Ausgabe 4/ 2013 - BLLV
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<strong>BLLV</strong> OBERPFALZ<br />
Oberpfälzer Lehrer in Südtiroler Schule<br />
Besuch bei den acht Schülern der Klassen 1 bis 5 in der Grundschule Obertall<br />
Autonome Schule kann gelingen<br />
Südtirol, bis 1918 zu Österreich, dann zu<br />
Italien gehörend, sollte italienisiert werden.<br />
Dabei wurden u. a. Italiener in den<br />
Städten Südtirols angesiedelt sowie alle<br />
deutschsprachigen Lehrkräfte ab Weihnachten<br />
1923 aus den Schulen verbannt<br />
und gegen italienische und v. a. italienisch<br />
sprechende Lehrkräfte ersetzt. Dieser<br />
Raub der eigenen Sprache hinterließ tiefe,<br />
noch heute erkennbare Spuren. Diesen<br />
kurzen historischen Exkurs gab Frau Dr.<br />
Ursula Pulyer, Direktorin des Schulsprengels<br />
Meran Obermais, den 12 Mitgliedern<br />
des <strong>BLLV</strong>-Bezirksverbands Oberpfalz<br />
zu Beginn der schulpolitischen Exkursion,<br />
um das vorherrschende Schulsystem<br />
Südtirols verständlicher zu machen. Seit<br />
dem 1. Autonomiestatut 1946 hat jedes<br />
Kind in Italien das Recht, in der eigenen<br />
Muttersprache unterrichtet zu werden,<br />
was zur Folge hat, dass in Südtirol drei<br />
Schulämter sowie drei Schulen nebeneinander<br />
existieren: deutsche, italienische<br />
und ladinische. Zudem sichert Artikel 19<br />
des Autonomiestatuts den Schulen Gestaltungsfreiräume<br />
für die Schulen zu.<br />
Die Umsetzung dieser Autonomie wurde<br />
von Frau Dr. Pulyer erläutert sowie beim<br />
Schulbesuch am nächsten Tag erfahrbar.<br />
Der Schulsprengel Meran Obermais<br />
Der Schulsprengel Meran Obermais besteht<br />
aus ca. 830 Schülern und ca. 130<br />
Lehrkräften an 10 Schulstellen (3 Mittelschulen,<br />
7 Grundschulen). Die Kinder besuchen<br />
bis zu vier Jahre lang den Kindergarten<br />
(im Alter zwischen 2,5 und 6 Jahre<br />
möglich), dann 5 Jahre die Grundschule,<br />
daran anschließend 3 Jahre die Mittelschule.<br />
Nach einer Prüfung nach dem 8.<br />
Schuljahr können die Schüler unter verschiedensten<br />
weiterführenden Schulen,<br />
sog. Ober-, Fach- oder Berufsschulen,<br />
wählen. Nach 2 Jahren Oberschule ist die<br />
Pflichtschulzeit erreicht, weitere 3 Jahre<br />
können zur Matura führen, nach welcher<br />
ein Studium aufgenommen werden kann.<br />
Oberpfälzer Schule <strong>2013</strong>/4<br />
… und seine Autonomie<br />
Für den Schulsprengel Meran Obermais<br />
kann Frau Dr. Pulyer zusammen mit Gremien<br />
wie dem Elternrat oder der Lehrerschaft<br />
organisatorische und didaktische<br />
Inhalte selbst gestalten. Diese Autonomie<br />
reicht von der Festlegung der Länge einer<br />
Schulstunde (zwischen 45 und 60 Minuten),<br />
über die Verwaltung des Schuletats,<br />
bis hin zum Schulprofil und der „Abschaffung“<br />
des Sitzenbleibens im Schulsprengel<br />
Meran Obermais. Die Abschaffung<br />
der Noten, die Frau Dr. Pulyer zusammen<br />
mit ihrem Lehrerkollegium beschlossen<br />
hatte, wurde durch Intervention von oben<br />
jedoch wieder rückgängig gemacht. Die<br />
Schwerpunkte des Schulsprengels sind<br />
• Medienerziehung (z. B. iPad-Klassen<br />
in der Mittelschule)<br />
• Integration (aller Schwachen)<br />
• Sport und Gesundheit (mehr Sportunterricht)<br />
• Sprachen (z. B. Englisch in der Grundschule),<br />
die durch Veränderung von 20 % der<br />
Stundentafel intensiv gefördert werden<br />
können.<br />
Durch interne und externe Evaluationen<br />
sowie landesweite Tests wird die Qualität<br />
geprüft.<br />
Der Besuch in der kleinsten Schulstelle<br />
Obertall mit acht Schülerinnen in den<br />
5 Klassen der Grundschule auf 1400 m<br />
Höhe sowie der Grundschule Obermais<br />
(ca. 230 Schüler) bzw. der Mittelschule<br />
Obermais (ca. 130 Schüler) überzeugte<br />
die oberpfälzische Abordnung davon,<br />
dass dieser Schulsprengel mit seiner Gestaltungsfreiheit<br />
sehr gut umgehen und<br />
arbeiten kann.<br />
Text: Katja Meidenbauer<br />
Fotos: Elisabeth Graßler<br />
Bild links: In der Grundschule<br />
und der Mittelschule<br />
Obermais –<br />
Bild Mitte: Begrüßung<br />
durch Dr. Pulyer –<br />
rechtes Bild: Gute Kontakte<br />
knüpfte die <strong>BLLV</strong>-Delegation<br />
mit Ursula Schroll<br />
und Albert Schindlbeck mit<br />
Inspektor Dr. Matha und<br />
Schulleiterin Dr. Pulyer