FORTSCHRITTE IN DER HIRNFORSCHUNG - Dana Foundation
FORTSCHRITTE IN DER HIRNFORSCHUNG - Dana Foundation
FORTSCHRITTE IN DER HIRNFORSCHUNG - Dana Foundation
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
identifizieren und THS erwies sich auch bei der Parkinson-Krankheit und<br />
anderen Bewegungsstörungen als äusserst wirksam. Anders als beim Setzen<br />
von Läsionen, welche irreversible Auswirkungen haben, wird das<br />
Gehirn durch THS nicht dauerhaft verändert, sondern durch die lokale<br />
Applikation von elektrischem Strom in einer Weise modifiziert, die verändert<br />
und sogar rückgängig gemacht werden kann.<br />
Im Verlauf einer THS-Operation implantiert man stimulierende Elektroden<br />
mit vier verschiedenen Anschlüssen in ganz bestimmte Hirnregionen und<br />
– ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher – einen programmierbaren<br />
Impulsgeber direkt unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut. Der<br />
Impulsgeber kann so programmiert werden, dass er die anvisierte Hirn -<br />
region ununterbrochen mit einer optimalen Frequenz, Amplitude und<br />
Impulsdauer stimuliert. Dass diese Stimulation reversibel ist und angepasst<br />
werden kann, gehört zu den grossen Vorzügen der THS; zudem richtet<br />
sie sich direkt auf die relevanten Ziele und führt daher zu weniger<br />
unerwünschten Nebenwirkungen als auf das gesamte Gehirn wirkende<br />
Medikamente.<br />
Tiefe Hirnstimulation hat für Personen, die von einer fortgeschrittenen<br />
Bewegungsstörung oder anderen Krankheiten betroffen sind, bemerkenswerte<br />
Vorteile, doch bleibt unklar, worauf ihre Wirkung letztlich beruht.<br />
Zuerst hatte man angenommen, sie ahme einfach die Wirkungen von<br />
Läsionen nach, doch deuten neuere Untersuchungen der Hirnaktivität bei<br />
Tieren und Menschen darauf hin, dass THS Axone aktiviert, die vom stimulierten<br />
Bereich des Zellkerns weg- oder zu ihm hinführen, und auf diese<br />
Weise Aktivitätsmuster in den mit der stimulierten Hirnregion verbundenen<br />
Netzwerken verändert.<br />
Bewegungsstörungen<br />
Am häufigsten wird tiefe Hirnstimulation bei Personen im fortgeschrittenen<br />
Stadium der Parkinson-Krankheit (einer progredienten Erkrankung<br />
mit typischer Verlangsamung der Bewegungen sowie Tremor und Muskelstarre)<br />
eingesetzt. Die Symptome beruhen auf einer Einbusse des Neurotransmitters<br />
Dopamin in den Basalganglien, was die neuronale Aktivität im<br />
gesamten motorischen Schaltkreis beeinflusst.<br />
Frühe Stadien der Parkinson-Krankheit sind einer medikamentösen Behandlung<br />
zugänglich; in späteren Krankheitsstadien ist sie dadurch begrenzt,<br />
dass dann häufig arzneimittelinduzierte unwillkürliche Bewegungen, so 19<br />
Die wachsenden Möglichkeiten der tiefen Hirnstimulation