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Download PDF - Pastoral für Menschen mit Behinderung

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Wahlfreiheit<br />

Selbstbestimmung und Wahlfreiheit hängen eng <strong>mit</strong>einander<br />

zusammen. Wenn es <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> bestimmten<br />

<strong>Behinderung</strong>en nur eine sehr begrenzte Auswahl an<br />

Wohnmöglichkeiten, Arbeitsmöglichkeiten, Beziehungs -<br />

möglichkeiten, barrierefreien Praxen etc. gibt, sind ein<br />

selbstbestimmtes Leben und eine gleichberechtigte<br />

Teilhabe schlicht nicht möglich. Für <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Behinderung</strong> muss es in allen Lebensbereichen – wie <strong>für</strong><br />

<strong>Menschen</strong> ohne <strong>Behinderung</strong> auch – entsprechende<br />

Wahlmöglich keiten geben.<br />

Gleichberechtigte Teilhabe<br />

Gleichberechtigte Teilhabe wird oft <strong>für</strong> die Bereiche der<br />

Erwerbsarbeit, der Schule und Ausbildung oder den öffentlichen<br />

Personennahverkehr diskutiert. Auch bei kulturellen<br />

Veranstaltungen werden Barrierefreiheit und<br />

Teilhabe möglichkeit inzwischen zumindest in Teilen<br />

berücksichtigt. Andere Lebensbereiche bleiben dagegen<br />

in der Diskussion um eine gleichberechtigte Teilhabe bislang<br />

weitestgehend ausgespart. Dies ist zum Beispiel der<br />

Bereich des Breitensports, der gesundheitsbezogenen<br />

Leistungen (Ernährungsberatung etc.), des ehrenamtlichen<br />

Engagements oder der Teilhabe am politischen<br />

(z. B. Wahlen) oder öffentlichen Leben. Die Möglichkeit<br />

der gleichberechtigten Teilhabe muss daher <strong>für</strong> alle<br />

Bereiche des Lebens geprüft und umgesetzt werden.<br />

Schutz<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en haben ebenso wie nichtbehinderte<br />

<strong>Menschen</strong> einen Anspruch auf Schutz vor<br />

Gewalt sowie auf Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte. Der<br />

Missbrauch an Jugendlichen in Einrichtungen ist derzeit in<br />

den Medien allgegenwärtig. Doch obwohl auf das<br />

Problem der sexualisierten Gewalt insbesondere an<br />

Mädchen und Frauen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en in Einrichtungen<br />

seit Jahrzehnten hingewiesen wird, bewegt sich hier bislang<br />

nur langsam etwas. Aufklärung sowie Präventionsund<br />

Interventionsprogramme sind dringend erforderlich.<br />

Bei einer institutionellen Unterbringung kann es auch<br />

leichter geschehen, dass die Persönlichkeitsrechte, zum<br />

Beispiel die Privatsphäre, nicht ausreichend gewahrt werden.<br />

Zimmer werden ohne Nachfrage betreten, Dinge<br />

werden verändert und dergleichen mehr. Oftmals besteht<br />

dabei nicht einmal ein Unrechtbewusstsein, da es zum<br />

Alltag, zur „Routine“ in der Einrichtung gehört. Doch die<br />

Achtung der Würde und der Privatsphäre ist ebenso ein<br />

<strong>Menschen</strong>recht und muss gewährleistet werden.<br />

Unterstützung<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en brauchen unter<br />

Umständen Unterstützung, um an allen Bereichen des<br />

Lebens gleichberechtigt teilhaben zu können. Für den<br />

Bereich der Erwerbsarbeit gibt es die Möglichkeit der<br />

Arbeitsassistenz. Auch das Persönliche Budget ist ein<br />

wichtiger Schritt in diese Richtung. Es bedarf jedoch wei-<br />

<strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Themenschwerpunkt: <strong>Behinderung</strong> und UN-Konvention _ 17<br />

terer Überlegungen, wie z. B. bestehende Strukturen besser<br />

im Sinne der Unterstützung (statt der Bevormundung)<br />

eingesetzt werden können und wo weitere Unter -<br />

stützungs angebote, z. B. in Form von entsprechenden<br />

Diensten, geschaffen werden müssen.<br />

In New York sprang der Funke über …<br />

Die Gewährleistung der allgemein gültigen <strong>Menschen</strong> -<br />

rechte ist eine einfache, sicherlich nicht überzogene<br />

Forderung. Und sie ist dennoch schwer umzusetzen, je<br />

stärker eine Beeinträchtigung ist, je klammer die Kassen<br />

sind, je etablierter die bestehenden Strukturen sowie gängigen<br />

Vorstellungen sind … Auch kann es gerade <strong>für</strong><br />

Fachkräfte schwer sein, zuzuschauen, wenn <strong>Menschen</strong><br />

<strong>mit</strong> Unterstützungsbedarf sich ungesund ernähren, sich<br />

unvernünftig verhalten oder schlicht völlig andere<br />

Vorstellungen vom Leben haben als sie selbst.<br />

Zu Beginn der Verhandlungen um die Konvention<br />

gab es bei vielen zum Teil große Vorbehalte gegen diese<br />

Konvention – <strong>mit</strong> den Argumenten, dass diese gleichberechtigte<br />

Teilhabe aus den unterschiedlichsten Gründen<br />

nicht machbar sei. Doch es gab auch <strong>Menschen</strong>, die überzeugt<br />

waren, dass die universellen <strong>Menschen</strong>rechte auch<br />

<strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> umgesetzt werden müssen.<br />

Und der Funke sprang über. Sicherlich nicht zuletzt,<br />

weil <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en in New York die<br />

Möglichkeit hatten, in direktem Kontakt <strong>mit</strong> den Staaten -<br />

delegierten Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />

Nun hoffe ich, dass der Funke auch hier überspringt<br />

– <strong>für</strong> die Schaffung einer Gesellschaft, in der die unterschiedlichsten<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> und ohne <strong>Behinderung</strong> in allen<br />

Bereichen des Lebens <strong>mit</strong>einander gleichberechtigt<br />

teilhaben können.<br />

Kontakt: Brigitte.Faber@Weibernetz.de<br />

*Brigitte Faber ist Projektkoordinatorin beim Weibernetz<br />

e.V.<br />

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