Januar 2013 - Deutscher Forstverein
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Re(h)zept für<br />
ein besseres Jagdgesetz<br />
von Werner Weltersburg,<br />
Gerne‑Koch aus dem Westerwald<br />
zutaten:<br />
… 1 Oberschale<br />
aus der Rehkeule<br />
für die panade<br />
… Mehl<br />
… 3 Eier<br />
… Semmelbrösel<br />
… 3 Esslöffel Butter<br />
… Salz<br />
… Pfeffer<br />
34<br />
waldreZept<br />
proWALD : JanUar <strong>2013</strong><br />
Leider lässt sich gutes Essen nicht per Gesetz verordnen.<br />
Selbst im Petitionsausschuss des Bundestages<br />
sind keine Eingaben bekannt, die schmackhaftere<br />
Menüs auf deutschen Tischen fordern.<br />
Aber vielleicht kann man bessere Gesetze durch<br />
neuartige Re(h)zepte herbeikochen. Dieser Gedanke<br />
kam mir in den Sinn, als ich über das Re(h)zept<br />
dieser <strong>Januar</strong>-Ausgabe nachdachte.<br />
Denn Ende November war in Berlin der Entwurf<br />
zur Änderung des Bundesjagdgesetzes veröff entlicht<br />
worden. Und darin stand tatsächlich neben vielen<br />
anderen klugen Neuerungen die »Verlängerung der<br />
Jagdzeit auf den Rehbock bis zum 31. <strong>Januar</strong>«. Eine<br />
Sensation. Kaum eine Woche später hat das Ministe‑<br />
rium den Entwurf leider wieder kassiert; »nach einer<br />
weiteren Abstimmung auf Leitungsebene«, so die Be‑<br />
gründung. Schade.<br />
Ich glaube, die Staatssekretäre sind schuld. Sie<br />
konnten ihrer Ministerin Ilse Aigner nicht erklären,<br />
wozu ein im <strong>Januar</strong> geschossener Rehbock taugen<br />
soll. Denn es gibt keine vernünftigen Kochrezepte<br />
dafür. Da muss ich den Männern und Frauen auf der<br />
Leitungsebene des Ministeriums recht geben.<br />
Lassen Sie uns das hiermit ändern. Wir kochen<br />
<strong>Januar</strong>‑Rehbock, nach einem völlig neuartigen Wild‑<br />
rezept. (Aber fragen Sie mich jetzt bitte nicht, wo<br />
und wann ich das Tier erlegt habe! Ich verweigere die<br />
Aussage.)<br />
Widmen wir uns zunächst dem ganzen Tier. Ja‑<br />
nuar‑Rehböcke erkennt man daran, dass sie selten ein<br />
Gehörn tragen. Deshalb sind sie für viele Jäger unin‑<br />
teressant, denn traditionsbewusste Waidgenossen fi n‑<br />
den an dem Tier rein gar nichts zum Abkochen. Wir<br />
schon. Denn wir konzentrieren uns auf die hinteren<br />
Körperteile des Bocks. Die Keulen. Zunächst zerle‑<br />
gen wir sie in ihre Bestandteile: Nuss, Unterschale,<br />
Oberschale, Beckenmuskel. Wie das geht, kann man<br />
nachlesen: Olgierd Graf Kujawski, »Das große Buch<br />
vom Wild«. Ein tolles Werk des leider zu früh ver‑<br />
storbenen Journalisten‑ und Waidwerk‑Kollegen.<br />
Für unser Re(h)zept wählen wir die Oberschale.<br />
Wir machen daraus: Paniertes Rehbockschnitzel.<br />
Die Oberschale leicht diagonal in etwa fünf<br />
Millimeter dicke kleine Schnitzel schneiden. Das<br />
Fleisch in einen Frischhaltebeutel legen und schön<br />
fl ach klopfen. Mit weißem Pfeff er und Salz würzen,<br />
mit Mehl bestäuben, durch aufgeschlagenes Ei zie‑<br />
hen, dann in Semmelbrösel wenden und in reichlich<br />
Butter langsam goldbraun ausbacken – Butter nicht<br />
zu stark erhitzen, sonst wird sie bitter. Fertig.<br />
Das Ergebnis ist erstaunlich: Wir haben eines<br />
der schnellsten Wildgerichte aller Zeiten auf dem<br />
Teller. Und es lässt sich nach Laune variieren. Ich<br />
mische zum Beispiel gerne Röstzwiebeln in die Pa‑<br />
nade oder paniere Wildschweinkottelets mit Brö‑<br />
seln aus Pumpernickel (Überläufer‑Kotelett im<br />
Schwarzkittel könnte man das nennen). Auch Pis‑<br />
tazien, Haselnüsse, Petersilie und vieles mehr kann<br />
man zur Geschmacksvariation jeweils fein zerhackt<br />
unter die Panade mischen.<br />
Für die Beilage lässt die Fantasie viel Spielraum.<br />
Zum panierten Schnitzel passt Kartoff elsalat ebenso<br />
gut wie Salzkartoff eln, Semmelknödel oder Spätzle.<br />
Für die weitere Dekoration des Teller gebe ich<br />
gerne einen Tipp von proWALD‑Leser Ulrich Iwa‑<br />
nowski weiter: Hagebuttenmark oder Vogelbeer‑<br />
gelee sind zwei schöne aromatische Zugaben zum<br />
Reh und natürliche Alternativen zur langweiligen<br />
Preiselbeermarmelade.<br />
Guten Appetit und Waidmannsheil. Der Au‑<br />
tor freut sich über Resonanz per Mail (rehzepte@<br />
email.de) und hoff t, dass in absehbarer Zeit<br />
der <strong>Januar</strong>‑Rehbock straff rei zubereitet wer‑<br />
den darf – zum Beispiel auch in der Kantine des<br />
Bundeslandwirtschaftsministeriums.<br />
Foto: ibefi sch/pixelio.de