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lität brutal hoch. Selbst in Frankfurt als mittelmäßiger Bundesligist hatten wir Nationalspieler aus vielen Ländern. Für jeden jungen Spieler hier bei der <strong>Alemannia</strong> muss das der größte Ansporn sein, jeden Tag im Training Vollgas zu geben. Es gibt so viele Beispiele von überragenden Zweitligaspielern, die in der Ersten Liga kein Bein an die Erde bekommen. Der Unterschied ist schon riesengroß. Persönlich fällt mir die Umstellung schon ab und zu schwer. Aber ich bin immer noch dankbar, dass ich hier Fußball spielen darf. Für mich ist das etwas Besonderes, denn vorher durfte ich nur in der Vierten Liga trainieren. Ist deine Leidenschaft fürs Fußballspielen jetzt wieder geweckt? Oder machst du dir über die Zukunft gar keine Gedanken? Ich will erstmal, dass wir mit der <strong>Alemannia</strong> drin bleiben. Es kann ja sein, dass der Klub dann sagt: Albert, wir sind mit dir zufrieden und möchten mit dir weiter machen. Dann kann ich mir das überlegen. Ich bin mit 17 von zuhause weg, jetzt hatte ich 15 Jahre ein Zigeunerleben ohne festen Standort. Den habe ich jetzt gefunden. Wenn etwas kommen sollte, bin ich gerne bereit, hier weiterzuspielen. Wenn nicht, mache ich mir kurzfristig meine Gedanken. Ihr seid unerwartet in diese schwere Situation geraten. Wie kann man als erfahrener Spieler helfen, damit umzugehen? Obwohl ich viel Erfahrung habe, bin ich ja selbst nicht frei von Verunsicherung. Wenn man drei Heimspiele auf die Mütze bekommt, dann strotzt man nicht vor Selbstvertrauen, das habe ich gemerkt. Aber man darf das nicht zeigen. Du musst den Kopf oben behalten, du darfst dir nicht anmerken lassen, wenn du selbst ein bisschen nervös wirst. Vor dem Spiel in Ingolstadt habe ich zu Stiepi gesagt: Alles, was war, ist vorbei. Heute ist der Tag, der für dich ein Wendepunkt sein kann. Und genauso ist es gekommen, er hat sein Tor gemacht. In der Halbzeit habe ich ihm gesagt: Das ist noch nicht das Ende, du wirst noch eins machen. Und er macht das zweite Tor. Jetzt spielt er seit drei Spielen und bringt gute Leistungen. Im Moment versuche ich, den jungen Spielern etwas Selbstvertrauen zu geben. Oder ich sage Alper, dass er ruhig bleiben soll, sich auf dem Platz nicht so schnell provozieren lassen soll. Ich spreche mit Kim Falkenberg, damit wir Ruhe in unser Spiel bringen. Ich will vorne weg gehen, ohne Alibi. Also schon eine Art Führungsspieler. Das wirst du ja nur, wenn du deine Leistung bringst. Ich habe in den letzten Wochen versucht, Einfluss zu nehmen. Auch bei den Diskussionen mit den Fans. Ich hätte den Mund halten können, schließlich bin ich erst seit ein paar Monaten hier. Aber wenn ich sehe, dass manche nicht aus ihrer Haut können, dann stelle ich mich. Hört sich an, als könntest du auch nach der aktiven Karriere dem Fußball erhalten bleiben. In den aktiven Bereich möchte ich nicht. Wenn ich etwas mit Fußball machen sollte, dann mit Kindern. Ich werde im Sommer selbst Vater, Kinder sind für mich etwas ganz Besonderes. Wenn bei uns Straßenfest ist, hängen 20 Kids bei Albert und flachsen mit ihm. Das liegt mir sehr, vielleicht im Alter von 10 bis 12 Jahren, wo der Spaß noch im Vordergrund steht. Geht es im Fußball heutzutage zu wenig um das eigentliche Spiel? Die Schlüsse ziehe ich ja aus meinen eigenen Erfahrungen. Bis zu meinem 14. oder 15. Lebensjahr, als ich in Stuttgart in der Jugend gespielt habe, ging es nicht um Verträge oder Kohle. Da ging es nur um Fußball, um Spaß, um die Meisterschaft oder den Sieg beim Osterturnier. Das war immer das Geilste – bei Turnieren gegen große Vereine zu gewinnen. Je höher man kommt, desto mehr nimmt der Konkurrenzkampf zu, desto mehr spielen andere Dinge eine Rolle. Ich habe das alles mitgemacht, und ich würde es nicht noch mal machen sondern einen anderen Weg einschlagen. Trotzdem hast du dich im Januar sogar über den Muskelkater im Trainingslager gefreut. Weil ich es jahrelang gewöhnt war, und dann wurde es mir genommen. Alleine in den Wald zu gehen und Tempoläufe zu machen, ist nun mal nicht dasselbe. Sich über Aktionen im Training unterhalten, gemeinsam erschöpft in der Kabine sitzen – das ist für mich etwas Tolles. Zurück zur aktuellen Situation: Die letzten drei Spiele gaben Anlass zur Hoffnung. Welche Pers- pektive gibt das für den Endspurt? Wenn man die Spiele nüchtern betrachtet, hätten es neun Punkte werden können. Das ist so. Wenn wir die Spiele vorher betrachten, muss man sagen, dass wir keine Punkte verdient hatten. Wir stehen jetzt mit vier Punkten da, es hätten aber sieben oder sogar neun sein können. Das ist richtig bitter. In Ingostadt hat einer das Spiel entschieden, der es nicht entscheiden sollte. Dann machen wir ein gutes Heimspiel gegen Bochum. Und wenn wir in Duisburg in Führung gehen – und die Chancen waren da – holen wir da Minimum einen Punkt. Ich sage sogar, dass wir gewonnen hätten. In solche Situationen kommst du aber, wenn du da unten stehst. Für mich persönlich ist es besser, dass ich jetzt im Zentrum spiele, weil ich mehr ins Spiel eingebunden bin. Und ich finde es auch gut, dass Odo jetzt auf der rechten Seite spielt. Ihn kann man schicken, ich bin eher der Spieler, den man in den Fuß anspielt. Das hat in unserer Situation nicht so gut gepasst. Jetzt habe ich mehr Einfluss aufs Spielgeschehen, und mit Aimen klappt es sehr gut. Wie kann man Eintracht Frankfurt schlagen? Wenn sie einen guten Tag haben und alles abrufen, wird es sehr schwer für uns. Die Mannschaft hat richtig Qualität, dafür muss man sich nur den Etat anschauen. Aber wir kämpfen ums Überleben, und wenn wir so spielen wie zuletzt, dann können wir auch gegen Frankfurt gewinnen. In der Zweiten Liga kann jeder jeden schlagen. Insgesamt hast du die Hoffnung also nicht aufgegeben. Wir haben zwei Punkte Rückstand auf Karlsruhe. Jetzt kommen zwei Heimspiele, eins davon gegen den KSC – wenn du da keine Hoffnung hast. Wir können das schaffen. Interview 9