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(Ordnung auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r Gemeinschaftlichkeit) o<strong>de</strong>r "Syndikalisten" (libertäre Gesellschaft auf<br />

gewerkschaftlicher Basis). Alle diese Begriffe geben jedoch nur jeweils einen Teilaspekt anarchistischer<br />

Essentials* wie<strong>de</strong>r, und je<strong>de</strong>r von ihnen mußte im Laufe <strong>de</strong>r Zeit ähnliche Verdrehungen seiner<br />

Be<strong>de</strong>utung erfahren, wie das Wort Anarchie selbst. Auch das griechische Kunstwort Akratie, <strong>de</strong>ssen<br />

Be<strong>de</strong>utung<br />

15<br />

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mit <strong>de</strong>r von Anarchie fast i<strong>de</strong>ntisch ist, konnte sich nie auf Dauer durchsetzen. Die meisten Anarchisten<br />

sind schließlich zu <strong>de</strong>r Meinung gelangt, sie könnten sich nennen wie sie wollten, verleum<strong>de</strong>t wür<strong>de</strong>n sie<br />

immer – weshalb sie ebensogut bei <strong>de</strong>m problematischen Wort Anarchie bleiben und ihm einen positiven<br />

Inhalt geben könnten. Einzig <strong>de</strong>r um 1860 in Frankreich entstan<strong>de</strong>ne Ausdruck libertär (›freiheitlich‹ -<br />

nicht zu verwechseln mit liberal!) konnte sich weltweit durchsetzen und gilt heute als ein etwas weiter<br />

gefaßtes, im Grun<strong>de</strong> aber gleichwertiges Synonym* für anarchistisch.<br />

Kapitel 3<br />

Wer ist Anarchist?<br />

"Mir tut je<strong>de</strong>r leid,<br />

<strong>de</strong>r nicht mit zwanzig Anarchist war."<br />

- Clemenceau -<br />

MIT SICHERHEIT SIND MEHR MENSCHEN "ANARCHISTEN" als nur diejenigen, die sich so<br />

nennen. Viele wissen es nur nicht. Je<strong>de</strong>r kennt diese Art ›natürlicher Anarchisten‹: Menschen, die sich<br />

nicht gerne etwas vorschreiben lassen, die das, was man ihnen sagt, kritisch hinterfragen und die sich<br />

weigern, etwas bestimmtes zu glauben o<strong>de</strong>r zu tun, nur, weil es ihnen jemand, <strong>de</strong>r Macht hat, so sagt. Der<br />

Wi<strong>de</strong>rstand gegen Herrschaft zieht sich seit altersher als stetiger Strang durch die Geschichte von<br />

Individuen* und Gruppen: mal als listige Spaßvögel, mal als rebellieren<strong>de</strong> Aufrührer, mal als aufmüpfige<br />

Quer<strong>de</strong>nker. Ihre Taten und Figuren sind in Märchen, Lie<strong>de</strong>rn und Legen<strong>de</strong>n überliefen, und in aller Welt<br />

erfreuen sich diese Aktionen <strong>de</strong>r Kleinen gegen die Mächtigen <strong>de</strong>r ungeteilten Sympathie <strong>de</strong>s Publikums.<br />

Aktionen, <strong>de</strong>ren Zielscheibe die Autorität und <strong>de</strong>ren Wesen Freiheit und Gerechtigkeit sind.<br />

›Natürliche‹ und ›wirkliche‹ Anarchisten<br />

Das soll nicht heißen, daß <strong>de</strong>r Anarchismus etwa alle Quer<strong>de</strong>nker, kritischen Geister o<strong>de</strong>r Rebellen für<br />

sich vereinnahmen wollte. Das wäre eine für Anarchisten sehr untypische Einstellung, <strong>de</strong>nn es liegt ihnen<br />

fern, Menschen irgen<strong>de</strong>in Etikett aufzukleben. Sie sind an Inhalten interessiert, nicht an I<strong>de</strong>ologien.<br />

Historische Bewegungen in <strong>de</strong>n Sack ihrer Weltanschauung stecken zu wollen, wäre nicht nur unsinnig,<br />

es wür<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>m anarchistischen Selbstverständnis wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />

Dennoch muß man diese ›natürlichen Anarchisten‹ berücksichtigen, wenn man sich die Frage stellt, wer<br />

›Anarchist ist‹. Denn umgekehrt wäre es borniert*, nur diejenigen als Anarchisten zu bezeichnen, die sich<br />

offen und manchmal sehr lautstark so nennen und möglichst auffällig mit <strong>de</strong>r schwarzen Fahne we<strong>de</strong>ln.<br />

Es kostet schließlich nichts, sich ›Anarchist‹ zu nennen, und ob alle diejenigen, die dies tun, ihren eigenen<br />

I<strong>de</strong>alen gerecht wer<strong>de</strong>n, ist selbstverständlich eine offene Frage.<br />

16<br />

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