Otto Emersleben
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verbieten, das zu tun, was wir zu tun haben. Schon die Gründerväter der<br />
Vereinigten Staaten haben nicht erst in London nachgefragt, ob sie auch tun<br />
durften, was sie zu tun hatten.”<br />
Es war höchste Eile geboten. Kam erst die Politik ins Spiel, half kein sachliches<br />
Argumentieren mehr. Das war in diesem Lande nicht anders als überall auf der<br />
Welt. Ich klopfte die Wand ab, tastete prüfend auf beiden Seiten nach einer<br />
Öffnung - von einer Tür keine Spur. Wir saßen in einer Falle.<br />
Ted sprach noch immer zu der begeisterten Menge. Cook, den ich verängstigt<br />
verlassen, fand ich bei meiner Rückkehr in eine höchst angeregte Unterhaltung mit<br />
einem Unbekannten vertieft, einem älteren Herrn mit Vollglatze, Brille und grauem<br />
Spitzbart. Sobald der Doc mich sah, stellte er mir seinen Gesprächspartner und<br />
mich diesem vor: “Mister May, dies ist Mister Dixon. Mister Dixon, dies ist<br />
Mister May. May, Mister Dixon ist gekommen, um zu vermitteln.”<br />
“Hi, I’am Joseph A. Dixon, Senator Dixon.” Der Mann streckte mir freundlich die<br />
Hand entgegen und fuhr zu erklären fort: “Ich bin Senator des Staates Montana in<br />
Washington. Erfreut, Sie kennenzulernen, Mister---” Mit einer hilflosen Geste<br />
seiner Rechten gab er zu erkennen, daß die gegenseitige Vorstellung durch Doktor<br />
Cook folgenlos an ihm vorbeigerauscht war. Er mochte etwa in meinem Alter sein,<br />
doch roch man seine Senilität drei Meilen gegen den schlimmsten Schneesturm.<br />
“--- May”, half ich ihm umgehend aus. “Die Freude ist ganz meinerseits.” Ich ging<br />
sofort auf Distanz zu dem Mann. Oft haben Menschen mit schlechtem<br />
Gedächtnis unlautere Absichten, weil sie sich an das Gute, das sie einst gewollt,<br />
nicht mehr erinnern.<br />
“Da unser Freund Cook in gewisse --- nun, in gewisse Schwierigkeiten geraten ist,<br />
möchte ich gern meine guten Dienste anbieten, um - sagen wir mal: um es allen<br />
Seiten gerecht zu machen. Mir als Politiker liegt dabei verständlicherweise das<br />
Gemeinwohl mehr denn alles andere am Herzen.”<br />
Sieh an! Ein Faselhans war er auch noch. “Was fordern die Leute denn?”, fragte ich<br />
scharf. “Soll Doktor Cook aufgehängt werden? Oder will man ihn lieber<br />
erschießen?”<br />
“Aber lieber junger Freund! So sind unsere Menschen hier nun einmal. Rauhe<br />
Schale, harter Kern - ich meine, es passiert nicht zum erstenmal, daß man die<br />
Guten falsch versteht und sie für streitsüchtig hält. Oder schlimmer noch - für<br />
gewaltbereit. Neinnein, niemand will unserem Gast von der Ostküste ans Leben.<br />
Was sie wollen, ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Die über jeden<br />
vernünftigen Zweifel erhabene Wahrheit. Wer kann ihnen das verzweifeln, äh, ich<br />
meine verübeln - will sagen, jedenfalls --- unter gewissen Umständen?”<br />
“Und diese Umstände scheinen Ihnen jetzt eingetreten zu sein, Senator?”<br />
“Allerdings. Das scheinen sie mir. Ich sehe, wir verstehen einander, Mister---”<br />
“May, Senator. Was wollen die Leute also?” Ich war selbst gespannt, wie lange<br />
meine Geduld mit diesem Tattergreis und selbsternannten Vermittler wohl reichen