Gemeindebrief - Chiesa Evangelica Luterana in Italia

Natürlich hofft man als hauptamtlicher Mitarbeiter, dass sich immer
neue und mehr Menschen von unseren vielfältigen Angeboten und
Einladungen ansprechen lassen. Aber die Realität zeigt, dass die
Anpassung an die örtliche Situation, die Verpflichtungen in den
Familien und die aktuell schwierigen Lebensbedingungen hier im
Süden dafür nur wenig Raum lassen.
Dass die drei Jahre in Palermo - trotz traumhaft schöner äußerer
Bedingungen - für mich selbst keine goldenen Jahre waren, liegt an
der Mentalität der Stadt, deren egozentrische Grund-Ausrichtung ich
nur schwer ertragen konnte. Die Menschen, wenn man ihnen als
Individuen begegnet, sind durchweg hilfreich und zuvorkommend.
Aber für das Umfeld, schon für die Straße vor ihrem Haus, scheinen
sie keinen Blick, kein Interesse mehr zu haben, und schon gar keinen
Einsatz. Dass an meinem Privatwagen die Scheibe eingeschlagen
wurde, mein Motorroller und der Dienst-PKW geklaut wurden, fällt
dabei gar nicht mehr so sehr ins Gewicht.
Diese drei intensiven, lehrreichen Jahre waren aber ihren Einsatz wert
und schön. Denn ich habe viel sehen dürfen von der Kultur der Insel,
habe viel lernen können von einer offenen und - ganz anders wie zu
Hause - gelebten Ökumene, und durfte mit so vielen interessierten,
liebenswerten Menschen zusammenarbeiten, die das Gespräch
gesucht haben, das Miteinander wirklich gelebt haben und – auch das
ist schön festzustellen – für dieses Angebot dankbar waren.
Die Zusammenarbeit auf Kollegenebene funktionierte sehr ermutigend
und das halbe Jahre der Verantwortung für ganz Sizilien liest sich in
meiner Biografie mindestens so toll, wie das Jahr in Venedig oder die
beiden Stationen in Südtirol.
Meine Frau und ich durften diese sizilianischen Jahre zu einem
wichtigen Teil unseres Lebens werden lassen.
Und so summen wir nun leise vor uns hin „Sag zum Abschied leise
Servus“ und sagen
Danke.
Pfarrer i.R. Georg Welker, Palermo
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