FORTSCHRITTE IN DER HIRNFORSCHUNG - Dana Foundation
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besteht. Das Immunsystem könnte sich auch als wichtig erweisen für ein<br />
besseres Verständnis gewisser chronischer Schmerzerkrankungen.<br />
Die zu chronischen Schmerzzuständen führenden Mechanismen sind<br />
geheimnisvoll; möglicherweise gehören zu den Ursachen auch Fehlanpassungen<br />
auf eine Verletzung, welche nicht unmittelbar auf das Ereignis folgen.<br />
Da starker chronischer Schmerz eine massive Beeinträchtigung darstellt<br />
und oft nur schwer wirksam behandelt werden kann, sind neue<br />
Erkenntnisse über den Aufbau und die Tätigkeit von Schmerzbahnen<br />
nötig und neue Behandlungsmethoden besonders willkommen. Dabei<br />
geht es vor allem um die Suche nach Alternativen zur langfristigen Verwendung<br />
von opiathaltigen Medikamenten, die zu Abhängigkeit führen<br />
können. Zu den besonders viel versprechenden, neuen, intensiv erforschten<br />
Behandlungsformen gehört die Neurostimulation, bei der Elektroden<br />
entweder in der Nähe des Rückenmarks oder peripher implantiert werden.<br />
Mit dieser Methode sollen Schmerzsignale durch eine direkte Stimulation<br />
blockiert werden, bevor sie das Gehirn erreichen. In anderen Bereichen<br />
lassen faszinierende Studien erkennen, auf welche Weise das Gehirn<br />
als Reaktion auf eine Infektion Fieber erzeugt 3 ; auch diese Einsichten verdanken<br />
wir unserem neuen Verständnis der Signalübertragung zwischen<br />
Zellen und der Möglichkeit, sie in Tiermodellen genetisch zu verändern.<br />
Leider werden schwere psychiatrische Krankheiten wie Schizophrenie,<br />
Depression und Sucht in vielen Fällen erst erkannt, wenn die davon betroffenen<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Lage sein sollten, als<br />
kreative und selbständige Personen ihren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.<br />
Im Jahr 2007 hat die Forschung zu einem Paradigmenwechsel bei der<br />
Beurteilung dieser Krankheiten beigetragen.<br />
Lange Zeit hatte sich die Wissenschaft darauf konzentriert, einzelne biochemische<br />
und molekulare Ursachen zu suchen. Heute erkennen wir, dass<br />
Störungen des Denkens und des Gemüts auf fehlerhaften Verbindungen<br />
in Hirnschaltkreisen beruhen können, obwohl möglicherweise jede einzelne<br />
Nervenzelle richtig funktioniert. Neue bildgebende Verfahren und<br />
Genmanipulationen lassen jene Gene leichter erkennen, die für den<br />
Aufbau und die Funktion der Schaltkreise unter unterschiedlichen<br />
Umweltbedingungen verantwortlich sind. Darüber hinaus dürfte der Paradigmenwechsel<br />
zu neuen Behandlungsformen von Störungen beitragen.<br />
Es ist zu erwarten, dass wir auch Denkstörungen bei degenerativen<br />
Erkrankungen des Nervensystems, etwa der Alzheimer-Krankheit, besser