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Der Vorsatz des Versichrungsnehmers bei der Herbeiführung des ...

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42 Kapitel 2: Bezugspunkt<br />

<strong>Der</strong> <strong>Vorsatz</strong> muss sich damit auf die gesamten Schadensfolgen beziehen. 286 Ein<br />

adäquat kausal verursachter Schaden führt daher dann nicht zur Haftung <strong>des</strong> Täters,<br />

wenn dieser nicht bewusst in seinen Willen aufgenommen war; eine allgemeine<br />

Vorstellung über eine etwa mögliche Schädigung genügt nicht. 287 Dieses Bewusstsein<br />

<strong>der</strong> Schädigung muss zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Schadeneintritts zumin<strong>des</strong>t auf<br />

einzelne Schadenspositionen hin spezifiziert worden sein. 288 Dies ist nötig, weil<br />

an<strong>der</strong>enfalls eine Ausuferung <strong>der</strong> Haftung aus § 826 BGB mit seinem objektiv<br />

weit gefassten Tatbestand zu befürchten wäre. 289 Im Rahmen <strong>des</strong> § 826 BGB liegt<br />

die unerlaubte Handlung gerade in <strong>der</strong> Vermögensschädigung durch einen Verstoß<br />

gegen die guten Sitten, 290 <strong>der</strong> im mitmenschlichen Verkehr als verwerflich<br />

angesehen wird. 291 Maßstab ist die im Zeitpunkt <strong>der</strong> Handlung herrschende Sozialmoral<br />

für den jeweiligen Lebenskreis. 292 Da<strong>bei</strong> kommt den Grundwerten <strong>der</strong><br />

Verfassung beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Das durch die Grundrechte verkörperte<br />

Wertesystem wirkt somit in das Privatrecht hinein. 293 Eine wesentliche Einschränkung<br />

ergibt sich jedoch aus <strong>der</strong> lediglich mittelbaren Drittwirkung <strong>der</strong><br />

Grundrechte. Die guten Sitten <strong>bei</strong>nhalten eine ausgeprägte analytische Komponente,<br />

die Deduktionen aus dem Grundgesetz Schranken setzt. 294 Die Sittenwidrigkeit<br />

kann gar als „gesteigerte Rechtswidrigkeit“ 295 angesehen werden. Durch<br />

den nötigen Schädigungsvorsatz wird <strong>der</strong> Schutzbereich <strong>der</strong> Norm entscheidend<br />

eingeschränkt. 296<br />

<strong>Der</strong> <strong>Vorsatz</strong> <strong>des</strong> Täters muss neben dem Schaden zwar nicht das Bewusstsein <strong>der</strong><br />

Sittenwidrigkeit seines Handeln umfassen, 297 wohl aber die tatsächlichen, das Sittenwidrigkeitsurteil<br />

prägenden Umstände. 298<br />

286 H. Coing, Anmerkung zu BGH, Urt. v. 8.3.1951, in: NJW 1951, S. 596 (597); BGHZ 75, S. 328 (329);<br />

BGHZ 175, S. 58 (64); BGH VersR 2008, S. 495 (496); G. Spindler, in: Bamberger/Roth, Kommentar zum<br />

BGB, Band 2, § 826 Rn. 10; J. Oechsler, in: Staudinger, Kommentar zum BGB, § 826 Rn. 75; Dagegen allerdings:<br />

H. Stoll, Kausalzusammenhang und Normzweck im Deliktsrecht, S. 13, <strong>der</strong> <strong>bei</strong> jedem vorsätzlichsittenwidrigem<br />

Eingriff in ein rechtlich geschütztes Interesse alle daraus hervorgehenden Schadensfolgen<br />

objektiv zurechnen lassen möchte.<br />

287 BGH WM 2001, S. 1454 (1457 f.).<br />

288 BGH NJW 1963, S. 579 (580).<br />

289 BGH NJW 1951, S. 596 (597); BGH NJW 2000, S. 2896 (2897); G. Wagner, in: Münchner Kommentar zum<br />

BGB, Band 5, § 826 Rn. 12 f.<br />

290 zum Begriff <strong>der</strong> „guten Sitten“ vgl. E. Deutsch, Entwicklung und Entwicklungsfunktion <strong>der</strong> Deliktstatbestände,<br />

in: JZ 1963, S. 385 (389 f.) m.w.N.<br />

291 E. Deutsch, Familienrecht als Haftungsgrund, in: FS für Gernhuber 1993, S. 581 (595).<br />

292 BGH NJW 1975, S. 638 (639).<br />

293 BVerfGE 7, S. 198 (206).<br />

294 J. Oechsler, in: Staudinger, Kommentar zum BGB, § 826 Rn. 55.<br />

295 E. Deutsch, Entwicklung und Entwicklungsfunktion <strong>der</strong> Deliktstatbestände, in: JZ 1963, S. 385 (389).<br />

296 Siehe auch OLG Düsseldorf, NJW-RR 1990, S. 732 (734); OLG Karlsruhe r+s 1998, S. 195.<br />

297 RGZ 72, S. 175 (176); BGHZ 8, S. 83 (87 f.); G. Spindler, in: Bamberger/Roth, Kommentar zum BGB, Band<br />

2, § 826 Rn. 10; G. Schiemann, in: Erman, BGB, Band 2, § 826 Rn. 11.<br />

298 G. Schiemann, in: Erman, BGB, Band 2, § 826 Rn. 15; G. Wagner, in: Münchner Kommentar zum BGB, Band<br />

5, § 826 Rn. 26; RGZ 72, S. 175 (176); E. Deutsch, Irrtum, <strong>Vorsatz</strong> und Fahrlässigkeit, in: FS für Karl Sieg<br />

1976, S. 127 (133) m.w.N.

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