03.10.2013 Aufrufe

Oberpfälzer Schule - BLLV

Oberpfälzer Schule - BLLV

Oberpfälzer Schule - BLLV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Das Internet vergisst nichts! Gilt das<br />

auch für die Fibelkinder von Frau Anni<br />

Leißl? Schließlich erschien die Fibel vor<br />

50 Jahren; da steckte das World Wide<br />

Web noch in den Kinderschuhen.<br />

Ich wollte es wissen und gab die Suchbegriffe<br />

„Anni Leißl“ und „Fibelkinder“<br />

ein. Die erste Überraschung: Die „Fibelkinder“<br />

werden als begehrte Sammlerstücke<br />

gehandelt. 72.– Euro zahlte da jemand<br />

für Fibelkinder 1, Auflage 1962.<br />

Aber auch die neuen Fibelkinder von<br />

1978 und die zugehörigen Arbeitshefte<br />

sind gebraucht für zwischen 10.-- und<br />

25.– Euro zu finden.<br />

Anni Leißl ist nicht vergessen, sie lebt<br />

weiter im Internet, wo ich auch den folgenden<br />

Artikel fand. Darin wird die bayerische<br />

„Leißlfibel“ mit der baden-württembergischen<br />

Fibel „Kunterbunt“ (2003)<br />

verglichen.<br />

Fibelkinder gestern und heute<br />

Beim Stöbern auf dem elterlichen Dachboden<br />

stoße ich auf meine alte Erstkläßler-Lesefibel:<br />

„Fibelkinder 1“ von Anni<br />

Leißl, 1962 im Oldenbourg-Verlag München<br />

erschienen und „für den Gebrauch<br />

an Volksschulen in Bayern zugelassen“.<br />

Der Vergleich mit der Fibel „Kunterbunt“<br />

aus dem Leipziger Klett-Verlag (2003),<br />

mit der meine Kinder gerade lesen gelernt<br />

haben, drängt sich auf.<br />

Leißls Fibel kommt überraschend modern<br />

daher. Die quadratische Broschur ist<br />

handlicher als das Quartformat im festen<br />

Einband der aktuellen – baden-württembergischen,<br />

nicht bayrischen – Fibel, und<br />

das Buch ist durchgängig farbig gestaltet<br />

mit Zeichnungen von Wimmelbilderbuch-Altmeister<br />

Ali Mitgutsch, die aus<br />

der Oldenbourg-Fibel ein echtes Kinderbuch<br />

machen. Heute gibt es mehr Fotos,<br />

man will den Kindern die Welt zeigen,<br />

doch bei der Qualität der Zeichnungen<br />

hat der Klassiker von 1962 noch heute die<br />

Nase vorn.<br />

Mit Laut-, Lautpositionsübungen, Silbenerkennungs-<br />

und Zuordnungselementen<br />

hat man auch vor fünfzig Jahren<br />

schon gearbeitet. Interaktive Texte und<br />

Aufgaben, die Kinder zum Nachdenken<br />

und Selbstformulieren anregen sollen,<br />

nehmen in der modernen Fibel größeren<br />

20<br />

Leißlstiftung/ Medien<br />

„Fibelkinder 1“ vor 50 Jahren<br />

erschienen Berndt Fischer<br />

Raum ein, und auf Wissensvermittlung<br />

wird mehr Wert gelegt. Auch ein Dürer-<br />

Bild oder Fotoserien verschiedener Baumund<br />

Vogelarten finden da schon mal Eingang<br />

in die Grundschulfibel. Dafür hat<br />

Leißls Fibel, bei der die Verfasserin ausdrücklich<br />

aus „altem Volksgut“ geschöpft<br />

hat, mehr Lieder zum Mit- und Nachsingen<br />

und verwendet viele Märchen.<br />

Über christliche Leitkultur wurde nicht<br />

diskutiert, man hatte sie.<br />

Wäre allerdings seltsam, wenn sich die<br />

Grundschuldidaktik in einem halben Jahrhundert<br />

nicht verändert und auch weiterentwickelt<br />

hätte. Noch augenfälliger läßt<br />

sich der Wandel der Zeiten an Personal<br />

und Inhalt der Lesestückchen ablesen.<br />

1962: Kasperl im blauweißen Rautenkostüm<br />

erlebt seine Abenteuer mit Evi, Otto,<br />

Uta, Peter, Heini, Hund Molli und Katze<br />

Muschi. 2003 ist Drache Niko die verbindende<br />

Figur, die Kinder heißen mal Lisa<br />

oder Timo, Sam oder Malte, Dennis oder<br />

Hakan.<br />

Durchgegendert ist die Fibel aus den<br />

1960er Jahren natürlich auch noch nicht,<br />

da bäckt die Mutter Plätzchen, die Kinder<br />

helfen, der Vater schaut in den Ofen.<br />

2003 sind Max und Yussuf dicke Freunde<br />

und kochen zusammen deutsch-türkisch.<br />

Immerhin – Osterhase und Nikolaus haben<br />

vorerst noch ihren Platz in den Erstlesergeschichten.<br />

In den Sechzigern richtete<br />

man sich noch intensiv am christlichen<br />

Jahreskreis aus. Über Leitkultur musste<br />

man da noch nicht diskutieren, man hatte<br />

sie.<br />

Seit ich meiner kleinen Tochter – die in<br />

diesem Sommer die erste Klasse absolviert<br />

hat – die alte Fibel in die Hand gedrückt<br />

habe, sitzt sie Abend für Abend<br />

auf dem Sofa und verschlingt gebannt die<br />

Texte, die meine Grundschulkameraden<br />

und ich schon vor vierzig Jahren der Lehrerin<br />

vorbuchstabiert haben. So altmodisch<br />

und unkindgerecht kann’s damals<br />

also auch nicht gewesen sein.<br />

Quelle: Paulwitz, Michael, „Junge Freiheit“,<br />

Berlin, 31.8.2011<br />

Hiermit erfüllen wir die testamentarische<br />

Verpflichtung, des Todestages von Frau<br />

Anni Leißl (+ 9.11.1998), einer großzügigen<br />

Förderin der „Leißlstiftung“, zu gedenken.“<br />

Michael Geipel<br />

<strong>Oberpfälzer</strong> <strong>Schule</strong> 2012/6 – 34. Jahrgang<br />

MEDIEN<br />

Das Grüne Dach Europas<br />

Buch & Kunstverlag Oberpfalz<br />

ISBN 978-3-935719-85-8<br />

2012<br />

144 Seiten, 200 Bilder, 24.95 EUR<br />

Der Bildband im Format 27 x 24 cm und<br />

alle seinen Farbbildern widmet sich dem<br />

großen Waldgebiet, das sich vom Frankenwald,<br />

über das Fichtelgebirge, den<br />

Steinwald, den <strong>Oberpfälzer</strong> Wald, den<br />

Bayerischen Wald, den Böhmerwald bis<br />

nach Österreich (Mühlviertel) erstreckt.<br />

Es handelt sich um eine wahre Schatzkammer<br />

der Natur mit ungewöhnlichen<br />

Landschaften, Pflanzen und Tieren.<br />

Es sind höchst ungewöhnliche Bilder, die<br />

dem geduldigen Fotografen, einem gebürtigen<br />

Amberger, gelungen sind: Die<br />

Tiere, aufgenommen, als ob sie sich in<br />

einem Studio präsentiert hätten, die Landschaften,<br />

als ob sie ein Maler gemalt hätte,<br />

die Stimmungen, als ob man sie träumen<br />

würde.<br />

Die Bilder präsentieren eine wilde, geschützte<br />

Natur, wie man sie auf dem alten<br />

Kontinent nur noch selten findet. Eine<br />

Natur mit blau gefärbten Fröschen im<br />

Hochzeitskleid, majestätisch durch die<br />

Luft segelnden Adlern, wehrhaften Feuersalamandern<br />

und selten gewordenen<br />

Pflanzen wie der Arnika, dem Sonnentau<br />

oder dem Ungarischen Enzian. Eine<br />

reiche Flora und Fauna eines wertvollen<br />

Rückzugsgebietes wartet auf den Naturfreund.<br />

Der Eiserne Vorhang, der viele<br />

Jahre Tschechien und Bayern voneinander<br />

trennte, wird heute durch ein grünes<br />

Band naturgeschützer Wälder ersetzt. Für<br />

den Leiter der Nationalparkverwaltung,<br />

Dr. Franz Leibl, kann der Bildband auch<br />

ein Beitrag zum Zusammenwachsen europäischer<br />

Völker beitragen.<br />

Eine große Übersichtskarte zeigt den Naturfreunden<br />

interessante Anlaufpunkte,<br />

verweist auf die Radwege, die auf 315<br />

Kilometern und rund 5000 Höhenmetern<br />

das „Grüne Dach Europas“ erschließen.<br />

Bild und Text stehen in einem für den<br />

Betrachter/ den Leser gesunden Verhältnis.<br />

Wer nur gern Bilder anschaut, wird<br />

unwillkürlich gezwungen, mit Hilfe der<br />

Texte in das Bild einzutauchen. Was kann<br />

einem begeisteren Fotografen Schöneres<br />

widerfahren!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!