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Kontrolliertes Englisch für Anforderungsspezifikationen

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42 Kapitel 2<br />

Anforderungen und SpeziÞkationen 41<br />

dungsspezialisten entscheiden kšnnen, ob die intendierten Sachverhalte in der formalen<br />

Sprache korrekt beschrieben sind. Das †berprŸfen der Korrekheit erfordert eine<br />

gute Lesbarkeit und VerstŠndlichkeit der SAS fŸr alle Beteiligten. Um diesem Anspruch<br />

gerecht zu werden, erzeugt der RA fŸr die Validierung der SAS eine Zusammenfassung<br />

in voller natŸrlicher Sprache, so dass die Anwendungsspezialisten die<br />

QualitŠt der SAS durch manuelle Techniken ŸberprŸfen kšnnen. Es gibt jedoch keine<br />

Garantie dafŸr, dass die natŸrlich-sprachliche Zusammenfassung nicht wiederum<br />

mehrdeutig ist und der Intention der Anwendungsspezialisten und Softwareent-<br />

wickler entspricht.<br />

[Lee & Sluizer 87] verfolgen in ihrer Arbeit einen sachverhaltsorientierten Modellierungsansatz,<br />

in dem die Namen der einzelnen Objekte und Relationen fŸr die formale<br />

Sprache direkt aus dem Anwendungsbereich Ÿbernommen werden. Die entstehende<br />

SXL Spezifikation ist fŸr den Softwareentwickler gut lesbar und verstŠndlich.<br />

Dagegen dŸrfte die formale Sprache fŸr die Anwendungsspezialisten zu anspruchsvoll<br />

sein, wenn sie die SAS validieren mŸssen, da sich bestimmte Relationen auf<br />

Operationen abstŸtzen, die Kenntnisse der zugrundeliegenden Maschinerie verlangen.<br />

Die SXL Spezifikation ist ausfŸhrbar, so dass das Systemverhalten im Prinzip<br />

durchgespielt werden kann. Der Nachteil bei der Sprache SXL ist, dass die Zwischenergebnisse<br />

der symbolischen AusfŸhrung formal-sprachlich sind, was die †berprŸfbarkeit<br />

der Korrektheit, VollstŠndigkeit und Konsistenz der SAS durch die Anwendungsspezialisten<br />

erschwert.<br />

[Lee & Sluizer 87] und [Wing 87] interpretieren den verbalen Ausdruck last checked out<br />

aus der 5. Transaktion unterschiedlich. (Nebenbei: [Rich et al. 87] sprechen dieses Problem<br />

nicht an). [Lee & Sluizer 87] unterscheiden bei ihrer Interpretation den Ausdruck<br />

currently checked out aus der 4. Transaktion vom Ausdruck last checked out. Die 5.<br />

Transaktion der SXL Spezifikation gibt entweder den gegenwŠrtigen Ausleiher zurŸck,<br />

wenn eine Buchkopie ausgeliehen ist, oder den letzten Ausleiher, wenn die Buchkopie<br />

nicht ausgeliehen ist. Bei dieser Interpretation ist die Menge der gegenwŠrtig<br />

ausgeliehenen Buchkopien eine Teilmenge der zuletzt ausgeliehenen Buchkopien. Im<br />

Gegensatz dazu ist fŸr [Wing 87] der Ausdruck currently checked out gleichbedeutend<br />

mit dem Ausdruck last checked out, obwohl die beiden temporalen Adverbien currently<br />

und last in der Problembeschreibung eine Ungleichheit anzuzeigen scheinen. Diese<br />

zweite Interpretation hat zur Konsequenz, dass die 5. Transaktion in der Larch Spezifikation<br />

den gegenwŠrtigen Ausleiher einer Buchkopie als Resultat zurŸckgibt. Ausser<br />

diesen beiden Interpretationen ist noch eine dritte Interpretation denkbar. Dabei wird<br />

davon ausgegangen, dass die beiden SŠtze Ÿber zwei disjunkte Mengen von Buchkopien<br />

Aussagen machen. Bei dieser Interpretation gibt die 5. Transaktion den letzten<br />

Ausleiher nur dann als Resultat zurŸck, wenn die Buchkopie (gegenwŠrtig) nicht<br />

ausgeliehen ist [vgl. Rueher 87:131].<br />

Wir ŸberprŸfen nun zum einen, wie solche unterschiedlichen Interpretationen fŸr den<br />

Anwendungsspezialisten in den drei Beispielspezifikationen sichtbar werden, und<br />

zum anderen, wie gut die Spezifikationen im allgemeinen den QualitŠtsattributen<br />

(korrekt, eindeutig, vollstŠndig, verifizierbar, konsistent und verstŠndlich) genŸgen.<br />

Leider erlauben es die veršffentlichten Darstellungen nicht, fŸr jedes einzelne qualitative<br />

Attribut eine abschliessende Beurteilung zu machen.<br />

[Wing 87] spezifiziert das Bibliotheksproblem mit einer formalen Spezifikationssprache,<br />

die es erlaubt, modulare und wiederverwendbare SASen zu schreiben. Die<br />

formale PrŠzision von Spezifikationssprachen wie Larch ermšglichen erst die<br />

automatische KonsistenzprŸfung und die Programmverifikation durch BeweisfŸhrung.<br />

[Wing 87] zeigt, dass die mathematische PrŠzision einer formalen Spezifikationssprache<br />

dem Softwareentwickler hilft, Fehler, Mehrdeutigkeiten und FŠlle von †berspezifikation<br />

in der Problembeschreibung zu entdecken. Das Entdecken von MŠngeln<br />

und die korrekte Behebung dieser MŠngel sind jedoch zwei unterschiedliche Dinge.<br />

Die Behebung der MŠngel verlangt Feedback von den Anwendungsspezialisten. Larch<br />

Spezifikationen sind komplexe mathematische Objekte, die nur von Softwareentwicklern<br />

mit entsprechender Ausbildung geschrieben und verstanden werden kšnnen.<br />

[Wing 87] verwendet zwar fŸr die Visualisierung des Bibliotheksmodells eine Statechart,<br />

die sie - nebenbei bemerkt - wiederum in natŸrlicher Sprache erklŠrt. Leider ist<br />

die Beziehung zwischen der Statechart und der Larch Spezifikation nur informell, so<br />

[Rich et al. 87] betonen in ihrer Arbeit, dass sie mit dem Requirements Apprentice (RA)<br />

ein Werkzeug anbieten, das die konzeptionelle LŸcke zwischen einer informellen Problembeschreibung<br />

und einer formalen SAS schliessen soll. Dieser Anspruch wird aber<br />

nur zum Teil erfŸllt, da die Anwendungsspezialisten vom eigentlichen Spezifikationsprozess<br />

weitgehend ausgeschlossen sind. WŠhrend des Spezifikationsprozesses greift<br />

der RA auf grosse Mengen von Weltwissen zurŸck, das in einer ClichŽ-Bibliothek<br />

verfŸgbar ist. Unklar ist, von wem dieses formalisierte Wissen stammt und inwieweit<br />

dieses Wissen den Anwendungsbereich Ÿberhaupt adŠquat widerspiegelt. Der RA<br />

ŸberprŸft die Konsistenz und die VollstŠndigkeit der entstehenden SAS aufgrund<br />

seines Hintergrundwissens und verlangt bei Bedarf Entscheidungshilfen vom Analytiker.<br />

Es ist schwierig, die Korrektheit der SAS zu ŸberprŸfen, da allein die Anwen-

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