Otto Emersleben
Otto Emersleben
Otto Emersleben
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mit laut anteilnehmender Begeisterung: "Hahaha ---"<br />
"Wir müssen Ihre Haare wieder auf Kablunalänge schneiden, damit Sie als<br />
Weißer glaubwürdig sind", raunte Whitney mir zu und sagte daran anschließend<br />
zu der jungen Frau: "Der fremde Jäger hat dem Kablunajäger das Fell eines<br />
Omingmong zum Geschenk gemacht. Wirst du es für mich haltbar machen? Ich<br />
möchte es mit mir ins Land der Kabluna nehmen." Die von Whitney als Aleqasina<br />
Angeredete wog den Kopf hin und her, ehe sie antwortete: "Sobald unsere Jäger<br />
zurückkommen, wird es viel Arbeit mit Fellen geben. Also werde ich deines am<br />
besten sofort schaben. Wo ist es?"<br />
"Vor eurem Iglu. Gefroren auf einem leichten Schlitten."<br />
"Laß es, wo es ist. Mit dem Schlitten. Sobald es zu schneien aufhört, hole ich es<br />
herein, um es aufzutauen. Und wenn ich es durchgekaut und aufgespannt haben<br />
werde, bringe ich es Dir."<br />
"Ich danke dir."<br />
"Oh - nichts zu danken, Kablunajäger."<br />
"Nichts zu danken, nichts zu danken, Kablunajäger", äffte im Hintergrund eine<br />
Stimme schrill Aleqasina nach. "Ich wüßte schon, wie ich mir von dir danken<br />
lassen würde, Kablunajäger. Aber kann man einem Walroß das Fliegen<br />
beibringen?" Die Frauen lachten ausgelassen zu der gutmütigen Neckerei. Ich sah,<br />
daß sie Whitney mochten. Aus ihrem Gelächter flog nun eine Frage auf, die<br />
offensichtlich direkt an mich gerichtet war. "Es muß doch unter den Kabluna<br />
außer Pearyoksoah noch andere geben, von denen sich eine Frau ---"<br />
"Hör auf damit!", unterbrach Aleqasina die Fragerin.<br />
"Laß mich ausreden! Was du von ihm hältst, wissen wir zur Genüge."<br />
"Ja, sie soll ausreden!" forderten nun auch die anderen Näherinnen.<br />
"Ich meine: außer Pearyoksoahs Rauhbeinen. Männer, denen es noch etwas<br />
bedeutet, die einsame Frau eines für viele Mal Schlaf abwesenden Jägers in den<br />
Armen zu halten und sie zu trösten, indem er sich selbst tröstet. Das wollte ich<br />
sagen.”<br />
Die Rednerin sah mich unverwandt an. Unter ihrem Blick, angespornt auch durch<br />
die im Raume herrschende Atmosphäre, regte sich mein Geschlecht, und wiewohl<br />
ich bislang annehmen zu dürfen geglaubt, in Hinsicht auf derlei Dinge<br />
altersbedingt längst über den Berg zu sein, empfand ich das drängende<br />
Sicherhebenwollen nicht als peinigend, sondern als angenehm. Erst jetzt merkte<br />
ich, daß die Hände im Schoße der Frau keine Nadel hielten wie die Hände der<br />
immer noch emsigen anderen; sie hatte nicht genäht, sondern ein Fell gekaut, um<br />
das letzte Fett daraus zu entfernen und die Haut so mit Hilfe im Speichel<br />
vorhandener Wirkstoffe vor Verderb zu schützen.<br />
"Die Frau eines abwesenden Jägers ist tabu", zitierte ich, meine Verlegenheit<br />
überspielend, schnell die Sentenz, die Whitney mir beigebracht hatte.<br />
"Hahaha! Tabu, tabu --- ! Das sagen euch unsere Männer, wenn sie zur Jagd<br />
fortziehen. Tabu ist Männersache. Und ihr seid so dumm es zu glauben, weil ihr<br />
auch Männer seid. Unsere Jäger wollen nur selbst bestimmen können, mit wem<br />
wir unser Vergnügen haben. Mehr steckt nicht hinter dem, was sie tabu nennen.<br />
Stimmt's, Aleqasina?"<br />
Die Angesprochene, wenn auch zögerlich, nickte bestätigend. Doch gab die