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Genitale Verstümmelung bei Jungen und Männern - WikiMANNia

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Seite 11<br />

man die vielfältigen Formen in denen in den unterschiedlichen Regionen dieser Welt<br />

menschliche Körper gestaltet werden, so fällt der Wunsch auf, durch die Veränderung<br />

des Körpers soziale Rollen zu markieren, zu konstruieren <strong>und</strong> zu festigen. Die<br />

Gestaltungen reichen da<strong>bei</strong> von Harmlosigkeiten wie dem Haarschnitt, der die Zugehörigkeit<br />

zu einer bestimmten Gruppe zeigen soll, über Bandentätowierungen, Traueramputationen,<br />

dem Buschenschmiss, der Fußverkrüppelung japanischer Geishas,<br />

dem Giraffenhals ostafrikanischer Frauen <strong>und</strong> der genitalen Beschneidung bis hin zu<br />

Strafamputationen sowie der finalen "Gestaltung" der menschlichen Physis durch<br />

Hinrichtungen <strong>und</strong>/oder in Kriegen. Der Begriff von der Gestaltung des menschlichen<br />

Körpers erscheint angesichts dieser Tragweite schnell ungenügend. Daher ist der<br />

Ausdruck <strong>Verstümmelung</strong> u.E. angebracht. Mit dem Ziel eine pragmatische Eingrenzung<br />

vorzunehmen ist dann eine <strong>Verstümmelung</strong> jede anthropogene, beabsichtigte,<br />

irreversible, sichtbare Veränderung am menschlichen Körper, die von wesentlicher<br />

Natur ist. Da <strong>Verstümmelung</strong>en meist zur Markierung <strong>und</strong> Verstärkung von sozialen<br />

Rollen erfolgen, ist die sexuelle <strong>Verstümmelung</strong> mit dem Ziel, die geschlechtsspezifischen<br />

Rollen zu festigen, weit verbreitet. Unter den sexuellen <strong>Verstümmelung</strong>en<br />

nehmen da<strong>bei</strong> wiederum die <strong>Verstümmelung</strong>en der Genitalien eine besondere Rolle<br />

ein. Selbst eine ausschließliche Betrachtung der <strong>Verstümmelung</strong> der Genitalien<br />

bringt noch eine erstaunliche Vielfalt zu Tage. Da wird geschlitzt, gelocht, amputiert,<br />

implantiert, gedehnt was die handwerkliche oder chirurgische Kunst hergibt. Jede<br />

Praxis ist mehr oder wenig streng in einen kulturell-religiösen Kontext eingebettet<br />

<strong>und</strong> hat seine spezifische Bedeutung. Z.B das längsseitige Öffnen der Harnröhre <strong>bei</strong><br />

männlichen Aborigines um die Vulva zu imitieren <strong>und</strong> adoleszente homosexuelle<br />

Praktiken zu ermöglichen. Oder das Implantieren von Perlen <strong>und</strong> Ringen in den Penisschaft<br />

um die Penetrationseigenschaften indischer Lustknaben zu manipulieren.<br />

Gemeinsam ist vielen dieser genitalen <strong>Verstümmelung</strong>en, dass sie im Rahmen eines<br />

Initiationsritus vollzogen werden. Dieses weist wiederum auf die Funktion der <strong>Verstümmelung</strong><br />

hin, dem nun sexuell (oder religiös) aktiven Initianten seine Rolle zu<br />

vergegenwärtigen. Zu den Initiationsverstümmelungen zählen auch die so genannten<br />

Beschneidungen <strong>bei</strong> <strong>Männern</strong> <strong>und</strong> <strong>bei</strong> Frauen in ihren verschiedenen Amputationstiefen.<br />

Auffällig ist die Analogie zwischen dem, was physisch entfernt <strong>und</strong> dem, was<br />

fast sozial konstruiert wird. So lässt sich die Vulva geometrisch als konkav charakterisieren<br />

während der Phallus eine konvexe Form darstellt. Die weibliche <strong>Verstümmelung</strong><br />

entfernt nun die verbliebenen konvexen Anatomien während <strong>bei</strong>m Mann die<br />

konkaven Reste entfernt werden. Es geht also um die Reinheit der physischen Form<br />

als sichtbarer Ausdruck der Eindeutigkeit des sozialen Geschlechts. Während dem<br />

Mann keine weibliche, die Eichel umhüllende Körperform zugestanden wird, da dies<br />

Schutzbedürftigkeit signalisiert, darf die Frau keine männlichen, exponierten Formen<br />

ihr Eigen nennen. Männer werden auf eine herausragende, sichtbare <strong>und</strong> unverletzbare<br />

Rolle fixiert, <strong>und</strong> diese Rolle wird durch die <strong>Verstümmelung</strong> körperlich sichtbar<br />

manifestiert. Frauen werden dazu reziprok auf ihre innengerichtete <strong>und</strong> passive Rolle<br />

reduziert. Die Analogie zwischen körperlicher Form <strong>und</strong> sozialer Rolle ist frappierend.<br />

Auffällig ist auch die Reduzierung der Empfindungsfähigkeit als Ausdruck der sozialen<br />

Abwertung der sexuellen Lust.<br />

Die Art <strong>und</strong> Weise wie die genitale <strong>Verstümmelung</strong> geschlechtliche Rollen markiert,<br />

festigt <strong>und</strong> mit anderen Konstruktionsmechanismen in Wechselwirkung tritt, ist wesentlich<br />

komplexer als sie hier beschrieben werden kann. Daher sollen einige Deutungsmuster<br />

der genitalen <strong>Verstümmelung</strong> von <strong>Männern</strong> zumindest aufgelistet werden:<br />

Der Schmerz <strong>und</strong> das Aushalten können von Schmerzen ist eine Fähigkeit die

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