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AA Tivoli Echo #16-1112 - Alemannia Aachen

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„Wir können das schaffen“<br />

Albert Streit ist erst seit ein paar Monaten bei der <strong>Alemannia</strong> und schon mittendrin in der schwierigsten Situation der letzten<br />

Jahre. Der ehemalige Frankfurter hilft mit all seiner Erfahrung beim Kampf gegen den Abstieg.<br />

Wahrscheinlich würdest du lieber unter<br />

anderen Umständen auf deinen Ex-Klub treffen.<br />

Na klar.<br />

Wird das am Montag ein Duell der Gegensätze?<br />

Die Eintracht hat in dieser Saison einen besseren<br />

Kader als letztes Jahr in der Ersten Liga, finde ich.<br />

Es ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass<br />

sie oben stehen und auch aufsteigen werden. Ich<br />

bin jedenfalls fest davon überzeugt, dass sie aufsteigen<br />

werden. Ich kann mich erinnern, dass ich<br />

mit Schalke mal gegen die Eintracht gespielt habe.<br />

Damals waren wir Zweiter oder Dritter, und Frankfurt<br />

stand unten drin. Jetzt spielt der Zweite gegen<br />

den Letzten, das ist schon komisch und ziemlich<br />

bitter für uns. Aber ich freue mich trotzdem auf<br />

das Spiel.<br />

Wie gehst du in dieses Spiel hinein, das ja unter<br />

besonderen Vorzeichen steht?<br />

Es ist Montagsspiel, unter Flutlicht, das Stadion<br />

wird ziemlich voll sein – so oft haben wir das ja<br />

noch nicht gehabt. Darauf kann man sich als Spieler<br />

freuen, egal wie es in der Tabelle aussieht. Für mich<br />

ist es darüber hinaus natürlich etwas Besonderes,<br />

weil ich alte Freunde wiedertreffe. Ich habe insgesamt<br />

siebeneinhalb Jahre in Frankfurt gespielt und<br />

gelebt, deshalb ist die Vorfreude schon da.<br />

Du hast mal gesagt, dass du bei der Eintracht<br />

die schönste Zeit deiner Karriere hattest. Hast<br />

du es mal bereut, den Verein verlassen zu<br />

haben?<br />

Im Nachhinein bestimmt, in jedem Fall aus sportlicher<br />

Sicht. Dort war ich fester Bestandteil der<br />

Mannschaft, ein gesetzter Spieler, anerkannt beim<br />

Verein und den Fans. Ich wollte halt die Herausforderung<br />

annehmen – Schalke, Champions League,<br />

den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen.<br />

Dass alles so komisch laufen würde, konnte niemand<br />

ahnen.<br />

Was ist die Eintracht für ein Klub?<br />

Besonders macht den Verein seine Vergangenheit.<br />

Sie haben immer super Fußball gespielt. Als<br />

ich klein war, habe ich zu Uwe Bein oder Anthony<br />

Yeboah aufgeschaut, das waren tolle Spieler.<br />

Der Verein hat eine Riesen-Tradition, das ganze<br />

Umfeld ist Eintracht-verrückt.<br />

Hinter dir liegen vier ereignisreiche Monate als<br />

Alemanne. Wie fällt die vorläufige Bilanz aus?<br />

Es hat super angefangen, wir haben eine gute Vorbereitung<br />

gemacht. Das erste Spiel gegen St. Pauli<br />

konnten wir gewinnen, im zweiten in Cottbus war<br />

ich nicht dabei, weil ich krank war. Das Unentscheiden<br />

war eigentlich schon ein kleiner Knackpunkt.<br />

Mit einem Sieg hätten wir uns noch weiter<br />

unten absetzen und etwas gelassener in die<br />

nächsten Spiele gehen können. So waren wir<br />

eigentlich von Spiel zu Spiel immer unter Druck.<br />

Und irgendwann haben die Konkurrenten angefangen<br />

zu gewinnen, als wir nicht mehr gepunktet<br />

haben. So sind wir abgerutscht. Aber ich denke<br />

immer noch, dass wir es schaffen.<br />

Wie war es für dich persönlich, plötzlich wieder<br />

im Fokus zu stehen?<br />

Das habe ich nie vermisst, und das war auch nie<br />

mein Anliegen. Ich habe nie Fußball gespielt, weil<br />

da Kameras standen, diese Aufmerksamkeit hat<br />

mich nie gejuckt. Für mich war es nur wichtig,<br />

wieder auf dem Platz zu stehen und Bestandteil<br />

einer Mannschaft zu sein. Nach dem Spiel kaputt<br />

in der Kabine zu sitzen, mit den Jungs zu flachsen,<br />

ganz normale Dinge also, das habe ich vermisst.<br />

Das Interesse an mir oder das Zujubeln der Leute<br />

hat mich nie gejuckt und das juckt mich auch<br />

heute nicht.<br />

Erst abgestempelt, dann wieder gefragt –<br />

konntest du diese Kehrtwende verstehen?<br />

Ich weiß ja, wie das Geschäft funktioniert. Ich<br />

bin ja jetzt schon einige Jahre dabei. Als junger<br />

Spieler wäre ich vielleicht daran kaputt gegangen.<br />

Am einfachsten hat man es in unserem Beruf<br />

nun mal, wenn man sich keinen Kopf macht. Die<br />

Besten sind wahrscheinlich diejenigen, die überhaupt<br />

nicht viel nachdenken. Wer die Dinge oder<br />

sich selbst zu viel hinterfragt, der hat es definitiv<br />

schwerer. Machst du ein gutes Spiel, sind alle froh<br />

und du bist der Held für einen Tag. Eine Woche<br />

später stolperst du über den Ball, und schon bist<br />

du der Depp der Nation. Schwarz und Weiß – so<br />

ist das Fußballgeschäft.<br />

Wie war die Umstellung aus fußballerischer<br />

Sicht? Wie fühlt sich Zweite Liga an?<br />

Schwere Frage.<br />

Man sieht in vielen Situationen, dass Albert<br />

Streit besser mit dem Ball umgehen kann als<br />

die meisten anderen. Aber du kannst nun mal<br />

die Spiele nicht alleine gewinnen.<br />

Das können ganz wenige auf ganz hohem Niveau<br />

– die verdienen dann aber 10 Millionen im Jahr.<br />

Die Zweite Liga ist schon eine ganz spezielle<br />

Herausforderung. Egal wo ich war, ob in Schalke,<br />

Wolfsburg oder beim HSV, überall war die Qua-<br />

Interview<br />

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