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NKW-MARKT AUSTRIA
IN SCHIEFLAGE
Die EU will Europas Straßen sicherer machen und die Unfallzahlen
senken. Die Lkw- und Bus-Fahrer müssen ran: Bis Oktober
2014 müssen sie zusätzliche C95- beziehungsweise D95-Kurse
besuchen. In Österreich läuft bisher allerdings vieles schief.
Weitere Berichte zum Thema Transporter
und Nutzfahrzeuge lesen Sie unter:
www.nkwpartner.de/news
50 2-2012
VON LUTZ LISCHKA
„Trotz Weisung des Verkehrsministeriums,
dass die Weiterbildung
Praxis enthalten soll, kommt es
vor, dass sie lediglich als Theoriekurs
angeboten wird und demnach
als absolviert gilt“, übt Gerhard
Blümel, Leiter der Berufsfahrer-
Akademie des ÖAMTC, Kritik an
der Praxis der C95-Weiterbildung.
„Das heißt, die Fahrer bekommen
die Bereiche Fahrtechnik, Spritsparen,
und Ladungssicherung
nur im Hörsaal serviert, ohne ein
Training oder einen Handgriff im
Freien machen zu müssen“, kritisiert
Blümel weiter.
MEHR PRAXISANTEILE
Von manchen Anbietern zwischen
Neusiedler- und Bodensee werden
die vorgeschriebenen 35 Stunden
Weiterbildung sogar in einem
Aufwasch, das heißt, an einem
Wochenende durchgepaukt. „Die
Weiterbildung sollte indes viele
Praxisteile enthalten, die den An-
forderungen des Fahrers gerecht
werden“, fordert Blümel. „Derzeit
kann es vorkommen, dass sich der
Fahrer eines Tankwagens stundenlang
anhören muss, wie man
Pakete sichert“, so der Experte.
ZÖGERLICHE AKZEPTANZ
Kein Wunder also, dass die rotweißroten
Fuhrparkhalter der
Aufforderung, ihre von Jahrzehnte
langem Kilometerfressen gestählten
Routiniers in die C95-Schule
zu schicken, nur sehr zögerlich
nachkommen. „Ein Fahrer auf der
Autobahn bringt mehr als einer an
der Schulbank“, ist das allgemeine
Verständnis.
Darüber hinaus wird in manchen
Fällen sogar an der Kompetenz
der C95- oder D95-Trainer an
sich gezweifelt. „Es gibt kaum definierte
Qualitätskriterien für die
Trainer“, kritisiert ÖAMTC-Mann
Gerhard Blümel. „Wenn sie einmal
Fahrschullehrer sind, brauchen sie
sich in manchen österreichischen
Bundesländern selbst keiner Aus-
Alles Übungssache. Auf Landstraßen und
Autobahnen brandgefährlich, innerhalb der
Ausbildungskurse nur von wenigen Anbietern
praktiziert: Das unfallträchtige Fahren mit
einem halb gefüllten Tankwagen in Kurven.
(Fotos: ÖAMTC)
„Die Weiterbildung sollte viel mehr Praxisteile
enthalten, die den Anforderungen des Fahrers
gerecht werden“, fordert Gerhard Blümel,
Leiter der Berufsfahrer-Akademie des ÖAMTC.
bildung mehr zu stellen“, berichtet
der Experte des ÖAMTC.
SCHNELL HANDELN
Die Zeit drängt: In Österreich gibt
es schätzungsweise rund 75.000
Berufskraftfahrer. Wenn alle Lkw-
und Busfahrer, die zur Fortbildung
müssen, auf den letzten Augenblick,
sprich: September 2014,
mit dem Weiterbildungskurs warten,
wird es zweifellos zu einem
Engpass kommen, befürchtet Blümel.
Er fordert die Fuhrparkhalter
und Spediteure auf, ihre Fahrer
schon jetzt zur Weiterbildung zu
schicken, auch wenn es pro Fahrer
mehrere hundert Euro kostet.
Mit dabei in einem solchen
Unterricht ist dem ÖAMTC-Experten
zufolge auch das von der
EU vorgeschriebene spritsparende
Fahren. „Allein schon durch das
Eco-Training erspart sich der
Fuhrparkhalter in kürzester Zeit
die Kosten für den Kurs“, resümiert
Blümel. ◀
www.oeamtc.at