BOGART 17 (BeOurGuestARTist)
Das Gießener Mitmachmagazin für Creative – Aktuelles und Zeitloses aus Kunst-Kultur-Comic
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Römerberg<br />
Im Rahmen des Ehrengastauftritts von Brasilien bei der Frankfurter Buchmesse 2013 präsentiert die<br />
Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals in Deutschland die Vielfalt der brasilianischen Graffi tikunst. In<br />
Brasiliens Metropolen fi ndet sich eine der weltweit lebendigsten und künstlerisch interessantesten<br />
Szenen in diesem Bereich. Diese bunte, dynamische und einzigarte Bewegung unterscheidet sich sowohl<br />
inhaltlich als auch ästhetisch wesentlich von der amerikanischen und europäischen Street-Art-Szene. Nicht<br />
nur das spezifi sche politisch-soziale Klima in einem von tiefgreifenden Umbrüchen gekennzeichneten Land,<br />
sondern auch eine ungeheure Vielfalt von Techniken und Stilen lassen die brasilianische Street-Art aus der<br />
globalisierten Graffi tikultur hervortreten. Elf Künstler und Künstlergruppen aus São Paulo und anderen<br />
Metropolen Brasiliens sind eingeladen, ihre Bilder ausgehend vom Gebäude der Schirn im gesamten Frankfurter<br />
Stadtraum zu realisieren. Gezeigt werden fi gurative und abstrakte, heitere und gesellschaftskritische Bilder<br />
– von überdimensionalen Wandgemälden bis zu unscheinbaren ephemeren Zeichen. Bespielt werden unter<br />
anderem Frankfurter Bankentürme, Brückenpfeiler am Mainufer, die Bodenfl äche der Frankfurter Hauptwache,<br />
die Matthäuskirche und das ehemalige Polizeipräsidium der Stadt. Ein zusätzliches Highlight ist ein bemalter<br />
U-Bahn-Zug – diese als „Wholetrain“ bekannte Form des Graffi tis ist eine Königsdisziplin der Szene.<br />
G<br />
STREET-ART BRAZIL<br />
5. SEPTEMBER - 27. OKTOBER 2013<br />
Di, Fr–So 10–19; Mi, Do–22 Uhr<br />
Tinho (a.k.a. Walter Nomura) São Paulo, 2012 © Tinho (a.k.a. Walter Nomura)<br />
LAM – THE PERFORMANCE OF STYLE – noch bis<br />
zum 22. September 2013 in der SCHIRN präsent – begleitet<br />
den Besucher mit zeitgeistigen Zitaten und Wand-KLARtexten<br />
der Protagonisten durch die einzelen Ausstellungskapitel der rund<br />
extraordinären 100 SHOWstücke: „Man sollte entweder ein Kunstwerk<br />
sein oder eines tragen.“ (Oscar Wilde) oder „Sei stets elegant gekleidet,<br />
gepfl egt, gelassen, freundlich, höfl ich und vollkommen Herr der Lage.“<br />
(Gilbert&George) und „Wenn wir alle nur Teile eines einzigen Körpers sind,<br />
dann nur deswegen, weil er weder weiblich noch männlich ist, oder besser<br />
24 Bogart<br />
gesagt, weil er beides ist, ein androgyner oder bisexueller Körper zugleich.“<br />
(Norman O. Brown). Und was Undergroundfi lmer Jack Smith lettert (s.<br />
rechts), charakterisiert das stete Interesse an Glamour, Style und Fashion,<br />
durch das Andy Warhol zu einer zentralen Figur des Glam wurde. Sein<br />
Konzept der narzisstischen Zurschaustellung und Performance als ewiger<br />
modus operandi, exemplifi ziert durch den Spiegeleff ekt der mit Alufolie<br />
und silberner Farbe verkleideten Wände seines Ateliers, der „Factory“,<br />
bildeten ein konzeptionelles Fundament des Glam. Die dekadente Kühle<br />
von The Velvet Underground, der „Hausband“ der Factory, lieferte den<br />
ALLEN JONES<br />
Green Table Sculpture, 1972<br />
In Übereinstimmung mit der Popästhetik verfolgte<br />
Allen Jones das Ziel, eine Skulptur „ohne Merkmale<br />
der bildenden Künste, ohne kunstgeladene<br />
Kleidung“ zu schaff en. In seinem Werk Green Table<br />
aus dem Jahr 1972 verwendete er die weibliche<br />
Figur für ein Möbelstück; die Puppe wurde nach<br />
Jones’ Vorgaben von einem Mannequinhersteller<br />
angefertigt. In dem von Feministinnen damals<br />
wie heute kritisierten Werk klingen deutlich<br />
fetischistische und sado-masochistische<br />
Untertöne an. Jones selbst verstand es als<br />
eine Herausforderung an den<br />
Begriff der bildenden Kunst. Die<br />
„trashigen“ Materialien – Leder<br />
und PVC – verleihen ihm eine<br />
Künstlichkeit, die stark an Glam erinnert.<br />
Der bereits im Alter von<br />
29 Jahren verstorbene<br />
Piero Manzoni (1933<br />
- 1963) gilt, trotz seines kurzen<br />
Lebens, als folgenreichster<br />
Künstler der italienischen<br />
Nachkriegskunst. Am 13. Juli<br />
2013 wäre Manzoni 80 Jahre<br />
alt geworden. Aus diesem<br />
Anlass – und zugleich exakt<br />
fünf Jahrzehnte nach seinem<br />
Tod – ehrt das Frankfurter<br />
Städel Museum diesen zentralen<br />
Künstler der europäischen<br />
Nachkriegsavantgarde mit einer<br />
Ausstellung.<br />
Über 100 Arbeiten aus allen<br />
Schaff ensperioden des Künstlers<br />
ermöglichen einen komplexen<br />
„Glitzer ist das<br />
Make-Up der Malerei.“<br />
(Robert Malaval)<br />
Schaumainkai 63,<br />
Frankfurt<br />
Di, Fr, Sa So 10–18<br />
Mi, Do 10–21 Uhr<br />
PIERO MANZONI<br />
ALS KÖRPER KUNST WURDEN / - 22.9.13<br />
Manzoni unterschreibt auf einem Model während<br />
eines Kurzfi lmdrehs für Filmgiornale SEDI. Milano,<br />
1961. © Courtesy Fondazione Piero Manzoni, Milan<br />
Einblick in ein bis heute virulentes Werk zwischen Informel und dem Aufkommen<br />
eines neuen Kunstbegriff s, zwischen klassischer Moderne und Neoavantgarde,<br />
zwischen Kunst und Alltag.<br />
"Piero Manzoni ist nicht weniger als einer der Wegbereiter unserer Gegenwartskunst,<br />
der Body Art, Performance, Konzeptkunst und Land Art gleichermaßen beeinfl usst<br />
hat", erläutert Dr. Martin Engler, Leiter der Sammlung Gegenwartskunst im Städel<br />
und Kurator der Schau.<br />
Bezugspunkt für Roxy Music ebenso wie für David Bowie: Bowies ständige<br />
Neuerfi ndung fi ktiver Persönlichkeiten durch die 1970er Jahre hindurch<br />
kann als eine Weiterführung Warholscher Ansätze angesehen werden.<br />
Fotos: Reinhard h d Müller-Rode ll d<br />
Das Mitmachmagazin