Nr. 36, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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ELTERNARBEIT<br />
erfahren, einige erhielten die Mitteilung<br />
jedoch erst nach zehn Tagen oder nach<br />
zwei bis drei Wochen. Eine Mutter bekam<br />
fünf Wochen nach der Geburt telefonisch<br />
die Mitteilung, dass auf Grund<br />
einer Chromosomenuntersuchung sich<br />
ergeben hätte, dass bei ihrem Kind ein<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> vorliegt. Die Eltern hatten<br />
zuvor keinen entsprechenden Hinweis<br />
auf einen solchen Verdacht erhalten.<br />
Dieses Kind wurde 1998 geboren!<br />
Verbesserte Erstinformation<br />
Insgesamt kann festgestellt werden,<br />
dass in den letzten Jahren eine zunehmend<br />
bessere Information der Eltern erfolgt<br />
und dass problematische Erfahrungen<br />
erheblich abgenommen haben.<br />
Während noch Anfang der neunziger<br />
Jahre die erfolgten Erstinformationen<br />
überwiegend als schlecht bezeichnet<br />
wurden, bewerteten in den letzten beiden<br />
Jahren mehr als die Hälfte der Eltern<br />
die erhaltene Diagnosemitteilung<br />
mit gut und nur noch ein Drittel mit unzureichend<br />
und problematisch. Möglicherweise<br />
sind darin bereits Ergebnisse<br />
eines verbesserten Informationsangebotes<br />
zu sehen (Info-Broschüren von<br />
Selbsthilfegruppen). Eltern, die aus eigener<br />
Betroffenheit sich aufgefordert<br />
fühlen, anderen Eltern den Beginn des<br />
Zusammenlebens mit ihrem behinderten<br />
Kind zu erleichtern, haben selbst<br />
auch einen wesentlichen Schritt in der<br />
Annahme ihrer besonderen Situation<br />
geschafft. Das vermitteln die verschiedenen<br />
vorliegenden Texte sehr deutlich:<br />
„Wir wissen, ein behindertes Kind anzunehmen<br />
ist schmerzhaft, doch lassen<br />
Sie sich versichern, die meisten Eltern<br />
schaffen es! Wir möchten … Ihnen über<br />
die Unsicherheit der ersten Zeit hinweghelfen<br />
und Ihnen eine Orientierung<br />
geben … Außerdem wollen wir Ihnen<br />
Mut machen, sich auf Ihr besonderes<br />
Kind einzulassen ... Sie werden durch<br />
dieses Kind sehr bereichert, mehr als<br />
Sie sich jetzt vorstellen können“ (Bundesvereinigung<br />
Lebenshilfe 1998, 2).<br />
Es bleibt zu hoffen, dass Aufklärungsarbeit<br />
und das Engagement betroffener<br />
Eltern dazu führen, dass die<br />
Fachleute zunehmend in der Lage sind,<br />
die schwierige Diagnosemitteilung angemessener<br />
zu gestalten und geeignetes<br />
Bild- und Textmaterial für die Eltern zu<br />
benutzen.<br />
26 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>, Jan. 2001<br />
Für Eltern, die schon vor der Geburt<br />
vom <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> ihres Kindes erfahren<br />
haben, ist die Auseinandersetzung<br />
mit dieser Mitteilung besonders<br />
schwierig. Selbst wenn es ihnen gelingt,<br />
einen positiven Bezug zum Kind zu erhalten<br />
und die Schwangerschaft auszutragen,<br />
sind die erlebten emotionalen<br />
Belastungen und empfundenen sozialen<br />
Erwartungszwänge oft schwer aushaltbar.<br />
Das erwartete Kind wird zu einem<br />
Mängelwesen und die Unsicherheit über<br />
die möglichen Ausprägungen der Behinderung<br />
kann zusätzliche erhebliche<br />
Ängste verursachen. Erst nach der Geburt<br />
haben die Eltern dann die Möglichkeit,<br />
zu ihrem Kind wie es wirklich ist eine<br />
Beziehung aufzunehmen.<br />
Diese Problematik, dass Eltern auf<br />
Grund von vorgeburtlicher Diagnostik<br />
erfahren haben, ein Kind mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> zu bekommen, zeigt sich in<br />
den Seminaren erst in den letzten Jahren<br />
zunehmend. So wurde von Eltern<br />
berichtet, dass z.B. bei einem Tripple-<br />
Test sich ein auffälliger Wert ergab, der<br />
dann zumeist durch eine ergänzende<br />
Amniozentese abgeklärt wurde. Auch<br />
auf Grund eines Herzfehlers, der besonders<br />
typisch bei Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
ist, wurde eine Trisomie vermutet<br />
und dann durch Amniozentese bestätigt.<br />
In gleicher Weise wurde nach<br />
Familienseminar in Sonnenberg:<br />
Eltern und Kinder machen Musik<br />
mit den Ulwila-Instrumenten<br />
der Feststellung eines Nackenödems bei<br />
einer Ultraschalluntersuchung oder einer<br />
typischen Magen-Darm-Anomalie<br />
eine abklärende Diagnose mittels Amniozentese<br />
durchgeführt. Bezogen auf<br />
die Gesamtgruppe der an den Seminaren<br />
teilnehmenden Eltern ergibt sich in<br />
den letzten Jahren, dass etwa zwei Prozent<br />
die Diagnose <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> bereits<br />
vor der Geburt kannten. Daraus<br />
können jedoch keine allgemein gültigen<br />
Tendenzen über die Akzeptanz einer<br />
Schwangerschaft mit einem Kind, das<br />
das <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hat, abgeleitet werden,<br />
weil keine Vergleichsdaten vorliegen<br />
und zudem die Eltern, die an diesen<br />
Seminaren teilnehmen, besonders motiviert<br />
sind. Ihre Einstellungen sind deshalb<br />
auch nicht zu verallgemeinern.<br />
Information und Perspektiven<br />
Eine prä- oder postnatale Diagnosemitteilung<br />
sollte verbunden sein mit angemessenen<br />
Informationen für die Eltern.<br />
Dabei ist wichtig, eine eigene wertschätzende<br />
Haltung gegenüber einem<br />
Leben mit Behinderung auszudrücken.<br />
Es sollte reflektiert werden, wie sehr die<br />
von den Eltern zu leistenden Bewältigungsprozesse<br />
in der nachfolgenden<br />
Zeit von der Erstinformation geprägt<br />
sind und wie dadurch ihre Möglichkeiten<br />
beeinflusst werden, neue Lebens-