Mitteilungen Weihnachten 2008 - Rudolf Steiner Schule Aargau
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13 Sonntagshandlung<br />
Zur Religion im Allgemeinen und<br />
zur Freien Christlichen Religion im Besonderen<br />
Besinnt man sich auf die derzeitige<br />
Weltlage, so scheint deutlich: Noch<br />
nie war das Leben so komfortabel, die<br />
Möglichkeiten der «äusseren Entfaltung»<br />
so gross – für die, welche die<br />
entsprechenden Finanzmittel haben.<br />
Weite Bevölkerungsteile leben materiell<br />
breit abgesichert. Gegenüber dieser<br />
äusseren «Sicherheit» gibt es innere<br />
Verunsicherung.<br />
Ein weltanschaulicher Streit ist entbrannt,<br />
ein neuer Glaubens-Kampf. Da<br />
gibt es bedeutende Wissenschaftler<br />
wie Steve Fuller «current president of<br />
the sociolgy and social policy section<br />
of the British Association for the Advancement<br />
of Science», d.h. ein öffentlich<br />
anerkannter «Insider» der «Wissenschaftlichen<br />
Welt», der versucht, das<br />
dawinistisch verengte, dogmatisierte<br />
Weltbildbild zu erweitern und wieder<br />
zu öffnen für Grundfragen der<br />
menschlichen Abstammung.<br />
Ein anderes aktuelles Krisensymptom<br />
zeigt sich in der (Geld-)Wirtschaft.<br />
Über 1000 Milliarden Dollar<br />
wurden im September dieses Jahres<br />
aufgewandt für … ja was eigentlich?<br />
Sagen wir: zur Restabilisierung der<br />
weltweit problematischen Finanzmärkte.<br />
Als ob Geld eine Ware wäre,<br />
noch dazu eine unverderbliche, sich<br />
vermehrende Ware.Und wie weiter?<br />
Auch auf den Sektoren Weltpolitik<br />
und der Energiewirtschaft sind die<br />
Macht-Umschichtungen unübersehbar.<br />
Mittel- bis langfristige Prognosen<br />
bezüglich der Energieversorgung stehen<br />
weltweit auf «Sturm, mit zunehmender<br />
Orkanstärke».<br />
Die nächsten Jahrzehnte werden<br />
uns zunehmend turbulente Verhältnisse<br />
bringen. Weltweit – auch wenn<br />
das noch wenig ins Bewusstsein gesickert<br />
ist. Die materiellen Grundfeste<br />
unserer Welt beginnen zu wackeln<br />
und abzubröckeln.<br />
Dem kann man mit Sorge und<br />
Angst entgegen sehen – oder man<br />
kann es als Herausforderung und neue<br />
Chance zum echten Fortschritt der<br />
Menschheit betrachten; zu deren Aufbruch<br />
«nach Innen»; zur Wieder-Entdeckung<br />
der unerschöpflichen und dauerhaften<br />
Werte im eigenen Innern.<br />
Turbulente Verhältnisse gab es<br />
auch früher und man kann studieren,<br />
wie geistreiche Menschen damit umzugehen<br />
verstanden. Etwa Johannes<br />
Keppler (1571–1630) der als aufrechter,<br />
schöpferisch-aktiver Mensch<br />
durch alle politischen und religiösen<br />
Wirrsale schritt: «Wenn der Sturm wütet<br />
und der Schiffbruch des Staates<br />
droht, können wir nichts Würdigeres<br />
tun, als den Anker unserer friedlichen<br />
Studien in den Grund der Ewigkeit zu<br />
versenken». Der Grund der Ewigkeit<br />
war für Kepler jenes harmonische aufgebaute<br />
und geistvoll sich bewegende<br />
Weltall,dessen Erforschung und Verehrung<br />
ihm innere Kraft und Halt gaben.<br />
Was damals einzelne, herausragende<br />
Persönlichkeiten vermochten, ist<br />
heute grundsätzlich allen Menschen<br />
zugänglich. Es seien drei Beispiele erwähnt:<br />
Jacques Lusseyran (im KZ Buchenwald),<br />
Georges Ritchie (bei der<br />
Rekrutenausbildung in Texas, zur<br />
Weihnachtszeit 1943) und Howard<br />
Storm (1985 in einer Klinik in Paris).<br />
Drei eindrückliche Zeugnisse von der<br />
alles überragenden Wirksamkeit des<br />
Heilands.«Hier und Jetzt und Immer» –<br />
nicht nur «Damals in Palästina» und<br />
«Dereinst beim Jüngsten Gericht».<br />
Was bei diesen christlichen Lebens-Einweihungen<br />
eine entscheidende<br />
Rolle spielt, ist die grundsätzliche<br />
«Offenheit» des Menschen gegenüber<br />
den helfen-wollenden Kräften der<br />
geistigen Welt. Oder mit anderen Worten:<br />
Menschen können sich willkürlich<br />
verschliessen, wenn sie etwa dem<br />
Trend zum pseudo-wissenschaftlichen<br />
Atheismus folgen, der sich zur persönlichen<br />
Überzeugung verfestigt; nachtodlich<br />
eine tragische Situation.<br />
In den erwähnten Beispielen – und<br />
Ähnliches spielt sich heute fast täglich<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Weihnachten</strong> <strong>2008</strong><br />
Literatur:<br />
Jacques Lusseyran: Das wiedergefundene Licht,<br />
George Ritchie/<br />
Ernst Klett-Verlag, Stuttgar t<br />
E. Sherrill: Rückkehr von morgen,<br />
Francke, I SB N 1-902636-16-3<br />
Steve Fuller: Dissent over Descent,<br />
Icon Books (<strong>2008</strong>),<br />
I SB N 978-1840468-04-05<br />
ab – wird eines deutlich: Selbst geringfügige<br />
religiöse Erlebnisse von früher,<br />
namentlich in der Kindheit, bieten<br />
entscheidende Hilfen dann, wenn der<br />
Mensch in der überwältigenden Finsternis<br />
vor dem absoluten Nichts<br />
steht. (z.B. half H. Storm die Erinnerung<br />
an das einfache Kinderlied «Jesus<br />
loves me», das er in der Sonntagsschule<br />
gelernt hatte).<br />
Aber auch im Alltagsleben – zumal<br />
bei Lebens-Krisen – kann ein religiöser<br />
Hintergrund, selbst ein sehr bescheidener,wirksame<br />
Hilfen bieten.<br />
So mag es nicht übertrieben erscheinen,<br />
wenn behauptet wird, dass<br />
in dem Masse als die Krisensituationen<br />
sich häufen und an Schärfe zunehmen<br />
werden, die ahnungsvolle Anbindung<br />
an eine göttliche, unerschütterliche<br />
Welt immer wichtiger werden<br />
wird.Im Leben wie im Tode.<br />
Das war auch einer der Gründe,<br />
weshalb <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> für alle<br />
SchülerInnen der Waldorfschulen eine<br />
gewisse Pflege des religiösen Elementes<br />
wünschte. Um das auch für Kinder<br />
und Jugendliche, in deren Elternhäusern<br />
die Religion nicht geübt wird, zu<br />
gewährleisten, wurde der Freie Christliche<br />
Religionsunterricht eingerichtet.<br />
In der «Sonntagshandlung» bzw. der<br />
«Jugendfeier», zwei von <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />
gegebenen kultischen Handlungen,<br />
kann die Hinwendung zum Göttlichen<br />
eine entscheidende Vertiefung und<br />
Wirksamkeit erfahren. Die Seele des<br />
Kindes wird ermutigt, ihr innerstes,<br />
unzerstörbares Zentrum ahnungsweise<br />
zu suchen und zu finden.<br />
An unserer <strong>Schule</strong> findet die Sonntagshandlung<br />
für Kinder etwa ein Mal<br />
im Monat statt. Sie beginnt jeweils am<br />
Sonntag um 9.15 Uhr und dauert etwa<br />
15 Minuten.Die Eltern der Kinder sind<br />
herzlich eingeladen daran teilzunehmen,<br />
«im Hintergrund» sitzend. Die Jugendfeier<br />
findet derzeit nur drei Mal<br />
im Jahr statt.<br />
Felix Bauer