Download PDF - Pastoral für Menschen mit Behinderung
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Frauen seit über 100 Jahren vielfältig auf ihrem<br />
Bildungsweg. Das Mentoring-Pilotprogramm hat er 2008<br />
<strong>mit</strong> Unterstützung der Conterganstiftung <strong>für</strong> behinderte<br />
<strong>Menschen</strong> ins Leben gerufen – unter dem Motto „Türen<br />
öffnen – Wege ebnen“. Es richtet sich an Studentinnen aller<br />
Semester und Fachrichtungen und gliedert sich in drei<br />
unabhängige, einjährige Mentoringphasen <strong>für</strong> jeweils 20<br />
Tandems. Das Programm nimmt die Stärken von<br />
Studierenden <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> in den Blick. Es zielt darauf,<br />
sie in ihren Potenzialen zu fördern und den öffentlichen<br />
Blick <strong>für</strong> die Leistungen von Akademiker/innen <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong> zu schärfen.<br />
„Mentoring ermöglicht, Vertrauen aufzubauen und Themen anzusprechen, die in<br />
einer Beratung nicht zur Sprache kommen würden“, sagt Katrin Eisenhofer (rechts) über<br />
ihre Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Dr. Birgit Imbusch (links). (Foto: Hildegardis-Verein)<br />
Das Allerwichtigste ist die Ermutigung<br />
„Als ältester Verein zur ideellen und finanziellen Förderung<br />
von Frauenbildung in Deutschland schauen wir immer,<br />
welche Frauen besonderer Förderung bedürfen“, erklärt<br />
die Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Gisela Muschiol.<br />
„Junge Frauen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> vermissen an den<br />
Hochschulen häufig eine persönliche Ansprechperson.<br />
Ihnen fehlen oft informelle Kontakte und Erfahrungen im<br />
Berufsalltag, da sie aus Zeitgründen deutlich seltener<br />
Nebenjobs annehmen können als ihre Kommilitoninnen<br />
ohne <strong>Behinderung</strong>. Das Allerwichtigste ist die Ermutigung.<br />
Das hat uns eine Studie gezeigt, <strong>mit</strong> der wir den<br />
Förderbedarf von Studentinnen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> erhoben<br />
haben.“<br />
Eine solche Ermutigung ermöglicht der Hildegardis-<br />
Verein durch das Instrument Mentoring. Jede Studentin<br />
<strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Aus Kirche und Gesellschaft _ 37<br />
(Mentee), die der Verein in das Programm aufnimmt, wird<br />
ein Jahr lang individuell von einer Mentorin oder einem<br />
Mentor beraten. Die Mentor/innen sind berufserfahrene<br />
Akademiker/innen aus allen geistes-, natur- und sozialwissenschaftlichen<br />
Disziplinen. Die meisten von ihnen leben<br />
selbst <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong>.<br />
Für die passgenaue Zusammenstellung der Tan -<br />
dems er<strong>mit</strong>telt der Hildegardis-Verein durch einen<br />
Fragebogen die Bedürfnisse der jeweiligen Studentin. „Wir<br />
möchten den Frauen genau dort Türen öffnen und Wege<br />
ebnen, wo sie es benötigen – <strong>für</strong> die eine ist das die<br />
Einführung in berufliche Netzwerke und weitere Schritte<br />
bei der Karriereplanung, <strong>für</strong> die andere<br />
steht eine praktische Beratung<br />
in Fragen des Studiums oder des<br />
Alltags im Mittelpunkt, wieder andere<br />
beschäftigen sich <strong>mit</strong><br />
Identitätsfragen als Frau <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong>“, erläutert Gisela<br />
Muschiol.<br />
Jedes Tandem verantwortet<br />
die Gestaltung seiner Beziehung<br />
selbst. Ergänzt wird ihre Arbeit<br />
durch drei gemeinsame Seminare<br />
aller Tandems, in denen Themen<br />
wie „Selbstbewusstsein <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong>“ oder „Bewerbung<br />
und Berufseinstieg“ zur Sprache<br />
kommen. Diese Seminare, darin<br />
waren sich die Teilnehmenden<br />
der ersten Mentoringrunde bei<br />
ihrer gemeinsamen Abschlussveranstaltung<br />
im Dezember 2009<br />
einig, seien immer etwas ganz<br />
Besonderes gewesen, geprägt<br />
durch eine wertschätzende, offene<br />
und vertrauensvolle Atmosphäre,<br />
die selten sei.<br />
„Mein Mentor hat mir geholfen,<br />
mir meine Stärken bewusst zu<br />
machen“, berichtete eine Mentee stellvertretend <strong>für</strong> viele<br />
bei der gemeinsamen Rückschau. Nahezu alle erklärten,<br />
sie fühlten sich durch das zurückliegende Jahr „fachlich<br />
und persönlich gestärkt“. Einige hatten wichtige fachliche<br />
Kontakte erhalten, andere konnten sich durch die positiven<br />
Rückmeldungen ihres Mentors von lang gehegten<br />
Selbstzweifeln befreien oder hatten gelernt, klar zum<br />
Ausdruck zu bringen, welche Kommunikations<strong>mit</strong>tel sie<br />
<strong>für</strong> optimales Lernen und Arbeiten benötigen. Eine<br />
Mentee schaffte in dem Mentoringjahr den Berufseinstieg,<br />
eine andere erhielt ein Angebot <strong>für</strong> eine Buchpublikation.<br />
Auch die Mentor/innen fühlten sich durch den Austausch<br />
<strong>mit</strong> den jungen Frauen bereichert. „Mentoring ermöglicht<br />
einen intensiven Austausch und schafft so einen<br />
Erfahrungshorizont, den es sonst nicht gibt“, würdigte Dr.<br />
Birgit Imbusch.