Kontrolliertes Englisch für Anforderungsspezifikationen
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58 Kapitel 4<br />
Kontrollierte natŸrliche Sprachen 57<br />
96a], sind nur wenige Versuche unternommen worden, kontrollierte natŸrliche Sprachen<br />
fŸr den Spezifikationsprozess in der Softwareentwicklung nutzbar zu machen<br />
[vgl. Macias & Pulman 95, Fuchs & Schwitter 96, Schwitter & Fuchs 96]. Im Vergleich<br />
zu bekannten kontrollierten natŸrlichen Sprachen, die fŸr die technische Dokumentation<br />
verwendet werden, erfordern kontrollierte natŸrliche Sprachen fŸr die Softwareentwicklung<br />
spezielle syntaktische und semantische EinschrŠnkungen, da man<br />
gewisse Eigenschaften einer Spezifikationen, zum Beispiel ihre †bersetzbarkeit in eine<br />
formale Sprache garantieren mšchte.<br />
langen, dass technische Dokumente mšglichst eindeutig und leicht verstŠndlich geschrieben<br />
sind, so dass sie auch von Personen verstanden werden kšnnen, deren Muttersprache<br />
nicht die Sprache ist, in der die Dokumente geschrieben sind. Hinzu<br />
kommt, dass Dokumente, die einem wohldefinierten Standard gehorchen, besser unterhalten,<br />
wiederverwendet und in andere Zielsprachen Ÿbersetzt werden kšnnen<br />
[vgl. Wojcik & Hoard 96]. €hnlich wie Standardsprachen den interindividuellen<br />
Sprachgebrauch regeln, normieren kontrollierte natŸrliche Sprachen den Sprachgebrauch<br />
von spezialisierten Subsprachen.<br />
4.2 Kontrollierte natŸrliche Sprachen fŸr die Dokumentation und fŸr<br />
die †bersetzung<br />
Der bekannteste VorlŠufer von kontrollierten natŸrlichen Sprachen ist BASIC English.<br />
BASIC ist ein Akronym und steht fŸr "British American Scientific International Commercial".<br />
BASIC English wurde in den 30er Jahren mit dem Ziel entwickelt, die englische<br />
Sprache durch systematische EinschrŠnkung des Vokabulars zu vereinfachen<br />
und leichter erlernbar zu machen. Zum einen sollte BASIC English als eine internationale<br />
Hilfssprache dienen, die weltweit als Verkehrssprache in Handel und Wissenschaft<br />
gebraucht werden kann. Zum anderen sollte BASIC English fŸr Nichtmuttersprachler<br />
eine angemessene EinfŸhrung in die englische Sprache bieten und fŸr<br />
Muttersprachler als Leitfaden fŸr den klaren und korrekten Sprachgebrauch dienen<br />
[vgl. Ogden 32, Ogden 38]. BASIC English unterscheidet sich von frŸheren Versuchen,<br />
eine internationale Hilfssprache zu konstruieren, dadurch, dass die Sprache in sich<br />
komplett ist und - im Unterschied zu vollkommen kŸnstlichen oder hybriden Sprachen<br />
- eine echte Teilmenge der englischen Sprache ist [Crystal 87:352 ff.].<br />
Eine kontrollierte natŸrliche Sprache ist eine prŠzis definierte Teilmenge der natŸrlichen<br />
Sprache. Sie weist gegenŸber der Standardsprache eine Reihe von lexikalischen,<br />
grammatischen und stilistischen EinschrŠnkungen auf und kann durch eine bereichsspezifische<br />
Terminologie und spezielle grammatische Konstruktionen erweitert sein.<br />
Die EinschrŠnkungen und die spezifischen Erweiterungen werden durch explizite<br />
(prŠskriptive) Regeln festgehalten, die den Autoren bei der Textproduktion zur Ver-<br />
fŸgung stehen und die im Idealfall maschinell ŸberprŸfbar sind.<br />
Subsprache - Kontrollierte Sprache<br />
NatŸrliche Sprache<br />
Standardsprache<br />
Subsprache<br />
Kontrollierte Sprache<br />
Das Vokabular von BASIC English umfasst 850 Wšrter und wurde so gewŠhlt, dass die<br />
BedŸrfnisse des tŠglichen Sprachgebrauchs, wofŸr gewšhnlich 25«000 Wšrter nštig<br />
sind, abgedeckt werden kšnnen. Diese 850 Wšrter sind unterteilt in 400 allgemeine<br />
Nomen (account, year), 200 konkrete Nomen (angle, worm), 100 allgemeine Eigenschaften<br />
(angry, long, young), 50 gegensŠtzliche Eigenschaften (short, old) und 100<br />
Operationen (and, or, do, if, not, that). Dieses Grundvokabular kann bei Bedarf um<br />
bereichsspezifische technische und wissenschaftliche Wšrter ergŠnzt werden. Zudem<br />
wurde eine kleine Menge von Regeln vorgeschlagen, um weitere Wšrter aus den im<br />
Wšrterbuch verzeichneten EintrŠgen abzuleiten (z.B. Negation durch PrŠfigierung<br />
common -> uncommon). Da es in BASIC English nur 18 Verben gibt, mŸssen weitere<br />
PrŠdikationen durch Paraphrasenbildung zum Ausdruck gebracht werden (z.B. ask -><br />
Kontrollierte natŸrliche Sprachen haben zum Ziel, alle Aspekte der Textproduktion<br />
und der Textrezeption zu verbessern und die maschinelle Verarbeitung der produzierten<br />
Texte zu erleichtern. Das Konzept der kontrollierten natŸrlichen Sprache setzt<br />
voraus, dass die Autoren Ÿber das entsprechende Sachwissen aus dem Anwendungsbereich<br />
der Subsprache verfŸgen und das Sprachwissen der kontrollierten Sprache<br />
erworben haben. Das Sprachwissen muss in Form von Regeln bzw. Schreibprinzipien<br />
vorliegen, die leicht erlernbar und erinnerbar sind, so dass die kontrollierte natŸrliche<br />
Sprache den Schreibprozess nicht behindert.<br />
WŠhrend heutzutage viele Firmen kontrollierte natŸrliche Sprachen einsetzen, um die<br />
Lesbarkeit und die Verarbeitbarkeit ihrer Dokumente zu verbessern [vgl. Adriaens