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1 pastorale. musik, melancholie und die kunst der selbstregierung ...

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EINLEITUNG<br />

Pastorale – dem Titel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit assoziiert sich eine Fülle<br />

<strong>musik</strong>alischer, dichterischer <strong>und</strong> bildnerischer Kunstwerke des sechzehnten bis frühen<br />

neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts. Als erstes mag vielleicht Ludwig van Beethovens Sinfonia<br />

Pastorale (berühmt vor allem <strong>der</strong> erste Satz: „Erwachen heiterer Gefühle bei <strong>der</strong> Ankunft<br />

auf dem Lande“) in den Sinn kommen. Der Begriff ‚Pastorale’ bezeichnet aber auch eine<br />

Gattung barocker Instrumental<strong>musik</strong>, Werke von verhältnismäßig schlichter Faktur, <strong>die</strong><br />

in <strong>der</strong> Regel im wiegenden 6/8- o<strong>der</strong> 12/8-Takt gehalten sind. Dazu gehören etwa <strong>die</strong><br />

einleitende Sinfonia des zweiten Teils von Johann Sebastians Bachs<br />

Weihnachtsoratorium („Und es waren Hirten in <strong>der</strong>selben Gegend“) o<strong>der</strong> auch <strong>die</strong> Pifa<br />

aus Händels Messias.<br />

Während <strong>der</strong> Begriff des Pastoralen in den christlichen Traditionen vor allem im<br />

Bereich <strong>der</strong> Seelsorge verwendet wird, steht er in Kunst- <strong>und</strong> Literaturgeschichte für den<br />

Motivkomplex des Hirtenlebens o<strong>der</strong> für das ländliche im Gegensatz zum städtischen,<br />

das zurückgezogene im Gegensatz zum öffentlichen Leben. Es ist <strong>die</strong>se Tradition, auf <strong>die</strong><br />

Beethovens Symphonie textuell Bezug nimmt. Sie ließe sich daher auch als Nachklang<br />

<strong>der</strong> in Dichtung <strong>und</strong> Oper des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts so beliebten „poetischen<br />

Schäferwelten“ 1 hören, in denen Topoi <strong>der</strong> antiken Bukolik, <strong>die</strong> Mythologie Arka<strong>die</strong>ns<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> des Goldnen Zeitalters bis weit ins Zeitalter <strong>der</strong> Aufklärung hinein fortleben.<br />

Die Musik ist aus <strong>die</strong>ser Tradition nicht fortzudenken. Die poetischen Hirten sind<br />

1 Wieland, Versuch über das Teutsche Singspiel, 324; vgl. auch den wahrscheinlich von Wieland verfassten<br />

Artikel „Hirtendichtung“ in Sulzer, Allgemeine Theorie <strong>der</strong> Schönen Künste, 1: 537-549.<br />

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