Nr. 36, Januar - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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FREIZEIT<br />
tessoripädagogik („Der Weg, auf dem<br />
die Schwachen sich stärken, ist der gleiche<br />
Weg, auf dem die Starken sich vervollkommnen“,<br />
Maria Montessori).<br />
Die inhaltliche Gestaltung liegt bei<br />
einer speziell ausgebildeten Rehasportlehrerin<br />
(Sonja Börger). Organisatorisch<br />
verantwortlich ist ein Sportpädagoge<br />
des Trägervereins (Axel Rusnak, freier<br />
Mitarbeiter des TV Bretten). Die medizinische<br />
Betreuung und Beratung übernimmt<br />
der Kinderarzt Dr. Matthias<br />
Gelb.<br />
Träger der <strong>Down</strong>-Gruppe ist der<br />
Turnverein 1846 Bretten e.V. Die Organisationsform<br />
entspricht in identischer<br />
Form den anderen Integrationssportgruppen<br />
des Vereins, die durch die Mitgliedschaft<br />
des TV Bretten im Badischen<br />
Behindertensportverband und im Badischen<br />
Sportbund eingebunden sind. Alle<br />
Teilnehmer sind satzungsgemäß ordentliche<br />
Mitglieder im Turnverein<br />
Bretten und somit versicherungsrechtlich<br />
von der Abfahrt zu Hause bis zur<br />
Ankunft nach den Veranstaltungsterminen<br />
komplett abgesichert.<br />
Aufgrund der chronischen Ausprägung<br />
der Behinderungen konnte eine<br />
Durchführung im Rahmen des anerkannten<br />
Rehabilitationssports mit dem<br />
zuständigen Sportverband arrangiert<br />
werden. Dadurch ist der Trägerverein in<br />
der Lage, gegenüber den Krankenkassen<br />
der Teilnehmer eine Gebühr für jede<br />
besuchte Bewegungsstunde abzurechnen.<br />
Voraussetzung hierfür ist lediglich<br />
ein Antrag auf Förderung von Rehasport<br />
des behandelnden Kinderarztes.<br />
Wasserspaß auf der Rutsche<br />
44 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>36</strong>, Jan. 2001<br />
Inhalt und Konzept<br />
Nach dem Motto „Bewegung und Sport<br />
benötigt keine Normen“ wird jedes mögliche<br />
Podium als Bewegungsraum etabliert.<br />
Primäres Hilfsmittel ist dabei immer<br />
der eigene Körper oder der Körper<br />
eines Partners. Auch eine Vielzahl von<br />
Alltagsmaterialien (Korken, Planen, Kastanien<br />
etc.) kommt in den verschiedenen<br />
Räumlichkeiten (Sporthalle, Hallenbad<br />
und Freigelände) zum Einsatz.<br />
Durch die gute Ausstattung der Sporthalle<br />
und des Schwimmbades ist der<br />
Einsatz von Großmaterialien in Form<br />
von Bewegungsbaustellen sowohl in offenen<br />
als auch geschlossenen Unterrichtsformen<br />
möglich.<br />
Nach einigen Bewegungsstunden<br />
wurden die Erfahrungen der Sportlehrerin<br />
und der Teilnehmer reflektiert. Im<br />
Konsens aller Beteiligten wurde ein erlebnisorientierter<br />
Ansatz für den weiteren<br />
Verlauf gewählt. Innerhalb dieses<br />
Ansatzes wechseln Phasen des strukturierten<br />
Vorgehens (intentional) mit den<br />
Phasen des freien Spiels (inzidenziell).<br />
Obwohl die Neugier der Kinder mit<br />
<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, neue Erfahrungen zu<br />
machen, oftmals sehr groß ist, kann<br />
auch ein gewisses Vermeidungsverhalten<br />
gegenüber manch unbekannter Herausforderung<br />
festgestellt werden. In solchen<br />
Situationen kommen, gesteuert<br />
durch die Sportlehrerin, die Geschwisterkinder<br />
oder auch die Begleitperson<br />
ins Spiel, um neue Bewegungen und unsichere<br />
Situationen in sicher empfundene<br />
Situationen zu wandeln und bewältigbar<br />
zu gestalten.<br />
Wichtig ist dabei, die Hilfestellung nicht<br />
permanent anzubieten, sondern baldmöglichst<br />
wieder zu reduzieren und eine<br />
Selbstwirksamkeit bei der Bewältigung<br />
in den Vordergrund zu rücken.<br />
Diese Selbstwirksamkeit soll den <strong>Down</strong>-<br />
Kindern die eigenen Möglichkeiten vergegenwärtigen<br />
und somit ein gestärktes<br />
Selbstbildnis produzieren. Teilweise<br />
kann mit diesem Selbstbildnis bei<br />
neuartigen Bewegungsanforderungen<br />
das Vermeidungsverhalten reduziert<br />
werden, indem die Fokussierung der<br />
Kinder mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> auf zuvor<br />
bewältigte Aufgaben gelenkt wird.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist in<br />
diesem Zusammenhang die Rollenverteilung<br />
unter den Teilnehmern. So werden<br />
die Geschwisterkinder dahin gehend<br />
sensibilisiert, nicht nur in Vorzeigerollen<br />
zu schlüpfen und Hilfestellung<br />
zu geben, sondern vielmehr den aktiven<br />
Teil den Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
zuzuweisen und auf deren Vorstellungen<br />
einzugehen.<br />
Ebenso ist es erforderlich, die Mütter<br />
aus ihrer natürlichen Beschützer- und<br />
Helferfunktion gegenüber ihrem Kind in<br />
die Rolle des passiven Betrachters<br />
schlüpfen zu lassen. Gelingt es, diese<br />
Rollenzuteilung zu erreichen, ist ein signifikant<br />
besseres eigenbestimmtes Handeln<br />
der Kinder mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
festzustellen als mit einer herkömmlichen<br />
Rollenverteilung von helfen, beschützen<br />
und vormachen der begleitenden<br />
Personen oder Geschwisterkinder.<br />
Die Frage der Motivation wird intraindividuell<br />
betrachtet und bei Bedarf für<br />
jedes Kind eine spezielle Strategie entwickelt,<br />
die dem sozioökonomischen<br />
Umfeld entspricht. Dabei werden die<br />
Schlüsselreize des einzelnen Kindes ermittelt<br />
und als Verstärkung zur Bewältigung<br />
neuer Aufgaben eingesetzt. Die<br />
Palette reicht dabei von metaphorischer<br />
Beschreibung einer Bewegungsgeschichte<br />
bis hin zur klassischen Vorstrukturierung<br />
eines Idealvorbildes<br />
durch andere Teilnehmer und der<br />
Nachahmung des <strong>Down</strong>-Kindes.<br />
Innerhalb des Stundenverlaufes von<br />
ca. 90 Minuten stellen der Anfang und<br />
der Schluss mit immer wiederkehrenden<br />
Elementen (Begrüßung und kurzer<br />
Austausch der Teilnehmer zu Beginn<br />
sowie das Ende mit Schlusslied und Verabschiedung<br />
an fixierten Plätzen) sichere<br />
Momente für die <strong>Down</strong>-Kinder dar.<br />
Mit steigender Sicherheit der Kinder