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1 pastorale. musik, melancholie und die kunst der selbstregierung ...

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dadurch inakzeptabel. 7 Erst durch <strong>die</strong> Arbeiten Foucaults hat <strong>der</strong> Begriff des Pastoralen<br />

in machttheoretischen Zusammenhängen in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt.<br />

Die Überlegungen Foucaults ließen sich in einem weiter führenden Interpretationsschritt<br />

auch für <strong>die</strong> hier dargelegten Überlegungen fruchtbar machen. Die vorliegende Stu<strong>die</strong><br />

widmet sich jedoch <strong>der</strong> kritischen Analyse von Christoph Martin Wielands poetisch-<br />

philosophischer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> <strong>pastorale</strong>n Imagination <strong>der</strong> Aufklärung.<br />

Wielands Werke <strong>der</strong> 1770er Jahre, <strong>die</strong> im Zentrum <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

stehen, denken <strong>die</strong> <strong>musik</strong>alisch-poetische mit <strong>der</strong> politischen Dimension des Pastoralen<br />

zusammen. Die poetische Einbildungskraft liefert dem utopischen Denken <strong>pastorale</strong><br />

Szenarien, in denen sich ‚Glückseligkeit’ - korreliert mit den Begriffen Ordnung <strong>und</strong><br />

Harmonie <strong>und</strong> den Vorstellungskomplexen Natur, Unschuld, Kindheit – vorstellen ließe.<br />

Doch <strong>die</strong>se Bil<strong>der</strong> werden in Wielands Romanen <strong>und</strong> Essays explizit als ‚Träume’ <strong>und</strong><br />

‚Phantasien’, als Produkte <strong>der</strong> Einbildungskraft also, dargestellt, <strong>die</strong> das aus Wehmut <strong>und</strong><br />

Freude vermischte sentiment doux (Di<strong>der</strong>ot) <strong>der</strong> sanften Melancholie auslösen. Nicht als<br />

Entwürfe einer anzustrebenden Lebensweise werden sie für Wieland interessant, son<strong>der</strong>n<br />

als ästhetische Gegenstände – Vorstellungen, <strong>die</strong> zu Geschichten, Gemälden, Singspielen<br />

werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> für Wieland <strong>und</strong> das von seinen Texten angesprochene Publikum eine<br />

starke affektive (rührende) 8 Wirkung haben. Von den politischen Regenten, bzw. von <strong>der</strong><br />

rechten Form individueller Selbstregierung (ein Begriff, den Wieland selbst verwendet,)<br />

7 Voltaire <strong>und</strong> Friedrich <strong>der</strong> Große weisen das Bild des Herrschers als Hirten zurück, weil es den Vergleich<br />

<strong>der</strong> Untertanen mit Tieren beinhaltet, vgl. dazu Peil, Untersuchungen zur Staats- <strong>und</strong><br />

Herrschaftsmetaphorik, 96. Ähnlich wird Wieland es im Jahre 1788 formulieren, wenn er <strong>die</strong> Hoffnung<br />

ausspricht, „durch das Fortschreiten <strong>der</strong> Aufklärung würden <strong>die</strong> Völker einsehen, daß nur Schafe einem<br />

Herrn unterthänig sind, <strong>der</strong> sie blos darum weiden läßt, um sie zu scheren <strong>und</strong>, sobald es ihm einfällt o<strong>der</strong><br />

gelegen ist, abzuschlachten“ (zitiert nach Peil, Untersuchungen zur Staats- <strong>und</strong> Herrschaftsmetaphorik,<br />

158).<br />

8 Zum Begriff <strong>der</strong> Rührung im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> seiner Ausschreibung aus <strong>der</strong> philosophischen Ästhetik<br />

vgl. <strong>die</strong> Überlegungen Torra-Mattenklotts zur Metaphorologie <strong>der</strong> Rührung.<br />

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