FORTSCHRITTE IN DER HIRNFORSCHUNG - Dana Foundation
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Bewegungsstörungen wie die Parkinson-Krankheit auf der regelwidrigen<br />
Aktivität ganz bestimmter Hirnschaltkreise beruhen und dass eine<br />
Regulierung der Aktivität in diesen Schaltkreisen mittels gezielter chirurgischer<br />
Eingriffe an einzelnen Knotenpunkten die Symptome wirksam zu<br />
lindern vermag 1 .<br />
Der Impuls für das Wiederaufleben neurochirurgischer Therapien hat verschiedene<br />
Gründe: Bei vielen dieser chronischen neuropsychiatrischen<br />
Störungen lassen sich die Krankheitssymptome in fortgeschrittenen<br />
Stadien entweder nicht ausreichend bekämpfen oder aber es kommt zu<br />
unzumutbaren Nebenwirkungen; das öffentliche Bewusstsein für die Belas -<br />
tung, die solche Störungen für die Betroffenen und ihre Betreuungsper -<br />
sonen darstellen, ist gewachsen; und – dies gilt insbesondere für psychiatrische<br />
Erkrankungen – das Einholen von Einverständniserklärungen der<br />
Betroffenen sowie andere Massnahmen zum Schutze von Patientenrechten<br />
werden heute einheitlich gehandhabt.<br />
Die meisten heute gebräuchlichen funktionellen neurochirurgischen Verfahren<br />
sind auf bestimmte Hirnstrukturen, die so genannten Basalganglien<br />
gerichtet. Diese subkortikalen Hirnstrukturen gelten als Komponenten<br />
einer Familie von anatomisch unterschiedlichen Hirnschaltkreisen, die<br />
auch die Grosshirnrinde und den Thalamus einbeziehen. Diese Schaltkreise<br />
unterstützen Aspekte des motorischen Verhaltens (motorischer<br />
Schaltkreis), des kognitiven Verhaltens (assoziativer Schaltkreis) sowie<br />
von Emotion und Motivation (limbischer Schaltkreis).<br />
Allgemein ausgedrückt beruhen Bewegungsstörungen wie die Parkinson-<br />
Krankheit auf abnormen neuronalen Aktivitäten im motorischen Schaltkreis;<br />
Regelwidrigkeiten in limbischen oder assoziativen Schaltkreisen<br />
verursachen dagegen Symptome und Merkmale von neuropsychiatrischen<br />
Erkrankungen. Daher richten sich Operationen bei Personen mit<br />
Bewegungsstörungen auf Ziele im motorischen Schaltkreis und Eingriffe<br />
bei neuropsychiatrischen Erkrankungen auf den limbischen oder assozia -<br />
tiven Schaltkreis.<br />
Unter den chirurgischen Ansätzen der neuen Generation zeichnet sich die<br />
tiefe Hirnstimulation (THS) dadurch aus, dass sie die Aktivität in bestimmten<br />
Schaltkreisen verändert. Im Zusammenhang mit Bewegungsstörungen<br />
wurde THS erstmals Ende der 1970er Jahre zur Behandlung des Tremors<br />
untersucht; im Laufe der Zeit gelang es, besser geeignete Zielpunkte zu