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1 pastorale. musik, melancholie und die kunst der selbstregierung ...

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ausdrücklich als „Traum“, bzw. „schöne Phantasie“ des machtlosen, angesichts des<br />

allgemeinen Elends selbst von <strong>der</strong> Melancholie bedrohten Philosophen Danischmend<br />

darstellt, wirft er <strong>die</strong> Frage nach <strong>der</strong> Psychologie des politischen Imaginären auf. Der<br />

Roman mahnt auf <strong>die</strong>sem Wege <strong>die</strong> selbstkritische Reflexion <strong>der</strong> affektiven Dynamik <strong>der</strong><br />

Kritik absolutistischer Machtausübung durch <strong>die</strong> Angehörigen <strong>der</strong> Gelehrtenrepublik an.<br />

Die rhetorische Analyse zeigt zudem, dass <strong>die</strong>se Kritik mit einem abstrakten<br />

Begriffssystem operiert, das eine abstrakte Analogiebildung zwischen ethischen <strong>und</strong><br />

politischen Fragestellungen ermöglicht. Die Kritik arbeitet mit einem dichotomischen<br />

System, das Natur, Ges<strong>und</strong>heit, Harmonie, Ordnung <strong>und</strong> Glückseligkeit korreliert <strong>und</strong> im<br />

Gegenzug Unordnung, Krankheit <strong>und</strong> Melancholie perhorresziert. Was in <strong>die</strong>sem<br />

Begriffsfeld nicht aufgeht, ist <strong>die</strong> Sphäre zwischenmenschlicher Interaktion, <strong>die</strong> <strong>der</strong><br />

Roman mit narrativen Mitteln darstellt. Erst <strong>die</strong> Analyse <strong>der</strong> symbolischen Konkretion<br />

des abstrakten begrifflichen Feldes zeigt, dass <strong>der</strong> Roman das Projekt <strong>der</strong> Realisierung<br />

<strong>der</strong> Glückseligkeit wesentlich an <strong>die</strong> Etablierung einer neuen Ordnung <strong>der</strong> Geschlechter<br />

bindet. In <strong>der</strong> Analyse <strong>und</strong> Kritik <strong>die</strong>ses symbolischen Feldes versteht sich meine Arbeit<br />

auch als Beitrag zur „Rekonstruktion <strong>der</strong> imaginären <strong>und</strong> phantasmatischen Qualität des<br />

anthropologischen Wissens selbst“, bzw. zur „Poetologie <strong>der</strong> Anthropologie.“ 46<br />

Das dritte Kapitel analysiert das anti-melancholische Imaginäre am Beispiel <strong>der</strong><br />

Naturkin<strong>der</strong>utopie, einer Geschichte, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Philosoph dem Herrscher als eine aus <strong>der</strong><br />

Perspektive <strong>der</strong> Gegenwart denkbare Antwort auf <strong>die</strong> Frage präsentiert, wie dem<br />

drohenden Ordnungsverlust entgegenzuwirken sei. Gegenstand <strong>der</strong> Naturkin<strong>der</strong>utopie<br />

sind <strong>die</strong> Glückseligkeitsentwürfe von Dichtung, Ästhetik <strong>und</strong> Diätetik <strong>der</strong> Frühaufklärung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verhältnis zu den melancholischen Pathologien <strong>der</strong> Gegenwart. Im<br />

46 Stöckmann, „Anthropologie <strong>und</strong> Zeichengemeinschaft“, 145.<br />

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