Mitteilungen Weihnachten 2008 - Rudolf Steiner Schule Aargau

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14 Im Gespräch Stepanie Schär: Im Gespräch mit Frau Marlene Engel «Im Gespräch» ist eine Rubrik, ein Auszug aus einem Gespräch, das Stefanie Schär mit Menschen führte, die Wesentliches beigetragen haben zur Schul-Gründung oder Schulgestaltung. Der Artikel möchte dazu beitragen, dass die Anfänge der Schul-Biografie wieder ins Bewusstsein rücken und damit verbunden auch die Achtung vor den vielen Schritten dieses Werdegangs. Die Artikel können, sollen, dürfen eine persönliche Nuancierung haben, entsprechend den Erinnerungen, Erfahrungen und Bezügen der jeweiligen Persönlichkeiten. Frau Engel, wo hat Ihr Bezug zur Rudolf Steiner Schule seinen Anfang genommen? Ich möchte mit der Ausstellung der Schüler-Arbeiten der Bieler Rudolf Steiner Schule im Museumssaal Aarau beginnen, also 1972. Bei der Organisation, beim Einrichten und bei der Betreuung war ich dabei. Das Interesse und der Erfolg waren bei den zahlreichen Besuchern unerwartet gross.Wir waren alle positiv überrascht und auch überrumpelt. Die Schlussfolgerung war: Es ist Interesse da für eine solche Schule! Die Initianten unserer Schule waren besonnene Menschen und beauftragten danach eine Delegation, die sich mit dem Vorstand des Goetheanums traf, um einige unserer Fragen, die wir gründlich vorbereitet hatten, zu klären.Der damalige Leiter der pädagogischen Sektion, Herr Georg Hartmann, gab uns ausführlich Rat. Vor allem die Frage nach der Berechtigung einer Schule im Aargau beatwortete er mit grosser Zustimmung. Er motivierte uns mit der Aussage, dass Hunderte von Kindern auf eine solche Schule warten würden. Einige kamen zum Entschluss, einen Weihnachtsverkauf durchzuführen für diese zukünftige Schule. Ich wurde beauftragt,diesen Verkauf zu organisieren.Alle Interessierten fanden sich zusammen und bildeten verschiedene Arbeitsgruppen.Bald begann ein emsiges Arbeiten.Nachdem wir nach langer Suche im Telli Zentrum Aarau die geeigneten Räume gefunden hatten, galt es nun bei der Gewerbepolizei die Bewilligung zu beantragen. Die erste Reaktion der Gewerbepolizei war nicht gerade ermunternd, es fänden schon 36 andere Bazare statt,wurde mir abschätzig mitgeteilt und der Erfolg einer solchen Sache sei kaum vorstellbar. Ich liess mich jedoch nicht entmutigen und machte den zuständigen Beamten unter anderem darauf aufmerksam, dass es sich hierbei nicht um einen Bazar handle, sondern um einen ganz speziellen Weihnachtsverkauf.Eine Woche später erhielten wir, unter einigen Auflagen, die Bewilligung. Ich musste nun zusätzlich ein Sanitätszimmer mit Betreuung, eine Bewilligung für die Kaffestube, und eine Versicherung für Haftpflicht und Diebstahl organisieren. Das Sanitätszimmer wurde dann allerdings nur von überanstrengten Mitarbeitern gebraucht! Wie haben sie die ganze Organisation bewältigt? Als Mutter von vier Kindern musste ich mir die Zeit genau einteilen. Das hiess am Morgen zwischen 4 und 6 Uhr in aller Ruhe das Schriftliche erledigen,um dann ab 9 Uhr die Telefonate führen. Frau Saxer mit ihren «Badener Gruppen» unterstützte mich dabei tatkräftig. Auch mein Mann, der mir als eidgenössisch diplomierter Bankkaufmann ein Darlehen für die Vorinvestitionen organisieren konnte und die Spenden-Gelder verwaltete, war mir Rudolf Steiner Schule Aargau Mitteilungen Weihnachten 2008 eine grosse Hilfe. Zuerst flatterten viele Rechnungen ins Haus,bevor die Einnahmen kamen. Es war ein ständiges Abwägen und Kalkulieren, was denn «drin» liegt und was nicht. Wissen Sie noch Spezielles aus dieser Pionierzeit? Ja, zum Beispiel drohte mir ein Ladeninhaber im Telli Zentrum, falls er auch nur einen Artikel aus seinem Geschäfts-Sortiment in unserem Weihnachts-Verkauf finden würde,würde er alles von unseren Ständen werfen. Mutig und sicher entgegnete ich ihm,dass dieser Tag auch für alle Läden ein grosser Verkaufserfolg würde, was sich nachher auch bestätigte. Oder eine lustige Anekdote von unserem Flohmarktstand, der gewissenhaft von Herr Rohr geführt wurde.Als er von einer Pause aus der Kaffeestube zurückkam, musste er feststellen, dass seine Assistenz seinen neuen teuren Lodenwintermantel für sagenhafte 20 Franken verkauft hatte! Zum Glück hing sein geliebter Hut noch am Nagel. Trotzdem war er nicht gerade erfreut über die gut gemeinte Umsatzsteigerung! Und noch eine Kriminalgeschichte: Zwei besonders dreiste Diebe kauften sich am Flohmarktstand zwei alte Koffer und versuchten diese mit Kleidern von der Besucher-Garderobe zu bestücken. Glücklicherweise beobachtete ich sie «zufällig» dabei und konnte die unverfrorenen Gesellen mit Hilfe von Frau Saxer stellen. Sie flohen jedoch, bevor die Polizei eintraf,die Koffer liessen sie uns in ihrer Hektik als Spende stehen! Die Kaffeestube war viel, viel zu klein und platzte bereits aus allen Nähten! Herr Fehlmann musste aus Platzgründen seine Patisserie im Keller unten herstellen.
Wie erklären Sie sich den grossen Erfolg dieses ersten Weihnachtsverkaufs? Jeder Stand bot noch nie dagewesene Produkte zum Verkauf an, welche perfekt und liebevoll präsentiert wurden. Viele Fachleute arbeiteten in den Arbeitsgruppen. So zum Beispiel waren die Puppen und die Puppenkleider weit und breit die Schönsten! Es arbeiteten insgesamt 124 Menschen in den verschiedenen Gruppen. Dank diesen hochmotivierten freiwilligen Helfern, die ihre Freizeit selbstlos opferten,war es möglich, das gemeinsame Ziel einer künftigen Schule anzugehen und einen Umsatz von über 50 000 Franken vorzuweisen. Ich konnte mich gut auf die Mitarbeitenden verlassen, es war eine absolut ernsthafte Sache. Für den zweiten Verkauf mussten wir abmachen, dass am Samstag nicht alles verkauft werden darf, damit noch Verkaufsmaterial für den Sonntag vorhanden sei. Schon vor dem Verkauf hätte Vieles verkauft werden können von den Mitarbeitenden selber,so gross war die Be- Arbeit an der eigenen Biografie «Leben kann man das Leben nur vorwärts – verstehen kann man es nur rückwärts …» Neue Kurse: ab Montag 5. Januar 09 8.30–11.30 (7 mal) ab Freitag 9. Januar 09 19.00–22.00 (7 mal) Ich freue mich auf Ihre Anmeldung! Stefanie Schär, Gässliacherweg 2, 5503 Schafisheim Anmeldung: Tel. 062 892 94 80 stefanieschaer@bluewin.ch geisterung, Freude und das Interesse am Angebot! Ich musste dann die Leitung aus familiären Gründen weitergeben, heute wundere ich mich, wie ich alles gemacht habe! Woher nahmen sie selber ihre Begeisterung? Von der Pädagogik Rudolf Steiners war ich immer und werde ich immer überzeugt sein,dass es die Beste ist. Haben ihre Kinder die Schule besucht? Die jüngste Tochter hat die ganze Schulzeit in Schafisheim verbracht, mein Sohn war 2 Jahre in Schafisheim und später in Avrona. Was freut Sie heute noch an dieser Schulgründung? Ich bin stolz, dass wir trotz der vielen Zweifler und des hohen Risikos das scheinbar Unmögliche wagten, und die Schule nun seit dreissig Jahren erfolgreich besteht. Rudolf Steiner Schule Aargau Mitteilungen Weihnachten 2008 Gab es auch schwierige Momente? Ich erlebte eine Kluft zwischen Pädagogik und Finanzwesen. Es entstanden so Schmerzsituationen für die «Geldbeschaffer», denn das Verständnis fürs Geld war nicht immer da. Das Schöne wurde über das Praktische gestellt. Es gab Situationen,wo die Wirklichkeitsnähe fehlte oder Impulse nicht langfristig durchdacht wurden und dann zur Kraftprobe wurden. Auch in der Elternschaft gab es Desorientierungen mit grossen Wünschen und Ansprüchen, aber wenig eigenem Engagement. Wie ist ihr Kontakt zur Schule heute? Gerne besuche ich Konzerte,Veranstaltungen und die Weihnachtsverkäufe. Noch immer sehe ich das Gute und Schöne. Was wünschen Sie der Schule für die Zukunft? Ich wünsche, dass weiterhin viele Menschen mit positiver Einstellung für diese Schule einstehen. Es braucht Liebe zum Ganzen, Durchhaltewille und Opferbereitschaft. Bei Rückschlägen nicht aufgeben und Stolpersteine beseitigen! Eine Rudolf Steiner Schule ist eine Kostbarkeit, die Werte mitgibt für das ganze Leben. Und natürlich wünsche ich mir vor allem einen weiterhin erfolgreichen und wunderbaren Weihnachtsverkauf mit treuen MitarbeiterInnen!
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