in den April fortgesetzt.<br />
Der Kinostart ist für Herbst 2011 bei Pandora<br />
Filmverleih geplant.<br />
Little Shark, Tel. (0221) 336110;<br />
littleshark@littleshark.de<br />
„Kino in seiner schönsten Form.“ARTE Online<br />
Bruno Ganz Senta Berger<br />
Satte Farben<br />
vor Schwarz<br />
Große Kinopremiere in Anwesenheit der Hauptdarsteller und<br />
des Filmteams: 10. Januar, Lichtburg Essen, Filmbeginn 20 Uhr<br />
Ab 13. Januar im Kino<br />
www.satte-farben-vor-schwarz.de<br />
19<br />
INTERNATIONALE<br />
HOFER FILMTAGE<br />
WETTBEWERB<br />
INTERNATIONALES<br />
FILMFESTIVAL<br />
SAN SEBASTIÁN<br />
Ein Film von<br />
Sophie Heldman
Viele der NRW-Dreharbeiten im Herbst fanden in den MMC Studios statt.<br />
Für den Newsletter befragten wir Bastie Griese (Head of Film Production MMC<br />
Independent Film) und Friedhelm Bixschlag (Sales Director MMC Film & TV<br />
Studios) über die Auslastung der Studios.<br />
Mit „Hinter der Tür“, „Tom Sawyer“<br />
und „When Pigs have Wings“ haben Sie<br />
in den letzten Wochen ganz unterschiedliche<br />
Projekte zu Gast gehabt: Großes<br />
Starkino, eine aufwändige deutsche Literaturverfilmung<br />
und eine internationale<br />
Art house-Produktion. Wie unterscheiden<br />
sich diese Filme in den Anforderungen an<br />
das Studio?<br />
Bastie Griese: Vor allem vom Umfang<br />
her und des damit verbundenen höheren logistischen<br />
Aufwands – etwa größere Studio- und Raumflächen.<br />
Wichtig ist uns hierbei, dass wir eine gute Produktionslogistik<br />
stellen, damit sich die Produktionen voll und<br />
ganz auf ihre Dreharbeiten konzentrieren können.<br />
Grundsätzlich wollen wir dafür Sorge tragen, dass sich<br />
alle Produktionen bei der MMC wohlfühlen, und sind<br />
daher sehr stolz, wenn ein Star wie Helen Mirren uns<br />
gerade im Vergleich zu anderen internationalen Studios<br />
große Komplimente macht.<br />
Was war bei den drei Projekten die<br />
größte Herausforderung für die Studiobauer?<br />
BG: Jedes der drei Projekte hatte für unsere Ausstattungsabteilung<br />
natürlich seine eigenen Herausforderungen.<br />
Besonderen Spaß macht es unseren Studiobauern<br />
aber vor allem, für unterschiedliche historische<br />
Zeiten zu bauen und teilweise gleichzeitig mit<br />
unterschiedlichen internationalen Teams wie z.B. mit<br />
einem ungarischen Art-Department zusammen zu arbeiten.<br />
Sehr spannend war es natürlich, die Oberflächen<br />
einer historischen Wohnung für eine Regie-Koryphäe<br />
wie István Szabó zu gestalten. Das<br />
hat man nicht alle Tage.<br />
Wie sieht derzeit die Auslastung<br />
der MMC Studios aus,<br />
inklusive TV?<br />
BG: Wir werden bis zum Ende dieses<br />
Jahres in 2010 acht Filmprojekte in den<br />
MMC Studios realisiert haben. Das ist in<br />
der Filmgeschichte der MMC Rekord.<br />
20<br />
Interview Bastie Griese und Friedhelm Bixschlag<br />
Wohlfühlstudio<br />
Friedhelm Bischlag: Derzeit haben wir an beiden<br />
Standorten, dem Filmcampus Cologne und dem<br />
Coloneum, die erfreuliche Situation, die man <strong>als</strong> Vollauslastung<br />
beschreiben könnte. Neben verschiedenen<br />
lang laufenden TV-Serien „Unter Uns“, „Verbotene Liebe“<br />
oder auch „AWZ“ realisieren wir <strong>als</strong> Generaldienstleister<br />
auch die großen TV-Shows, u.a. „Deutschland<br />
sucht den Superstar, „Das Supertalent“, „X<br />
Faktor“, „Popstars“, „Mario Barth“, „Die perfekte Minute“<br />
und viele weitere Formate. Neu im Produktionsportfolio<br />
der MMC, und darüber sind wir ganz besonders<br />
glücklich, ist die Telenovela „Lena“, die von<br />
Wiedemann & Berg für das ZDF produziert wird und<br />
das gleich in drei Studios.<br />
Welche großen Produktionen stehen<br />
<strong>als</strong> nächstes an?<br />
BG: Dieses Jahr werden bei uns noch Teile der<br />
Dreharbeiten von „Hotel Lux“ und „Der Mann mit dem<br />
Fagott“ produziert. Im Frühjahr wird die MMC Independent<br />
das Filmprojekt „The Danish Girl“ mit Nicole<br />
Kidman unter der Regie von Lasse Hallström koproduzieren.<br />
Wir freuen uns aber auch auf das von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> geförderte Projekt „Der Medicus“ von UFA<br />
Cinema.<br />
FB: Im TV-Bereich gehen die lang laufenden Formate<br />
weiter. Zurzeit wird „Popstars“ produziert und<br />
weitere große Shows wie z.B. „Supertalent“ und<br />
„DSDS“ werden jetzt unmittelbar folgen. Man spürt<br />
ganz deutlich, dass die Sender wieder Lust haben,<br />
Shows in Studios zu produzieren. Wir sind in viel versprechenden<br />
Gesprächen,<br />
so dass wir hoffentlich das<br />
Auslastungsniveau nicht<br />
nur halten, sondern sogar<br />
ausbauen können.<br />
Bastie Griese und<br />
Friedhelm Bixschlag<br />
(links), Foto: MMC<br />
Das Coloneum, einer<br />
der beiden Kölner<br />
MMC-Standorte<br />
Foto: MMC<br />
newsletter 7/2010 – Schwerpunkt<br />
Louis Hofmann und Magali Greif<br />
in „Tom Sawyer“<br />
Foto: Majestic / Bernd Spauke<br />
Tom Sawyer<br />
Regie: Hermine Huntgeburth; Buch:<br />
Sascha Arango, Peer Klehmet, Sebastian<br />
Wehlings; Darsteller: Louis Hofmann,<br />
Leon Seidel, Magali Greif, Heike Makatsch,<br />
Benno Fürmann und Joachim Król;<br />
Produktion: Neue Schönhauser Film -<br />
produktion in Koproduktion mit Filmaufbau<br />
Leipzig und Majestic Filmproduktion<br />
in Zusammenarbeit mit ARD Degeto,<br />
Norddeutscher Rundfunk, Arte und<br />
Bayerischer Rundfunk.; Verleih: Majestic<br />
Filmverleih<br />
Neue Schönhauser<br />
Filmproduktion;<br />
Tel. (030) 34391021;<br />
info@neueschoenhauser.de
ach Rumänien werde er nicht noch mal<br />
Nfahren, erklärt Louis Hofmann, der jugendliche<br />
Darsteller des Tom Sawyer, mit Bestimmtheit.<br />
Komische Autos gebe es dort, und mit<br />
dem Wetter sei es auch nicht weit her. Für Regisseurin<br />
Hermine Huntgeburth, den Produzenten<br />
Boris Schönfelder (Neuen Schönhauser Filmproduktion)<br />
und ihre Verfilmung von Mark<br />
Twains Jugendbuchklassiker war Rumänien jedoch<br />
ein Glücksfall. Dort stehen – erbaut für<br />
Anthony Minghellas Film „Cold Mountain“ –<br />
die Kulissen einer amerikanischen Ostküstenstadt,<br />
die nun für „Tom Sawyer“ das Mississip-<br />
pistädtchen St. Petersburg darstellten.<br />
In NRW folgten die Innenaufnahmen, für<br />
die in den Kölner MMC-Studios vier Sets in zwei<br />
Hallen entstanden. Darunter auch das Klassenzimmer<br />
des Titelhelden.<br />
Pulte für 24 Schüler stehen ordentlich in<br />
Reih und Glied, Lederstücke und kleine<br />
Schwämme liegen bereit, <strong>als</strong> seien die Schüler<br />
nur eben auf dem Pausenhof. Petroleumlampen<br />
hängen an der Wand, in der Ecke steht ein Kanonenofen,<br />
im Regal ausgestopfte Tiere. Viel<br />
Gefundenes, Altes, habe man für die Gestaltung<br />
des Schulraums von 1850 benutzt, erläutert Produzent<br />
Boris Schönfelder. Denn, wie so oft beim<br />
Film, bereitete das „Auf alt“-Machen die größte<br />
Arbeit. So wurden die Holzbänke nachgebaut<br />
und dann so sorgfältig abgeschubbert, dass<br />
man jetzt, angesichts der Reste von grüner Farbe<br />
auf den Pulten, tatsächlich den Eindruck hat,<br />
<strong>als</strong> hätten zahllose Generationen von Kindern<br />
sie mit ihren Unterarmen abgeschmirgelt – vol-<br />
ler Unruhe, wann die Stunde endet und das<br />
Abenteuer beginnt.<br />
Das Personal aus Mark Twains Roman ist –<br />
nicht zuletzt auch von diversen Verfilmungen<br />
– hinlänglich bekannt: Der Waisenjunge Tom,<br />
der bei seiner Tante Polly aufwächst, sein Freund<br />
Huckleberry Finn und die reizende Richtertochter<br />
Becky, der Säufer Muff Potter und das zwielichtige<br />
Halbblut Indianer Joe. Produzent Boris<br />
Schönfelder, der das Projekt initiiert hat‚ das die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 700.000 Euro unterstützt,<br />
outet sich <strong>als</strong> Fan seit Kindertagen. Für die Idee<br />
einer Neuverfilmung sei es dann aber auch nicht<br />
unerheblich gewesen, dass er selbst einen Sohn<br />
habe, der jetzt in das Alter komme von Tom und<br />
Huck. Die große Stärke der Story sei, dass Twain,<br />
wie einmal ein Literaturwissenschaftler ausgezählt<br />
habe, gleich 40 Grundsituationen behandelt,<br />
in die Kinder geraten können. Eine Art<br />
Wegweiser zum Erwachsenwerden, ohne aufdringlich<br />
belehrenden Zeigefinger.<br />
Schönfelder ist es wichtig, eine Umsetzung<br />
zu schaffen, „die sich nicht einem vermeintlich<br />
modernen Geschmack der Kinder anbiedert“,<br />
sondern „außerhalb der Zeit“ stehe und einen<br />
eigenen „Look“ besitze, wie ihn etwa die Coen-<br />
Brüder für ihre Südstaaten-Odyssee „O Brother,<br />
Where Art Thou?“ geschaffen hätten. Nur behutsam<br />
habe man die Geschichte verändert, etwa<br />
um die Figur der Tante Polly interessanter<br />
zu machen. Das ist sie natürlich schon deshalb,<br />
weil Polly von Heike Makatsch gespielt wird.<br />
Schönfelders „Wunschbesetzung“ – ebenso wie<br />
Benno Fürmann <strong>als</strong> Indianer Joe, mit eigens er-<br />
worbener Solariumbräune, Irokesenfrisur und<br />
angeklebter Adlernase.<br />
An diesem Nachmittag in den MMC-Studios<br />
in Köln-Ossendorf steht eine der von Drehbuchautor<br />
Sascha Arango neu erdachten Szenen<br />
auf dem Plan. Ganz anders <strong>als</strong> im Roman<br />
kommt in Hermine Huntgeburths Film – mit der<br />
jüngsten und attraktivsten Tante Polly aller Zeiten<br />
– vorübergehend der Verdacht auf, dass zwischen<br />
Polly und Indianer Joe „etwas gehen“<br />
könnte. Das führt dazu, dass beim zart pubertierenden<br />
Tom unbewusste Eifersucht und Verlustängste<br />
ihren Ausdruck im Traum finden: Da<br />
sieht er, wie Polly und Joe miteinander tanzen.<br />
Tom schreckt hoch im Bett in seinem Jugendzimmer,<br />
das er sich mit dem braven Halbbruder<br />
Sid teilt. Und das in Wahrheit nur eine mit<br />
lichtdichter Folie umhüllte „Hütte“ ist in einer<br />
komplett schwarz gestrichenen Halle. Dort ist<br />
die Zimmer-Kulisse gleich neben dem Schulraum<br />
aufgebaut. Ein kleines Dachzimmer mit blau gestrichenen<br />
Holzwänden, in dem die Betten der<br />
Jungen an gegenüberliegenden Wänden stehen.<br />
Über Sids Bett ein ordentliches Bücherregal,<br />
bei Tom hingegen hängen Pfeil und Bogen<br />
und ein hölzernes Ritterschwert.<br />
Als nun der Alptraum Tom aus dem Schlaf<br />
reißt, ist Tante Polly da, um ihn liebevoll zu trösten.<br />
Die beiden sprechen darüber, was geschehen<br />
könnte, wenn Tom eines Tages nicht mehr<br />
da wäre. Nach wenigen Takes ist die Sache im<br />
Kasten. Als Heike Makatsch heraus kommt, gibt<br />
es Applaus vom Team, Blumen und ein Geschenk<br />
werden gebracht. Es war ihre letzte Ein-<br />
stellung im gesamten Film, und das Abschiedsgeschenk,<br />
die Biografie des Rock-Opas Keith Richards,<br />
erweist sich <strong>als</strong> Volltreffer für die verjüngte<br />
Tante Polly. „Hätte ich mir sowieso <strong>als</strong><br />
nächstes gekauft“, versichert Makatsch erfreut.<br />
Später berichtet sie von Kindheitserinnerungen<br />
an „Tom Sawyer“-Hörkassetten und beschreibt<br />
die Ambivalenz zwischen Verantwortung und<br />
Freiheit <strong>als</strong> das für sie zentrale Thema der Geschichte.<br />
Damit habe man ja überhaupt im Leben,<br />
nicht zuletzt in der Liebe, immer wieder<br />
zu tun.<br />
Wenige Tage später wird auch für alle an-<br />
Nach 20 Drehtagen in Rumänien betrat Tom Sawyer<br />
in den Kölner MMC-Studios einen Raum, den er nur mit<br />
Widerwillen aufsucht: sein Klassenzimmer. Hermine<br />
Huntgeburth verfilmte in NRW ihre Version des Klassikers<br />
von Mark Twain.<br />
Setbesuch: „Tom Sawyer“<br />
Tante Polly<br />
liest Keith<br />
Richards<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
deren Beteiligten des sieben Millionen teuren<br />
Projekts die letzte Klappe geschlagen. Damit<br />
geht ein Drehmarathon von 50 Tagen zu Ende.<br />
Dabei ist die Liste der Drehorte beinahe so lang<br />
wie die der Finanziers (neben der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW sind Degeto, NDR, BR, Arte sowie Filmförderer<br />
aus Berlin-Brandenburg,<br />
Hamburg/Schleswig-Holstein, MDM, Nordmedia,<br />
FFA und DFFF beteiligt). So mimte in Brandenburg<br />
die Havel den Mississippi, eine Flussinsel<br />
fand sich in Sachsen, in Thüringen entstand<br />
der Friedhof, auf dem Tom und Huck ein<br />
schreckliches Verbrechen beobachten, und die<br />
Höhle, in der Tom und Becky sich verlaufen,<br />
wurde in Niedersachsen aufgenommen. Die Firma,<br />
die in der Postproduktion all diese Schauplätze<br />
mit Computerhilfe zu einem in sich geschlossenen<br />
Abenteuer zusammenfügt, trägt<br />
den hübsch koketten Namen „Lug und Trug“<br />
und hat ihren Sitz in Berlin und Köln. Das Ergebnis<br />
sehen wir im November 2011 im Kino.<br />
Schwerpunkt – newsletter 7/2010 21
Baya Belal in „When<br />
Pigs have Wings“,<br />
Foto: Barry Films<br />
ie ist der Star“, sagt Anna Munro vom deut-<br />
Sschen Koproduzenten Barry Films, der die<br />
Komödie gemeinsam mit Marilyn Productions<br />
(Frankreich) und Saga Film (Belgien) realisiert.<br />
Es gebe zwar noch vier andere Hängebauchschweinchen,<br />
aber Charlotte hat die meisten<br />
Szenen. Tiertrainer Guy Demazure gilt <strong>als</strong> einer<br />
der besten in Europa. Schließlich hat er mit Jean-Jacques<br />
Annaud „Der Bär“ realisiert ebenso<br />
wie „Zwei Brüder“, für den er Tiger zähmen<br />
musste. Er könne auch Schmetterlinge trainieren,<br />
sagt er. Wie das geht? „Mit Futter, aber<br />
zuerst mit dem Herzen.“ Er versetze sich in den<br />
Kopf des Tiers hinein, versuche zu verstehen,<br />
was es fühlt. Charlotte folgt ihm tatsächlich wie<br />
ein Hund – meistens zumindest, wenn nicht gerade<br />
der Cateringwagen verlockende Düfte verströmt.<br />
Das Schwein steht im Zentrum des Debütfilms<br />
des französischen Journalisten, Schriftstellers<br />
und Fotografen Sylvain Estibal, der auch das<br />
Drehbuch zu dieser irrwitzigen Geschichte verfasst<br />
hat: Der arme palästinensische Fischer Jafaar<br />
(Sasson Gabai) fischt nach einem Sturm ein<br />
Hängebauchschwein aus dem Meer. Nun muss<br />
er überlegen, wie er das Schwein unbemerkt<br />
von seiner Frau (Baya Belal) in Gaza verkaufen<br />
kann. Denn das Tier gilt dort <strong>als</strong> „unrein“, genauso<br />
wie jenseits der Grenze in Israel. Konflikte<br />
mit einem EU-Kommissar (Ulrich Tukur in einem<br />
Cameo-Auftritt) sind genauso programmiert<br />
wie mit den Grenzsoldaten. Und so ge-<br />
22<br />
raten Jafaar und sein Schwein in einen Strudel<br />
ungewöhnlicher Ereignisse und Abenteuer, die<br />
sie gemeinsam bestehen müssen. Um unbemerkt<br />
mit dem Schwein reisen zu können, tarnt<br />
der Fischer das Tier mit einem Schaf-Fell, was<br />
nicht nur bei den echten Lämmern für erstaunte<br />
Blicke sorgt.<br />
Sein Boot wurde im MMC-Filmcampus für<br />
Innenaufnahmen genauso aufgebaut wie ein<br />
Friseursalon und das ärmliche Haus des Fischers.<br />
Mit seinen Einschusslöchern in den vermeintlichen<br />
Steinwänden, die sich beim Klopftest <strong>als</strong><br />
Pappe erweisen, sieht das Set überzeugend abgewohnt<br />
aus. Selbst das Scheinwerferlicht, das<br />
durch die Schlagläden dringt, nimmt man im<br />
grauen November dankbar <strong>als</strong> das Sonnenlicht<br />
des Mittleren Ostens an.<br />
Albrecht Konrad, der <strong>als</strong> Setdesigner für Roman<br />
Polanskis „Ghostwriter“ für Schlagzeilen<br />
sorgte, weil er Sylt wie Martha’s Vineyard aussehen<br />
ließ, zeichnet auch für „When Pigs have<br />
Wings“ verantwortlich. Diesmal musste er<br />
Malta <strong>als</strong> Gaza ausgeben, was laut Zeugen aus<br />
Palästina hervorragend gelungen sei. In Malta<br />
hatte man schon Erfahrung damit, schließlich<br />
drehte auch Steven Spielberg seine Israelszenen<br />
für „München“ auf der Mittelmeerinsel. In Gaza<br />
zu arbeiten sei nicht möglich gewesen, sagt<br />
der Regisseur. Aus Versicherungsgründen, aber<br />
vor allem, weil man kein Schwein mit ins Land<br />
hätte bringen können.<br />
„Alles soll hochwertig werden“, erklärt der<br />
„Charlotte, viens“, ruft Guy Demazure auf Französisch der etwas unter -<br />
setzten Hauptdarstellerin hinterher. Doch die hat nichts Besseres zu tun,<br />
<strong>als</strong> schnurstracks zum Cateringwagen zu laufen. Den Weg kennt sie<br />
bestens. Schließlich dreht sie schon eine Woche in den MMC-Studios.<br />
Charlotte ist das titelgebende Schwein des Films „When Pigs have Wings“.<br />
Die Innenaufnahmen dazu entstehen an zehn Drehtagen komplett in NRW.<br />
Setbesuch: „When Pigs have Wings“<br />
Schwein gehabt<br />
VON MARION MEYER<br />
newsletter 7/2010 – Schwerpunkt
ausführende Produzent Jean-Philippe Blime von<br />
Marilyn Productions den Anspruch des Projekts,<br />
bei dem erstm<strong>als</strong> in Europa eine Arri Alexa-Kamera<br />
zum Einsatz kommt. Sie soll für Bilder sorgen,<br />
die trotz HD nach 35mm aussehen. Man<br />
wollte aus „When Pigs have Wings“ keine Lowbudget-Produktion<br />
machen und engagierte nur<br />
die besten Leute. Es habe Jahre gedauert, den<br />
heiklen Stoff zu finanzieren, verrät der Pariser<br />
Produzent. Mit Hilfe von 350.000 Euro Förderung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW kam das Projekt zustande.<br />
20 Nationalitäten arbeiten in den MMC-Studios<br />
am Set zusammen. „So sollte es überall<br />
sein“, sagt Anna Munro, und Wolfgang Müller,<br />
Produzent der Berliner Barry Films, schwärmt<br />
vom Drehbuch, das in seiner Absurdität an Jacques<br />
Tati und Charlie Chaplin erinnert und „so<br />
lustig und gleichzeitig so ernst ist“, dass es ihn<br />
sofort überzeugt habe. Mit Blick auf Cannes<br />
hofft das Team, dass der Film im Mai 2011 fertig<br />
wird. Charlotte würde auf dem roten Teppich<br />
mit Sicherheit eine gute Figur machen.<br />
When Pigs Have Wings<br />
Regie & Buch: Sylvain Estibal; Darsteller:<br />
Sasson Gabai, Ulrich Tukur, Baya Belal und<br />
Myriam Tekaïa Produktion: Marilyn<br />
Productions, Barry Films und Saga Film<br />
Barry Films, Tel. (030) 20654809;<br />
wolfgang@barryfilms.com<br />
Annette Frier in „Danni Lowinski“, Foto: SAT.1/Frank Dicks<br />
Ein Insel namens Udo<br />
Hupe Film (Köln) inszenierte in Koproduktion mit Little<br />
Shark Entertainment und WDR/Arte (Redaktion:<br />
Frank Tönsmann, WDR; Barbara Häbe, Arte) „Ein<br />
Insel namens Udo“, das Debüt von Markus Sehr. Das<br />
Buch, das Sehr zusammen mit Clemente Fernandez-<br />
Gil schrieb, erzählt von einem ganz besonderen Problem:<br />
Udo leidet an „Schwersichtbarkeit“. Sein Körper ist nicht<br />
unsichtbar im Sinne von „durchsichtig“. Aber Udos Wesen<br />
verströmt etwas so Durchschnittliches und Übersehbares,<br />
dass er tatsächlich von niemandem wahrgenommen wird.<br />
Kurt Krömer, bekannt durch „Krömer – Die internationale<br />
Show“, spielte <strong>als</strong> unsichtbarer Kaufhausdetektiv Udo<br />
seine erste Kinohauptrolle. An seiner Seite standen Fritzi<br />
Haberlandt, Jan-Gregor Kremp und Johanna<br />
Gastdorf. Als Kamerafrau war Daniela Knapp im Einsatz.<br />
Die 28 Drehtage fanden komplett in Köln und Bonn<br />
statt. Den Verleih übernimmt X Verleih.<br />
Hupe Film, Tel. (0221) 20533700;<br />
hupe@hupefilm.de<br />
Serien bei MMC<br />
Auf dem MMC Filmcampus Cologne ging<br />
am 5. Oktober die Sat.1-Serie „Danni Lowinski“<br />
in die zweite Staffel. Die Rechtsberatung<br />
für einen Euro, bei der die Rechtsanwältin<br />
Danni Lowinski (Annette Frier) ihren<br />
Klapptisch in der Kölner Einkaufspassage aufbaut<br />
und für einen Euro pro Minute sozial<br />
Schwächere berät, wurde mit mehreren Fernsehpreisen<br />
ausgezeichnet.<br />
Auch die 240 Folgen der ZDF-Telenovela<br />
„Lena – Liebe meines Lebens“ spielen<br />
in den Hürther Studios der MMC, auf Schloss<br />
Gymnich in Erftstadt, in der Kölner Innenstadt<br />
sowie an verschiedenen Orten im Rheintal. Die<br />
erste Klappe für die Produktion in High Definition<br />
(HD) fiel schon am 30. Juni 2010 auf dem<br />
Filmcampus Cologne in Hürth. Seit dem 20.<br />
September zeigt das ZDF die ersten Folgen der<br />
Adaption einer sehr erfolgreichen südamerikanischen<br />
Telenovela.<br />
MMC, Tel. (0221) 2501139;<br />
mail@mmc.de<br />
Kurt Krömer in „Eine Insel namens Udo“, Foto: Hupe Film / Martin Valentin Menke<br />
Bermuda-Dreieck<br />
Nordsee<br />
Nach 43 Drehtagen, 23 davon in NRW, beendete<br />
das Team von Dreamtool (Prozenten: Felix<br />
Zackor, Stefan Raiser) im Oktober den<br />
Katastrophenfilm „Bermuda-Dreieck Nordsee“.<br />
Für RTL (Redaktion: Sascha N. Mürl,<br />
Barbara Thielen) drehte Regisseur Nick Lyon<br />
das TV-Event, in dem die Spur von verschwundenen<br />
Schiffen, zerstörten Windparks<br />
und toten Möwen zum übermächtigen Konzern<br />
Energon führt. Postflieger Tom Jaeger und Energons<br />
PR-Waffe Marie Niklas kommen einer riesigen<br />
Vertuschungsaktion auf die Spur. Als Darsteller<br />
waren Hannes Jaenicke, Bettina<br />
Zimmermann, Karoline Eichhorn, Josefine<br />
Preuß, Gudrun Landgrebe, Max<br />
Herbrechter, Walter Kreye und Bernadette<br />
Heerwagen verpflichtet. Das Buch<br />
stammt von Derek Meister und Simon X.<br />
Rost. Die Kamera führte Peter Joachim<br />
Krause.<br />
Dreamtool, Tel. (089) 41119090;<br />
info@dreamtool.de<br />
Am Set von „Bermuda-Dreieck Nordsee“: Eine Welle<br />
durchschlägt die Panoramascheibe, Foto: RTL<br />
Dreharbeiten – newsletter 7/2010 23
Yvonne Catterfeld und Benjamin Sadler in „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“, Foto: RTL<br />
Das Mädchen auf<br />
dem Meeresgrund<br />
Mit Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle realisierten<br />
Producers at Work (Produzent:<br />
Christian Popp, Sigi Kamml) vom 5. September<br />
bis zum 18. Oktober das TV-Abenteuer<br />
„Das Mädchen auf dem Meeresgrund“.<br />
Die letzten Aufnahmen fanden in Rösrath<br />
und Köln statt. Das Drehbuch von Christoph<br />
Silber erzählt die Lebensgeschichte von<br />
Lotte und Hans Hass. Das ist nicht nur die<br />
Geschichte zweier Tauchpioniere, es ist eine große<br />
Liebesgeschichte, die auch heute – fast 60<br />
Jahre später – immer noch sehr berührt. Der<br />
24<br />
Impressum<br />
Herausgeberin:<br />
Tanja Güß<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten,<br />
Katharina Blum,<br />
Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Christian Seebaum<br />
Marion Meyer<br />
Autoren dieser<br />
Ausgabe:<br />
Uwe Mies, Michael<br />
Dlugosch, Günter Jekubzik,<br />
Heiko R. Blum, Frank Olbert,<br />
Heike Meyer-Döring<br />
(MEDIA), Tatjana Kimmel;<br />
Wilfried Urbe, Andreas Kloo<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Lena Kraan<br />
Gestaltung/Layout:<br />
alfred friese + inrhein<br />
Titel:<br />
„Drei“;<br />
Foto: X Verleih<br />
niederländische Regisseur Ben Verbong verfilmte<br />
für ZDF und ORF ihr Leben, das den<br />
Menschen im Nachkriegsdeutschland die Faszination<br />
der Unterwasserwelt eröffnete und den<br />
Traum vom Leben in Einklang mit einer unberührten<br />
Natur näher brachte. Dafür begaben<br />
sich Lotte und Hans Hass auf eine lebensgefährliche<br />
Expedition an das dam<strong>als</strong> unbekannte Rote<br />
Meer. In weiteren Rollen sind Benjamin<br />
Sadler, Harald Krassnitzer, Andreas<br />
Schmidt, Manuel Witting und Raimund<br />
Wallisch zu sehen. Mathias Neumann<br />
stand hinter der Kamera.<br />
Tel. (0331) 7494 353;<br />
info@producersatwork.de<br />
Redaktionsschluss:<br />
25. November 2010<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Lena Kraan,<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
16. Januar 2010<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW wahlweise <strong>als</strong><br />
Print-Ver sion oder <strong>als</strong> <strong>PDF</strong><br />
abon niert wer den.<br />
Sobald das <strong>PDF</strong> zum Download<br />
zur Verfügung steht,<br />
werden Sie per Mail informiert.<br />
Die Berücksichtigung von<br />
Terminen richtet sich nach<br />
dem Erscheinen des Newsletters<br />
im Internet.<br />
Das kann leider dazu führen,<br />
dass Termine bereits<br />
überholt sind, wenn die<br />
Druckausgabe des News -<br />
letter ausgeliefert wird,<br />
bietet aber die größt -<br />
Arbeit, Arbeit<br />
In der Doku-Fiktion „Arbeit, Arbeit“ begibt<br />
sich Regisseur Konstantin Faigle auf die Reise<br />
zu den Wurzeln der Arbeit und unseres Arbeitsbegriffs.<br />
Seit Anfang Mai reist er zu den<br />
Stätten der Arbeit und geht der Frage nach, wie<br />
unsere Arbeitsgesellschaft darauf reagiert, wenn<br />
es in Zukunft immer weniger Arbeitsplätze geben<br />
wird. Im dokumentarischen Teil des Films<br />
kommen Experten wie der Soziologe Bejamin<br />
Hunnicutt und der dm-Markt-Gründer Götz<br />
Werner zu Wort. Der Spielfilmteil, der bis Mitte<br />
Oktober in Köln gedreht wurde, erzählt von<br />
prototypischen Figuren der modernen Arbeitswelt,<br />
die alle mit Lebens- und Sinnkrisen zu<br />
kämpfen haben und schließlich doch auf unerwartete<br />
und überraschende Weise ihr Glück finden.<br />
Die Spielfilmhandlung wird mit der dokumentarischen<br />
Ebene zu einer spannenden filmischen<br />
Spurensuche verwoben, die sowohl notwendige<br />
Fragen an die Arbeitsgesellschaft stellen<br />
soll, <strong>als</strong> auch Visionen für die Zukunft der Ar-<br />
mögliche Aktualität<br />
für die Download-Nutzer.<br />
Wir bitten dafür um<br />
Verständnis.<br />
Danke an alle Produzenten,<br />
Sender & Verleiher für<br />
ihre Unterstützung und<br />
die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 930500<br />
Fax: (0211) 9305085<br />
Kaistraße 14<br />
40221 Düsseldorf<br />
newsletter@film stif tung.de<br />
newsletter 7/2010 – Dreharbeiten<br />
beit aufzeigt. Die Hauptrollen für den<br />
Spielfilmteil haben Helene Grass,<br />
Hubertus Hartmann, Nina<br />
Proll, Jochen Picht, Roland<br />
Jankowsky und Heinz W.<br />
Krückeberg übernommen.<br />
„Arbeit, Arbeit“ ist eine Produktion<br />
von Hupe Film- und<br />
Fernsehproduktion (Andreas<br />
Brauer, Martin Roelly, Erik<br />
Winker) in Koproduktion mit Konstantin<br />
Faigle und dem ZDF<br />
(Redakteur: Lucas Schmidt). Wfilm<br />
Verleih wird den Film 2011<br />
in die deutschen Kinos bringen.<br />
Hupe Film,<br />
Tel. (0221) 20533700;<br />
hupe@hupefilm.de<br />
„Arbeit, Arbeit“-Re gis seur<br />
Kon stan tin Faig le mit Heinz<br />
W. Krü cke berg,Jo chen Picht<br />
und Nina Proll, Foto: Hupe Film
Fast eine Million<br />
Offroad<br />
Nach seinem Polit-Drama „Fremder<br />
Freund“ drehte Elmar Fischer jetzt den<br />
Kinospielfilm „Offroad“: Nora Tschirner<br />
und Elyas M’Barek spielen die<br />
Hauptrollen in der Geschichte der jungen<br />
Meike, die sich nach dem Kauf eines Jeeps<br />
plötzlich nur noch „Offroad“ bewegt. Am<br />
15. Oktober begannen die Dreharbeiten<br />
in Fischers Heimatstadt Geilenkirchen und<br />
wurden in Düs sel dorf mit einem spektakulären<br />
Nachtdreh vor dem Schauspielhaus<br />
sowie dann in Ber lin bis zum 22. November<br />
fortgeführt. „Off road“ nach einem<br />
Drehbuch, das Fischer zusammen mit Susanne<br />
Hertel geschrieben hat, ist eine<br />
Claus sen+Wöbke+Putz Film pro -<br />
duk ti on in Ko pro duk ti on mit der Dr.<br />
Wil fried Acker mann Film pro duk -<br />
ti on und dem ZDF (Re dak ti on: Da ni el<br />
Blum).<br />
Claussen+Woebke+Putz<br />
Filmproduktion,<br />
Tel. (089) 2311010;<br />
kontakt@cwp-film.com<br />
„Offroad“-Nachtdreh<br />
vor dem Düsseldorfer<br />
Schauspielhaus,<br />
Foto: Claussen+Woebke+Putz<br />
Vom 8. September bis 8. Oktober verfilmte Regisseur Dirk Regel das Drehbuch<br />
zu „Fast eine Million“ von Peter Strotmann und Claudia Falk<br />
in Köln, Leverkusen und Umgebung. In dem Film gewinnt Anja eine Million<br />
und muss entscheiden, wie sie das Geld für ihre Familie einsetzt. Die<br />
Müller & Seelig Filmproduktion (Produzentin: Jutta Müller) konnte<br />
mit Birge Schade, Götz Schubert, Grit Böttcher, Max Urlacher,<br />
Marita Breuer und Andreas Windhuis einen prominenten Cast für<br />
die TV-Familienkomödie im Auftrag der ARD Degeto (Redakteur: Birgit<br />
Titze) gewinnen. Die Produktionsleitung hat Gabriele Goiczyk, das<br />
Bild verantwortet Kameramann Peter Ziesche.<br />
Müller & Seelig Filmproduktion, Tel. (0221) 942150;<br />
kontakt@muellerseelig.de<br />
„Fast eine Million“: Grit Böttcher, Götz Schubert, Birge Schade,<br />
Nadine Kösters und Aaron Wirtz, Foto: Kai Schulz<br />
Am Set von „Arschkalt“: André Erkau, Herbert Knaup und Peter Franke, Foto: Wüste Film West<br />
Arschkalt<br />
Unter der Regie von André Erkau liefen bis<br />
Ende Oktober in NRW die Dreharbeiten zur Komödie<br />
„Arschkalt“: Ein emotional eingefrorener<br />
Tiefkühlkostlieferant erhält auf seiner Odyssee<br />
durch die norddeutsche Provinz die Chance,<br />
wieder aufzutauen. Dabei offenbaren sich<br />
nicht nur die unterschiedlichen Aggregatzustände<br />
menschlicher Beziehungen, sondern auch,<br />
welche Chancen manchmal im Scheitern liegen.<br />
Als Darsteller im Führerhäuschen eines Tiefkühltransporters<br />
froren Herbert Knaup und Jo-<br />
Dreharbeiten – newsletter 7/2010<br />
ANZEIGE<br />
Ab 2.12. im Kino<br />
hannes Allmayer.<br />
Die Dreharbeiten begannen Ende September<br />
in Hamburg und wurden in Schleswig-Holstein,<br />
Bremen und NRW fortgeführt. Produziert<br />
wird der Film von Wüste Film (Björn Vosgerau,<br />
Uwe Kolbe) in Koproduktion mit Wüste<br />
Film West und dem ZDF/Das kleine<br />
Fernsehspiel in Zusammenarbeit mit Arte.<br />
Geplanter Kinostart ist im Spätsommer 2011 im<br />
Verleih von NFP marketing & distribution.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wuestefilm-west.de<br />
Am 17. & 20.12. in der Gay-Filmnacht im CinemaxX<br />
www.houseofboys.de<br />
25
er sich bei der Europäischen<br />
WKommission für eine MEDIA-Entwicklungsförderung<br />
bewerben will,<br />
muss dies künftig online machen. Wie<br />
das geht, das erläuterte Martina Müller,<br />
in der Brüsseler Verwaltungsagentur<br />
für die deutschen Antragsteller im<br />
Bereich Development zuständig, am<br />
16. November bei einer Informationsveranstaltung<br />
in der ifs internationale<br />
filmschule köln. Rund 60 Produzenten<br />
aus NRW waren der Einladung der ME-<br />
DIA Antenne Düsseldorf gefolgt. Wer<br />
sich für Entwicklungsförderung mit einem<br />
Projekt oder gleich mit einem ganzen<br />
Paket bewerben will, sollte den<br />
nächsten Einreichtermin am 11.<br />
April 2011 beachten. Im Falle der<br />
Förderung für Interaktive Projekte können<br />
sich die Antragsteller mit bis zu<br />
zwei Anträgen bewerben.<br />
MEDIA stellt im Bereich Development<br />
insgesamt 17 Millionen Euro für<br />
fiktionale Projekte, <strong>Dokument</strong>ar- und<br />
Animationsfilme für TV und Kino zur<br />
Verfügung. Unterstützt werden maximal<br />
50 Prozent der Entwicklungskosten<br />
für Einzelprojekte (10.000 bis 60.000<br />
Euro) oder Projektpakete (70.000 bis<br />
190.000 Euro). Für Interaktive Projekte<br />
(10.000 bis 150.000 Euro) werden<br />
zusätzlich zwei Millionen Euro bereitgestellt.<br />
Bewerben können sich unabhängige<br />
europäische Film- und Fernsehproduktionsunternehmen,<br />
die im Falle der<br />
Einzelprojektförderung seit mindestens<br />
einem Jahr, im Falle der Paketförderung<br />
seit mindestens drei Jahren existieren.<br />
Die Förderung interaktiver Projekte kann<br />
unabhängig vom Zeitpunkt der Unternehmensgründung<br />
beantragt werden.<br />
„Die Entwicklungsförderung ist eine<br />
der begehrtesten Förderungen Europas;<br />
deshalb ist es wichtig, dass der<br />
Antrag inhaltlich und formal überzeugt“,<br />
so Heike Meyer-Döring von der<br />
MEDIA Antenne Düsseldorf. 2010 wurden<br />
rund 1.165 Development-Anträge<br />
in Brüssel eingereicht; davon wurden<br />
280 (24%) ausgewählt. Deutsche Antragsteller<br />
waren besonders erfolgreich:<br />
30 Prozent der Einzelprojekte, 59 Prozent<br />
der Projektpakete 1st Stage und 64<br />
Prozent der Slate Funding Anträge 2nd<br />
Stage wurden gefördert.<br />
Bei der Informationsveranstaltung<br />
der Düsseldorfer MEDIA Antenne erläuterte<br />
Martina Müller zunächst die Handhabung<br />
der so genannten „e-form“.<br />
Auf der offiziellen Website des MEDIA-<br />
Programms lädt man das Antragsformular<br />
herunter und speichert es, um es<br />
zu bearbeiten. Das Formular kann in<br />
Deutsch ausgefüllt werden, wobei Englisch<br />
sehr empfohlen wird. Je nach ausgewählter<br />
Förderung zeigt das Formular<br />
dann automatisch die auszufüllenden<br />
Felder an.<br />
Zusätzlich müssen zwei Anhänge<br />
angefügt werden: eine Projektbeschreibung,<br />
die u.a. eine englische Synopse<br />
und das Treatment/Drehbuch enthält,<br />
sowie eine Excel-Tabelle mit dem Entwicklungsbudget.<br />
Da der Antrag nicht<br />
mehr <strong>als</strong> fünf MB umfassen darf, empfiehlt<br />
es sich, die Dateien <strong>als</strong> pdf zu ver-<br />
26<br />
MEDIA<br />
Development<br />
Förderung:<br />
„How to Apply“<br />
VON MARION MEYER UND HEIKE MEYER-DÖRING<br />
kleinern sowie eine Internetadresse mit<br />
Passwort anzugeben, auf der sich die<br />
Kommission ein Bild über das visuelle<br />
Material zum Projekt machen kann.<br />
Ganz ohne Papier geht es bei MEDIA<br />
auch nicht. So muss nach wie vor ein<br />
Exemplar des Antrags und der Anhänge<br />
ausgedruckt und postalisch mitsamt<br />
weiteren Unterlagen (Distributionsnach-<br />
weis, Declaration of Honour etc.) nach<br />
Brüssel geschickt werden. Eine Übersicht<br />
über sämtliche erforderlichen<br />
Unterlagen bietet die Checkliste im<br />
„How and When To Apply“-Guide, der<br />
neben weiteren Informationen wie<br />
Richtlinien, Operational und Technical<br />
Guide von der MEDIA-Webseite heruntergeladen<br />
werden kann.<br />
Martina Müller gab auch einige<br />
Tipps, wie ein Antrag bessere Chancen<br />
auf Erfolg hat. Ganz wichtig sei die europäische<br />
Ausrichtung des Projekts. Der<br />
Inhalt sollte einen europäischen Bezug<br />
und der Film das Potenzial haben, auch<br />
in anderen Ländern gezeigt zu werden.<br />
„Ein zu lokaler Fokus ist nicht gut“, erklärte<br />
die Fachfrau aus Brüssel. Man sollte<br />
besser auch nicht auf den letzten Tag<br />
der Deadline warten, sondern möglichst<br />
frühzeitig den Antrag absenden. Im Fal-<br />
le technischer Probleme stehe eine Hotline<br />
nur bis 12.00 Uhr am Tage der Einreichfrist<br />
zur Verfügung.<br />
Wie werden die Anträge bewertet?<br />
Anhand eines Punktesystems<br />
schätzen die<br />
Experten ein, ob das<br />
Projekt für eine Förderung<br />
in Frage kommt.<br />
Bei einem Einzelprojekt zählt dabei zu<br />
60 Prozent das Projekt selbst und zu 40<br />
Prozent das Unternehmen, bei einer Paketförderung<br />
ist es umgekehrt, denn eine<br />
Paketförderung kann nur eine internationale<br />
erfahrene Firma beantragen,<br />
die beweist, dass sie mehrere Projekte<br />
gleichzeitig entwickeln kann. Natürlich<br />
zählen die feststehenden Partner, das<br />
kreative Team und die Originalität des<br />
Projekts, die Entwicklung der Charaktere<br />
und des Plots. Aber auch ein plausibler<br />
Zeitplan, ein realistisches Budget<br />
sowie Letters of Intent, sofern sie aussagekräftig<br />
geschrieben sind, fließen in<br />
die Bewertung mit ein. „Seien Sie realistisch:<br />
Wenn Sie Schwächen erkennen,<br />
benennen Sie sie und erklären Sie, wie<br />
Sie sie beheben wollen“, erläuterte Martina<br />
Müller.<br />
Ergänzt wurden Martina Müllers<br />
newsletter 7/2010 – MEDIA<br />
Empfehlungen durch praktische Tipps der<br />
Produzenten Christoph Friedel (Terz Filmproduktion)<br />
und Carl-Ludwig Rettinger<br />
(Lichtblick Filmproduktion). Beide hoben<br />
den großen Nutzen der Förderung für die<br />
Projektentwicklung hervor, gaben jedoch<br />
zu bedenken, dass man seine Projekte<br />
sorgfältig nach Entwicklungsstand und<br />
internationalem Potenzial auswählen und<br />
sich für die Antragstellung ausreichend<br />
Zeit nehmen sollte.<br />
Weitere Infos zu MEDIA Development<br />
und anderen MEDIA-Förderungen:<br />
www.mediadeskdeutschland.eu<br />
oder<br />
http://ec.europa.eu/<br />
culture/media/programme/<br />
producer/develop/<br />
index_htm<br />
Heike Mey er-Dö ring, MEDIA<br />
An ten ne Düs sel dorf und<br />
Mar ti na Mül ler, MEDIA<br />
Ver wal tungs agen tur Brüs sel,<br />
Links: Chris toph Frie del<br />
(Terz Film produk ti on),<br />
Carl-Lud wig Ret tin ger (Licht blick Film),<br />
Foto: Film stif tung NRW<br />
Aktuelle MEDIA-<br />
Einreichtermine:<br />
Produzentenunterstützung<br />
Entwicklungsförderung:<br />
Einzelprojekte, Paketförderung<br />
1 und 2 und Interaktive Projekte<br />
11. April 2011<br />
TV-Ausstrahlung:<br />
28. Februar 2011<br />
20. Juni 2011<br />
Finanzierungsförderung i2i -<br />
Audiovisual:<br />
10. Januar 2011<br />
6. Juni 2011<br />
Festivalförderung:<br />
30. April 2011 für Festiv<strong>als</strong>, die zwischen<br />
dem 1. November 2011 und<br />
dem 30. April 2012 stattfinden.<br />
Selektive Verleihförderung:<br />
1. April 2011<br />
1. Juli 2011
chon zum Auftakt von Film+, dem Kölner<br />
SForum für Filmschnitt und Montage, am 26.<br />
November sorgte die 1955 in Berlin geborene<br />
Editorin Monika Schindler für Heiterkeit, <strong>als</strong> sie<br />
auf der Bühne des Filmforums im Museum Ludwig<br />
gestand, dass sie im Lauf ihre langjährigen<br />
Zusammenarbeit mit dem DEFA-Regisseur Roland<br />
Gräf nicht immer einer Meinung war: „Da<br />
flogen schon mal die Fetzen.“ Gleichwohl arbeite<br />
sie am liebsten mit Regisseuren, deren Filme<br />
sie schon einmal geschnitten habe: „Wenn<br />
einer wiederkommt, kann deine Arbeit ja nicht<br />
so schlecht gewesen sein.“<br />
Galante Lobesbekundungen kamen am Eröffnungsabend<br />
von Regisseur Herrmann Zschoche,<br />
dessen Sozialdrama „Bürgschaft für ein<br />
Jahr“ (DDR 1981) im Rahmen der Schindler-<br />
Hommage gezeigt wurde. Zschoche bekannte<br />
in der launigen Laudatio: „Zum ersten Mal<br />
habe ich sie im Kinderferienlager der DEFA auf<br />
Usedom gesehen, da war sie 19 und sah aus<br />
wie Marylin.“ Und bei „Bürgschaft“ habe er bereits<br />
gemerkt: „Sie hat die unheimliche Gabe,<br />
schon in den Mustern alle Anschlussfehler zu<br />
entdecken.“ Dabei hatte sie erst gar nicht nach<br />
Köln kommen wollen, gestand Schindler, die<br />
erst dem Drängen Oliver Baumgartens, der mit<br />
irekt vor dem Podium, das auf der kleinen<br />
DBühne des bestuhlten Saales den Diskutanten<br />
Platz bietet, prangen acht orangefarbene<br />
Lettern auf separaten Ständern und formen das<br />
Motto der diesjährigen Duisburger Filmwoche:<br />
„Horizont“. Schon am zweiten Tag würfelt ein<br />
listiger Mensch die Buchstaben durcheinander<br />
und findet ein hübsches Anagramm. Der Rest<br />
der Woche wurde somit hinter dem Label „Ohrnotiz“<br />
diskutiert.<br />
Dass auf der Duisburger Filmwoche, dem<br />
Festival des deutschsprachigen <strong>Dokument</strong>arfilms,<br />
die Filmemacher tatsächlich detailliert Notiz<br />
nehmen können von der Meinung der Zuschauer<br />
und die wiederum von der Intention der<br />
Filmemacher, gehört zu den seit 34 Jahren tradierten<br />
Ritualen der <strong>Dokument</strong>arfilmschau. Reden<br />
über Film ist in Duisburg seit jeher ebenso<br />
wichtig wie das Filmsehen an sich. Und <strong>als</strong> Beweis<br />
dafür, wie ernst man das in Duisburg<br />
nimmt, wird keine Veranstaltung parallel angesetzt,<br />
was bedeutet, dass alle 24 Wettbewerbsfilme<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz sowie alle Diskussionen und Extras<br />
grundsätzlich die gleiche Aufmerksamkeit bekommen.<br />
Der Diskussionssaal in der Kulturzentrale<br />
„HundertMeister“ ist über eine Doppeltür ins<br />
Treppenhaus des Nebengebäudes direkt mit<br />
dem Kinosaal des Filmforums verbunden. Sobald<br />
eine Vorführung geendet hat, strömen die<br />
Besucher fast wie von allein zur Diskussion, die<br />
Festivalleiter Werner Ruzicka oder Kommissionsmitglieder<br />
wie Werner Schweizer und Vrääth<br />
Öhner moderieren.<br />
Im Mittelpunkt dieses Austausches stehen<br />
neben den einzelnen Filmen immer wieder auch<br />
allgemeine Themen den <strong>Dokument</strong>arfilm betreffend.<br />
So geriet beispielsweise „Liebe Geschichte“<br />
von den beiden Wienerinnen Simone<br />
Bader und Jo Schmeiser, die gemeinsam <strong>als</strong><br />
„Klub Zwei“ firmieren, in die Mühlen einer<br />
Grundsatzdiskussion, der sich das Genre seit Jahren<br />
ausgesetzt sieht: der Frage nach der Emotionalisierung<br />
im <strong>Dokument</strong>arfilm. „Liebe Ge-<br />
Mittelpunkt der 10. Ausgabe von Film+ war die Schnittmeisterin<br />
Monika Schindler. Vor zehn Jahren war sie die erste Gewinnerin<br />
des Film+ Schnitt Preises Spielfilm, nun wurde sie mit einer Hommage<br />
geehrt und erhielt zum Abschluss des viertägigen Festiv<strong>als</strong> den<br />
Geißendörfer Ehrenpreis.<br />
Festivalreport: Film+<br />
Schnittiges<br />
Jubiläum<br />
VON REINHARD KLEBER<br />
Die Duisburger Filmwoche,<br />
das Festival des deutsch spra -<br />
chigen <strong>Dokument</strong>arfilms, fand<br />
vom 1. bis 7. November unter<br />
dem Motto „Horizont“ statt.<br />
Festivalreport: 34. Duisburger<br />
Filmwoche<br />
Ohrnotiz<br />
erweitert<br />
Horizont<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
schichte“ lässt Frauen, deren Eltern bzw. Großeltern<br />
zu den Tätern in der Nazizeit gehörten,<br />
beschreiben, wie sich diese Tatsache auf ihr eigenes<br />
Leben auswirkt. Formal pflegt der Film<br />
eine große Strenge sowohl in den Bildern von<br />
Sophie Maintigneux <strong>als</strong> auch in der Struktur der<br />
Montage, zudem versuchen sich die Protagonistinnen<br />
eher in einer konzertierten und konzentrierten<br />
Analyse <strong>als</strong> im Zeigen spontaner Reaktionen.<br />
„Wir wollten Frauen, die das kontrollierte<br />
Sprechen in der Öffentlichkeit gewohnt<br />
sind“, erläuterte Simone Bader das Konzept,<br />
nicht nur in der Komposition, sondern auch in<br />
den Inhalten von Sachlichkeit geprägt zu sein.<br />
ihr ein intensives Werkstattgespräch führte,<br />
nachgab – und es nicht bereute.<br />
Einen Themenschwerpunkt widmete<br />
Film+, das von Kyra Scheurer und Nikolaj Nikitin<br />
geleitet wurde, dem Ineineinandergreifen<br />
von „Erzählen und Montage“. Vier Panels spürten<br />
facettenreich Erzählelementen nach, die mit<br />
dem Montageprozess verbunden sind. Ein schönes<br />
Geburtstagsgeschenk lieferten Montage-<br />
Studierende der Babelsberger Filmhochschule<br />
beim Panel „(De-)montierte Rollenbilder“, <strong>als</strong> sie<br />
mehrere Schnittpreisgewinner unter die ‚Gender-Lupe‘<br />
nahmen.<br />
Allerdings zeigte sich hier anschaulich, wie<br />
nachhaltig sich künstlerische Montagen der wis-<br />
Das jedoch missfiel gerade jener Fraktion, die<br />
sich den Protagonistinnen und ihrem Thema<br />
gerne über Emotionen genähert hätten, denen<br />
die „Starrheit“ des Films gar zum Verlust des<br />
„Authentischen“ gereicht hat. Sehr oft werden<br />
in Duisburg, und sei es nur am Rande, Aspekte<br />
der Emotionalisierung im <strong>Dokument</strong>arfilm diskutiert.<br />
Für viele nämlich – so wirkt es immer<br />
wieder – stellt ihre Ausprägung einen Gradmesser<br />
der Nähe zur <strong>Dokument</strong>ation dar. Und nichts<br />
scheint in Duisburg verpönter <strong>als</strong> die klassische<br />
Fernsehdokumentation.<br />
Und diese Einstellung hat keineswegs zu tun<br />
mit einer unreflektierten und generellen Haltung<br />
„gegen das Fernsehen“. Denn „das Fernsehen“<br />
ist hier äußerst präsent und seit Jahren sehr engagiert,<br />
den <strong>Dokument</strong>arfilm in all seinen Facetten<br />
zu fördern. Es ist auch keine Seltenheit,<br />
dass Sender einen Film überhaupt erst auf die<br />
Schiene bringen, wie beispielsweise den Dubini-Brüdern<br />
Fosco und Donatello geschehen, <strong>als</strong><br />
ein Schweizer Sender ihre Idee zu „Die große<br />
Erbschaft“ begeistert nicht nur mit Referenz-,<br />
sondern gleich auch Projektgeldern versah. Das<br />
Ergebnis: ein sehr persönliches und zwischen<br />
Ironie und Nostalgie pendelndes Porträt über<br />
ein Tessiner Haus im Dubini-Familienbesitz, das<br />
bei einem Brand schwer beschädigt und vor ein<br />
paar Jahren abgerissen wurde.<br />
Die Diskussion über Filme beherrscht in Duisburg<br />
auch eine Sektion, die in ihrer Art bundesweit<br />
einzigartig ist: doxs! <strong>Dokument</strong>arfilme für<br />
Kinder und Jugendliche. Knapp 800 Schülerinnen<br />
und Schüler haben in diesem Jahr das Programm<br />
verfolgt, das aus 21 internationalen dokumentarischen<br />
Arbeiten bestand, die sich dezidiert<br />
an Kinder und Jugendliche richten. Das<br />
Sprechen über Film gehört auch hier zum Konzept<br />
und wird geleitet und moderiert von erfahrenen<br />
doxs!-Mitarbeitern, deren Filmbildungsarbeit<br />
nicht nur in Duisburg sehr geschätzt<br />
wird. Zur Zeit vertrauen nicht weniger <strong>als</strong> acht<br />
andere internationale Festiv<strong>als</strong> auf das Knowhow<br />
der Duisburger und programmieren von<br />
ihnen kuratierte und individuell zugeschnitte-<br />
senschaftlichen Analyse mit Diagrammen und<br />
Grafiken widersetzen. So konnte Julia Rau zwar<br />
herausarbeiten, wie sich die Geschlechterrollen<br />
der Protagonisten in Maren Ades Film „Alle anderen“<br />
nach einer Schlüsselszene umkehren, der<br />
Beitrag der Montage zur polarisierenden Wirkung<br />
gerade dieses Films blieb jedoch im Dunklen.<br />
Wer mehr über Monika Schindler, aber auch<br />
viele andere Editor(inn)en wissen möchte, kann<br />
nun in der „Hall of Fame“ auf www.filmplus.de<br />
nachschauen. Alle Schnittmeister/innen, die in<br />
zehn Jahren bei Film+ prämiert oder nominiert<br />
waren, sind dort gewürdigt und porträtiert.<br />
Film+<br />
Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt<br />
(3.000 Euro): Monika Schindler<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW Schnitt Preis<br />
Spielfilm (7.500 Euro): Monika Willi<br />
für „Das weiße Band“<br />
Bild-Kunst Schnitt Preis <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
(7.500 Euro): Stephan<br />
Krumbiegel für „Wiegenlieder“<br />
Förderpreis Schnitt (2.500 Euro):<br />
Stefanie Brockhaus für „Das Kind in mir“<br />
ne Filmreihen und Workshops. Neben weiteren<br />
Projekten wie „dok you“, in dessen Rahmen bis<br />
dato sechs <strong>Dokument</strong>arfilme entstanden sind,<br />
die Filmemacher mit Kindern entwickelt haben<br />
(die letzten beiden hatten bei doxs! im November<br />
Premiere), strahlt das Label nun mehr denn<br />
je auch auf Lehrer aus. Die während der Filmwoche<br />
angesetzte Erlebnisfortbildung für Lehrer<br />
und Pädagogen, die in Zusammenarbeit mit<br />
dem RuhrForum Filmbildung und RUHR.2010<br />
umgesetzt wurde, war seit Monaten ausgebucht.<br />
Unter dem Titel „Surfkurs für Lehrer und<br />
Pädagogen“ erhielten die Teilnehmer Einblicke<br />
in das Internetverhalten von Schülern – und das<br />
aus erster Hand.<br />
Duisburger<br />
Filmwoche<br />
3sat-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />
(6.000 Euro):<br />
„Die fünf Himmelsrichtungen“<br />
von Fridolin Schönwiese<br />
Arte-<strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />
(6.000 Euro):<br />
„Von der Vermählung des<br />
Salamanders mit der grünen<br />
Schlange“ von René Frölke<br />
Förderpreis der Stadt Duisburg<br />
(5.000 Euro) ex aequo an:<br />
„Herr Berner und die Wolokolamsker<br />
Chaussee“ von Serpil Turhan<br />
„Auf Teufel komm raus“ von Mareille<br />
Klein und Julie Kreuzer<br />
<strong>Dokument</strong>arfilmpreis des<br />
Goethe-Instituts (2.000 Euro):<br />
„How to Make a Book with Steidl“<br />
von Jörg Adolph und Gereon Wetzel<br />
Publikumspreis der Rheinischen<br />
Post (1.000 Euro):<br />
„Das Schiff des Torjägers“<br />
von Heidi Specogna<br />
Herbstfestiv<strong>als</strong> – newsletter 7/2010 27
.500 Cineasten besuchten in diesem<br />
8 Jahr während der vier Festivaltage das<br />
Cineworld in Lünen, um einen der über 60<br />
Filme anzusehen. Sturmtief „Carmen“, das<br />
das ganze Festival vom 11. bis 14. November<br />
mit heftigem Regen und Wind begleitete,<br />
bot dabei optimales Kinowetter.<br />
Schon bei der Eröffnung, zu der 1.000<br />
Besucher kamen, um in fünf Kinosälen die<br />
Uraufführung des Films „Die Relativitätstheorie<br />
der Liebe“ zu erleben, wurde es<br />
eng im Foyer. Neben den Hauptdarstellern<br />
Katja Riemann und Olli Dittrich, die<br />
in der Komödie von Otto Alexander Jahrreiss<br />
fünf unterschiedliche Paare spielen,<br />
die sich in Sachen Liebe abmühen, waren<br />
u.a. Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann,<br />
der Chef der Ufa-Cinema Wolf<br />
Bauer sowie <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin<br />
Petra Müller gekommen. Auch Hubert<br />
Tenberge vom Verein ProLünen gehörte<br />
zu den Gästen. Der Verein unterstützt<br />
maßgeblich das Kinofest und rettete<br />
es 2003 vor dem Aus. Mehr <strong>als</strong> 60<br />
Firmen, die meisten aus Lünen selbst, tragen<br />
das Filmfestival seitdem mit über<br />
200.000 Euro im Jahr – auch das eine Besonderheit<br />
von Lünen.<br />
Nähe zum Publikum<br />
Heißen die Bewohner eigentlich Lünesen,<br />
wie Katja Riemann vermutete? Nein, Lüner,<br />
klärt Mike Wiedemann die Darstellerin<br />
auf. Er muss es wissen, schließlich leitet<br />
er seit 2005 mit seiner Stellvertreterin<br />
Kathrin Bessert das Kinofest. Für sein Engagement<br />
erhielt er in diesem Jahr den<br />
Kulturpreis der Stadt Lünen. Das Besondere<br />
an diesem Jahrgang war für Wiedemann<br />
„die Bombenstimmung, die sich<br />
nach dem fulminanten Start mit dem mitreißenden<br />
Eröffnungsfilm“ durch das ganze<br />
Festival zog. Die Emotionalität sei in diesem<br />
Jahr besonders groß gewesen. „Die<br />
Lüner sind zwar westfälisch trocken, aber<br />
auch besonders herzlich und gehen unglaublich<br />
mit“, schwärmt Wiedemann.<br />
Und genau das schätzen auch die<br />
Branchenleute, die zahlreich zum Festival<br />
ins Lüner Cineworld kommen. „Die Filmemacher<br />
verlassen das Kino, und gleich be-<br />
28<br />
Das Kinofestival in der Lippestadt, das in diesem Jahr seine 21. Ausgabe<br />
erlebte, zeigt ausschließlich deutsche Filme, beschränkt sich räumlich auf ein<br />
Kino und ist ein Publikumsfest: Die Besucher entscheiden darüber, wer am<br />
Ende die Hauptpreise bekommt.<br />
Festivalreport: Kinofest Lünen<br />
Stars zum<br />
Anfassen<br />
VON MARION MEYER<br />
ginnen Gespräche mit den Zuschauern“,<br />
erzählt der Festivalchef. Die Nähe ist ebenfalls<br />
einzigartig an Lünen. Die mögen auch<br />
die Zuschauer, wie etwa Brigitte König. Ihr<br />
Verein betreibt in Hennef das Kur-Theater.<br />
Sie kommt seit Jahren zum Kinofest,<br />
das sie für „das gemütlichste Kinofest“<br />
hält, um spannende Filme zu sehen, aber<br />
auch um Kontakte zu Filmschaffenden zu<br />
knüpfen. „Ich schätze die familiäre Atmosphäre“,<br />
sagt sie. Und so mancher Kontakt<br />
zu einem Produzenten habe ihr schon<br />
zu einer Filmkopie für ihr kleines Kino verholfen.<br />
Filmleute hautnah erleben, dazu hatte<br />
man bei der 21. Ausgabe wieder reichlich<br />
Gelegenheit. Neben Katja Riemann<br />
und Olli Dittrich kamen auch Horst Janson<br />
und Wotan Wilke Möhring, neben<br />
vielen anderen, nach Lünen. Jansons neuer<br />
Film „Eines Tages ...“, in dem er einen<br />
Demenzkranken spielt, gewann auch den<br />
Lüdia-Gewinner<br />
„Eines Tages“,<br />
Foto: Pientka/LVR<br />
Produzentin Nina Maag, Paul Steinschulte (UPI),<br />
<strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführerin Petra Müller,<br />
Olli Dittrich, Katja Riemann, Marc Jan Eumann<br />
und Wolf Bauer (Ufa Cinema) bei der Eröffnung<br />
Foto: UPI<br />
Kinofest Lünen<br />
Lüdia (10.000 Euro): „Eines Tages ...“<br />
(Regie: Iain Dilthey)<br />
Erste Hilfe (1.600 Euro): „Watt -<br />
wanderer“ (Regie: Max Zähle)<br />
Erster Gang (1.600 Euro):<br />
„The Night Father Christmas Died“<br />
(Regie: Martin Schreier)<br />
Rakete: (3.000 Euro): „Hier kommt<br />
Lola“ (Regie: Franziska Buch)<br />
Preis der Schülerjury 10+<br />
(2.500 Euro): „Tiger Team“<br />
(Regie: Peter Gersina)<br />
Preis der Schülerjury 16+<br />
(2.500 Euro): „Mein Leben im Off“<br />
(Regie: Oliver Haffner)<br />
Drehbuchpreis (2.500 Euro) und<br />
Preis für beste Filmmusik<br />
(2500 Euro): „Im Alter von Ellen“<br />
(Regie: Pia Marais)<br />
Berndt-Media-Preis für den besten<br />
Filmtitel (Marketingleistungen im<br />
Wert von 5.000 Euro): „Das Lied in<br />
mir“ (Regie: Florian Cossen)<br />
newsletter 6/2009 – Herbstfestiv<strong>als</strong><br />
Hauptpreis, die mit 10.000 Euro dotierte<br />
Lüdia. Möhring spielt in dem Kurzfilm<br />
„Heimat“ einen Lehrer, der am Wochenende<br />
zum Hooligan wird. Er und seine<br />
Regisseurin Bogdana Vera Lorenz diskutierten<br />
anschließend an die Vorführung<br />
mit 20 Lüner Lehrern über das Thema Gewalt.<br />
Große Aufmerksamkeit genossen<br />
auch die Jungdarsteller von „Tiger Team<br />
– Der Berg der 1000 Drachen“: Sie wurden<br />
im Foyer umlagert von ihren Fans,<br />
mussten dutzende Autogramme schreiben<br />
und stellten sich ganz professionell<br />
den Fragen des Publikums. „Der gemeine<br />
Lüner ist eben ungemein kinobegeistert“,<br />
wie Bürgermeister Hans Wilhelm<br />
Stodollick schon bei der Eröffnung feststellte.<br />
Diskussion über Film<br />
und Games<br />
Ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />
rundete das Filmfest Lünen wie in jedem<br />
Jahr ab. Neben einer Ausstellung mit<br />
Zeichnungen von Armin Mueller-Stahl in<br />
einer Galerie und einer Schau mit alten<br />
Filmplakaten im Foyer des Cineworlds gehörte<br />
dazu auch ein Schwerpunkt, der<br />
sich mit dem Thema Games beschäftigte.<br />
Im Foyer wie auch auf der großen Leinwand<br />
konnten Computerspiele ausprobiert<br />
werden. Wie zukunftsweisend diese<br />
Branche arbeitet, davon konnte man<br />
sich beim diesjährigen Branchendialog<br />
überzeugen. „Film und Games – der Beginn<br />
einer wunderbaren Freundschaft?“<br />
lautete die Fragestellung, für deren Beantwortung<br />
vier Game-Designer und ein Regisseur<br />
unter Moderation von Prof. Gundolf<br />
S. Freyermuth im Lüntec Technologiezentrum<br />
am Samstamorgen zusammen<br />
gekommen waren.<br />
„Man hat den Eindruck, man steht bei<br />
dem Thema noch ganz am Anfang“, sagte<br />
Regisseur Jan Bonny über die Beziehung<br />
von Games und Film. Freyermuth,<br />
der u.a. das Cologne Game Lab an der FH<br />
Köln leitet, brachte die Verbindung der<br />
beiden Medien auf „vier Ks“: Konkurrenz<br />
(Filme und Games konkurrieren um Zeit,<br />
Talent und Geld), Kollaboration (Austausch<br />
von Stoffen), Konvergenz (etwa bei der<br />
benutzten Technik) und Komplementarität<br />
(beides sind audiovisuelle Künste, die sich<br />
nur in bestimmte Teilen überschneiden).<br />
Wohin sich beide Formate entwickeln,<br />
konnte in der Diskussion nur angerissen<br />
werden. Bei dem lebhaften Gespräch, in<br />
dem sich zunehmend das Publikum einbrachte,<br />
stellte sich schnell heraus, wie<br />
komplex die Verstrickungen sind, wie sehr<br />
sich Games und Filme ähneln, etwa in ihrer<br />
Emotionalität und in ihrem Willen, Geschichten<br />
zu erzählen, und wie sehr im Bereich<br />
Games das Machbare noch gar nicht<br />
ausgeschöpft scheint. Aber ob die Welt<br />
der Games und die des Films in Zukunft<br />
tatsächlich zusammenwachsen, da zeigten<br />
sich die Teilnehmer der Diskussion<br />
eher skeptisch. Annäherung, Beeinflussung,<br />
Überschneidungen ja, aber mehr<br />
auch nicht. „Ich möchte auch weiterhin<br />
lineare Filme sehen können“, fasste Csongor<br />
Baranyai, u.a. Projektleiter Mobile Media<br />
an der ifs Köln, zusammen.
Über 600 Komponisten, Musiker und Studenten trafen sich auf dem Kongress für Musik und Ton in Film<br />
und Medien. Das Festival fand in diesem Jahr erstm<strong>als</strong> unter dem Dach von Cinecologne statt, der neuen<br />
Kooperation mit den Festiv<strong>als</strong> Cinepänz, Unlimited und Exposed.<br />
ie können Komponisten und Autoren ih-<br />
Wre wirtschaftlichen Interessen, etwa bei<br />
der Rechteverwertung und der Gema stärken?<br />
So lautete eine der meistdiskutierten Fragen auf<br />
dem Kongress SoundTrack Cologne, zu dem die<br />
Organisatoren Michael P. Aust, Matthias Hornschuh,<br />
Matthias Kapohl vom 23. bis 28. November<br />
nach Köln Komponisten, Filmmusiker und<br />
Studenten eingeladen hatten.<br />
Besonders problematisch sei, so Micki Meuser<br />
vom Verband für Sounddesigner und Medienmusiker<br />
in NRW mediamusic, dass man<br />
Deutschland vier Verbände für Filmkomponisten<br />
hätte, „die sich bekämpfen“. Dabei, so Matthias<br />
Hornschuh, ebenfalls von mediamusic, hätten<br />
alle, gleichgültig ob Film- oder Werbekomponisten,<br />
zu „90 Prozent“ dieselben Probleme.<br />
Patrick Rackow von der European Composer &<br />
Songwriter Alliance ECSA forderte daher: „Wir<br />
müssen mit einer Stimme bei der EU in Brüssel<br />
unsere Sache vertreten. Unsere Situation ist besonders<br />
schwierig, weil die Nutzer unsere Rechte<br />
nicht respektieren.“ Auch die Digitalisierung<br />
stellt die Kreativen vor Probleme, da viele Produzenten<br />
glauben, dass die Kosten dadurch gesenkt<br />
werden können. Der Musiker Helmut Zerlett<br />
sprach für viele, <strong>als</strong> er sagte: „Vor allem für<br />
live eingespielte Musik gehen die Budgets Jahr<br />
für Jahr runter. Aber wir können nicht alles am<br />
Computer machen, auch wenn sich die Mög-<br />
n Bochum fand mit „Blicke“ zum 18. Mal das<br />
IFilmfestival des Ruhrgebiets statt. Vom 25. bis<br />
28. November präsentierte Festivalleiterin Gabi<br />
Hinderberger mit ihrem Team wieder eine<br />
Auswahl der spannendsten filmischen Beiträge<br />
aus bzw. über das Ruhrgebiet. Neben dem<br />
bewährten Schulprogramm, das in Kooperation<br />
mit doxs! – <strong>Dokument</strong>arfilme für Kinder und Jugendliche<br />
zusammen gestellt wurde, beeindruk-<br />
Europäische<br />
Kurzfilmfestival<br />
Unlimited<br />
Wettbewerb Europa<br />
1. Preis: „Rita“ von Antonio Piazza<br />
und Fabio Grassadonia (Italien)<br />
2. Preis: „Mein Mallorca“ von<br />
Bernadette Knoller (Deutschland)<br />
3. Preis: „The Sleep“ von Claudius<br />
Gentinetta und Frank Braun<br />
Publikumspreis: „Yuri Lennon’s<br />
Landing on Alpha 46“<br />
von Anthony Vouardoux<br />
Wettbewerb NRW<br />
1. Preis: „Holding Still” von<br />
Florian Riegel<br />
2. Preis: „When Namibia was a City”<br />
von Johannes Duncker und Ilker Çatak<br />
3. Preis: „In Particular“<br />
von Nicole Wegner<br />
Publikumspreis: „Der Schübling“<br />
von Visar Morina<br />
Festivalreport: SoundTrack Cologne<br />
Ohne Wertschätzung<br />
keine Wertschöpfung<br />
VON WILFRIED URBE<br />
lichkeiten hier schon sehr erweitert haben.“<br />
Die Sorgen des Alltags vergessen ließ Jan Kaczmarek,<br />
der für seine Filmmusik zu „Finding Neverland“<br />
2005 einen Oscar erhalten hatte. Der<br />
gebürtige Pole berichtete offen darüber, dass er<br />
eigentlich Diplomat werden wollte: „Aber in der<br />
kommunistischen Ära in meinem Heimatland<br />
hatte der Beruf wenig mit den glanzvollen Vorstellungen<br />
zu tun, die ich gehegt hatte.“ Der andere<br />
Berufswunsch – Musiker – ging schließlich<br />
in Erfüllung. Dass der Weg dann ins Filmgeschäft<br />
führte, erklärte Kaczmarek mit der Stärke des<br />
polnischen Kinos in den 70er und 80er Jahren.<br />
Eines seiner faszinierendsten Projekte, so der Oscar-Preisträger<br />
im Werkstattgespräch, war die<br />
Arbeit zu „Total Eclipse“ über die Freundschaft<br />
der beiden Dichter Arthur Rimbaud und Pail Verlaine:<br />
„Aber es ist schwierig, dass eine Filmmusik<br />
gewürdigt wird, wenn der der Film nicht er-<br />
kten auch zwei Sonderprogramme: So war zum<br />
einen Regisseur Dietrich Brüggemann zu Gast,<br />
der zunächst seinen Film „Renn, wenn Du<br />
kannst“ zeigte und anschließend über die darin<br />
sehr einfallsreich eingesetzten Ruhrgebietsmotive<br />
erzählte. Zum anderen galt ein Sonderprogramm<br />
der Film- und Skulpturenarbeit von<br />
Richard Serra, dessen Werke wie die „Bramme<br />
für das Ruhrgebiet“ nicht nur die Region, sondern<br />
auch Filme wie etwa den von Dietrich<br />
Brüggemann prägen.<br />
Keine hundert Kilometer südlich in Köln widmeten<br />
sich derweil zwei weitere Festiv<strong>als</strong> dem<br />
Kurzfilm sowie dem Debütfilm. So präsentierte<br />
vom 23. bis 28. November die dritte Ausgabe<br />
von Exposed, dem Festival für erste Filme, 13<br />
europäische Langfilme junger Regisseure. Mit<br />
dabei waren Beiträge aus neun Ländern sowie<br />
mit „Was Du nicht siehst“ das Debüt des KHM-<br />
folgreich war.“ Erfolgreich dagegen war „Unfaithful“<br />
mit Richard Gere in der Hauptrolle, für<br />
den Komponisten einer seiner schwierigsten Filme:<br />
„Ich wäre fast gefeuert worden. Die Arbeiten<br />
für den Soundtrack haben letztlich fast zwei<br />
Millionen Dollar verschlungen, um dann doch<br />
die erste Fassung zu verwenden, die ich entworfen<br />
hatte.“ „Magisch“ waren für den Künstler<br />
die Aufnahmen zu „Finding Neverland“: „Schon<br />
allein durch die Arbeit in den legendären Abbey<br />
Road Studios mit einem der besten Orchester<br />
der Welt, den Londoner Symphonikern.“<br />
Seinen Kollegen riet der in Los Angeles lebende<br />
Musiker, vor der Arbeit zuerst die Bilder<br />
zu schauen, da die Lektüre eines Scripts nicht<br />
ausreichen würde. Gefragt, ob er an so etwas<br />
wie Inspiration glaube, antwortete er: „Ja, aber<br />
die Chance, dass sie kommt, ist größer, wenn<br />
man hart arbeitet.“<br />
Die letzte Novemberwoche hatte es noch einmal in sich: Neben den<br />
Kölner Fachkongressen zu Schnitt und Ton/Filmmusik wurden dem<br />
Publikum in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> mit Blicke, Unlimited und Exposed<br />
drei weitere spezialisierte Filmfestiv<strong>als</strong> geboten.<br />
Blicke, Unlimited, Exposed<br />
Blicke auf drei Festiv<strong>als</strong><br />
Absolventen Wolfgang Fischer. Drei Filme täglich<br />
sowie einen letzten am Abschlusstag präsentierten<br />
die Festivalmacher um Stephan Sarasi<br />
und dem Verein Neue Blicke Köln. Als Teil<br />
der in diesem Jahr erstm<strong>als</strong> gegründeten Dachmarke<br />
CineCologne gingen die Veranstalter in<br />
ihrer Programmgestaltung fruchtbare Kooperationen<br />
ein – unter anderem mit SoundTrack Cologne:<br />
Gemeinsam zeigte man Philipp Leinemanns<br />
Film „Transit“, woran sich ein Gespräch<br />
mit dem Regisseur sowie mit dem Komponisten<br />
Christoph Zirngibl anschloss.<br />
Eine weitere sinnvolle inhaltliche Kooperation<br />
ergab sich für Exposed mit dem zeitgleich<br />
stattfindenden Kurzfilmfestival Unlimited: Exposed<br />
zeigte mit „His & Hers“ den ersten abendfüllenden<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm des Iren Ken Wardrop,<br />
während Unlimited ihm ein Spezialprogramm<br />
mit seinen zum Teil hoch dekorierten<br />
Die Gespräche mit Kaczmarek waren eine<br />
der Höhepunkte eines reichen Programms mit<br />
Workshops und Casestudies, bei dem es nicht<br />
nur etwas zu hören, sondern unter dem „See<br />
the Sound“ auch ein umfangreiches Filmprogramm<br />
zu sehen gab und in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kinderfilmfestival Cinepänz auch den<br />
Jüngsten die Freude an der Filmmusik näher gebracht<br />
wurde.<br />
Deutscher Fernsehmusikpreis<br />
Fernsehfilm: Fabian Römer für den<br />
Tatort „Weil sie böse sind“<br />
Mehrteiler: Sven Rossenbach &<br />
Florian van Volxem für den Mehrteiler<br />
„Im Angesicht des Verbrechens“<br />
Doku: Michael Kadelbach „Henners<br />
Traum – das größte Tourismusprojekt<br />
Europas“<br />
Europäischer<br />
Filmmusikpreis<br />
Nachwuchspreis Filmscore:<br />
Martin Batchelar<br />
Beste Zusammenarbeit zwischen<br />
Komponist und Sounddesigner:<br />
Jens Heuler und Dominik Campus<br />
Peer Raben Music Award:<br />
Jewgeni Birkhoff<br />
Ehrenpreis: Christian Bruhn<br />
Kurzfilmen widmete. Somit konnte Wardrop bei<br />
seinem Besuch in Köln eine Art Werkschau von<br />
sich selbst präsentieren – verteilt auf zwei Festiv<strong>als</strong>.<br />
Unlimited, organisiert vom Verein Kurzfilmfreunde<br />
Köln e.V. unter Vorsitz von Marita<br />
Quaas und Fabian Flesch, bot zum vierten Mal<br />
eine auf zwei Wettbewerbe und verschiedene<br />
Sonderprogramme verteilte Auswahl europäischer<br />
und regionaler Kurzfilme. Unter dem Titel<br />
„La vie en fiction“ bildete zudem der französische<br />
fiktionale Kurzfilm den Länderschwerpunkt<br />
dieses Jahres, dazu ging nach erfolgreicher<br />
Einführung 2009 das Programm mit Kurzfilmen<br />
jüdischer Thematik in eine zweite Runde.<br />
Drei Programme mit Kurzfilmen für Kinder<br />
und Jugendliche schließlich rundeten das Angebot<br />
ab und bewiesen einmal mehr das Potenzial<br />
der kurzen filmischen Form: unlimited.<br />
Blicke aus dem<br />
Ruhrgebiet<br />
Blicke Filmpreis: „Ein Tag und<br />
eine Ewigkeit“ von Anna Hepp<br />
und „Die Sterne“ von Frank Wierke<br />
Medienkunst Filmpreis Ruhr:<br />
„Silhouette“ von Astrid Busch<br />
Querdenker Preis: „Suivre Flaubert“<br />
von Andres Rump<br />
Schmelztiegel: „Powerful Punch“<br />
Conny Beißler, Sabine Bernardi<br />
Publikumspreis: „Geradeaus<br />
gelaufen ist keiner“ von Kristina<br />
in der Schmitten<br />
Herbstfestiv<strong>als</strong> – newsletter 7/2010 29
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten Empfehlungen<br />
Home for<br />
Christmas<br />
Kinostart: 2. Dezember<br />
Verleih: Pandora<br />
n Heiligabend ist manches Wunder mög-<br />
Alich, aber auch der ganz normale Alltag mit<br />
seinen Sorgen und Hoffnungen hält die Menschen<br />
in der kleinen norwegischen Stadt Skogli<br />
in seinem Griff. Einer räumt sein Haus auf,<br />
ein anderer darf nach der Scheidung die Kinder<br />
nicht sehen. Wieder ein anderer braucht<br />
Geld für eine Reise, ein<br />
Arzt hätte gern Feierabend,<br />
wird aber zu einer<br />
Geburt gerufen. Eine<br />
Affäre endet, und eine<br />
erste Liebe treibt ihre<br />
zarten Knospen.<br />
Bent Hamer zeigte<br />
schon in „Kitchen Stories“<br />
und „O’Horten“,<br />
dass sein Herz für<br />
Außenseiter schlägt,<br />
ein warmes Zuhause<br />
aber auch nicht zu verachten<br />
ist. Mit seinem<br />
jüngsten Film, der auch<br />
in Duisburg und Mönchengladbach<br />
gedreht<br />
wurde, wendet er sich<br />
erstmalig dem Ensem-<br />
Nostalgia de la Luz<br />
Kinostart: 23. Dezember<br />
Verleih: RealFiction<br />
s ist die Verbindung der phantastischen Bil-<br />
Eder der Wüste und des Sternenhimmels Chiles<br />
mit seinen Texten, mit der es Regisseur Patricio<br />
Guzmán gelingt, den Zuschauer in seinen<br />
Bann zu ziehen. In seinem essayistischen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
erzählt er eine poetische Parabel<br />
über eine dreifache Suche zwischen der Astro-<br />
30<br />
blestück zu: mit einer Vielzahl Episoden, die<br />
scheinbar nichts miteinander zu tun haben, sich<br />
aber wie Mosaiksteine zum kaleidoskopischen<br />
Panorama rund ums Fest der Liebe zusammenfügen.<br />
Der Humor ist wie stets bei diesem Filmautoren<br />
von trockener Schärfe und hat einen liebenswürdigen<br />
Kern. Und über allem strahlt das<br />
Polarlicht.<br />
Norwegen / Deutschland / Schweden 2010<br />
Regie, Drehbuch: Bent Hamer; Darsteller: Fritjof<br />
Såheim, Cecile Mosli, Trond Fausa Aurvåg, , Reidar<br />
Sørensen; Produktion: BulBul Film in Koproduktion<br />
mit Pandora Film Produktion und Filmimperiet<br />
http://home-for-christmas.pandorafilm.de<br />
nomie und der Geschichte Chiles der letzten 50<br />
Jahre. Im Zentrum stehen die sechs internationalen<br />
astronomischen Observatorien, die in der<br />
unendlichen Weite der Atacama Wüste im Norden<br />
Chiles im Betrieb sind. Diese gigantischen<br />
Beobachtungsstationen ferner Galaxien sind auf<br />
dem modernsten technischen Stand und verfügen<br />
über die heutzutage umfangreichste Forschungskapazität,<br />
mit der sie sich auf die Suche<br />
nach dem Ursprung des Universums begeben.<br />
Nur einen Steinwurf von ihnen entfernt graben<br />
die Familien der Opfer Pinochets mit ihren bloßen<br />
Händen die Erde in den<br />
Massengräbern um. Sie sind<br />
auf der Suche nach den Körpern<br />
ihrer „Verschwundenen“.<br />
In Santiago, der Hauptstadt,<br />
schließlich sucht die Regierung<br />
ebenfalls nach Reichtum und<br />
wirtschaftlichem Erfolg.<br />
Premiere feierte Guzmáns<br />
Filmessay, der auch für<br />
den europäischen <strong>Dokument</strong>arfilmpreis<br />
nominiert war, auf<br />
dem Festival in Cannes.<br />
Chile / Frankreich /<br />
Deutschland 2010.<br />
Buch und Regie: Patricio<br />
Guzmán; Produktion: Atacama<br />
Productions S.A.R.L in Koproduktion<br />
mit Blinker Filmproduktion<br />
GmbH, Cronomedia Ltda.<br />
und WDR; www.realfiction.de<br />
House of Boys<br />
Kinostart: 2. Dezember<br />
Verleih: Filmlichter<br />
984 besang Jimmy Somerville mit der Grup-<br />
1pe Bronski Beat in dem Pop-Hit „Smalltown<br />
Boy“ einen jungen Homosexuellen, der aus dem<br />
Kleinstadtmilieu flüchtet. Bei seinen Mitmenschen<br />
und selbst bei den eigenen Eltern stieß<br />
der Held des Songs auf Ablehnung. Im Jahr<br />
1984 spielt auch „House of Boys“, der eine ähnliche<br />
Geschichte erzählt. Der Protagonist des<br />
Films, der junge Luxemburger Frank (Layke Anderson),<br />
ist so ein „Smalltown Boy“, der gezwungen<br />
ist, seine Heimat zu verlassen und im<br />
„House of Boys“ im weltoffenen Amsterdam<br />
unterkommt. Das Etablissement, betrieben von<br />
der alternden Drag Queen „Madame“ (Udo<br />
Kier), ist eine Unterkunft männlicher Prostituierter.<br />
Hier lernt Frank Jake (Benn Northover)<br />
kennen und lieben. Dann stellt sich heraus, dass<br />
Jake an Aids erkrankt ist.<br />
„House of Boys“ lebt von den Songs der<br />
80er Jahre, auch die Lieder von Jimmy Somerville<br />
kommen darin vor. Mit seinem in Köln, Luxemburg<br />
und Marokko gedrehten Leinwanddebüt<br />
will Regisseur Jean-Claude Schlim die jüngere<br />
Generation wachrütteln: Er bedauert, dass<br />
sich das Kino weltweit schon lange nicht mehr<br />
um das Thema Aids kümmere. „Die Menschheit<br />
hat Aids <strong>als</strong> eine tödliche Krankheit abgeschrieben“,<br />
so Schlim, „‚House of Boys‘ ist in diesem<br />
Drei<br />
Kinostart: 23. Dezember<br />
Verleih: X-Verleih<br />
anna ist Moderatorin, Simon Kunsttechni-<br />
Hker, gemeinsam sind sie seit zwanzig Jahren<br />
ein Paar, miteinander vertraut, abgeklärt,<br />
ausgelaugt. Hanna ergreift <strong>als</strong> erste die Gelegenheit<br />
zu einer Parallelbeziehung, <strong>als</strong> sie den<br />
Stammzellenforscher Adam kennenlernt.<br />
Auch Simon sehnt sich nach einer Säule für die<br />
seelische Balance, zumal ihm die Nachricht von<br />
der tödlichen Krebserkrankung seiner Mutter<br />
sowie eigene gesundheitliche Probleme schwer<br />
zugesetzt haben. Im Schwimmbad lernt er einen<br />
Mann kennen, der zuhören, aber auch handeln<br />
kann. Der Mann heißt Adam.<br />
newsletter 7/2010 – Kinovorschau<br />
Sinne ein Zeitdokument, das die schrecklichen<br />
Bilder zeigt, die bekannt sind für die dunklen Zeiten<br />
der Epidemie.“<br />
Luxemburg / Deutschland / Niederlande 2010<br />
Regie: Jean-Claude Schlim; Drehbuch: Jean-Claude<br />
Schlim, Christian Thiry, Bob Graham, JT Leroy;<br />
Darsteller: Layke Anderson, Benn Northover, Udo<br />
Kier, Eleanor David, Steven Webb, Luke J. Wilkins,<br />
Stephen Fry, Ross Antony; Produktion: Delux<br />
Productions, Elsani Film; www.filmlichter.de<br />
Sommer- und Wintermärchen gibt es in<br />
Deutschland schon. Jetzt legt Tom Tykwer mit<br />
einem Berliner Beziehungsmärchen nach, mit<br />
dem er nach den internationalen Großproduktionen<br />
„Das Parfüm“ und „The International“ zurückkehrt<br />
zum modernen, melodramatischen<br />
und sehr persönlich gefärbten Autorenfilm. Im<br />
Zentrum seiner mystisch verklärten Ménage à<br />
Trois agiert mit Sophie Rois, Sebastian Schipper<br />
und Devid Striesow ein erlesenes Schauspielertrio,<br />
das sich auch höchsten Anforderungen von<br />
Buch und Regie gewachsen zeigt. Tykwer läutet<br />
mit diesem Film seine französische Phase ein.<br />
Deutschland 2010<br />
Regie, Drehbuch: Tom Tykwer; Mitwirkende:<br />
Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow,<br />
Angela Winkler; Produktion: X Filme Creative Pool<br />
in Koproduktion mit WDR, ARD Degeto und Arte;<br />
www.drei.x-verleih.de
Eine flexible Frau<br />
Kinostart: 6. Januar<br />
Verleih: Filmgalerie 451<br />
ie leben Menschen in unsicher werden-<br />
Wden Arbeitsverhältnissen? Was empfinden<br />
besonders Frauen, die im Vergleich zu Männern<br />
für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 25<br />
Prozent weniger verdienen und in Krisenzeiten<br />
zuallererst ihren Job verlieren? Diesem Thema<br />
geht Tatjana Turanskyj in ihrem Spielfilmdebüt<br />
am Beispiel von Einzelschicksalen nach. Die Regisseurin<br />
vermutet, das propagierte Bild der<br />
„modernen emanzipierten Frau“ sei nichts weiter<br />
„<strong>als</strong> eine Affirmation an den derzeitigen Sta-<br />
Im Alter von Ellen<br />
Kinostart: 20. Januar<br />
Verleih: Real Fiction<br />
llen Colmar (Jeanne Balibar) arbeitet <strong>als</strong> Ste-<br />
Ewardess. Von den Flughäfen Düsseldorfs<br />
und Frankfurts aus jettet sie um die Welt. Ihr<br />
Privatleben ist ganz dem Job untergeordnet. Als<br />
sie von ihrem Freund verlassen wird, löst das<br />
bei ihr kurz vor einem Abflug eine Panik attacke<br />
aus. Kurzentschlossen verlässt sie das Flugzeug<br />
und wird entlassen. Ellen ist sich bewusst, dass<br />
sie etwas ändern muss. Noch auf dem Flughafen<br />
trifft sie eine Gruppe militanter Tierschützer,<br />
die ihrem Leben einen neuen Sinn geben.<br />
Pia Marais befasst sich auch in ihrem zwei-<br />
tus Quo, eine ‚konservative Emanzipation‘“.<br />
Turanskyjs Filmheldin ist die etwa 40-jährige<br />
Berlinerin Greta M. (Mira Partecke), die ihren<br />
Job in einem Architekturbüro verliert und<br />
auch in einem Callcenter gefeuert wird. Fortan<br />
zieht Greta durch die Straßen Berlins und durch<br />
die Fußgängerzone von Oberhausen-Sterkrade.<br />
Überall wo sie hinkommt, trifft Greta auf Frauen,<br />
die im Gegensatz zu Greta angepasst sind<br />
und sich nicht gegen die Zustände wehren. Der<br />
Film lief im Forum der Berlinale 2010.<br />
Deutschland 2010<br />
Regie & Drehbuch: Tatjana Turanskyj; Darsteller:<br />
Mira Partecke, Katharina Bellena, Laura Tonke,<br />
Sven Seeger, Torsten Haase, Fabio Pink, Michaela<br />
Benn, Andina Weiler, Bastian Trost; Produktion: Turanskyj<br />
& Ahlrichs GbR; www.filmgalerie451.de<br />
ten Spielfilm nach „Die Unerzogenen“ mit den<br />
Kindern der 68er-Generation. Für die Regisseurin<br />
ist „Im Alter von Ellen“ nicht so sehr das Porträt<br />
einer Frau, die mit der Einsamkeit kämpft.<br />
Pia Marais geht es nach eigener Aussage vielmehr<br />
um zwischenmenschliche Beziehungen in<br />
einer Zeit, in der die durch familiäre Strukturen<br />
garantierte Stabilität im Leben wegbricht.<br />
„Im Alter von Ellen“ wurde 2009 zu großen<br />
Teilen in Köln gedreht und feierte seine Weltpremiere<br />
bei den Filmfestspielen in Locarno<br />
2010.<br />
Deutschland 2010<br />
Regie: Pia Marais; Drehbuch: Horst Markgraf, Pia<br />
Marais; Darsteller: Jeanne Balibar, Stefan Stern,<br />
Georg Friedrich, Julia Hummer, Alexander Scheer,<br />
Eva Löbau; Produktion: Pandora Film Produktion<br />
in Koproduktion mit WDR und Arte;<br />
www.ellen.pandorafilm.com<br />
Satte Farben vor<br />
Schwarz<br />
Kinostart: 13. Januar<br />
Verleih: Farbfilm Verleih<br />
s geschieht nicht oft, dass ein Drehbuch dem<br />
EProduzenten so gefällt, dass er spontan der<br />
Ideengeberin und Koautorin auch die Inszenierung<br />
des Films anvertraut. So kam Sophie Heldman<br />
zu ihrem Spielfilmdebüt, in dem sie eine<br />
Geschichte aus dem eigenen Bekanntenkreis<br />
nacherzählt. Eine Geschichte, für die sie mit Senta<br />
Berger und Bruno Ganz die von ihr gewünschte<br />
Traumbesetzung gewinnen konnte.<br />
Anita und Fred sind seit etwa<br />
50 Jahren ein Paar. Erschüttert<br />
wird die Ehe, <strong>als</strong> bei Fred<br />
Prostatakrebs diagnostiziert<br />
wird und er zum Entsetzen seiner<br />
Frau die medizinische Behandlung<br />
verweigert. Vor ihren<br />
beiden erwachsenen Kindern<br />
verschweigen sie zunächst die<br />
Erkrankung, doch wie geht es<br />
weiter? Ihre Liebe soll niem<strong>als</strong><br />
enden, und so fassen sie einen<br />
Entschluss…<br />
Zu der Entscheidung der<br />
beiden alt gewordenen Liebenden<br />
sagt Sophie Heldman:<br />
„Wie das Auftreten auf die<br />
Bühne der Welt ist auch das<br />
Abtreten ein Punkt der Entscheidung<br />
und der Orientie-<br />
Poll<br />
Kinostart: 3. Februar<br />
Verleih: Piffl Medien<br />
ährend seines Germanistikstudiums ent-<br />
Wdeckte Chris Kraus das Werk der Dichterin<br />
Oda Schaefer (1900-1988) und fand heraus:<br />
Schaefer war seine Großtante. Die Familie<br />
hatte die Verwandte, die dem Kommunismus<br />
nahestand, verdrängt. Grund genug für Chris<br />
Kraus, seinen dritten Spielfilm nach „Scherbentanz“<br />
und „Vier Minuten“ Oda Schaefer zu widmen.<br />
„Poll“ basiert lose auf Schaefers Memoiren<br />
und spielt in dem von Russland beherrschten<br />
Estland kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs.<br />
Als Heranwachsende besucht Oda ihre<br />
Familie auf dem Gut Poll, doch entweder ist<br />
man mit sich selbst (ihr Vater) oder einer Affäre<br />
(die Tante) beschäftigt. Dann trifft Oda einen<br />
rung. Ich habe da eine Verbindung gefunden,<br />
auch wenn ein Ende anders ist <strong>als</strong> ein Anfang.“<br />
Gedreht wurde „Satte Farben vor Schwarz“, der<br />
im Wettbewerb der 58. Internationalen Filmfestspiele<br />
von San Sebastian seine Weltpremiere<br />
feierte, in einem Privathaus in Düsseldorf sowie<br />
in Köln, im Schloss Türnich bei Euskirchen und<br />
im Bergischen Land.<br />
Deutschland / Schweiz 2010<br />
Regie: Sophie Heldman; Drehbuch: Sophie Heldman,<br />
Felix zu Knyphausen; Darsteller: Senta<br />
Berger, Bruno Ganz, Barnaby Metschurat, Carina<br />
Wiese, Leonie Benesch, Sylvana Krappatsch,<br />
Thomas Limpinsel; Produktion: unafilm, Dschoint<br />
Ventschr Filmproduktion AG in Koproduktion<br />
mit WDR, Arte, Schweizer Fernsehen SRG SSR;<br />
www.satte-farben-vor-schwarz.de<br />
von der zaristischen Polizei verfolgten estnischen<br />
Anarchisten. Heimlich, einer romantischen Eingebung<br />
folgend, pflegt sie den schwer Verwundeten.<br />
„Oda Schaefer hat nie an große Menschheitsideen<br />
geglaubt. Ich teile diese Skepsis“, erklärt<br />
Regisseur Kraus. Allen großen Ideen hafte<br />
etwas Unmenschliches an. „Du kannst zur<br />
Humanität nur finden, wenn du bei dir selbst<br />
landest. Beim nackten, widersprüchlichen Ich.<br />
Wie unendlich schwer das ist, darum geht es in<br />
‚Poll‘.“ Beim Festival Internazionale del Film di<br />
Roma 2010 wurde Kraus‘ Film mit dem Spezialpreis<br />
der Jury ausgezeichnet.<br />
Deutschland / Österreich / Estland 2010<br />
Regie, Drehbuch: Chris Kraus; Darsteller: Paula<br />
Beer, Edgar Selge, Tambet Tuisk, Jeanette Hain,<br />
Richy Müller; Produktion: Kordes & Kordes Film<br />
GmbH in Koproduktion mit Dor Film, Amrion<br />
Production, SWR, BR, Arte, ARD Degeto, ORF<br />
www.poll-derfilm.de<br />
Kinovorschau – newsletter 7/2010 31
House of Boys<br />
Kinostart: 2. Dezember<br />
Verleih: Filmlichter<br />
Home for<br />
Christmas<br />
32<br />
Kinostart: 2. Dezember<br />
Verleih: Pandora<br />
newsletter 7/2010 – Meldungen<br />
Eine flexible Frau<br />
Kinostart: 6. Januar<br />
Verleih: Filmgalerie 451<br />
Poll<br />
Kinostart: 3. Februar<br />
Verleih: Piffl Medien