Kontrolliertes Englisch für Anforderungsspezifikationen
Kontrolliertes Englisch für Anforderungsspezifikationen
Kontrolliertes Englisch für Anforderungsspezifikationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
94 Kapitel 5<br />
Die Sprache Attempto Controlled English (ACE) 93<br />
fŸr ACE ist es mšglich, einige dieser textuellen BezŸge systematisch zu behandeln. Es<br />
wird eine Erweiterung der klassischen DRT vorgestellt, bei der Ereignisse und ZustŠnde<br />
- sogenannte EventualitŠten (E) - reifiziert werden. Verben kšnnen Ereignisse<br />
oder ZustŠnde im Anwendungsbereich denotieren und werden aufgrund dieser Eigenschaften<br />
klassifiziert. Diese erweiterte Theorie heisst DRT-E und ist speziell auf die<br />
adŠquate Verarbeitung von ACE Spezifikationen abgestimmt. Die DRT-E ermšglicht<br />
eine systematische †bersetzung von untereinander verbundenen ACE SŠtzen in eine<br />
strukturierte Form der PrŠdikatenlogik erster Stufe, wobei speziell berŸcksichtigt<br />
wird, wie die Anwendungsspezialisten das inhaltsbezogene Vokabular klassifizieren.<br />
5.2.1 Terminologische Vorbemerkungen<br />
Dieses Kapitel richtet sich an Anwendungsspezialisten, die keine linguistischen Vorkenntnisse<br />
haben, und fŸhrt in die Terminologie ein, die fŸr das VerstŠndnis der<br />
sprachtheoretischen Grundlagen von ACE Voraussetzung sind. Linguisten kšnnen<br />
Resultat der Analyse dem Anwendungsspezialisten zugŠnglich zu machen, erzeugt<br />
der Chart-Parser wŠhrend der Verarbeitung der Spezifikation eine Paraphrase in ACE,<br />
die alle Substitutionen und Interpretationen verdeutlicht. Wenn der Anwendungsspezialist<br />
mit der vorgeschlagenen Interpretation nicht einverstanden ist, dann muss er<br />
den Satz gemŠss den Schreibprinzipien von ACE neu formulieren. FŸr Validierungszwecke<br />
kann der Anwendungsspezialist die Spezifikation in ACE befragen oder<br />
symbolisch ausfŸhren. Fragen werden in sogenannte Frage-DiskursreprŠsentationsstrukturen<br />
Ÿbersetzt, fŸr die anschliessend Lšsungen durch Inferenz in der vorliegenden<br />
Wissensbasis gesucht werden. Aufgrund der berechneten Lšsungen werden<br />
Antworten in der Sprache ACE erzeugt. Die symbolische AusfŸhrung der Spezifikation<br />
erlaubt es dem Anwendungsspezialisten, das Verhalten der Spezifikation in<br />
ACE zu beobachten und zu ŸberprŸfen. Die AusfŸhrbarkeit der Spezifikation verlangt<br />
zusŠtzliche situationsspezifische Information, die der Anwendungsspezialist - oder<br />
allenfalls der Softwareentwickler - mit Hilfe der Sprache ACE zur VerfŸgung stellen<br />
dieses Kapitel Ÿberspringen.<br />
kann.<br />
Satzarten<br />
ALLGEMEIN. Als Satzarten werden feste wiederkehrende sprachliche Muster bezeichnet,<br />
die sich sich mit Hilfe von formalen Kriterien (z.B. Verbmodus, Verbstellung, Einleitewšrter,<br />
Satzschlusszeichen) bestimmen lassen. FŸr <strong>Anforderungsspezifikationen</strong> macht<br />
es Sinn, formal drei Satzarten zu unterscheiden: AussagesŠtze, konditionale SŠtze und<br />
FragesŠtze. Aufgrund von formalen und inhaltlichen Kriterien lassen sich dann ZusammenhŠnge<br />
zwischen Satzarten und Diskursfunktionen herstellen. So kšnnen den drei<br />
Satzarten die Diskursfunktionen faktische Aussagen machen, bedingte Aussagen machen<br />
und Fragen stellen zugeordnet werden.<br />
FŸr die Bestimmung der Satzarten spielen die Verben bzw. die Verbformen eine<br />
wichtige Rolle. An den Verbformen sind unterschiedliche Merkmale (Person, Numerus,<br />
Tempus, Modus und Genus Verbi (= Aktiv/Passiv)) ablesbar. Als finite Verbformen<br />
bezeichnet man Verbformen, die nach Person und Numerus bestimmt sind. Mit<br />
dem Indikativ als Verbmodus zeigt man eine bestimmte Aussageweise an. Der Indikativ<br />
wird als Normalmodus aufgefasst, da er einen Sachverhalt als real (oder allenfalls<br />
als real mšglich) hinstellt. Die finiten Verbformen sind in der englischen Sprache an<br />
bestimmte Positionen gebunden. Von der Normalstellung wird gesprochen, wenn die<br />
5.2 Linguistische Grundlagen fŸr ACE<br />
ACE ist eine Spezifikationssprache, die sich an Anwendungsspezialisten ohne linguistische<br />
Spezialausbildung richtet. Allein die linguistischen Schreibprinzipien, auf<br />
denen ACE aufbaut, bilden das RŸstzeug fŸr den korrekten Sprachgebrauch. Diese<br />
Prinzipien sind normativ-prŠskriptiver Art und mŸssen fŸr den Anwendungsspezialisten<br />
leicht erlernbar und erinnerbar sein. Nun ist es aber so, dass die BegrŸndung<br />
dieser linguistischen Prinzipien und die Entwicklung der Sprache ACE eine theoretische<br />
AbstŸtzung erfordern, die besser durch eine deskriptive Grammatik geleistet<br />
werden kann. Da der interessierte Anwendungsspezialist vielleicht mehr Ÿber die linguistischen<br />
Grundlagen der von ihm verwendeten Sprache erfahren mšchte, werden<br />
zuerst einige Grundbegriffe erklŠrt, die bei der Entwicklung von ACE eine Rolle spielen.<br />
Es wird gezeigt, welche verschiedenen Satzarten und Satzformen in ACE zu berŸcksichtigen<br />
sind und nach welchen Kriterien sie klassifiziert werden. FŸr die Beschreibung<br />
des Satzbaus wird eine Konstituentenanalyse vorgeschlagen, die die versteckte<br />
hierarchische Struktur von SŠtzen klar macht. <strong>Anforderungsspezifikationen</strong><br />
bestehen nicht aus einzelnen SŠtzen, sondern aus einer Summe von SŠtzen, die sich zu<br />
Paragraphen und schliesslich zu einem ganzen Text verbinden. Die Beziehung zwischen<br />
den einzelnen SŠtzen lŠsst sich oft an sprachlichen KohŠsionsmitteln (z.B. Rekurrenz<br />
von Elementen, Substitution von Elementen und VerknŸpfung von Elementen)<br />
ablesen. Mit Hilfe der DiskursreprŠsentationstheorie (DRT) als logischer Zielsprache<br />
finite Verbform dem Subjekt folgt.<br />
AussagesŠtze wie (69) sind die formal am wenigsten markierte Satzart. Die finite Verb-