Kontrolliertes Englisch für Anforderungsspezifikationen
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82 Kapitel 4<br />
Kontrollierte natŸrliche Sprachen 81<br />
nicht sauber zwischen faktischer und modaler Aussageweise unterschieden. Man findet<br />
sowohl passive Verbformen im Indikativ (is activated) als auch passive Verbformen<br />
mit modalartigem Charakter (should be asserted). In keinem der drei SŠtze wird der<br />
Agent genannt, der die Ereignisse oder ZustŠnde verursacht. Im Satz (58) taucht mit<br />
dem indefiniten Personalpronomen it eine anaphorische Verweisform auf, die sprachliches<br />
Wissen und kontextuelle Information verlangt, damit sich das korrekte Ante-<br />
zedens g i in (56) erschliessen lŠsst.<br />
4.3.7 SpecTran<br />
In [Nelken & Francez 95] wird das interaktive System SpecTran besprochen, das die<br />
†bersetzung von "relativ uneingeschrŠnkten" natŸrlich-sprachlichen Spezifikationen<br />
in temporale Logik unterstŸtzt. SpecTran nimmt einen Spezifikationstext als Input,<br />
analysiert jeden Satz im Kontext der vorausgehenden SŠtze und reprŠsentiert das<br />
Ergebnis der †bersetzung mit Hilfe von DiskursreprŠsentationstheorie (DRT) in einer<br />
einzigen DiskursreprŠsentationsstruktur (DRS) [vgl. Kamp & Reyle 93]. Die DRS dient<br />
als Zwischendarstellung und wird in einem weiteren Schritt in die temporale Logiksprache<br />
ACTL [Grumberg & Kurshan 94] Ÿbersetzt. Die erzeugten temporalen Formeln<br />
bilden den Input fŸr einen Modellchecker. Der SpecTran Ansatz hat zum Ziel,<br />
Die drei temporalen Adverbien after, later, afterwards stiften (partielle) KohŠsion auf<br />
der TextoberflŠche, indem sie signalisieren, wie die Ereignisse und ZustŠnde auf der<br />
Zeitachse eingebettet werden. Beispielsweise bildet das Adverb after in (56) eine temporale<br />
Relation, die das formalisierte Ereignis (e1:activated(X)) aus dem ersten<br />
Teilsatz als erstes Argument und den formalisierten Zustand (s1:asserted(Y)) aus<br />
dem zweiten Teilsatz als zweites Argument nimmt. FŸr die beiden Adverbien later in<br />
(57) und afterwards in (58) sind die Argumente nicht in der gleichen Weise an der<br />
TextoberflŠche ablesbar, sondern es braucht Inferenz und Sachwissen, um die temporalen<br />
ZusammenhŠnge erschliessen zu kšnnen. Beispielsweise wird die komplexe<br />
Nominalphrase one to six cycles later mit dem temporalen Adverb later in (57) elliptisch<br />
gebraucht, denn das zweite Argument von later (later than what?) erscheint nicht<br />
explizit an der TextoberflŠche. Nur mit Hilfe von aussersprachlichem Sachwissen lŠsst<br />
sich erschliessen, dass es sich beim fehlenden Argument von later um den Zustand<br />
(s1:asserted(Y)) handelt, der im zweiten Teilsatz von (56) zum Ausdruck gebracht<br />
den Verifikationsprozess zu erleichtern.<br />
SpecTran verwendet fŸr die Analyse des natŸrlich-sprachlichen Spezifikationsdiskurses<br />
einen unifikationsbasierten Grammatikformalismus. Falls ein Satz mehrdeutig<br />
ist, produziert der Parser alle alternativen syntaktischen Strukturen zusammen mit<br />
den entsprechenden DRSen. FŸr die Auflšsung von Mehrdeutigkeit konsultiert Spec-<br />
Tran den Benutzer. Die Autoren von SpecTran rŠumen ein, dass die volle natŸrliche<br />
Sprache ein ungeeigneter Werkstoff ist, um prŠzise Spezifikationen zu schreiben,<br />
unterlassen es aber, genaue Kriterien anzugeben, wie die verwendete Sprache einzuschrŠnken<br />
wŠre.<br />
wird.<br />
While completely unrestricted NL is beyond the reach of current technology, and is arguably<br />
an undesirable medium for expressing specifications, we allow the use of relatively<br />
convenient language within certain restrictions [Nelken & Francez 95:10].<br />
4.3.8 Schwachstellen von Subsprachen als Spezifikationssprachen<br />
Alle diskutierten AnsŠtze versuchen, entweder Eigenschaften der Subsprache auszunutzen<br />
oder sogar Eigenschaften der zugrundeliegenden formalen Sprache zu verwenden,<br />
um die Spezifikationssprache implizit zu beschrŠnken. Diese Vorgehensweise<br />
fŸhrt dazu, dass die einzelnen Spezifikationssprachen in eine starke AbhŠngigkeit<br />
vom Anwendungsgebiet geraten und fŸr die korrekte Verarbeitung viel kontextuelle<br />
Hintergrundsinformation in einer Wissensbasis modelliert werden muss. Wie<br />
und auf welcher Abstraktionsebene dieses Wissens modelliert werden soll, wird in<br />
den Veršffentlichungen kaum angesprochen. Ausserdem fŠllt auf, dass die Systembenutzer<br />
stŠndig damit beschŠftigt sind, ambige syntaktische Strukturen aufzulšsen<br />
oder eine von mehreren logischen ReprŠsentationen auszuwŠhlen, anstatt dass sie sich<br />
auf das Schreiben der Anforderungsspezifikation konzentrieren kšnnen. Einzelne AnsŠtze<br />
versuchen zwar, strukturelle Mehrdeutigkeiten in der Spezifikationssprache<br />
Schauen wir zur Illustration einen kurzen Textausschnitt an, der von SpecTran verarbeitet<br />
wird. Der Ausschnitt stammt aus einer SAS fŸr einen Verteiler (allocator). Der<br />
Verteiler A verteilt eine Ressource von m verschiedenen Prozessen (customer processes)<br />
C1 , C2 , ..., Cm . Die Kommunikation zwischen A und Ci kommt durch ein Paar<br />
von gemeinsamen booleschen Variablen ri (request) und gi (grant) zustande. Der<br />
folgende Ausschnitt beschreibt eine Zuweisung wŠhrend eines Prozesses:<br />
(56) One cycle after r i is activated, g i should be asserted.<br />
(57) r i is deactivated one to six cycles later.<br />
(58) Afterwards, it should be deasserted.<br />
Der Textausschnitt ist sprachlich sehr komplex und kompakt. In den drei SŠtzen wird