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Download PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 3/2003<br />

6<br />

T ITELTHEMA<br />

fen nur richtig ab, wenn <strong>der</strong> Organismus<br />

dem Einfluss des natürlichen<br />

Lichts ausgesetzt ist.<br />

Zur Gebärmaschine<br />

degradiert<br />

Nicht besser als den Mastschweinen<br />

geht es den Zuchtsauen. Schon die<br />

Paarung zwischen Eber und Sau ist weit<br />

von den Bedürfnissen <strong>der</strong> Schweine<br />

entfernt. In den meisten Betrieben werden<br />

die Sauen künstlich besamt. Der<br />

Samen stammt von Ebern, die sich als<br />

beson<strong>der</strong>s leistungsfähig erwiesen haben.<br />

Nach erfolgreicher Belegung werden<br />

die Sauen für ca. 10 bis 12 Wochen<br />

in den so genannten Wartestall<br />

umgestallt. Während dieser Zeit sollen<br />

die Föten möglichst ungestört heranreifen.<br />

Von <strong>der</strong> Gruppenhaltung mit<br />

Einstreu bis zur Einzelhaltung auf Spaltenböden<br />

werden alle Haltungsformen<br />

praktiziert.<br />

Kurz bevor die Ferkel geboren werden,<br />

wird die Sau in den Abferkelstall gebracht.<br />

Dieser so genannte Kastenstand<br />

ist eine das Tier völlig umgebende<br />

Gitterumgrenzung und soll verhin<strong>der</strong>n,<br />

dass beim plötzlichen Hinlegen<br />

<strong>der</strong> Sau, Ferkelchen erdrückt o<strong>der</strong><br />

von dem gestressten Muttertier gefressen<br />

werden. Dieser Kastenstand, in<br />

dem die Sau we<strong>der</strong> laufen noch sich<br />

umdrehen o<strong>der</strong> ungehin<strong>der</strong>t hinlegen<br />

kann, ist <strong>der</strong> Lebensraum für mindestens<br />

4 Wochen. Arteigene Verhaltensweisen<br />

wie das Nestbauverhalten ist<br />

den Muttersauen unter diesen Bedin-<br />

gungen nicht möglich.<br />

Die Lebenserwartung <strong>der</strong> Zuchtsauen<br />

ist mit ca. 2,5 Jahren entsprechend<br />

kurz. Bringt die Sau keine ausreichend<br />

großen Würfe zur Welt, wird sie nicht<br />

schnell genug wie<strong>der</strong> trächtig o<strong>der</strong><br />

zeigt sie Anzeichen von Gesäuge- o<strong>der</strong><br />

Gebärmutterentzündungen, wird sie<br />

als unrentabel ausgemustert und "verwurstet".<br />

Das Tier ist eben nur ein Produktions<strong>gegen</strong>stand,<br />

<strong>der</strong> sich rentieren<br />

muss.<br />

Schweinehaltung im<br />

rechtsfreien Raum<br />

Unter welchen Bedingungen landwirtschaftliche<br />

<strong>Tiere</strong> in Deutschland gehalten<br />

werden dürfen, wird über entsprechende<br />

Verordnungen geregelt. Für<br />

Schweine gibt es jedoch <strong>der</strong>zeit keine<br />

gültige Rechtsverordnung. Hilfsweise<br />

haben einige <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong> eigene Bestimmungen<br />

zur Haltung von Mastschweinen<br />

und Sauen erlassen. Seit<br />

Juni 2001 ist die <strong>Bund</strong>esrepublik<br />

Deutschland aufgefor<strong>der</strong>t, die EU-<br />

Richtlinien in deutsches Recht umzusetzen.<br />

Im Frühjahr dieses Jahres hat das<br />

zuständige <strong>Bund</strong>esministerium für Verbraucherschutz,<br />

Ernährung und Landwirtschaft<br />

einen Verordnungsentwurf<br />

vorgelegt, <strong>der</strong> weit hinter den Erwartungen<br />

an eine tiergerechte Schweinehaltung<br />

zurück bleibt. Nur in wenigen<br />

Punkten geht das Papier über die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> EU-Richtlinie hinaus,<br />

in weiten Bereichen legalisiert <strong>der</strong> Entwurf<br />

die tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen<br />

bei den Schweinen.<br />

Deutschland scheint seine Vorreiterrolle<br />

im Tierschutz aufgeben zu wollen<br />

und droht ins europäische Mittelmaß<br />

zurückzufallen. Län<strong>der</strong> wie Großbritannien,<br />

Skandinavien und die Nie<strong>der</strong>lande<br />

haben bei <strong>der</strong> nationalen Umsetzung<br />

<strong>der</strong> EU-Vorschriften deutlich<br />

mehr Courage gezeigt und wesentlich<br />

tierfreundlichere Regelungen eingeführt.<br />

<strong>Bund</strong>esweite Protestaktion<br />

des “Bündnis<br />

Tierschutz”<br />

Der vorgelegte Verordnungsentwurf<br />

wird nun in den zuständigen Gremien<br />

beraten. Die Verabschiedung durch<br />

den <strong>Bund</strong>esrat ist für Herbst 2003 vorgesehen.<br />

Der bmt wird gemeinsam mit<br />

den Partnern des “Bündnis Tierschutz”<br />

(Deutscher Tierschutzbund, <strong>Bund</strong>esverband<br />

Tierschutz) einen heißen<br />

Herbst einläuten. Mit zahlreichen Aktionen<br />

werden wir bundesweit für bessere<br />

Lebensbedingungen <strong>der</strong> Schweine<br />

kämpfen. Die zentrale Auftaktveranstaltung<br />

wird am 12. September 2003<br />

in München auf dem Marienplatz stattfinden.<br />

Wir bitten an dieser Stelle möglichst<br />

viele Tierfreunde, an diesem Tag<br />

mit uns Flagge für die Schweine zu zeigen<br />

und durch ihre Teilnahme unsere<br />

For<strong>der</strong>ungen zu unterstützen:<br />

Um den Schweinen ein Stück Leben zu bewahren, müssen ihre viel zu kleinen<br />

Boxen vergrößert und in Liege-, Aktivitäts- und Kotbereiche aufgeteilt werden<br />

Im Ruhebereich dürfen keine Spaltenböden vorhanden sein. Der Liegebereich<br />

muss durch eine Wand o<strong>der</strong> durch einen Höhenunterschied vom Kotbereich<br />

getrennt und mit Einstreu versehen werden<br />

Der Kastenstand muss sowohl für tragende als auch für säugende Sauen<br />

generell verboten werden<br />

Den Schweinen muss geeignetes Material in Form von Rohfaser zur Verfügung<br />

gestellt werden, damit sie sich ausreichend beschäftigen können<br />

Schweine sind tagaktive <strong>Tiere</strong> und sollten daher in Ställen untergebracht<br />

werden, die mit natürlichem Tageslicht beleuchtet werden<br />

Schweine bedürfen eines optimalen Stallklimas. Zusätzlich sollten Schweine-<br />

duschen für eine mögliche Abkühlung sorgen<br />

Die betäubungslose Kastration und das Abkneifen <strong>der</strong> Ringelschwänze ohne<br />

Betäubung muss unverzüglich verboten werden.<br />

Text: Dr. Jörg Styrie, Fotos : A. Farkas

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